VDL-NDS: Steiermark – Studienreise mit Hindernissen

Fotos: August und Manuela Daiber, Hartmut Lüdeke, Gustav Wehner

Mit ca. 1.000 km Entfernung sollte eine Studienreise in die Steiermark eine unproblematische Angelegenheit sein, denn den größten Teil der Entfernung kann man mit dem Zug zurücklegen. Nur vor Ort braucht man dann den Reisebus. Der (Fahr)Plan war also eigentlich ganz unkompliziert: Mit der Bahn von Hannover nach Linz in ca. sechs Stunden, in Linz den Abend an der Donau verbringen und am nächsten Tag weiter mit dem Reisebus in die Steiermark. In der praktischen Umsetzung klappte es nicht ganz, da ein lebensmüder Zeitgenosse die Bahn missbrauchte. Damit war die Hauptstrecke auf Stunden gesperrt. Die Verteilung der vielen Züge auf Nebenstrecken kostete uns viel Zeit durch Streckenüberlastung und Baustellen. Spaß hatten wir trotzdem, so leicht lassen wir uns nicht erschüttern. Wir haben alles geschafft, selbst den rasanten Umstieg im Münchener Hauptbahnhof. Der „entspannte Abend an der Donau“ schrumpfte nach der langen und anstrengenden Zugfahrt allerdings zu einer sehr kurzen Nacht im Hotel.

Auf dem Weg in die Steiermark war am Sonntag der erste Programmpunkt den weltberühmten Lipizzanern der Spanischen Hofreitschule in Wien gewidmet, die auf dem Gestüt Piber in Köflach geboren, aufgezogen und ausgebildet werden. Dort erfreuten wir uns an den eleganten Pferden, die übrigens dunkel geboren werden und erst viel später ihr weißes Fell entwickeln. Wir erhielten eine spannende Gruppenführung von einer Expertin, die all unsere Fragen umfassend beantworten konnte. Auf dem weiteren Weg nach Weiz, wo wir die ganze Woche logierten, konnten wir noch einen Blick in die berühmte Barbarakirche werfen, die von Friedensreich Hundertwasser gestaltet wurde.
Der Montag war ganz dem Ackerbau und der Saatgutwirtschaft in der Steiermark gewidmet. Herr Krenn, Saatguttechniker der Steirersaat eGen mit langjähriger Erfahrung, nahm uns am Flugplatz Unterfladnitz in Empfang, von wo die steirischen Hagelflieger starten. Die südöstliche Steiermark gehört zu den weltweit am stärksten von Hagelstürmen betroffenen Regionen, allein an diesem kleinen Flugplatz sind vier speziell ausgerüstete Hagelflieger stationiert.

Herr Krenn zeigte uns bei einer Feldrundfahrt typische Kulturen der Region und erklärte die Feinheiten der Züchtung, des Anbaus und der Saatgutvermehrung. Auf dem Programm standen unter anderem Acker- und Sojabohnen, Ölkürbis, Sorghumhirse und vor allem Mais, der hier beste Bedingungen für die Saatguterzeugung vorfindet. Abgerundet wurde das Thema mit einem Besuch der Saatgutaufbereitung der Raiffeisen Warengenossenschaft in Lannach, die ihre Produkte sehr erfolgreich europaweit vermarkten kann. Nachmittags besuchten wir die Ölmühle Labugger, um die Produktion des steirischen Kürbiskernöls kennenzulernen. Nach einer eher touristisch orientierten Einführung durch den Eigentümer bekamen wir vom Mitarbeiter, der gerade die Presse bediente, noch sehr interessante vertiefende Informationen zur gesamten Produktion.

Am Dienstag führte uns der Weg höher hinauf in die Berge westlich von Graz. Dort bewirtschaftet die Familie Weißensteiner einen Milchviehbetrieb auf Steillagen, die unserem Busfahrer bei der Anfahrt volle Konzentration und Können abverlangten. Die Familie ist das Wagnis eingegangen, aus dem Nebenerwerb in den Haupterwerb aufzustocken. Dazu musste investiert werden: Ein Boxenlaufstall in Hanglage mit Melkroboter bildet heute die Grundlage für eine erfolgreiche Milcherzeugung mit rund 60 Milchkühen und Nachzucht. Herr Weißensteiner hat jegliche Technik im Griff und hält nicht nur den Melkroboter in allen Lebenslagen zuverlässig am Laufen. Zum Einkommen trägt auch die Ferienwohnung bei; der Urlaub auf dem Bauernhof ist gut gebucht. Von der Geschichte des Hofes bekamen wir einen guten Einblick und waren sehr beeindruckt von der Tatkraft der Familie.

Nach einer Mittagspause im schönen Schloss Stainz besuchten wir den Schilcherland-Genusshof, wo wir eine steirische Besonderheit kennenlernen wollten. Der Schilcher ist ein Roséwein mit ganz eigenem Charakter, der nur in dieser Region produziert wird, die auch „Schilcherland“ genannt wird. Der Junior-Winzer, der in Geisenheim Weinbau studiert, nahm sich viel Zeit für uns und ging ausführlich auf unsere Fragen ein. Nebenbei wurden Wein, Schnaps und eine üppige Brotzeit gereicht und wir konnten auch einen Geschmackseindruck vom Schilcher bekommen.

Am Mittwoch eroberten wir die Riegersburg im östlich von Graz gelegenen Vulkanland. Sie wurde auf einem Basaltkegel errichtet, der sich erfolgreich der Erosion widersetzt hat. Von dort hat man einen grandiosen Blick ins Land – das war für eine frühzeitige „Feindsicht“ überlebenswichtig. Zur Burg gehören innerhalb der Mauern auch drei Hektar Rebfläche an den östlichen Bergflanken, die von der Winzerfamilie Bernhart bewirtschaftet werden. Die Burgweingärten zählen zu den exklusivsten Lagen der Steiermark mit vielen Sonnenstunden. Der vulkanische Boden hält nachts die Wärme und gibt dem Burgwein seinen speziellen Charakter. Bei Familie Bernhart bekamen wir einen Überblick über den Betrieb, die Besonderheiten des Burgweins und einen Rundgang durch den Weinkeller. Anschließend konnten wir bei einem Mittagsimbiss auch Kostproben der edlen Tropfen genießen.

Anschließend ging es zur Essigmanufaktur Gölles, die Ende der 50er Jahre vom Landwirt Alois Gölles gegründet wurde. Er stieg als einer der ersten in der Steiermark in den Apfelanbau ein – heute ist das südoststeirische Vulkanland Österreichs größtes Obstanbaugebiet. Alois Gölles junior übernahm und baute den Betrieb weiter aus, spezialisierte sich auf feine Essige und Edelbrände. 1984 entwickelte er ein Verfahren, nach italienischem Vorbild Apfel-Balsamessig herzustellen. Dazu wird der Most von steirischen Apfelsorten eingekocht, vergoren und mehrere Jahre in Eichenfässern gereift. Wir hatten uns schon etwas schlau gelesen und hegten große Erwartungen, in diesem Betrieb hinter die Kulissen blicken zu können. Leider wurden wir enttäuscht, denn anstelle der Betriebsgeschichte bekamen wir eine professionelle Verkaufsschau geboten. Unsere Führerin gab sich zwar viel Mühe, konnte aber unsere Fragen nur ansatzweise beantworten, denn sie war selbst erst seit wenigen Wochen dort tätig. Allerdings haben auch wir die in uns gesetzten Erwartungen nicht erfüllt, denn als Bahnreisende haben wir natürlich nicht den gewünschten Umsatz generiert.

Die bessere Entscheidung trafen drei Damen aus der Gruppe, die sich in die ganz in der Nähe gelegene Schokoladenmanufaktur Zotter absetzten. Schokolade vom Feinsten – mit den entsprechenden Preisen – wurde ad libitum während der Betriebsführung zum Probieren bereitgestellt. Da waren selbst die drei Naschkatzen am Ende leicht überfordert.

Der Donnerstag war für Graz vorgesehen, die Landeshauptstadt der Steiermark. Eine mehrstündige Führung versorgte uns mit allen wesentlichen Informationen zur Geschichte und zur aktuellen Lage der Stadt und brachte uns zu allen Orten, die man gesehen und von denen man den Ausblick genossen haben muss. Am Nachmittag besuchten wir die Landwirtschaftskammer Steiermark, wo uns ein Überblick über die Landwirtschaft der Region und die Aufgaben der Kammer geboten wurde. Ähnlichkeiten mit und Unterschiede zu unserer niedersächsischen Landwirtschaftskammer konnten wir mit den steirischen Kollegen diskutieren und uns über Märkte, Direktvermarktung und Agrarförderung in der Steiermark und anderswo austauschen.

Der Freitag begann mit einer Besichtigung der gleich neben dem Hotel liegenden Basilika von Weiz. Unsere freundliche Kirchenführerin begleitete uns dabei mit viel Leidenschaft von der Kirchentür bis vor zum Hochaltar. Zu sehen waren neben vielen Kunstobjekten die Orgel, wunderschöne Deckenfresken und ein Rosenkranzaltar. Die Basilika zählt zu den schönsten spätbarocken Kirchen der Steiermark. Anschließend wurden wir vom Obstbauern Josef Wilhelm abgeholt, der uns zunächst im Bus durch das Steirische Apfelland führte, das im Vulkanland die obstbauliche Schwerpunktregion bildet. Die Landwirtschaft speziell hier in der Oststeiermark ist klein strukturiert; das sind Betriebe mit maximal 15 ha Obstbaufläche. Wenn man hier von Obstbau spricht, ist in der Regel der Apfel gemeint.

Der Obstbaubetrieb Wilhelm liegt geologisch auf der „Oststeirischen Platte“. Eine Apfelsorte, die bestens in dieser südlichen Hanglage auf dem Sandboden gedeiht, ist der „Kronprinz Rudolf“. Der Betrieb umfasst ca. 30 ha Grundfläche, davon ca. 10 ha Obstbau mit Brennerei. Für die Brennerei ist dabei die Williams Birne die Hauptfrucht. Dann gehören noch 8 ha Forst und 10 ha verpachtete Fläche dazu. 2003 konnte Wilhelm Richtung Osten auf der ungarischen Seite des Eisenbergs einen Weingarten erwerben und damit sein Sortiment erweitern. Der Betrieb arbeitet konventionell auf hohem Standard und vermarktet sein Obst direkt an Stammkunden und an den Einzelhandel. Ein erheblicher Teil der Ernte wird zu verschiedenen Edelbränden sowie Most und Saft verarbeitet und im Hofladen sowie im Online-Shop verkauft.

Eine Herausforderung, die die Obstbauern hier umtreibt, ist die Klimaerwärmung. Es gibt kaum noch richtige Winter, aber nach wie vor Spätfröste. Damit beginnt die Vegetation schon im April, während bis in den Mai hinein noch Spätfröste auftreten können. Betriebe ohne Frostberegnung verzeichnen deshalb große Verluste. Die Marillen in der Steiermark sind dieses Jahr alle erfroren. Der Betrieb Wilhelm ist auch von Spätfrösten betroffen und arbeitet deshalb mit Frostberegnung als sog. „Überkronenberegnung“, die gleichzeitig als Bewässerung dient. Dieses System sichert dem Betrieb den Ertrag. Ein weiteres Element sind die Hagelschutznetze, die das Landschaftsbild im Steirischen Apfelland prägen, denn auch Extremwetterereignisse mit Hagelschlag häufen sich hier im Klimawandel.

Nach einigen Kostproben aus dem reichhaltigen Sortiment der Wilhelms steuerten wir unser letztes Reiseziel an, das „Haus des Apfels“, das ebenfalls in Puch/Weiz liegt. Das Apfelmuseum erzählt anhand vieler Exponate die Mythologie und Geschichte des Apfels und erklärt den Apfelanbau mit Baumschnitt, Veredlungsformen, Pflanzenschutz, Hagelabwehr, Ernte und Verarbeitung.

Beim Rundgang stößt der Besucher an der ein oder anderen Stelle auf die geheimnisvollen „Apfelmänner“, eine Art Geheimbund mit dem Ziel, „die höchste Vergeistigung des Apfels“ zu erreichen. Niemals solle es einen besseren Apfelschnaps als den mystischen Abakus geben. Der Abakus soll dabei nicht in Konkurrenz zu den anderen Brennereien stehen (www.abakus-puch.at).Von jedem Jahrgang werden 1444 Flaschen gefüllt.

Am Abend kam es spontan noch zu einem letzten interessanten Programmpunkt: Der Hotelbesitzer zeigte uns sein genossenschaftlich organisiertes Holzheizwerk, das auch der Nahwärmeversorgung der Schule und umliegender Häuser dient.

Die Heimfahrt gestaltete sich ähnlich anspruchsvoll wie die Anreise, allerdings ohne den anstrengenden Umstieg in München, ohne Notarzteinsatz an der Strecke und ohne weiträumige Umleitungen, so dass als letzte Reisende auch die Oldenburger schließlich mit „nur“ zwei Stunden Verspätung zuhause ankamen. Insgesamt war es eine interessante Reise mit vielen Highlights (und auch kleinen Enttäuschungen) in das „Genussland Steiermark“.

Text: VDL Niedersachsen, Teilnehmende der Studienreise

VDL-Nds: DLG-Feldtage 2024: Ermäßigter Eintritt für VDL-Mitglieder

Foto: DLG

Die DLG-Feldtage sind der Treffpunkt für Pflanzenbauprofis aus dem In- und Ausland und finden in diesem Jahr vom 11.-13. Juni 2024 auf dem Gut Brockhof bei Erwitte/Lippstadt (NRW) statt.

Unter dem Motto „Pflanzenbau out of the box“ werden wegweisende Ideen, revolutionäre Technologien und nachhaltige Praktiken vorgestellt, die die Zukunft des Pflanzenbaus neu gestalten. Über 340 Aussteller aus den Bereichen Pflanzenbau, Pflanzenzüchtung, Pflanzenschutz, Düngung, Landtechnik, Beratung und Dienstleistungen präsentieren ein vielfältiges Angebot. In den Ausstellungsbereichen Versuchsfeld, Freigelände, Zelthalle und bei den Maschinenvorführungen können Besucher mit den Ausstellern ins Gespräch kommen. Dabei stehen nicht nur bewährte Produkte und Innovationen im Fokus. Angesichts der wachsenden Herausforderungen durch den Klimawandel sowie politische, gesellschaftliche und geopolitische Entwicklungen bieten die DLG-Feldtage eine zentrale Plattform für Erfahrungsaustausch und Netzwerken.

Die DLG bietet VDL-Mitgliedern ermäßigte Eintrittskarten für die DLG-Feldtage 2024 an: Statt 20 Euro bezahlen Sie für das Tageseintrittsticket mit dem Promotion Code VDL2024 nur 16 Euro. Das Eingabefeld finden Sie im Online-Ticketshop am Seitenende unter den Kindertickets. Unter diesem Link wird Ihnen der Rabatt im Ticket-Shop automatisch abgezogen.

Links:
DLG-Feldtage: www.dlg-feldtage.de
Online Ticketshop: https://www.messe-ticket.de/DLG/Feldtage2024/Shop?culture=de

Text: Ruth Franken

VDL-Bundesmitgliederversammlung 2024 am 16. Mai 2024

Foto: Ebel-Waldmann

Einberufung der VDL-Bundesmitgliederversammlung 2024

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

hiermit berufe ich gemäß § 13 (3) der Satzung des VDL Bundesverbandes e.V. in der Fassung vom 26. Oktober 2020 die Bundesmitgliederversammlung 2024 ein.

 

Die Bundesmitgliederversammlung findet statt am

Donnerstag, 16. Mai 2024, 15.30 bis 18.30 Uhr

nhow Frankfurt Hotel

Brüsseler Strasse 1-3, 60327 Frankfurt am Main.

 

Tagesordnung:

TOP 1: Eröffnung und Begrüßung

TOP 2: a) Feststellung der ordnungsgemäßen Einberufung und Beschlussfähigkeit
b) Feststellung der Teilnahme nach Mitgliedsverbänden und Mitgliedsgruppen

TOP 3: Festlegung der endgültigen Tagesordnung

TOP 4: Protokoll der Mitgliederversammlung vom 11.05.2023

TOP 5: Bericht über die Tätigkeit des Bundesverbandes (Präsidium/Vorstand)

TOP 6: Bericht des Schatzmeisters

TOP 7: Bericht der Kassen- und Rechnungsprüfer

TOP 8: Entlastung des Präsidiums für das Jahr 2023

TOP 9: Entlastung des Vorstandes für das Jahr 2023

TOP 10: Wahl von zwei Rechnungsprüfern/-innen für das Jahr 2024

TOP 11: Wahlen zum VDL-Präsidium

    • Präsident als Vorsitzender
    • Stellvertretender Vorsitzender
    • Schatzmeister als weiteren stellvertretenden Vorsitzenden

TOP 12: Haushaltsvoranschlag 2025

TOP 13: Berichte aus den Landesverbänden/Landesgruppen/Mitgliedsverbänden

TOP 14: Berichte aus den Bundessparten

TOP 15: Bundesmitgliederversammlung 2025 – Festlegung von Termin und gastgebendem Landesverband/gastgebender Landesgruppe

TOP 16: Verschiedenes

 

Mit kollegialen Grüßen

Markus W. Ebel-Waldmann
Präsident
VDL-Bundesverband e.V.

Studienreise in die Steiermark vom 15.-22. Juni

Foto: pixabay

Reiseplanung ist seit Corona schwieriger geworden, deshalb hat es jetzt auch mit der Fahrt in die Steiermark etwas länger gedauert. Inzwischen stehen die Eckpunkte fest: Wir reisen vom 15. bis 22. Juni. Weil Fliegen sich nicht anbietet, starten wir in Hannover mit dem ICE nach Wien. Ohne Umsteigen geht es in 6 Stunden nach Linz, wo wir übernachten und  dann am Sonntag nach dem Frühstück den Reisebus nehmen, der uns in die Steiermark und dort überall hinbringt.

Die Anfahrt nach Linz organisieren wir selbst als Gruppenfahrt mit der Bahn und stellen den Teilnehmern das anteilige Gruppenticket der Bahn in Rechnung. Der aktuelle Preis liegt bei etwa 75 Euro je Fahrtstrecke und Teilnehmer, mindestens sechs Teilnehmer werden für ein Gruppenticket gebraucht. Damit sind wir flexibler und günstiger unterwegs als unser Reiseveranstalter es könnte. Deshalb beginnt und endet die eigentliche Studienreise in Verantwortung unseres Reiseveranstalters in Linz. Sie können aber auch individuell nach Linz anreisen. Auf dem Anmeldeformular können Sie Ihre Präferenz entsprechend angeben.

VDL-Mitglieder aus allen Landesverbänden/-gruppen sind herzlich Willkommen. Gäste können für einen Aufpreis je nach Verfügbarkeit der Plätze ebenfalls gerne teilnehmen. Anfragen richten Sie gerne an Kontakt@VDL-Niedersachsen.de. Das Programm mit dem Anmeldeformular können Sie hier herunterladen.

Text: Ruth Franken

Jahresauftakt: Niedersachsen-Abend in Berlin

Foto: Tobias Dammeier  /  Text: Ruth Franken

Am 25. Januar trafen sich wieder alle, die in und mit Niedersachsen Weichen für die Zukunft der Landwirtschaft stellen wollten, auf dem Niedersachsen-Abend in Berlin. Hier wurden bewährte Kontakte aufgefrischt und neue geknüpft, Erfolge gefeiert und neue Strategien und Projekte aus der Taufe gehoben. Auch der VDL war vertreten und beteiligte sich am Netzwerken, gestärkt durch Käsehäppchen, Bratwurst und kühle Getränke.

Den passenden Rahmen boten die Grüne Woche, demonstrierende Bauern und die Zukunftswerkstatt Land und Ernährungswirtschaft mit dem Thema „Transformationsprozesse gestalten – Erfolgsfaktoren künftiger Wertschöpfung im Agri-Food-Business“. Renommierte Fachleute diskutierten in Vorträgen und Podiumsdiskussionen, wie der notwendige Wandel so gestaltet werden kann, dass die Unternehmen dabei nicht unter die Räder kommen.

Beim Niedersachsen-Abend kamen prominente Politiker aus Niedersachsen, allen voran Ministerpräsident Stefan Weil und die Minister Miriam Staudte (Landwirtschaft), Christian Meyer (Umwelt) und Olaf Lies (Wirtschaft) mit den Gästen ins Gespräch. Viele Landwirte, Ehrenamtliche und Vertreter aus Politik, Verwaltung nutzen die Gelegenheit zum persönlichen Gespräch mit den niedersächsischen Politikern und Bundelandwirtschaftsminister Cem Özdemir. Mit rund 2.800 angemeldeten Teilnehmern war die Veranstaltung wieder sehr gut besucht.

Die Grüne Woche in Berlin hat sich seit dem Start 1926 zu einer der international bedeutendsten Verbrauchermessen für Gartenbau, Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft entwickelt. 2024 waren ca. 1.400 Aussteller aus 61 Ländern am Start. Mit rund 275.000 Besuchern blieb die Resonanz etwas unter den Erwartungen, was auf den Lokführerstreik zurückzuführen war. 2025 wird die Grüne Woche vom 17. bis 26. Januar ihre Tore öffnen. Der Niedersachsen-Abend wird am 22. Januar 2025 stattfinden – und der VDL Niedersachsen wird wieder dabei sein!

VDL: Weihnachtsgruß des Präsidenten des VDL Bundesverbandes e.V.

Foto: Ebel-Waldmann

Der Fortschritt geschieht heutzutage so schnell,

dass während irgendjemand eine bestimmte Sache für ganz und gar undurchführbar erklärt,

er von jemand anderen unterbrochen wird, der sie schon längst realisiert hat.“

Albert Einstein

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

das Jahr 2023 neigt sich seinem Ende zu und für den VDL endet ein besonders aktives Verbandsjahr, in dem sich der Bundesverband, die Landesverbände und Landesgruppen und alle Sparten großen Herausforderungen erfolgreich gestellt haben und hohes Engagement in der berufsständischen Arbeit gezeigt haben.

Über alle Aktivitäten wurden Sie ausführlich über den monatlichen VDL-Newsletter sowie unter www.vdl.de informiert.

Ich darf Ihnen an dieser Stelle „DANKE“ sagen für Ihre Solidarität und das Miteinander in unserem Berufsverband!

Herzlichen Dank auch an unsere hauptamtlichen Mitarbeiter/innen in Berlin und an die vielen Ehrenamtlichen in unseren Landesverbänden, Landesgruppen und unseren Bundessparten. Sie alle haben auch in diesem schwierigen Jahr maßgeblich dazu beigetragen, dass unsere berufsständische Arbeit erfolgreich war.

Im Namen von Präsidium und Vorstand des VDL Bundesverbandes wünsche ich Ihnen, Ihren Familien ein besinnliches Weihnachtsfest sowie ein gesundes, friedliches und erfolgreiches Jahr 2023.

Mit den allerbesten Grüßen
VDL Bundesverband e.V.

Markus W. Ebel-Waldmann

Präsident

VDL-NDS AgriTechnica 2023 – der VDL war dabei

Nach vier Jahren Corona-Pause fand vom 12. bis 18. November in Hannover wieder die AgriTechnica statt. Eine Messe der Superlative, mit über 2.800 Ausstellern aus 52 Ländern, mit über 470.000 Besuchern aus 149 Ländern. Nur wenige Messen schaffen es, das riesige Messegelände in Hannover vollständig auszulasten – die AgriTechnica gehört als Weltleitmesse der Landtechnik dazu.

 

Und der VDL war mittendrin, als Gast am Karrierestand der Landwirtschaftskammern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen über den gesamten Messezeitraum vertreten. Mit der Auslagerung der Karriereberatung an einen eigenen Stand im Campus&Career-Bereich betraten die beiden Landwirtschaftskammern Neuland – und machten sehr gute Erfahrungen. Das Interesse der Messebesucher an den Job- und Ausbildungsmöglichkeiten der beiden Landwirtschaftskammern war groß. Von Praktika über die Betreuung von Abschlussarbeiten bis hin zu Traineestellen und dem Einstieg in die Anwärter- oder Referendarausbildung reicht das Beschäftigungsangebot der beiden Kammern. Beratungsbedarf brachten auch viele Familien mit, die Anregungen und Lehrstellen für die erste Ausbildung in der Grünen Branche suchten. Der Campus&Career-Bereich bildete das ganze Spektrum der grünen Berufsperspektiven von der Lehre bis zur Professur ab und die Landwirtschaftskammern sind auf fast allen Ebenen involviert. Das fand auch die Zustimmung der Präsidenten und Direktoren beider Kammern, die dem Engagement der Initiatoren ihre Anerkennung zollten.

 

Als Berufsverband ergänzte der VDL Niedersachsen am Stand das Angebot der beiden Landwirtschaftskammern und informierte über seine Angebote zur Entwicklung von Soft Skills und zur Weiterbildung mit Exkursionen und Seminaren. Der traditionelle VDL-Messerundgang für Berufseinsteiger am Young Farmers Day 16. November machte Station am Stand, wo die Teilnehmenden einen herzhaften Mittagsimbiss und eine intensive Karriereberatung durch die Mitarbeitenden beider Kammern genossen. So profitierten beide Seiten: Die Berufseinsteiger lernten vielfältige Einstiegsmöglichkeiten aus erster Hand kennen, die Personaler konnten erste Eindrücke von potenziellen Kandidaten gewinnen.

BU: Berufseinstiegsberatung am Karrierestand der Landwirtschaftskammern

Für die VDL-Mitglieder unter den Messebesuchern gab es die Möglichkeit, am Stand für einen kurzen Austausch und einen Becher Kaffee eine Pause einzulegen. Am Mittwoch 15. November trafen sich nachmittags Mitglieder des VDL und des VDAJ bei einem Snack und einem Getränk zu einem informellen Get-together. Auch Gäste aus anderen Landesverbänden nutzten die Gelegenheit, mit dem Geschäftsführer des VDL-Bundesverbandes, Tobias Dammeier, ins Gespräch zu kommen.

Im nächsten Jahr wird die EuroTier 2024 die Hallen füllen und Besucher aus der ganzen Welt anlocken. Dann möchten wir wieder mit dabei sein und die gute Zusammenarbeit mit den Landwirtschaftskammern als wichtige Arbeitgeber der Grünen Branche weiter ausbauen.

 

Text: Ruth Franken

Fotos: Andrea Borsat, Tobias Dammeier

VDL-NDS: Exkursion: Knappe Agrarflächen für PV oder Moor?

Fotos: Dr. Tania Runge, Dominic Runge

Dass die Landwirtschaft auf den Klimawandel reagieren muss, ist unstrittig. Allerdings stehen viele Wege zur Diskussion und konkurrierende Ansprüche an knappe Flächen lösen heftige Kontroversen aus. Jetzt sollen landwirtschaftliche Flächen für die Energieversorgung aus Photovoltaik oder für die Speicherung von CO2 und Wasser in renaturierten Mooren aus der Nutzung genommen werden, um nur zwei Beispiele zu nennen. Welche Konzepte werden entwickelt, um diese Zielkonflikte zu lösen – oder anders: Wie sehen unsere Agrarlandschaften der Zukunft aus? Zwei unterschiedliche Akteure haben uns ihre Konzepte und Forschungsergebnisse dazu vorgestellt.

SUNfarming – Potenziale von Agri-PV-Anlagen

Einer der wesentlichen Kritikpunkte im Hinblick auf die Nutzung von Freiflächen für Photovoltaik ist der damit einhergehende Verlust landwirtschaftlich genutzter Flächen. Hier setzt die SUNfarming GmbH mit einem neuen Konzept an, das grundsätzlich eine landwirtschaftliche Nutzung der Flächen in verschiedenen Varianten unter den Solarmodulen vorsieht und diese baulich entsprechend gestaltet. In Rathenow unterhält das Unternehmen neben einer Biogasanlage und einem Solarpark auch ein Forschungs- und Innovationszentrum, in welchem PV-Anlagen mit unterschiedlichen landwirtschaftlichen Nutzungen kombiniert und auf technische Anforderungen und wirtschaftliche Parameter hin untersucht werden. Dabei arbeitet das Forschungs- und Innovationszentrum auch mit Instituten und Universitäten zusammen.

Der für die landwirtschaftlichen Projekte verantwortliche Manager Stephan Franke stellte der Gruppe zunächst das Unternehmen vor und erläuterte die hier entwickelten Agri-Solarkonzepte auf Grünland, Acker- und Stilllegungsflächen. Er erläuterte die möglichen Kombinationen einer Agri-Solaranlage mit den Richtlinien der erneuerten Gemeinsamen Agrarpolitik 2023 (GAP). Ein Schwerpunkt dabei lag auf den Standards des guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustands der Flächen (GLÖZ). Es wurden interessante Details zum Erhalt des landwirtschaftlichen Status der Böden durch Agri-Solaranlagen nach der DIN SPEC Norm 91434 „Agri-Photovoltaik“ und der neuesten Gesetzesänderung des Baugesetzbuches vorgestellt und mit den Exkursionsteilnehmern diskutiert.

Eine Agri-PV-Anlage ist nicht dazu konzipiert, wesentliche Renditen über die Stromerzeugung zu erzielen. Der Ansatz hier ist die Stromerzeugung bei gleichzeitiger Weiternutzung der unter den Solarmodulen befindlichen Fläche in Kombination mit positiven Effekten der Solaranlage. Die spezielle Konstruktion der teils lichtdurchlässigen Doppelglasmodule erlaubt verschiedene Einsatzbereiche. Sie bieten Schutz vor Hagel, aber auch vor intensiver Sonneneinstrahlung und schaffen ein verbessertes Mikroklima. Beim Bau auf Lücke entstehen Tropfenreihen, so dass Regenwasser gleichmäßiger verteilt und in seiner Wucht abgemildert wird. Diese positiven Effekte sind durchaus geeignet, die Ertragsverluste durch verringerte Lichteinstrahlung zu kompensieren. Der Stromertrag aus diesen Anlagen ermöglicht unter guten Bedingungen eine Amortisation.

