VDL: dbb-Seminar 2014: Rhetorik-Argumentationstraining

Im schönen September gab es wieder ein Seminar an der dbb-akademie in Königswinter für die Mitglieder des VDLs gemeinsam mit Teilnehmern aus anderen Mitgliedsgewerkschaften des dbb.

In dem Seminar von Sonntag- bis Dienstagmittag haben wir zunächst sehr intensiv die Grundlagen der Rhetorik erarbeitet. Am zweiten Tag ging es dann in die praktischen Übungen, teilweise mit einer Dokumentation über Videoprotokolle, die nachher die Diskussion der Stärken und Schwächen jedes Teilnehmers erleichterten. Jeder hatte andere Ansätze zur Präsentation eines Themas, machte unterschiedliche Fehler, hatte andere Wege den Zugang zu seinen Zuhörern zu finden. So lernte einer von dem anderen.

Theorie ist das eine, aber die Praxis ist DAS andere eines solchen Seminars. Diese kam hier nicht zu kurz, obwohl wohl alle Teilnehmer noch einen Tag mehr mit praktischen Übungen begrüßt hätten. In die harte Praxis geworfen wurden wir z. B. mit Stegreifbeiträgen, die spontan aus vier zufällig gezogenen Begriffen einen sinnvollen Redebeitrag aus dem Stand erbringen mussten, oder in der Verteidigung der Präsentation gegen grundsätzliche Neinsager oder weniger nette Zeitgenossen, die unterhalb der Gürtellinie mit Totschlagargumenten kommen. Das schult.

Das Seminar gewann sehr durch die flexible Leitung der Dipl.-Psychologin Annete Rüth  aus Köln wie auch die heterogene Zusammensetzung der sehr interessierten Teilnehmer zwischen 24 und 62. Neben den VDLern, die das Spektrum unseres Berufsverbandes abbildeten,  konnten wir einiges aus dem Bereich des Strafvollzuges und des Eichwesens, des zweitältesten Gewerbes, lernen. Dies empfand ich als sehr wohltuend, nicht immer thematisch nur im Agrartopf zu rühren.

Zu der Akademie kann ich nur die Worte der letzten Jahre wiederholen. Neben dem angenehmen Lernklima ist die Unterbringung und Bewirtung hervorragend, wie ein Hotelurlaub in landschaftlich schöner Lage im Siebengebirge. Wir können nur immer wieder unsere Mitglieder ermuntern, meldet Euch zu den Seminaren an der dbb-akademie an.

Gustav Wehner

VDL: Parlamentarischer Abend 2014: Intensiver Austausch agrarpolitischer Positionen

Am 13. Oktober waren wiederum viele Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verbänden der VDL/BHGL-Einladung zum traditionellen „Parlamentarischen Abend“ ins Berliner Haus der Land- und Ernährungswirtschaft gefolgt.

In seiner Begrüßung kritisierte VDL-Präsident Markus Ebel-Waldmann in Fortsetzung des Fachforums das „Sammelsurium“ von Anforderungen für die Ausbildung des Agrarnachwuchses und forderte von der Politik – ebenso wie BHGL-Präsident Prof. Dr. Uwe Schmidt – eine bessere finanzielle und personelle Unterstützung von Forschung & Lehre im Agrarbereich.


VDL-Präsident Markus Ebel-Waldmann (Mitte) im Gespräch mit dem Präsidenten des Deutschen Führungskräfteverbandes ULA Dr. Roland Leroux (links) und dem Bundesvorsitzenden des dbb beamtenbund und tarifunion Klaus Dauderstädt

Lebensmittel und Ländlicher Raum
Die Bedeutung von gesunden und sicheren Lebensmitteln unterstrich Bundesminister a. D. Dr. Franz-Josef Jung (stellvertretender Fraktionsvorsitzender CDU/CSU). Hinter der Qualität von Lebensmittel stünden Fachkräfte mit hoher Ausbildungsqualität und eine von der Bundesregierung immer mehr geförderte Forschung. Bei der „Investition in die Köpfe“ leiste auch der VDL einen wertvollen Beitrag.


Dr. Franz-Josef Jung

Nach Aussage von Johann Saathoff (SPD) rückt in der Bundes-Forschungspolitik die Entwicklung der ländlichen Räume und des Ökolandbau zur Zeit stärker in den Blickpunkt – besonders auch in der Positionierung gegenüber Brüssel. „Dafür brauchen wir viele Partner“, so der Appell des Bundestagspolitikers, der auf seine ostfriesische Herkunft besonderen Wert legt und nach eigenem Bekunden sehr wohl einen „Kabeljau vom Schellfisch“ unterscheiden kann.


