VDL-Bayern: Von Forschungsergebnissen zur landwirtschaftlichen Praxis – das Startup YieldXperts beim Online-Vortrag

Bild: Pixabay

Im Rahmen des Online-Stammtisches der VDL-Landesgruppe Bayern am 22. September 2025 stellte Dr. Martin Mittermayer (Technische Universität München, Mitgründer von YieldXperts) spannende Ansätze vor, wie wissenschaftliche Erkenntnisse zur Ertragsschätzung in die Praxis getragen werden können. Die Ausgründung YieldXperts (https://www.yieldxperts.de/), die parallel zu Mittermayers Tätigkeit als Postdoc an der Universität entstand, verfolgt ein klares Ziel: wissenschaftliche Ergebnisse sollen nicht im Sande verlaufen, sondern Landwirten, Wasserschutzorganisationen und Verbänden konkrete Mehrwerte liefern.

Ein zentrales Problem ist, dass das Ertragspotenzial von Flächen bislang weitgehend unbekannt ist. Zwar existieren Ertragskarten, die z. B. über Satellitendaten oder Mähdrescher erhoben werden, doch diese weisen häufig enorme Abweichungen auf. Teilweise bis zu 50 % zum realen Ertrag auf einer Teilfläche. Selbst auf kleinen Feldern finden sich Variationen von 6-10 t/ha, was die Düngungsentscheidung massiv erschwert. Fehlannahmen lassen sich kaum noch ausgleichen. Besonders im Trinkwasserschutzgebiet zeigte sich die Relevanz: Während Maßnahmenkataloge klare Vorgaben enthalten, bleibt das Ertragspotenzial in der Regel unberücksichtigt. YieldXperts setzt beispielsweise hier an, indem es „ground-truth“ Daten erhebt und valide Modelle entwickelt. Das geht bis zum Einsatz von Parzellenmähdrescher zur genauen Ertragsbestimmung in verschiedenen Zonen im Feld. So entsteht eine differenzierte Betrachtung, die gezielte Maßnahmen in sensiblen Gebieten erlaubt. Eine Chance für die Landwirtschaft, Wasserwirtschaft und Gesellschaft.

Die Vision: Validierte Ertragskarten statt bunter Schätzungen. Durch ein deutschlandweites Netzwerk (u. a. in Kooperation mit Forschungseinrichtungen und der Praxis) arbeitet das Startup daran, Algorithmen und Modelle kontinuierlich zu testen und zu verbessern. Es werden verschiedenste Datenquellen herangezogen: Informationen zur Kultur und Vorfrucht, zum Boden, dem Relief, der Witterung, der Feldhistorie und Sensor- und Satellitendaten. Erste Großprojekte laufen bereits in Gebieten, die beispielsweise 100-600 ha umfassen.

Zentrale Stakeholder wie Landwirte, Trinkwasserversorger, Versicherungen, Handel und Verbände werden früh eingebunden. Besonders wichtig ist den Gründern die Unabhängigkeit und die Verbindung von geographischem Fachwissen mit agronomischer Praxis. Unterstützt wird die Initiative auch durch Partner, die wissenschaftlichen Ergebnisse kulturell und gesellschaftlich verständlich kommunizieren. Eine Maßnahme, die in den Naturwissenschaften gerne übersehen wird.

Im Anschluss an den Vortrag entwickelte sich eine angeregte Diskussion mit zahlreichen Fragen aus dem Teilnehmerkreis. Dabei zeigte sich das große Interesse an der praktischen Umsetzung der vorgestellten Ansätze. Dabei wird deutlich, dass YieldXperts stark aufgestellt ist und sich für die Zukunft rüstet. So sollen weitere Tools und Angebote in den nächsten Jahren etabliert werden, die den landwirtschaftlichen Betrieben ein effizienteres Management ermöglichen.

Nach dem Vortrag von Martin Mittermayer zu YieldXperts schloss sich der übliche und wichtige Austausch unter den Mitgliedern an. Einige berichteten von beruflichen Veränderungen und gaben Einblicke in ihre neuen Aufgabenfelder. Zudem konnten in der Runde gezielt Kontakte vermittelt werden. So fanden Mitglieder mit offenen Fragestellungen direkte Ansprechpartner, die passende Informationen beisteuern konnten

Wir bedanken uns für den informativen und unterhaltsamen Abend.

Text: Sebastian Eichelsbacher

VDL-Bayern: Fachexkursion „Vermarktungsmethoden entlang der Wertschöpfungskette“

Bild: Wolfgang Filter

Die am 9. Juli 2025 von der VDL-Landesgruppe Bayern durchgeführte Fachexkursion fand bei den Agrar-Studierenden des Hochschulstandorts Freising/Weihenstephan großen Anklang. Unter dem Titel „Vermarktungsmethoden entlang der Wertschöpfungskette“ bekamen die Teilnehmenden spannende Einblicke in die Fleisch-, Gemüse- und Milch-/Käsevermarktung und konnten mit der Besichtigung einer Indoor-Weizen-Versuchskammer einen Blick in die Zukunft werfen.

Erste Station war die Metzgerei Stuhlberger in Wartenberg, die sich auf die Schlachtung und Verarbeitung von Schweinen und Ochsen spezialisiert hat. Geschäftsinhaber Dr. Ludwig Stuhlberger, der außer der Ausbildung zum Metzger auch ein Tierarzt-Studium absolviert hatte, leitete die Betriebsbesichtigung mit einem ebenso offenen wie spannendem Abriss der Familien- und Betriebsgeschichte ein. Dabei erwies er sich als einer der Pioniere der Strohhaltung bei Schweinen. Sein Bericht von der anfänglichen und bei einigen Erzeugerbetrieben immer noch vorhandenen Reserviertheit gegenüber dieser Haltungsform zeigte eindrucksvoll die Probleme und Widerstände auf, die fortschrittliche Betriebe bei der Realisierung ihrer innovativen Ideen oftmals zu überwinden haben. Der anschließende Rundgang durch alle Abteilungen des Schlachtbetriebes endete mit einer Verkostung frisch zubereiteter Weißwurst, die von den Teilnehmenden dankend angenommen wurde.

 

Als zweites wurde die Versuchskammer für Indoor-Weizen in TUMmesa besichtigt. Der Model Ecosystem Analyser der Technischen Universität München (TUMmesa) ist ein technische aufwendige Forschungsinfrastruktur, die es ermöglicht alle Klimaparameter für das Pflanzenwachstum präzise zu steuern. Die Gruppe besichtigte mit Sebastian Eichelsbacher die Forschungsarbeiten zum Indoor-Weizen im Vertical Farming. Nach einer kurzen Einführung zum Vertical Farming System, ging es im Folgenden um die kontrollierten Klimabedingungen. Diskutiert wurden die Anforderungen an die LED-Beleuchtung, Temperatur und Luftfeuchtigkeitssteuerung, Belüftung und Co2-Anreicherung. Des Weiteren konnten die Teilnehmer sehen, wie der Weizen ohne jegliches organische Material und mit den Wurzeln direkt in der Nährlösung in einem hydroponischen Tiefenwassersystem wächst. Begeistert hat die Gruppe die kurze Wachstumsdauer von unter 70 Tagen und die hohe Bestandesdichte. Es gab viele Fragen zu den Vor- und Nachteilen des Systems. So beispielsweise zu dem hohen Energieverbrauch, der eine der größten Herausforderungen für das Vertical Farming im Allgemeinen darstellt, wohingegen der Wasserverbrauch minimal ist und Pflanzenschutzmittel nicht eingesetzt werden.

 

Treffpunkt zur dritten Station waren die Gemüsefelder des Biohofs Großmann, der in Vierkirchen-Pasenbach und Umgebung auf 600 ha im zweijährigen Wechsel Getreide und Hackfrüchte anbaut und vermarktet. Zur Erholung des Bodens und zur Stickstoffsammlung wird alle 5 Jahre Kleegras angebaut. Mathias Großmann-Neuhäusler, der im Laufe der Jahre gemeinsam mit seinem Bruder und Vater den elterlichen Betrieb in etwa um das Zehnfache vergrößert hat, erklärte auf dem Acker und anschließend auf der Hoffläche, welche Chancen – aber auch welche Probleme der Anbau und die Vermarktung insb. der Gemüsekulturen mit sich bringen. Hauptunsicherheitsfaktoren und damit Risikoträger waren und sind das Erschließen und der Aufbau von Vermarktungswegen inkl. der damit einhergehenden Preisschwankungen. Dies kommt insb. bei den arbeitsintensiven Gemüsesorten wie Kohl, Zwiebeln, Gurken, Karotten etc. zum Tragen. Für die Teilnehmenden wurde sichtbar, dass solch ein Betrieb viel Engagement, Risikobereitschaft, Entscheidungsfreude und unternehmerisches/kaufmännisches Können erfordert.

 

Den Schlusspunkt der Tagesexkursion setzte Hubert Stadler, der sich in den Herrmannsdorfer Landwerkstätten in Glonn mit einer eigenen Käserei eingemietet hat und dort jährlich ca. 600.000 Liter Milch zu verschiedenen Käsesorten verarbeitet und über mehrere Wege vermarktet. Käsermeister Stadler stellt mit viel Erfahrung, Gefühl und Zeit in aus frischer unbehandelter Milch ortsansässiger konventionell wirtschaftender Bauern ungefähr 20 Käsesorten her, unter denen der Heumilchkäse eine besondere Spezialität ist. Es war für alle interessant zu erfahren, wie aus der Rohmilch über die Vorreifezeit, das Einrühren des natürlichen Kälberlabs, den Stillstand um das Eindicken der Milch dann der Käsebruch mit der Harfe je nach Käsesorte unterschiedlich groß geschnitten und entsprechend lange gerührt und – vor allem bei Hartkäsesorten – nochmals erwärmt wird, um anschließend in den jeweiligen Käseformen die Entmolkung und Festigung stattfinden zu lassen, bevor die  Käselaibe in die Salzbäder gehen und schlussendlich mit reinem Steinsalz abgerieben werden. Der bei der abschließenden Besichtigung der Käsekeller entstandene Appetit wurde – sehr zum Gefallen der Teilnehmenden – mit einer Verkostung eines Brie und eines „alten Herrmannsdorfer“ gestillt.

Text: Wolfgang Filter & Sebastian Eichelsbacher

Bilder: Wolfgang Filter

VDL-Bayern: Studierendentreffen der Landesgruppe Bayern – Austausch, Vernetzung und neue Ideen

Bild: Sebastian Eichelsbacher

Am 13. Mai traf sich die VDL-Landesgruppe Bayern zu einem gemütlichen Studierendentreffen im Biergarten. Mit dabei waren Studierende der Technischen Universität München (TUM) sowie der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT). In entspannter Runde standen der persönliche Austausch, gute Gespräche und vor allem der Spaß im Vordergrund.

Besonders erfreulich war der Besuch einiger neuer Gäste, denen der VDL vorgestellt wurde – es wurden Fragen geklärt und über das vielfältige Angebote des Verbands informiert. Die positive Resonanz und die offene Atmosphäre zeigen: Die Gruppe wächst, und das mit tollen, engagierten Leuten!

Darüber hinaus wurden erste Ideen für zukünftige Exkursionen und Veranstaltungen diskutiert. Auch bei den bundesweiten Events möchten die Studierenden der LG Bayern künftig verstärkt vertreten sein – die nächste Veranstaltung ist bereits die Nachwuchsschmiede und Jahrestagung in Bad Kreuznach.

Die VDL-Landesgruppe Bayern freut sich über den weiteren Ausbau der Studierendenarbeit und investiert gerne Zeit und Ressourcen, um die Studierenden vor Ort bestmöglich zu unterstützen.

Text: Sebastian Eichelsbacher

VDL-Bayern: Populationsgenomik in der Rinderzucht – Neue Erkenntnisse und Perspektiven

Bild: pexels

Am 24. Februar 2025 veranstaltete die VDL-Landesgruppe Bayern einen Online-Vortragsveranstaltung. Dafür wurde Christine Anglhuber eingeladen. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Tierzucht (ITZ) der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Grub und hielt einen Vortrag mit dem Titel „Wer bin ich und wenn ja wie viele?“. Frau Anglhuber begann mit einer Vorstellung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft und ihrer hoheitlichen Aufgaben im Bereich der Tierzucht, insbesondere der Zuchtwertschätzung. Landwirte sind darauf angewiesen, die genetischen Stärken und Schwächen ihrer Tiere präzise zu kennen. Die Populationsgenomik bietet hierzu immer genauere Methoden, um Zuchtstrategien gezielt zu verbessern.

Ein zentraler Punkt war die Zusammensetzung des Gesamtzuchtwerts. Hier fließen verschiedene Merkmale wie Milchleistung, Fleischqualität, Fitness sowie Verwandtschaftsleistung der Generationen und das genomische Potenzial ein. Jedoch sind bei weitem nicht alle Tiere in der Zuchtwertschätzung genotypisiert. Der Schwerpunkt der Forschung von Frau Anglhuber liegt auf der Anwendung der Metafounder-Methode zur Reskalierung der A-Matrix bei genotypisierten Tieren. Letztendlich wurde eine Simulation entwickelt, die es ermöglicht auch nicht-genotypisierte Populationen in entsprechenden Berechnungen einzubeziehen. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für eine umfassendere Zuchtbewertung. Anglhuber erläuterte zudem, dass die Zucht ein kontinuierlicher Prozess mit vielen kleinen Veränderungen über Jahrzehnte ist. Die Idee, ein „Wunschtier“ durch gezielte Eingriffe in kurzer Zeit zu erschaffen, sei derzeit nicht realistisch. Ein weiterer wichtiger Aspekt war der Wissensaustausch im Bereich der Tierzucht: Die Landesanstalt für Landwirtschaft nimmt aktiv an internationalen Konsortien teil, um den Austausch genetischer Informationen voranzutreiben und wissenschaftlich fundierte Zuchtentscheidungen zu ermöglichen.

Die Veranstaltung bot tiefgehende Einblicke in die genetische Optimierung von Rinderrassen und zeigte, wie wissenschaftliche Erkenntnisse direkt in die landwirtschaftliche Praxis einfließen können. Für die Teilnehmenden war zudem beeindruckend, auf welcher fachlich komplexen Ebene die Tierzucht inzwischen Auswertungen und Verbesserungen vornimmt.

Im zweiten Teil der Veranstaltung sprach VDL-Kollege Markus Brem über die Bedeutung von Nahwärmenetzen in der Energiewende und die Chancen für die Landwirtschaft in diesem Bereich. Als Betreiber eines eigenen Nahwärmenetzes teilte er praktische Erfahrungen und betonte die Rolle von Landwirten als Energielieferanten.​ Biomasse aus land- und forstwirtschaftlichen Quellen kann effizient in Nahwärmenetzen genutzt werden. Dies bietet Landwirten die Möglichkeit, zusätzliche Einkommensquellen zu erschließen und aktiv zur regionalen Energieversorgung beizutragen.​ In der anschließenden Diskussion wurden Fragen zur Wirtschaftlichkeit von Nahwärmenetzen und den erforderlichen Investitionen gestellt. Brem betonte, dass trotz anfänglicher Kosten langfristig sowohl ökonomische als auch ökologische Vorteile erzielt werden können.​ Dies verdeutlicht, wie die Landwirtschaft nicht nur in der Produktion von Lebensmitteln, sondern auch in der Energieversorgung eine Schlüsselrolle spielt.

Text: Sebastian Eichelsbacher

VDL-Bundesmitgliederversammlung 2025 am 15. Mai 2025

Foto: Ebel-Waldmann

Einberufung der VDL-Bundesmitgliederversammlung 2025

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

hiermit berufe ich gemäß § 13 (3) der Satzung des VDL Bundesverbandes e.V. in der Fassung vom 26. Oktober 2020 die Bundesmitgliederversammlung 2025 ein.

 

Die Bundesmitgliederversammlung findet statt am

Donnerstag, 15. Mai 2025, 15.30 bis 18.30 Uhr

Hotel Caravelle im Park

Weinkauffstraße 1, 55543 Bad Kreuznach

 

Tagesordnung:

TOP 1: Eröffnung und Begrüßung

TOP 2: a) Feststellung der ordnungsgemäßen Einberufung und Beschlussfähigkeit
TOP 2: b) Feststellung der Teilnahme nach Mitgliedsverbänden und Mitgliedsgruppen

TOP 3: Festlegung der endgültigen Tagesordnung

TOP 4: Protokoll der Mitgliederversammlung vom 16.05.2024

TOP 5: Bericht über die Tätigkeit des Bundesverbandes (Präsidium/Vorstand)

TOP 6: Bericht des Schatzmeisters

TOP 7: Bericht der Kassen- und Rechnungsprüfer

TOP 8: Entlastung des Präsidiums für das Jahr 2024

TOP 9: Entlastung des Vorstandes für das Jahr 2024

TOP 10: Wahl von zwei Rechnungsprüfern/-innen für das Jahr 2026

TOP 11: Haushaltsvoranschlag 2026

TOP 12: Berichte aus den Landesverbänden/Landesgruppen/Mitgliedsverbänden

TOP 13: Berichte aus den Bundessparten

TOP 14: Bundesmitgliederversammlung 2026 – Festlegung von Termin und gastgebendem Landesverband/gastgebender Landesgruppe

TOP 15: Verschiedenes

 

Mit kollegialen Grüßen

Markus W. Ebel-Waldmann
Präsident
VDL-Bundesverband e.V.

VDL-Bayern: Online-Adventsstammtisch – Einblicke in den Christbaumanbau

Bild: pexels

Am 10. Dezember 2024 lud die VDL-Landesgruppe Bayern zu einem Online-Adventsstammtisch ein. Der Vorsitzende Wolfgang Filter begrüßte die Teilnehmenden und führte in den Abend ein. Als besonderer Gast war Thomas Emslander, Vorsitzender der Vereinigung der Bayerischen Christbaumanbauer und selbst Christbaumproduzent, geladen.

Danach übernahm auch schon Herr Emslander mit einem Impulsvortrag. Los ging es mit der Geschichte des Christbaumanbaus in Bayern. Es folgte die Einordnung der Vereinigung, die unter der Organisation des Bayerischen Waldbauernverbands startete, bis sie später eigenständig wurde. Heute umfasst der Verband etwa 200 Betriebe, obwohl es laut bayerischem Landwirtschaftsministerium rund 400 Betriebe im Freistaat gibt. Genauere Angaben zu den genutzten Flächen sind selten, doch der Christbaumanbau stellt für diese landwirtschaftlichen Betriebe eine bedeutende Einnahmequelle dar.

Herr Emsländer gab sehr interessante Einblicke in den Christbaumanbau von der Pflanzung bis zur Vermarktung und erläuterte die Prozesse und Herausforderungen des Christbaumanbaus. Ein Christbaum benötigt sechs bis acht Jahre, um marktfähig zu werden. Im sechsten Standjahr erreicht er etwa 1,50 Meter, im achten Jahr rund zwei Meter – die aktuell beliebteste Größe auf dem Markt. Die Kosten bis zum ersten Verkauf belaufen sich auf mehrere Zehntausende Euro pro Hektar, einschließlich Pflanzung, Düngung, Pacht und Schutzmaßnahmen wie Zäunen. Ein optimaler Standort ist entscheidend: Nordhänge, umgeben von Wald, mit möglichst wenig Sonnenstunden im Frühjahr sind ideal, da sie einen späten Austrieb fördern und Schäden durch Frost minimieren. Hagel stellt ebenfalls eine Gefahr dar, besonders in den ersten Jahren. Die Pflanzung erfolgt heute meist mit GPS, um gleichmäßige Abstände zu gewährleisten. Pro Hektar werden etwa 5.000 Pflanzen gesetzt. Zur Pflege der Kulturen werden teils Schafe eingesetzt, die Koniferen nicht anknabbern, oder es wird auf Mulchen und Herbizide zurückgegriffen.

Mit einem Marktvolumen von 500 bis 600 Millionen Euro pro Jahr ist Deutschland der größte Produzent und Absatzmarkt für Christbäume in Europa. Jährlich werden hier etwa 21 Millionen Bäume verkauft, davon 3 Millionen an Institutionen, sodass mit einem professionellen Management hohe Deckungsbeiträge je Hektar Anbaufläche realisierbar sind. Herr Emsländer führte weiter aus, wie sich die Vereinigung intensiv mit der Klimabilanz und den Umweltauswirkung des Christbaumanbaus auseinandersetzt. Er unterstich die positiven Eigenschaften durch die hohe CO2-Bindung, im Laufe des Wachstums, während künstliche Bäume durch Produktion und Logistik keine positive CO2-Bilanz aufweisen und sehr lange genutzt werden müssten.

Im letzten Teil des Vortrags geht Herr Emsländer auf die Qualität und aktuelle Situation ein. In Bayern gelten spezielle Anbaurichtlinien, die etwa den frühestmöglichen Schnittzeitpunkt und geprüfte Qualität regeln. Die gute Nachricht: für 2024 sind nur geringe Preissteigerungen geplant.

Im Anschluss an den Vortrag folgte eine lebhafte Diskussion. Themen wie die Wirtschaftlichkeit des Anbaus, Vermarktung und Tipps zur Langlebigkeit der Bäume im Haus wurden besprochen. Auch rechtliche Fragen zum Ackerstatus wurden beispielsweise diskutiert. Zum Schluss stand die aktuelle Stammtischfrage im Raum: „Wie viele Nadeln hat ein durchschnittlicher Christbaum?“.

Der Online-Adventsstammtisch der VDL-Landesgruppe Bayern bot einen informativen Einblick in eine Branche, die Tradition, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit vereint. Der rege Austausch zeigte das große Interesse an einem Thema, das für viele Familien zur Weihnachtszeit eine besondere Bedeutung hat. Zum Ende des Stammtisches folgte der übliche Austausch unter den Mitgliedern der Landesgruppe, neue Informationen wurden geteilt und Erfahrungsberichte ausgetauscht.

Text: Sebastian Eichelsbacher

VDL: Weihnachtsgruß des Präsidenten des VDL Bundesverbandes e.V.

Foto: Ebel-Waldmann

„Der Pessimist klagt über den Wind,

der Optimist hofft, dass er dreht,

der Realist richtet das Segel aus.“

Sir William Ward

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

das Jahr 2024 neigt sich seinem Ende zu und für den VDL endet ein besonders aktives Verbandsjahr, in dem sich der Bundesverband, die Landesverbände und Landesgruppen und alle Sparten großen Herausforderungen erfolgreich gestellt haben und hohes Engagement in der berufsständischen Arbeit gezeigt haben.

Über alle Aktivitäten wurden Sie ausführlich über den monatlichen VDL-Newsletter sowie unter www.vdl.de informiert.

Ich darf Ihnen an dieser Stelle „DANKE“ sagen für Ihre Unterstützung und das Miteinander in unserem Berufsverband!

Herzlichen Dank auch an unsere hauptamtlichen Mitarbeitenden in Berlin und an die vielen Ehrenamtlichen in unseren Landesverbänden, Landesgruppen und unseren Bundessparten. Sie alle haben auch in diesem herausfordernden Jahr maßgeblich dazu beigetragen, dass unsere berufsständische Arbeit erfolgreich war.

Im Namen von Präsidium und Vorstand des VDL Bundesverbandes wünsche ich Ihnen und Ihren Familien ein besinnliches Weihnachtsfest sowie ein gesundes, friedliches und erfolgreiches Jahr 2025.

Mit den allerbesten Grüßen
VDL Bundesverband e.V.

Markus W. Ebel-Waldmann

Präsident

VDL-Bayern: Aus „Statt“ wird „Und“: Algorithmus und Hofnachfolge, Bioreaktor und Weiderind – Der Rückblick auf das Fachsymposium zum Jubiläum

Am 6. November war es soweit: Zum 75-jährigen Jubiläum der VDL-Landesgruppe Bayern fand im Schulterschluss mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) und der Technischen Universität München (TUM), in den Räumen der HSWT in Freising ein Fachsymposium statt. Unter dem provokanten Titel „Algorithmus statt Hofnachfolge, Bioreaktor statt Weiderind?“ bot die Veranstaltung einen spannenden Einblick in den Wandel der Agrarbranche und wagte einen Ausblick in eine digitale Zukunft. Bereits der Start um 14:30 Uhr versprach eine angenehme Atmosphäre: Mit Kaffee und Kuchen versammelten sich die zahlreichen Gäste – von Studierenden, Berufsständigen und ehemalige Berufstätige bis hin zu den hochkarätigen Vertreterinnen und Vertretern aus den dem öffentlichen Dienst, der Wissenschaft und Wirtschaft zur lockeren Einstimmung. Dr. Wolfgang Filter und Sebastian Eichelsbacher eröffneten die Veranstaltung vor den 60 Gästen offiziell um 15:00 Uhr.

Grußworte mit Gewicht und Bedeutung

Im Sinne einer modernen und dynamischen Welt hielt sich der offizielle Teil angenehm kurz, war aber inhaltlich dennoch von großer Bedeutung und spiegelte eine Kernbotschaft wider: Wandel braucht Zusammenarbeit. Markus Ebel-Waldmann, Präsident des VDL, unterstrich in seiner kurzen Präsentation des VDL die Bedeutung der Digitalisierung in der Agrarbranche. Dabei verwies er auf die Schaffung von rund 80 neuen Berufsfeldern und hob hervor, wie essenziell Netzwerke wie der VDL für den Kontakt zur Branche sind. Dekan Prof. Martin Spreidler, Fakultät Nachhaltige Agrar- und Energiesysteme der HSWT, erinnerte daran, wie das Agrarstudium vor 30 Jahren noch ein Nischenthema war – heute hingegen, auch dank der Arbeit von Verbänden wie dem VDL, unverzichtbar ist. Prof. Wolfgang Liebl, Prodekan der TUM School of Life Sciences, betonte, dass Hochschulen Verantwortung tragen, nicht nur Grundlagenwissen zu erforschen, sondern dieses auch an künftige Generationen weiterzugeben und verwies auf „One Health“ als Leitstrategie, bei der alle an einem Strang ziehen. Alle Grußworte unterstrichen die Bedeutung von Innovationen, Interdisziplinarität und Nachwuchsförderung in der Agrarbranche. Zudem übermittelten alle Redner die besten Glückwünsche zum „Geburtstag“ und würdigten die Verdienste des Berufsverbandes, wofür sich die VDL-Landesgruppe Bayern herzlich bedankte!

Impulse für die Zukunft der Landwirtschaft

Ein Highlight des Tages waren die Impulsvorträge. Prof. Dr. Florian Haselbeck von der HSWT führte in die Welt der Künstlichen Intelligenz (KI) ein und erklärte ihre Schlüsselrolle als Problemlöserin in der Landwirtschaft. Ob bei der Züchtung von Pflanzen oder der Tierhaltung – KI sei keine Magie, sondern eine unverzichtbare Entscheidungs- und Verwaltungshilfe. KI basiere auf mathematischen Konzepten und statistischen Verfahren und kennt Methoden wie beispielsweise das maschinelle Lernen. Sein Fazit: Es geht nicht um ein Entweder-oder zwischen Hofnachfolge und Algorithmus, sondern um ein Miteinander. Prof. Dr. Julia Steinhoff-Wagner von der TUM beleuchtete die Herausforderungen des Arbeitsmarkts in der Agrarbranche. Die zunehmende Spezialisierung führe dazu, dass viele Interessierte nicht mehr direkt in passende Berufsfelder vermittelt werden könnten. Der Fachkräftemangel in der Landwirtschaft ist auch eine Frage der Kommunikation. Viele Interessierte wissen gar nicht, dass ihre Talente gefragt sind. Gleichzeitig betonte sie die Rolle der Universitäten, die neben Forschung auch der Ausbildung einer neuen Generation von Expertinnen und Experten verpflichtet seien. Eine Perspektive aus dem öffentlichen Dienst lieferte Hubert Bittlmayer, Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus. Er hob hervor, dass Politik, Wissenschaft und Wirtschaft Hand in Hand arbeiten müssten, um die Landwirtschaft nachhaltig weiterzuentwickeln. Dabei gehe es nicht nur um Digitalisierung, sondern auch um die Stärkung von Kreisläufen und die Vermittlung systemischer Grundlagen an Studierende. Anstelle von „statt“ solle es im Titel des Symposiums „Algorithmus und Hofnachfolge, Bioreaktor und Weiderind“ heißen. Die Landwirtschaft müsse flexibel bleiben, um den Anforderungen einer sich schnell wandelnden Welt gerecht zu werden.