Ein spezielles Beispiel ist Agri-PV im Obstbau als Alternative zu Schutznetzen. Zwar gibt es noch Produktionsprobleme wie schlechtere Ausfärbung der Äpfel im oberen Drittel, der Schutz vor Starkregen, Hagel und Sonnenbrandschutz ist jedoch sehr positiv. Es gilt abzuwägen zwischen Lichtklappen und geringerer Stromproduktion. Ein Hinderungsgrund für die Installation von Agri-PV speziell im Alten Land ist der Status als „Kulturelles Sachgut“, hier spielt die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes eine Rolle.

Aktuell wird an Konzepten gearbeitet, wie Solaranlagen im Kontext der Wiedervernässung landwirtschaftlich genutzter, entwässerter Moorböden zum Klimaschutz beitragen können. Allerdings sind hier noch viele Herausforderungen zu bewältigen. In Niedersachsen ist eine 25 ha große Moor-PV in Planung, wo grundsätzlich ein Einverständnis von Seiten der Landeigentümer/ Landwirte besteht. Problematisch ist allerdings, dass der Landkreis aktuell eine Vollvernässung und den vollständigen Verzicht auf landwirtschaftliche Nutzung fordert.

Abschließend stellte Michael Bleiker, Betriebsleiter in Rathenow, bei einem Rundgang die Forschungsanlagen vor und demonstrierte spannende Details. So ist es beispielsweise wichtig, die Kanten des Ständerwerks bei Beweidung der Flächen mit Rindern abzurunden, damit diese nicht durch „Schubbern“ die Standfestigkeit der Anlagen gefährden. Weitere Nutzungen sind hier u.a. die Erzeugung von Obst, Kräutern und Tomaten sowie die Haltung von Rindern, Schafen und Geflügel. Letzterem bieten die Solarpaneele nicht nur Beschattung, sondern auch Schutz vor hungrigen Raubvögeln. Die beim Imbiss gereichten Tomaten wurden auf der Station unter Solarpaneelen produziert und überzeugten die Teilnehmenden durch ihren intensiven Geschmack.

ZALF Paulinenaue – Perspektiven der Wiedervernässung von Mooren

Ca. 30 km westlich von Berlin betreibt das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) auf einem 1949 gegründeten Niedermoorforschungsstandort im Havelländischen Luch die Forschungsstation Paulinenaue mit 60 ha Grünland. Dr. Axel Behrend, Leiter der Station, und Prof. Frank Eulenstein, Leiter der Arbeitsgruppe Nachhaltige Grünlandsysteme, stellten den Teilnehmenden zunächst den Standort Paulinenaue als einen der drei Versuchsstandorte des ZALF neben Dedelow und Müncheberg vor.

In Paulinenaue werden in einer der größten Grundwasserlysimeteranlagen Europas (über 100 Lysimeter, 15 verschiedene Bodenarten) umfangreiche Untersuchungen zur Wasserbilanz und Nährstoffdynamik von Niederungslandschaften durchgeführt. Für Grünlandversuche zur Beweidbarkeit von wiedervernässtem Niedermoor werden u. a. eigene Uckermärker Rinder eingesetzt. Außerdem laufen hier Dauerversuche zur Düngung, Biodiversität, Moormineralisation, Wasserbedarf und Bestandesentwicklung von Grünland.

Von den über 200.000 Hektar Moorflächen in Brandenburg werden rund 95 Prozent land- oder forstwirtschaftlich genutzt. Auf Grundlage der Moorschutzstrategie der Bundesregierung werden durch das ZALF Projekte zur Bewirtschaftung von wiedervernässten Moorstandorten initiiert und wissenschaftlich begleitet. Die Wiedervernässung von Mooren soll einen Beitrag zur Reduzierung der Freisetzung von CO2 aus Moorböden mit einem sinkenden Grundwasserstand leisten. Der Forschungsansatz des ZALF dazu stellt auf eine landwirtschaftliche Nutzung der wiedervernässten Moorflächen ab. Begleitet wird die Forschung durch die Nutzung der Ergebnisse der Grundwasserlysimeteranlage.

Bei der Zusammenarbeit mit dem ZALF  können die Landwirtschaftsbetriebe selbstständig entscheiden, welche Empfehlungen des Forschungsteams sie für ihre Standorte übernehmen. Dabei soll eine Kompensation des Verlustes der Wertschöpfung, welche mit der eingeschränkten Nutzungsmöglichkeit der Moorfläche durch die Wiedervernässung einhergeht, erreicht werden. Diese liegt bei einer durchschnittlichen Viehbesatzdichte von 1,5 GV/ha bei Milchviehhaltung bei ca. 3.000 €/ha. Der Ansatz im ZALF Paulinenaue besteht darin, Einkommen durch eine Kombination aus Biomasseanbau in sogenannter Paludikultur, mit Konzepten für die angepasste Tierhaltung und -fütterung sowie durch einen finanziellen Ausgleich durch den Staat zu generieren.

Aber auch unter diesen Rahmenbedingungen bleibt eine nachhaltige Wiedervernässung von Moorstandorten eine große Herausforderung, da dazu dauerhaft enorme Wassermengen benötigt werden, die oftmals unter den heuten Bedingungen nicht mehr vorhanden sind. In diesem Zusammenhang erläuterte Dr. Behrend, dass ein nicht genutzter Grünlandaufwuchs auf einer Moorfläche eine hohe Verdunstungsrate aufweist und ein möglichst früher Schnitt eines solchen Aufwuchses somit eine wassersparende Maßnahme darstellt.

Kritisch sehen die Wissenschaftler in Paulinenaue auch, dass die Ergebnisse der langjährigen Versuche zur CO²-Minderung bei weitem nicht das Einsparpotenzial verifizieren, von dem die Politiker bei ihren Plänen ausgehen. Auch die Methanbildung bei der Wiedervernässung werde noch zu wenig beachtet.

Text: Torsten Hansen, Dr. Tania Runge

 

Bericht von der Kirgistan Expedition 2023

Vier Klimazonen, ~ 700.000 Pferde, ~ 10 Millionen Schafe, Höhenlagen zischen 394 bis 7.439 m, unendliche Weite der Steppen und mittendrin neun abenteuerlustige VDL-Mitglieder: Vom 06. bis zum 26. August schlossen wir uns als VDL-Mitglieder unterschiedlichster Landesverbände einer Expedition ins ferne Kirgistan an, um Land, Leute und Landwirtschaft kennenzulernen. Unter der Leitung von Dipl. Ing. Stephan Flechtner, Gründer des Instituts für Ökologie mit Sitz in Bischkek, bereisten wir in einer Gruppe von insgesamt 43 Personen vor allem den Norden und die Mitte des Landes. Die mitreisenden Menschen, ihre Lebensgeschichte, ihre Offenheit und die geteilte Abenteuerlust erwiesen sich als ansteckend und überaus wertvoll für die gemeinsame Reise. Die Gruppe wurde tagsüber jeweils in die zwei Fachgruppen „Geowissenschaften“ und „Landwirtschaft“ unterteilt. Ein typischer Tag bestand aus mehreren Vorlesungen sowie fachlichen und außerfachlichen Programmpunkten und Stopps. Dabei brachten uns ehemalige, umgebaute Militärlastwagen mitsamt unserem Gepäck auf dem Dach verstaut (inklusive Zelte) auf den einfachen Straßen Kirgistans sicher auf Höhen von mehr als 3.000 m über N.N.

90 % der Landesfläche Kirgistans liegen über 1.500 m und sind bergig, was als Hauptgrund dafür angesehen werden kann, dass 87 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche Weideland bilden. Die Weidetierhaltung war während der gesamten Reise omnipräsent, wobei die Pferdehaltung dabei einen prominenten und tief verwurzelten Anteil in der bis 1933 stark nomadisch geprägten Kultur des Landes hat. Anders als in Europa werden die Stuten in Kirgistan bis zu sechsmal am Tag gemolken. Kumys, vergorene Stutenmilch, ließ sich auf allen Basaren im Land finden und wurde uns von den überaus gastfreundlichen Kirgisen zur Verkostung dargeboten. Neben Pferden haben Schafe (vorrangig das Fettschwanzschaf) eine weiterhin große Bedeutung, gefolgt von Milchkühen und vereinzelt auch Yaks. Die Haltung findet äußerst extensiv statt, wobei die Probleme von Überweidung an mehreren Stellen aus futterbaulicher und geobotanischer Sicht erkenntlich wurden. Der Besuch eines hochmodernen Futtermittelwerks hat uns gezeigt, dass die Tierernährung im Land Fortschritte macht und sich tendenziell bedarfsgerechter entwickelt.

Im Verlauf der Reise begleitete uns unter anderem Prof. em. Dr. Rüdiger Anlauf von der Hochschule Osnabrück. Als Bodenkundler verstand er es, uns und den anderen Expeditionsteilnehmer*innen die äußerst diversen Böden sowie geologischen Besonderheiten Kirgistans anschaulich und praxisnah zu erläutern. In den ackerbaulich genutzten Regionen des Landes, bietet die häufig anzutreffende Schwarzerde eine äußerst vielversprechende Basis für gute Erträge. Bedingt durch das zum Teil stark niederschlagsarme Klima und den damit einhergehenden negativen Wasserbilanzen sind vielerorts Bewässerungssysteme installiert worden. Im Tschüi-Becken, was im Norden des Landes liegt, konnten so mehr als 300.000 ha Ackerland nutzbar gemacht werden. Die Gersten- und Weizenbestände rund um den größten See des Landes, dem Yssyköl, wiesen in diesem Jahr dennoch Erträge von lediglich 2 bis 3 t / ha auf. Ursächlich sind neben dem potenziellen Mangel an Wasser auch fehlende bzw. unzureichend eingesetzte Betriebsmittel (Diesel, Mineraldünger, Pflanzenschutzmittel und moderne Sorten), vor allem aber das fehlende Wissen unter den Landwirt*innen. Auf Basis unserer Erfahrungen und der vielen geführten Gesprächen auf der Reise, fehlen Strukturen für den Wissenstransfer sowie zur Beratung, ähnlich wie wir sie in Deutschland kennen und zu schätzen wissen. Vor dem Hintergrund, dass die Bruttowertschöpfung des Sektors „Landwirtschaft“ in Kirgistan ca. 18 % des Bruttoinlandsproduktes ausmacht, wird die Bedeutung potenzieller Beratungsstrukturen noch einmal deutlicher.

Neben den agrarwissenschaftlichen Aspekten haben wir in den drei Wochen viel über die Botanik der verschieden zonalen und extrazonalen Vegetationszonen Kirgistans gelernt. Überdies standen auch Themen wie Geologie, Hydrologie, Geschichte, Politik, Kultur und Brauchtümer der kirgisischen Gesellschaft auf dem Plan. Im Rahmen verschiedenster Tages-Wanderungen gelangten wir zu Fuß auf Höhen von bis zu 4050 m und konnten uns ein eigenes Bild, von der leider sehr starken Gletscherschmelze im Land machen (19 % Flächenverlust in den vergangenen 30 Jahren). Kirgistan zeichnet sich durch eine kaum beschreibbare Weite aus, die in Verbindung mit den von uns besuchten Seen Yssyköl (1.607 m über N.N.) und Söngköl (3.016 m über N.N.) eine Schönheit aufweist, die uns zusammen mit der Herzlichkeit der Menschen tief in Erinnerung bleiben werden. Für das tägliche Wohl inklusive kulinarischer Höhepunkte sorgte die immer mitreisende Feldküche, die uns tagtäglich mit drei leckeren Mahlzeiten verköstigte.

Sowohl fachlich als auch außerfachlich begegneten uns im Verlauf der Reise viele Momente, in denen die Bedeutung der ehemaligen UdSSR-Zugehörigkeit sowie dessen Zerfall sehr deutlich ersichtlich wurde. Kirgistan zählt zu den demokratischsten Ländern Mittelasiens, welches sich vorrangig in den vergangenen Jahren gegenüber westlichen Einflüssen geöffnet hat. In dem Zusammenhang waren auffallend viele (alte) Audi 80 und Audi 100 im Straßenbild präsent, was dies exemplarisch abermals unterstreicht. Dennoch bildet die Infrastruktur, welche damals in der ehemaligen UdSSR erbaut wurde, zum größten Teil die heutige genutzte Substanz. Echte Modernisierungen und Investitionen fehlen in den von uns besuchten Landesteilen, was auch ursächlich für viele vorherrschende ökologische Probleme ist. Ein Beispiel ist die insbesondere im Winterhalbjahr stark auftretende Luftverschmutzung in der Hauptstadt und Metropole Bischkek.