Johann Saathoff

Für die Bundestagsabgeordnete Karin Binder (Die Linke) stehen die Themen Verluste von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum, Artenschwund und Klimaschutz ganz oben auf der Dringlichkeitsliste. Zur Durchsetzung der Tierwohl-Ambitionen seien klare gesetzliche Regelungen und eine gezieltere Einbindung der Tierärzte erforderlich. „Mit einer verbindlichen Freiwilligkeit kommen wir beim Tierwohl nicht weiter“, mahnte die Politikerin aus Karlruhe.


Karin Binder

Klimakatastrophe und Artensterben
Dr. Anton Hofreiter (Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen), der als Student im Gartenbau mit Obstbaumschnitt sein erstes Geld verdiente, sprach von „großen Herausforderungen“, die eine globale Agrar- und Umweltpolitik mit sich bringe. „Wir brauchen faire Wettbewerbsbedingungen und Handelsregelungen für unterschiedliche landwirtschaftliche Erzeuger“, so Dr. Hofreiter.
Neben der „Klimakatastrophe“, die nicht aus dem Ruder laufen dürfe, sei das „Artensterben“ der zweite große Problemkreis. Grundsätzlich müssten für eine „gute Forschung“ mehr Mittel in Bildung und Entwicklung investiert werden, forderte der Fraktionsvorsitzende der Grünen.


Dr. Anton Hofreiter

Insbesondere die Ausführungen der Bundestagsabgeordneten boten anschließend Gelegenheit, darüber in kleinen Gesprächskreisen zu diskutieren.

VDL-Forum 2014: Bilden wir genügend Agrarnachwuchs aus?

Die Ausbildung des Agrarnachwuchses im öffentlichen Dienst ist nur wenig transparent und von Bundesland zu Bundesland ziemlich abweichend. Diesen Eindruck vermittelten die Referenten auf dem VDL-Forum am 13. Oktober in Berlin.

Die generelle Frage „Ob der öffentliche Dienst in der Agrarbranche zukunftsfähig aufgestellt“ ist, konnten die Bildungsexperten zwar bejahen, nicht ohne jedoch auf die demografische Entwicklung und haushaltspolitischen Engpässe hinzuweisen. Es wurde sogar das Bild eines „Tsunami“ in der Diskussion heraufbeschworen, der die Agrarverwaltung erschüttern könne.


Blick ins Forum

Attraktive Arbeitsplätze sichern

Dem VDL-Bundesverband obliegt nach den Worten von Präsident Markus Ebel-Waldmann die Aufgabe, als „Mediator und Brückenbauer“ zu reklamieren, dass Angebot und Nachfrage bei der Nachwuchsförderung in Zukunft besser aufeinander abgestimmt werden.

Unterstützung findet der VDL beim dbb – beamtenbund und tarifunion, dessen Vorsitzender Klaus Dauderstädt die künftigen Herausforderungen des öffentlichenDienstes und die Bedeutung einer funktionsfähigen Verwaltung für den Wirtschaftsstandort Deutschland herausstellte. Mit der Kampagne „Die Unverzichtbaren“ kümmere sich der dbb gezielt um den Nachwuchs. „Den öffentlichen Dienst mit seinen attraktiven Arbeitsplätzen zu sichern, das ist unsere ureigene Aufgabe“, betonte der Bundesvorsitzende. Besonders gefordert sei der dbb im kommenden Jahr bei der Tarifrunde in 15 Bundesländern.

Agrarier und Juristen die tragenden Säulen

Nach Aussage von Olaf Schäfer, Personalchef von 905 Mitarbeitern im Berliner Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), machen sich die politischen Veränderungen auch in der Stellenbesetzung bemerkbar. Von den 366 Beschäftigten im höheren Dienst seien 116 Agrarier, die neben den Juristen die tragenden Säulen der ministeriellen Agrarverwaltung bilden würden.

Die Zeit der „lineare Stellenkürzung“ sei vorbei. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels müssten eigentlich mehr junge Leute eingestellt werden, aber tatsächlich hat das Bundesministerium gerade vier offene Stellen ausgeschrieben. Personalchef Schäfer hob die steigende Zahl „motivierter Bewerber“ hervor, die vor allem eine gestalterische Aufgabe übernehmen und verantworten wollen.

