VDL-NDS: Spannende Einblicke in die Öko-Landwirtschaft – zu Besuch bei Profis

Fotos: Ulrike Struck, Alfons Janssen

Der ökologische Landbau hat in Niedersachsen im Vergleich zu anderen Bundesländern quantitativ nur einen geringen Stellenwert. Ursächlich dafür sind vor allem hohe Opportunitätskosten auf landwirtschaftlichen Intensivstandorten, unter anderem aufgrund des hohen Pachtpreisniveaus. Das macht den niedersächsischen Ökolandbau allerdings nicht bedeutungslos, vor allem, wenn man die unternehmerische Professionalität und Vorbildwirkung niedersächsischer Ökobetriebe betrachtet. „Flaggschiffe“ des Ökolandbaus, wie die seit den
1930er Jahren biologisch-dynamisch bewirtschafteten Bauckhöfe oder der ebenfalls nach Demeter-Richtlinien geführte Elbers-Hof, führen zu einer anderen Einschätzung. Sie zeigen, dass ökologischer Landbau mit ausgereiften Konzepten und professioneller Marktorientierung auch in Niedersachsen wirtschaftlich erfolgreich betrieben werden kann.

Die Teilnehmenden der Exkursion wollten zunächst einen Einblick in die Funktionsweise des ökologischen Landwirtschaft bekommen und von ökologisch wirtschaftenden Praktikern erfahren, wie man damit wirtschaftlich erfolgreich sein kann. Aus diesem Grund machten sich Mitglieder der VDL Landesverbände Niedersachsen und Hamburg sowie des Verbandes der Agrarjournalisten am 9. September 2022 auf den Weg zu diesen beiden besonderen Ökobetrieben im Osten Niedersachsens.

Los ging es mit dem Elbers Hof, der 1990 auf biologisch-dynamische Bewirtschaftung nach den Richtlinien des Demeter-Verbandes umstellte. Der in 13. Generation von Ulrich Elbers und Anke Hennings geführte Betrieb ist vor allem durch seine „Biokiste“ bekannt, ein Abokistensystem, mit dem rund 2.000 Haushalte wöchentlich beliefert werden. Alternativ kann man auch im Hofladen einkaufen, der mit einem breiten Sortiment von Obst und Gemüse, Milch- und Fleischprodukten aus eigener Herstellung bis hin zu Süßigkeiten und Trockenprodukten mit städtischen Bio-Supermärkten locker mithalten kann.

Ein Team von rund einhundert Mitarbeitenden sorgt für die Ernte und Verarbeitung des Gemüses, dessen Verpackung in Kisten verschiedener Größe und Zusammenstellung und  schließlich die Verteilung in einem Umkreis von rund 100 Kilometern zwischen Hamburg und Hannover. Dafür sind 12 Lieferfahrzeige im ständigen Einsatz. Vom Zeitpunkt der Ernte bis zur Auslieferung an den Kunden vergehen in der Regel nicht mehr als 24 Stunden. Der größte Teil des Sortiments stammt aus eigener Erzeugung, ergänzt wird bei Bedarf durch Zukauf in
der Region. Auch Geflügel und Schweine werden auf dem Betrieb gehalten, selbst verarbeitet und direkt vermarktet.

In der Diskussion mit dem Elbers Hof-Team wurde deutlich, dass neben der landwirtschaftlichen Leistung, qualitativ hochwertiges Gemüse sowie Fleisch- und Milchprodukte zu erzeugen, vor allem Herausforderungen in der Vermarktung und der Logistik zu meistern sind. Professionelle EDV-Lösungen wurden für die Vermarktung der Abokisten und den Onlineshop entwickelt. Neben der unternehmerischen Leistung der Betriebsleiterfamilie trägt auch das Engagement der Mitarbeitenden in hohem Maß zum Betriebserfolg bei. Inzwischen ist auch
die junge Generation in den Betrieb eingestiegen und sorgt mit einer Mischung aus bewährten Routinen und neuen Ideen für die Weiterentwicklung auf dem Elbers Hof.