An dieser Stelle möchten wir uns für die Organisation rund um die Expedition herzlich bedanken und sind dankbar dafür, dass wir Kirgistan mitsamt dessen wunderschönen Naturräume bereisen konnten, verbunden mit den mannigfaltigen Eindrücken sowie den gewonnenen Erkenntnissen.

 

Die Gruppe bestand aus: Hanna Altrogge, Malte Beecken, Helena Holderberg, Anne-Kathrin Ilzhöfer, Maximilian Kreissl, Charlotte Schulze Wehninck, Sebastian Streit, Janika Schröder und Felix Wolff

Text & Fotos: Sebastian Streit und Malte Beecken

Exkursion: Wassermanagement in Ostfriesland

Fotos: Dr. Juhl Jörgensen, Christian Riede, Dr. Klaus Schröter

Exkursion: Wassermanagement in Ostfriesland

 

Lange gab es für Wasser in Ostfriesland nur eine Fließrichtung: es musste raus aus dem Land, und sollte auch draußen bleiben. Mit dem Klimawandel kommen neue Prioritäten ins Spiel. Erstmals erlebten 2018 auch Teile Ostfrieslands Phasen der Dürre. Was bedeutet das für das Wassermanagement Ostfrieslands? Wir wollten es genau wissen und uns eine Vorstellung davon machen, ob und wie sich das traditionelle Wassermanagement in Ostfriesland verändern wird.

 

Schon auf dem Weg zum ersten Treffpunkt bekamen wir einen Begriff davon, welchen Naturgewalten dieses flache Land an der Nordsee zeitweise ausgesetzt ist. Starker Regen und heftiger Wind – untypischerweise aus dem Osten – bereiteten uns schon Schwierigkeiten, die wenigen Meter aus dem Auto in die Halle des Siel- und Schöpfwerks Knock in Wybelsum zurückzulegen. Vier riesige Pumpen mit einer Leistung von 60.000 Liter Wasser – pro Sekunde! – schaffen hier eine beeindruckende Geräuschkulisse und bringen das Niederschlagswasser von 49.000 Hektar Entwässerungsgebiet in die Nordsee. Wenn Niedrigwasser ist und das Wasser – der Schwerkraft folgend – von alleine abfließen kann, werden die Sieltore geöffnet und die Pumpen haben Pause.

ausgesetzt ist.

Die Entwässerungsverbände sind für das Wassermanagement verantwortlich – sie schaffen es raus aus dem Land. Der 1. Entwässerungsverband Emden ist Eigner von 1.100 km Gewässern und betreibt neben den Siel- und Schöpfwerken Knock und Greetsiel noch 22 Unterschöpfwerke. Alle technischen Anlagen und Pegel werden zentral vom Schöpfwerk Knock aus gesteuert. Die Deichachten sorgen dafür, dass die Nordsee nicht wieder ins Land kommen kann. Sie sind verantwortlich für den Bau und die Unterhaltung der Deiche und zwischen Emden und Hamburg für ca. 610 km Deichlinie zuständig. Davon betreuen die Deichachten Krummhörn und Norden zusammen etwa 90 km. Gemeinsam managen sie das Wasser auf ehrenamtlicher Basis. Wie komplex die Aufgabe ist, dauerhaft in Abhängigkeit vom Wetter einen bestimmten Wasserstand in der gesamten Region zu halten, wurde uns im Rahmen einer Führung im Detail erklärt.

 

Am nächsten Tag genossen wir nach einem einleitenden Vortrag über die Geschichte der Leybucht das Privileg einer Besichtigungstour der besonderen Art mit Rendant Johann Oldewurtel. Die Straße am Außendeich der Leybucht entlang bis Norddeich ist durch eine Reihe von verschlossenen Toren gesichert und für jeglichen Verkehr gesperrt – Herr Oldewurtel hat als Rendant der Deichacht Norden einen Schlüssel. Er zeigte und erklärte uns, wie dem Meer das Land abgerungen wird, wie man einen wehrhaften Deich baut und vieles mehr.

Nach einer herzhaften Fischmahlzeit in Norddeich fuhren wir nach Norden zum Teemuseum, wo wir eine der schönsten Nutzungsmöglichkeiten für das weiche ostfriesische Süßwasser kennen lernten. Bei der Führung erfuhren wir, wie Tee im Allgemeinen und Ostfriesischer Tee im Besonderen erzeugt und verarbeitet wird. All die vielen „Ostfriesentees“, die man in den Supermärkten kaufen kann, sind aber keine richtigen Ostfriesentees. Nur wenn „echter Ostfriesentee“ auf der Verpackung steht, ist es wirklich einer. Im historischen Fest- und Versammlungssaal des alten Norder Rathauses erlebten wir eine Teezeremonie mit gebuttertem Rosinenbrot. Letzteres arbeiteten wir mit einer Führung durch die mittelalterliche Ludgerikirche und anschließend einem Spaziergang durch das malerische Greetsiel wieder ab.

 

An beiden Begegnungsabenden hatten wir Landwirte zu Gast, die uns einen anschaulichen Einblick in die Realität der ostfriesischen Landwirtschaft und die Besonderheiten des ehrenamtlich in Deichachten und Entwässerungsverbänden organisierten Wassermanagements gaben. Praktisch alle in diesen Organisationen tätigen Verantwortlichen sind ehrenamtlich tätige Landwirte! Den Ausklang der Exkursion bildete eine Führung durch den Schlosspark Lütetsburg des Grafen zu Inn- und Knyphausen und eine letzte Tasse Ostfriesentee vor dem Heimweg. Einen ausführlichen Erfahrungsbericht mit mehr Bildern gibt es demnächst hier zum Download.

 

Text: Ruth Franken