Ungünstige Altersstruktur

Nach Darstellung von Dr. Armin Hentschel, Bereichsleiter Stanortentwicklung/Ländlicher Raum bei der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, sind in der NRW-Agrarverwaltung gut 1.200 Mitarbeiter im gehobenen und höheren Dienst beschäftigt. Beim Stellenkegel „höherer Dienst“ der Kammer zeige sich eine ungünstige Alterstruktur: Die große Mehrheit – 190 Beamte und Angestellte – würden zur Gruppe der 56- bis 65-Jährigen gehören, aber nur 20 höher Bedienstete seien zwischen 36 und 45 Jahre alt. In naher Zukunft habe die Landwirtschaftskammer überdurchschnittlich viele Personalabgänge zu verkraften. Seit 2010 besetzte die Kammer zwar wieder Stellen durch externe Bewerber – allerdings ohne eine Verbeamtung und nur auf zwei Jahre befristet. Eine besondere Hürde für Bewerber sieht Dr. Hentschel in der Forderung nach einem Jahr Praxis.

Insgesamt verfüge die Kammer mit ihrem breiten und vielfältigen, praxisnahen Aufgabenbereich über eine komfortable Ausgangssituation für die nächsten Jahre. Sorgen bereite jedoch die Lehrerausbildung, hier gebe es Überlegungen für ein spezifisch angelegtes Referendariat.

Personalentwicklung statt Personalverwaltung

Auf ähnliche Personalentwicklungsstrukturen bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen mit rund 2.000 Mitarbeitern konnte Unternehmensbereichsleiter Franz Jansen-Minßen (Oldenburg) verweisen. Der Strukturwandel löse auch neue Trends in der Beratung aus, u.a. in Form einer abnehmenden institutionellen Förderung der Beratung sowie einer stärkeren Differenzierung von privaten und öffentlichen Interessen. Für das niedersächsische Kammermodell 2020 gelte der richtungsweisende Grundsatz „Personalentwicklung statt Personalverwaltung“.

„Wir haben viele Alleskönner, aber zu wenig Top-Spezialisten“, so Jansen-Minßen, der die oft mangelnde Flexibilität und Mobilität der Bewerber kritisierte.

Hier Referendariat fest verankert…

Für die Nachwuchsgewinnung in der Agrarverwaltung von Baden-Württemberg ist die zweijährige Referendarausbildung eine feste Größe. „Wir sind gut aufgestellt“, zeigt sich Wolfgang Arnoldt, Referatsleiter Bildung und Beratung im Stuttgarter Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, überzeugt. Jedes Jahr würden im gehobenen Dienst bis zu 16 und im höheren Dienst bis zu 18 Agrarier ausgebildet und in der Regel nach Abschluss auch übernommen. Quereinsteiger ohne Referendariat hätten absolut keine Einstellungschancen.

Arnoldts Credo: „Eine breit angelegte fachliche Ausbildung bietet ein gutes Fundament, um für die Zukunft gerüstet zu sein.“

…dort abgeschafft

Von jeglicher Referendar-Ausbildung hat sich das Land Hessen schon vor 12 Jahren verabschiedet. Laut Martin Grenzebach, Schulleiter der Fachschule für Agrarwirtschaft/Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, erfolgt die Nachwuchsgewinnung für den höheren Dienst durch externe Ausschreibungen. Nennenswerte Neueinstellungen seien in Hessen nur beim Landesbetrieb Landwirtschaft zu erwarten, dagegen würden sich Ministerium, Regierungspräsidien und Kreisverwaltungen eher zurückhalten.

Nachdem der „Personalüberhang“ in der Vergangenheit abgebaut worden sei, werde sich „in den nächsten zehn Jahren einiges bewegen“, prognostizierte Experte Grenzebach, der darauf hinwies, dass oft nur im öffentlichen Dienst attraktive Arbeitsplätze angeboten würden.

Im Interesse der Studierenden

Als Moderator des VDL-Forum zog Alfred Lorenz, Vorsitzender der VDL-Bundessparte öffentlicher Dienst, das Fazit: Die Agrarverwaltung im öffentlichen Dienst mit 50.000 vage geschätzten Mitarbeitern bundesweit müsse ihre Attraktivität noch wirkungsvoller präsentieren und brauche auch entsprechende politische Rahmenbedingungen. Der VDL werde sich im Interesse von Studierenden und Absolventen verstärkt dafür einsetzen, dass die Ausbildungs- und Berufseinstiegsmöglichkeiten des öffentlichen Dienstes in der Agrarbranche übersichtlicher und praxisnah dargestellt werden.