Dr. Josef Bauerdick von Sano –Moderne Tierernährung GmbH unterstrich: Ohne digitale Systeme ist die moderne Landwirtschaft kaum vorstellbar. Doch trotz aller Automatisierung bleibt auch der Mensch ein relevanter Faktor: Mitarbeiter und KI ist keine Gegenthese, sondern eine Ergänzung und verweist auf die Bedeutung von digitalen Systemen zur Bewältigung großer Datenmengen und dem Mitarbeiter, der diese Systeme sinnvoll nutzen muss, um globale Probleme zu adressieren. Maximilian Treiber von AGCO GmbH brachte die Herausforderungen des digitalen Wandels auf den Punkt: Digitale Plattformen verändern die Arbeitswelt radikal. Englischkenntnisse, IT-Skills und Netzwerken sind heute für Studierende mindestens genauso wichtig wie das praktische Arbeiten im Feld. Plattformökonomie und Cloud-Computing revolutionieren dabei die Betriebsabläufe. Pia Jackermeier (TUM) und Lina Lambert (HSWT) sprachen für die Fachschaften und damit für die Studierenden. Sie präsentierten Ergebnisse einer kleinen Umfrage unter den Studierenden zur Zukunft der Grünen Berufe. 59 % der Befragten fühlten sich gut auf die Zukunft vorbereitet, betonten jedoch, wie wichtig mehr Unterstützung bei der Orientierung und eine bessere Begleitung des Wandels sei. Der abschließende Impuls von Ebel-Waldmann hob die Rolle des VDL hervor, der nicht nur in zahlreichen Akkreditierungen eingebunden ist, sondern auch als zentraler Ideensammelpunkt für verschiedene Stakeholder wie Universitäten, Wirtschaft, Studierende und Politik dient. Dabei wird betonte er, dass die Agrarwissenschaft nicht nur systemrelevant, sondern auch eine Systemwissenschaft ist. Trotz des starken Mangels an Führungskräften biete die Branche hervorragende Übernahmemöglichkeiten nach dem Studium. Zudem beeinflusst der Einsatz von Künstlicher Intelligenz zunehmend das Studium.

Diskussion und ein Fazit mit „Und“ anstelle von „Statt“

Den Abschluss bildete eine lebhafte Podiumsdiskussion, die verdeutlichte, wie tief KI und Digitalisierung bereits in der Realität der Agrarbranche verankert sind. Von Echtzeitdaten bis zur Verwaltung – Konsens war, dass KI nicht kompliziert sein darf, sondern als Hilfsmittel für alle zugänglich bleiben muss. Einigkeit bestand darin, dass KI eine unterstützende Rolle spielt, jedoch auch das menschliche Wissen und Entscheidungsfähigkeit nicht vollständig ersetzen kann. Studierende müssten sowohl technische Grundlagen als auch systemisches Verständnis vermittelt bekommen. Der Abend endete mit einem klaren, gemeinsamen Fazit: Nicht „statt“, sondern „und“ ist die Zukunft der Agrarbranche. Algorithmus und Hofnachfolge, Bioreaktor und Weiderind – gemeinsam bilden sie das Fundament einer zukunftsfähigen, nachhaltigen Landwirtschaft. Abgerundet wurde der Tag mit Snacks, Getränken und einem geselligen Austausch, bei dem die Landesgruppe Bayern auch auf die nächsten 75 Jahre anstieß. Ein herzliches Dankeschön geht an die Sponsoren, die diese tolle Veranstaltung unterstützt haben.

Text: Sebastian Eichelsbacher

Bilder: Dr. Wolfgang Filter

Fachsymposium zum 75-jährigen Jubiläum des VDL Bayern

„Algorithmus statt Hofnachfolge? Bioreaktor statt Weiderind?“

6. November 2024 15.00 – 18.00 Uhr

Am Staudengarten 1, 85354 Freising

Raum D1.402 im 4. Stock

Anmeldung unten

Die VDL-Landesgruppe Bayern wird 75, hat damit als Berufsverband Jahrzehnte der Veränderung in der Agrarbranche begleitet und greift jetzt mit einem Fachsymposium eine besonders spannende Perspektive auf: Welcher neue Wandel steht für die Berufsfelder der Grünen Branche an, wie definieren moderne Technologien und Entwicklungen neue Anforderungen und wie können diese Berufsprofile in Zukunft aussehen. Künstliche Intelligenz als allgegenwärtiges Stichwort, aber auch neue Züchtungsmethoden, oder zelluläre Landwirtschaft sind nur Einzelbeispiele von vielen.

Namhafte Referenten*innen aus der Wissenschaft, der Wirtschaft, der Politik und den Studierenden nehmen sich dieses Themas an und werden versuchen, in der Diskussion mit den Gästen interessante und hilfreiche Impulse für Verantwortliche und Entscheidungsträger herauszuarbeiten. Wie sollte der Schwerpunkte zwischen Grundlagenbiologie, Informatik oder dem Stallbesuch aufgeteilt werden? Stärkung von Medien- und Kommunikationsfähigkeiten, knallhartes Rechnungswesen oder doch die enge Bindung zum landwirtschaftlichen Praxisbetrieb?

Die praktische Ausbildung und das Agrarstudium an Fachhochschulen und Universitäten stehen gemeinsam als Garanten für die Sicherung des Fachkräftenachwuchses in der Agrarwirtschaft sowie den vor- und nachgelagerten Bereichen. Wo stehen wir heute und wo geht es hin? Und welchen Beitrag kann ein Berufsverband wie der VDL leisten, damit die heutigen Erwartungen und die daraus resultierenden Planungen der Realität von morgen genügen?

Wir freuen uns sehr über eine Teilnahme an unserer Jubiläumsveranstaltung!

Programm:

14.30 – 15.00 Uhr Begrüßungskaffee & Einlass

15.00 – 15.20 Uhr Eröffnung, Grußworte & Einführung

15.20 – 17.00 Uhr Impulsreferate

17.00 – 18.00 Uhr Diskussion

Ab 18.00 Uhr Ausklang bei Snacks & Getränken

Einladung ansehen & herunterladen

Anmeldung:

Die Teilnahme ist kostenfrei!

    Ich melde mich zum Fachsymposium am 06. November 2024 an




    Verantwortlich für Inhalte, Texte und Bilder: Dr. Wolfgang Filter & Sebastian Eichelsbacher

    VDL-Bayern: Breites Interesse am Vortrag „Herkunft, Haltung, Nachhaltigkeit – Braucht es dafür Siegel?“ von Prof. Balling

    Bild: Prof. Balling

    Am 30. September 2024 veranstalteten die VDL-Landesgruppe Bayern einen Online-Vortrag mit Prof. Dr. Balling, einem Experten im Bereich des Agrarmarketing mit Referatsleitung im Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus. Der Vortrag mit dem Titel „Herkunft, Haltung, Nachhaltigkeit – Braucht es dafür Siegel?“ fand großes Interesse aus verschiedenen Landesverbänden und Landesgruppen.

    Dr. Wolfgang Filter eröffnete die Veranstaltung und stellte Prof. Balling als „Schöpfer des Marketings im Agrarbereich“ vor. Bereits seit 2000 beschäftigt sich Balling mit der Frage, wie man im Agrarbereich Vertrauen und Qualität durch Siegel kommunizieren kann. In seiner Position im Ministerium ist er unter anderem verantwortlich für das bekannte Bayerische Qualitätssiegel, Bayerische Biosiegel und die Umsetzung des EU Herkunfts- und Ursprungsbezeichungen für regionale Spezialitäten.

    Prof. Balling, seit über 20 Jahren im Landwirtschaftsministerium tätig, erklärte eingehend die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Gütesiegel. Im Rahmen des Vortrags stellte er die wichtigsten Funktionen von Siegeln vor: Sie dienen der Kommunikation von Qualitätseigenschaften, die für den Verbraucher oft schwer überprüfbar sind. Besonders bei Vertrauenseigenschaften, die der Konsument nicht direkt prüfen kann, sind Siegel essenziell. Insbesondere das Vertrauen in die Prozesseigenschaften, wie beispielsweise „Fairtrade“ schätzen Verbrauchergruppen. Trotz der Vorteile durch Siegel sieht sich der Markt nahezu einer „Siegelflut“ gegenüber, die sowohl Verbraucher als auch Produzenten überfordert. Während der Handel zunehmend eigene Labels, wie beispielsweise das „Regionalfenster“, einführt, gibt es einen wachsenden Ruf nach einheitlichen Labels.

    Balling führte weiter aus, dass Zertifizierungssysteme in der Praxis oft komplex und teuer sind, insbesondere wenn sie lieferkettenübergreifend implementiert werden müssen. Dies führt zu höheren Kosten für Landwirte und Produzenten, die sich an den strengeren Anforderungen orientieren müssen. Ein Beispiel hierfür ist die Diskussion um die European Deforestation Regulation und die damit verbundenen Herausforderungen bei der Definition von Nachhaltigkeit. Gleiches gilt für die Diskussion: „Was ist regional und was gilt für die eingesetzten Vorprodukte?“ Die Verbraucherzentrale weist für sich den Umkreis von 30 Kilometer als „Regional“ aus.

    In Bezug auf die Handlungsoptionen empfahl Balling einen pragmatischen Ansatz: Kombinationen verschiedener Produktionsprozesse und Labels wie „Geprüfte Qualität Bayern“ mit beispielsweise spezifischen Tierhaltungslabels könnten zu einer stärkeren Differenzierung und Klarheit für die Verbraucher führen. Auch eine bessere Steuerung durch staatliche Leitlinien für freiwillige Zertifizierungen, wie etwa bei regionalen Produkten, sei ein Weg zur Förderung von Vertrauen und Transparenz im Markt. Währenddessen ausschließliches Ordnungsrecht alle Marktteilnehmer belastet.

    Abschließend plädierte Prof. Balling dafür, den Fokus auf einfache und verständliche Botschaften zu legen. Seine Devise lautet „Kiss – Keep it simple and stupid“, als Angebot an den Verbraucher, der zunehmend mit „Information-Overload“ konfrontiert ist. Ein Siegel müsse spezifisch und differenzierbar sein, ansonsten werde es schnell zu einem Standard ohne Aussagekraft. Die Kombination aus staatlicher Kontrolle und freiwilligen Zertifizierungen sei dabei eine erfolgversprechende Option.

    Im Fazit rief Prof. Balling zu einem differenzierten Einsatz von Siegeln auf, der sowohl den Produzenten als auch den Verbrauchern klare Vorteile bietet.

    Es folgt eine spannende Diskussion und viel (virtueller) Applaus und lobende Kommentare im Chat.

    Text: Sebastian Eichelsbacher