VDL-Seminar: Textwerkstatt für professionelles Schreiben

Foto: Constanze von Poser

Wieder viel gelernt – Textwerkstatt für professionelles Schreiben

Vom 18. bis 20. Februar trafen sich VDLer aus verschiedenen Landesverbänden in Hannover, um ihre Schreibkünste auf den Prüfstand zu stellen und im Rahmen einer „Textwerkstatt“ zu verbessern.

Eigentlich sollten wir als Akademiker das Schreiben gelernt haben – das ist jedenfalls eine weit verbreitete Annahme. Allerdings gehört es auch zu den ersten Erfahrungen im Berufsleben, dass das Verfassen von Referaten und Masterarbeiten einen nicht automatisch für gutes berufliches Textwerk qualifiziert. Der wissenschaftliche Stil ist selten geeignet, Sachverhalte für eine nicht wissenschaftliche Zielgruppe kurz und prägnant, aber auch verständlich zu formulieren. Die von der Kommunikationsexpertin Constanze von Poser geleitete Textwerkstatt legte mit dem Untertitel „Richtig formulieren – effizient kommunizieren“ den Fokus auf genau diesen Zusammenhang.

Es ist kein Zufall, dass sich bei Weiterbildungsangeboten des VDL regelmäßig „Wiederholungstäter“ anmelden. So war es auch bei dieser Textwerkstatt – die meisten Teilnehmenden kannten einander schon aus früheren Seminaren. Wir brachten schon viele unterschiedliche Erfahrungen mit dem berufsbedingten Schreiben für unterschiedlichste Zielgruppen mit. So hatten wir die Erwartung, Wissen aufzufrischen, kreative Schreibtechniken kennenzulernen und Anregungen für einen guten Schreibstil mitzunehmen.

Zum Warmlaufen erfolgte die Vorstellungsrunde als eine Art Scrabble mit den einzelnen Buchstaben der Namen der Teilnehmenden. Das Ergebnis eignet sich für eine Bewerbung nur bedingt, machte aber viel mehr Spass und gewährte unerwartete Einblicke in Persönlichkeiten, die sich teilweise schon lange kennen (Stichwort: Wiederholungstäter).

Im weiteren Verlauf ging es immer wieder um gute Kommunikation: Was ist die Botschaft, an wen richtet sie sich, welche Anforderungen stellt die Zielperson an den Text. Das ist die wichtigste Grundlage guter Texte. Daraus ergibt sich die Textstruktur, der angemessene Schreibstil, das Vokabular. Im Detail müssen weitere Entscheidungen getroffen werden: Wieviel Zeit haben Lesende, haben sie schon Hintergrundwissen oder muss es mitgeliefert werden? Sind Fachbegriffe unproblematisch oder müssen sie vermieden werden? Dies sind nur einige Beispiele, die sich noch beliebig erweitern lassen. Hierzu lieferte die Dozentin einen strukturierten Überblick über den Rahmen gelungener Textarbeit und alle Bausteine, die dafür zu berücksichtigen sind.

Der Rest ist Machen. Immer wieder, auch nach dem Seminar, bei dem die Theorie durch mehrere Übungen

aufgelockert wurde. Es gab Beispiele für „Verständlichmacher“ – ein Begriff, der mir neu war und den ich sehr hilfreich finde. Für welchen Kontext schreibe ich – soll es ein Pressetext werden oder eine Projektzusammenfassung für die Chefetage? Wichtig war uns auch der eigentliche Prozess des Schreibens – wie finde ich den Einstieg, welche kreativen Techniken können helfen, ins Schreiben zu kommen?

Dazu gab es Übungen mit teils überraschenden Ergebnissen. Zum Beispiel die Märchen-Übung: Wer hätte gedacht, dass man Dornröschen in einen feministischen Zusammenhang stellen oder Hänsel und Gretel aus dem ungewohnten Blickwinkel eines Baumes neu erzählen kann? So haben wir gelernt, eingefahrene Narrative aus einer ungewohnten Perspektive zu betrachten und neu zu bewerten. Nebenbei hatten wir mit den kreativen Ideen auch viel Spass.

Constanze von Poser gab auch einen guten Überblick über die Besonderheiten von Pressetexten. Dazu haben wir uns in einer Übung Überschriften und Teasertexte ausgedacht. Zu guten Texten gehören oft „sprechende“ Bilder, vor allem in der Pressearbeit spielen sie eine wichtige Rolle. Am Beispiel des traditionellen Gruppenfotos konnten wir erfahren, wie wir uns von langweiligen Standards befreien und alternative Ansichten visualisieren können. Das gelungene Foto für diesen Beitrag ist so entstanden – keiner von uns wäre auf eine solche Idee gekommen.

Auch wer schon viel geschrieben hat, konnte bei dieser Textwerkstatt Wissen und Erfahrungen überprüfen und auf den neuesten Stand bringen. Vor allem wurde wieder einmal – wie so oft in den VDL-Seminaren – deutlich, wie wichtig eine gute und verständliche Kommunikation ist. Professionelles Schreiben bietet dafür wichtige Werkzeuge. Die Dozentin Constanze von Poser hat uns nicht nur Grundlagen wie die Strukturierung von Botschaften für unterschiedliche Zielgruppen vermittelt. Wir haben auch ein Gefühl für guten Schreibstil und wertvolle Impulse für mehr Kreativität mitgenommen. Danke, Constanze, davon hätten wir gerne noch mehr – vielleicht in einem Aufbauseminar?

Text: Ruth Franken

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