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ULA nimmt Stellung zum Referentenentwurf für eine Frauenquote

Die Bundesministerien für Justiz sowie für Familien, Senioren, Frauen und Jugend haben zu ihrem gemeinsamen Entwurf eines „Gesetzes für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst“ eine Anhörung unter den betroffenen Verbänden durchgeführt. In seiner Stellungnahme unterstützt der Führungskräfteverband ULA grundsätzlich das Anliegen des Gesetzgebers, den Anteil von Frauen in Spitzenpositionen der Wirtschaft zu erhöhen. Neben gezielten Maßnahmen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Karriere ist die ULA auch offen für gesetzliche Vorgaben über eine Mindestvertretung des jeweiligen Geschlechts in der Minderheit, insbesondere in Aufsichtsräten.

Sie erhofft sich von derartigen Regelungen eine deutliche Signalwirkung und einen Impuls, der die bereits angelaufenen Veränderungen beschleunigen soll. Quantitative Vorgaben in Form einer Quote sind aber stets als „ultima ratio“ zu betrachten.

Quote im Aufsichtsrat

Eine pauschale Geschlechterquote von 30 Prozent für die Besetzung von Aufsichtsräten derjenigen börsennotierten Gesellschaften, für die das Mitbestimmungsgesetz, das Montan-Mitbestimmungsgesetz oder das Mitbestimmungsergänzungsgesetz gilt, erscheint der ULA der Höhe nach noch als angemessen. Einen höheren Mindestwert lehnt die ULA ab.
„Pflicht zur Selbstverpflichtung“ für Vorstände und oberste Führungsebenen

Die ULA hat außerdem keine durchgreifenden Bedenken gegen eine Verpflichtung für Vorstände börsennotierter oder mitbestimmter Gesellschaften, für die Erhöhung des Frauenanteils in den beiden Führungsebenen unterhalb des Vorstands Zielgrößen und Fristen zu deren Erreichung festzulegen und über die Zielerreichung regelmäßig in transparenter Weise zu berichten.

Ausgestaltung der Quote im Kontext mitbestimmungsrechtlichen Vorschriften

Die ULA begrüßt den klarstellenden Hinweis in der Begründung des Referentenentwurfs zu den geplanten Änderungen im Mitbestimmungsgesetz über die Position des Leitenden Angestellten. Sie soll laut Referentenentwurf unberührt bleiben. Die pluralistische Zusammensetzung der Arbeitnehmerbank in einem Aufsichtsrat (aus Vertretern Arbeitnehmern, Gewerkschaften und Leitenden Angestellten) gehört zu den Wesensmerkmalen nicht nur des Mitbestimmungsgesetzes, sondern der deutschen Corporate Governance insgesamt.

Im Hinblick auf diesen Grundsatz der Pluralität bestehen aus Sicht der ULA auch Bedenken gegen den Mechanismus des „leeren Stuhls“. Dieser soll in denjenigen Fällen wirksam werden, in denen das Ergebnis einer Aufsichtsratswahl zu einer nicht quotengerechten Zusammensetzung des Aufsichtsrats führen würde. Auf keinen Fall sollten Fälle eintreten, in denen ein Sitz für Arbeitnehmer und Gewerkschaften dauerhaft unbesetzt bleibt.

„Soll-Bestimmung“ für die Arbeitnehmervertreter und keine Quotenvorgabe für Anteilseignervertreter im Aufsichtsgremium einer SE
Die ULA bedauert, dass dadurch ein künstlicher Anreiz für eine „Flucht“ aus mitbestimmungspflichtigen deutschen Rechtsformen geschaffen wird. Der Verband fordert die Bundesregierung daher zu einer eingehenden europarechtlichen Prüfung der Frage auf, ob auch für europäische Rechtsformen wie die SE (Europäische Gesellschaft) oder die SCE (Europäische Genossenschaften) stringentere Verpflichtungen möglich sind. Damit würde bereits der Anschein vermieden, es bestünde diesbezüglich ein „Schlupfloch“.

(Quelle: ULA-Newsletter kurz und bündig – Ausgabe 6/2014 vom 9. Oktober 2014)

Der VDL Bundesverband e.V. ist einer der dreizehn Mitgliedsverbände des Deutschen Führungskräfteverbandes ULA.