Die Kultur sollte auch nicht zu kurz kommen, deshalb wurde auf dem Weg zur zweiten Station in Amelinghausen ein Zwischenstopp am 1228 gegründeten Kloster Medingen in Bad Bevebseneingelegt. Weltberühmt ist das heutige evangelische Damenstift vor allem für seine kunstvoll gestalteten Gebetsbücher. Im Rahmen einer Führung wurden die Teilnehmenden auf lebendige und humorvolle Weise über die wechselvolle Geschichte des Klosters und einige seiner prominenten Bewohnerinnen informiert.

Nachmittags ging es dann zum Bauck Hof in Amelinghausen bei Lüneburg. Unter dieser Firmierung wirtschaften drei Betriebe in Amelinghausen, Stütensen und Klein Süstedt nach den Regeln des Demeter-Verbandes. Der erste Bauckhof war der in Klein Süstedt, der 1932 von Eduard Bauck auf die von Rudolf Steiner begründete biologisch-dynamische Wirtschaftsweise umgestellt wurde. Durch Heirat und Erbschaft kamen die Betriebe in Amelinghausen und Stütensen dazu. Die Bauck-Söhne und ihre Familien arbeiteten Hand in Hand und suchten in den 60er Jahren nach einem tragfähigen Konzept für die gemeinschaftliche  Bewirtschaftung der drei Betriebe und die Sicherung der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise für die Zukunft. 1969 wurden die Betriebe in die gemeinnützige  Landbauforschungsgesellschaft überführt. Alle Familienmitglieder hatten sich bereit erklärt, nicht mehr als Grundbesitzer, sondern in dieser neuen wirtschaftlichen Form als  Betriebsgemeinschaft auf den drei Höfen und in der Vermarktung zu arbeiten.

Der Bauck-Hof in Amelinghausen wird seit 1948 von der Familie Bauck biologisch-dynamisch geführt. Der Betrieb verfügt heute über ca. 300 Hektar Acker- und Weideflächen (235 Hektar) und 80 Hektar Wald. Drei Familien teilen sich die Verantwortung und beschäftigen acht Mitarbeiter, mehrere Auszubildende und Praktikanten. Über Landbaupraktika sind regelmäßig sechs Waldorfschulklassen im Jahr in die laufenden Arbeiten einbezogen. Der Schwerpunkt ist die Milcherzeugung und Verarbeitung in der eigenen Käserei, dazu kommen  Gemüse- und Getreideanbau, Schweine- und Geflügelhaltung In den modernen und artgerecht gestalteten Stallanlagen werden aktuell rund 80 Milchkühe sowie die eigene Nachzucht gehalten. Einen Großteil des Jahres verbringen die Kühe auf den Weiden rund um die Stallanlagen. Die erzeugte Milch, durchschnittlich 6.000 Liter pro Kuh, wird komplett selbst verarbeitet und vermarket. Ein Großteil der Milchprodukte wird über den eigenen Hofladen verkauft, der ein sehr umfangreiches Sortiment von selbst erzeugten, aber auch betriebsfremden, aber ebenfalls nach Demeter-Grundsätzen erzeugten Produkten, bietet. Nach dem Rundgang über den Betrieb konnten die Teilnehmenden sich im Hofladen noch einen Eindruck von der Produktpalette der Bauckhöfe verschaffen.

Den Abschluss der Exkursion bildete schließlich ein gemeinsames Abendessen in einem Restaurant in Bienenbüttel. Hier wurden die Erkenntnisse des Tages noch einmal reflektiert mit dem Ergebnis, dass diese beiden Betriebe Vorbildcharakter haben. Sie zeigen, dass eine Kombination von fachlicher Exzellenz, unternehmerischem Mut, Kreativität und Ausdauer beste Voraussetzungen für wirtschaftlichen Erfolg auch unter erschwerten Rahmenbedingungen bieten. Am Ende dieses gelungenen Exkursionstages wurde Hans-Joachim Siebert (rechts) mit großem Dank und Applaus aus seiner langjährigen Tätigkeit als Regionssprecher verabschiedet

Text:  Stephan Keppler, Ruth Franken

 

0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert