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Falschgeld – oder wo kommen eigentlich unsere Münzen her

Das erste, was die Gruppe der baden-württembergischen VDLer bei ihrem Besuch der staatlichen Münze Ende September in Stuttgart zu hören bekam, war der Hinweis, dass hier erstaunlicherweise kein Geld geprägt würde. Die Prägeprodukte würden erst durch den Transport zur entsprechenden Stelle der Bundesbank und durch die dort erfolgende Anerkennung zu echtem Geld gemacht.

Dies hinderte uns aber bei der Führung nicht, staunend den Weg vom unbearbeiteten Metallstück, der Ronde, bis hin zur fertig geprägten Münze zu verfolgen. So sahen wir zu Beginn in den durch mächtige Tresortüren geschützten Lagerräumen tief beeindruckt viele gestapelte Metallkisten mit der Aufschrift „10 Euro Münzen“, Inhalt „300 000 Euro“.

Derzeit werden an den unermüdlich laufenden Pressen Münzen für Bolivien geprägt, sogenannte Bolivanos. Diesen Auftrag von über 400 Millionen Münzen hatte sich die staatliche Münze auf Grund einer bolivianischen Ausschreibung ergattert. So konnten wir direkt am Objekt den Herstellungsprozess verfolgen. Bis zu 12 Münzen pro Sekunde spuckt die Presse aus, alles präzise über PC-Programme gesteuert.
Die gleichzeitig von oben und unten zustoßenden Prägestempel halten dieses Tempo nur einen Tag aus und müssen dann ausgetauscht werden.
Diese Münzen werden dann genauestens gezählt, überprüft, Fehlprägungen aussortiert und alles genau protokolliert, sodass kein Münzstück verloren geht. Angesichts der großen, z.T. bis zum Rand mit Münzen gefüllten Behälter kamen wir uns wie bei einem Besuch bei Dagobert Duck vor.

Der Werdegang dieser Münzstempel vom großen, von Künstlern und Graphikern entworfenen Gipsbild der Münze mit dem jeweiligen Motiv von Vor- und Rückseite über Kunststoffnegative bis hin zum metallischen „Urstempel“, dem alle späteren Produktionsstempel gleichen, wurde uns genauestens erläutert.
Auch die Herstellung von Medaillen, also von „Münzen“ ohne eingeprägten Geldwert konnten wir direkt verfolgen. Es war gerade ein privater Auftrag zur Medaillen-prägung im Gange. Diese Medaillen wurden in der Form „Spiegelglanz“, einer Qualität, die insbesondere von Sammlern bevorzugt wird, geprägt. Jede einzelne Medaille wurde von Hand eingelegt, ausgepresst und dann sofort von Hand aus der Presse geholt und genauestens auf eventuelle Fehler überprüft. Es war für uns nahezu unmöglich, bei den Ausschussmedaillen die dort festgestellten kleinsten Fehlstellen zu erkennen. In der staatlichen Münze selbst arbeiten 65 Angestellte, die alle Spezialisten von hoher Kompetenz sind, da die Münze, um nahezu autark zu bleiben, fast alle Werkzeuge selbst herstellt und pflegt. Die Sicherheit nach außen und innen hat höchste Priorität. So konnten wir, trotz mehrfacher Nachfrage nicht erfahren, wie die Rohmaterialien ins Werk kommen, wer die fertigen Produkte abholt, wann das passiert und wohin sie kommen.
Die riesigen gepanzerten Stahlzufahrtstore für den An- und Abtransport machten einen absolut einbruchsicheren Eindruck auf uns.

Die Bediensteten selbst dürfen keine Münzen in ihren Geldbeuteln mitbringen und sogar in der im Gebäude befindlichen Kantine – keiner darf in der Mittagspause das Gebäude verlassen -darf nur mit Scheinen, bzw. mit Chips bezahlt werden.
Und auch wir wurden nach Ende unserer sehr professionellen und spannenden Führung vor dem Ausgang wie beim Flughafencheck-in nochmals mittels Röntgen und Sonden unter die Lupe genommen.
Doch als kleinen Trost erhielten wir alle eine wunderschöne „Spiegelglanzmedaille“ der Münze (siehe Bild).
Hermann Wiest

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