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Auswirkungen möglicher gesetzlicher Regelungen auf den Pflanzenschutz

Bei der VDL-Veranstaltung „Auswirkungen möglicher gesetzlicher Regelungen auf den Pflanzenschutz“ am 30. Januar 2012 im Rahmen der Landwirtschaftlichen Woche Südhessen 2012 stellte Hendrik Garvert, Institut für Agribusiness (IAB), Justus-Liebig-Universität Gießen, aktuelle Studien des Instituts vor:

1) IAB-Studie zur Wirkung von Beschränkungen des Fungizideinsatzes im Ackerbau

Neuere Entwicklungen in der Pflanzenschutzpolitik der Europäischen Union könnten zu einer deutlichen Einschränkung der Bekämpfungsmöglichkeiten bei Pilzerkrankungen in Ackerbaukulturen führen. Besonders betroffen wäre die Wirkstoffgruppe der Triazole, die nach dem aktuellen Kenntnisstand nur eingeschränkt durch andere Wirkstoffgruppen ersetzt werden könnte. Ein Verbot von hochwirksamen Wirkstoffen würde zu einem eingeschränkten Wirkstoffspektrum und damit zu einem Anstieg von Resistenzen gegenüber den verbleibenden Fungizidwirkstoffen führen. In der Studie des Instituts wurden beispielhaft die Folgen der Einschränkungen von Fungizidwirkstoffen für den Getreidebau untersucht. Dabei wurden Ertragsrückgänge im Getreidebau zwischen 5 und 25% in den Ländern Deutschland, Frankreich und Großbritannien analysiert. Für die Landwirtschaftlichen Betriebe bedeuten diese Ertragsrückgänge eine Minderung des Gewinns um max.11% in Frankreich, 17% in Großbritannien und 29% in Deutschland. Durch ein Verbot von Triazolen würde der Europäischen Union ein jährlicher Wohlfahrtsverlust von bis zu 5,6 Mrd. US$ entstehen und die Europäische Union müsste mit einer deutlichen Verschlechterung der Agrarhandelsbilanz sowie mit weltweiten Marktanteilsverlusten bei Getreide rechnen.

2) IAB-Studie zur ökonomischen Bedeutung von Glyphosat in der Landwirtschaft

In regelmäßigen Abständen steht die gesetzlich vorgeschriebene Wiederzulassung von Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen auf der Agenda. So auch für den Wirkstoff Glyphosat, der für die Bekämpfung von Unkräutern eine herausragende Rolle spielt, insbesondere bei der umweltschonenden reduzierten Bodenbearbeitung. Bei der Wiederzulassung von Herbiziden ist zu berücksichtigen, dass die Entwicklung von Resistenzen eine zunehmende Rolle spielt. Daher sollte zur Verzögerung der Ausbreitungsgeschwindigkeit der Erhalt eines breiten Wirkstoffspektrums angestrebt werden.
In der Studie des Instituts wurden die ökonomischen Folgen der Einschränkungen von Glyphosat für die Pflanzenproduktion in Deutschland untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass der Glyphosateinsatz im Rahmen der konservierenden Bodenbearbeitung in den meisten Regionen eine Standardmaßnahme ist. Insgesamt wird Glyphosat auf etwa 30 % der deutschen Ackerfläche eingesetzt. Eine Einschränkung würde zu einer deutlichen Intensivierung der Bodenbearbeitung und einem verstärkten Einsatz anderer Herbizidwirkstoffe führen. Dennoch würden sich Resistenzen deutlich schneller ausbreiten und es käme kurz- bis mittelfristig zu regionalen Ertragsdepressionen in Deutschland von 5 % bis 10 %. Das hätte Rückgänge der Deckungsbeiträge für die im Ackerbau bedeutsamsten Kulturen von bis zu 36 % zur Folge. Durch ein EU-weites Verbot von Glyphosat würde der Europäischen Union ein jährlicher Wohlfahrtsverlust in Höhe von 1,0 Euro bis 3,1 Mrd. Euro entstehen und die Europäische Union müsste mit einer deutlichen Verschlechterung der Agrarhandelsbilanz sowie mit weltweiten Marktanteilsverlusten bei Getreide rechnen.

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