Zu Besuch bei den Gauchos am Rio de la Plata

Alle zwei Jahre bietet der VDL-Bundesverband eine exklusive Studienreise ins Ausland mit Fokus auf die Land- und Ernährungswirtschaft des Gastlandes an. Reiseziel in diesem Jahr: Argentinien und Uruguay.

Die Studienreise begann in Buenos Aires mit einer Stadtrundfahrt. Im Centro Historico von Buenos Aires gibt es viele geschichtsträchtige Kolonialbauten; in den historischen Speicherhäusern am alten Hafen befinden sich heute Büros, Restaurants und Wohnungen.

Die Elendsviertel von Buenos Aires gehören ebenso zum Stadtbild wie die prunkvollen Kolonialbauten. Erster Programmpunkt war der Schlachtviehmarkt Mercado de Liniers, wo die Tiere in Pferchen stehen, zwischen denen sich auf Stegen die Marktteilnehmer bewegen. An diesem Tag wurden 7.500 Schlachttiere in 1,5 Stunden gehandelt. 80 % der Fleischproduktion sind Eigenverbrauch, nur 20 % des argentinischen Rindfleisches werden exportiert. Hauptabnehmer ist China mit 56 %, nach Deutschland gehen 6,8 %.

Viehauktion auf dem Mercado de Liniers, dem größten Viehmarkt der Welt (Foto U. Hiller)

Typisch für die südamerikanische Landwirtschaft ist die Weidehaltung von Rindern, wobei vor allem Angus, Limousin, Bradford und Brangus – eine robuste Kreuzung von Angus und Brahman – gehalten werden. Die Gruppe besuchte einen Zuchtbetrieb mit 190 Zuchtrindern der Rassen Herford sowie Angus, die zunehmend an Bedeutung gewinnen und vorrangig auf hohe Tageszunahmen selektiert werden. Der wichtigere Betriebszweig mit 500 Pferden dürfte jedoch die Zucht argentinischer Polopferde sein; der Polosport erfreut sich in Südamerika großer Beliebtheit.

Argentinien und Gauchos – das gehört untrennbar zusammen. In San Antonio de Areco, Hochburg der Gauchotradition, stand ein Besuch im Gauchomuseum und die Einkehr in eine typische Gauchokneipe auf dem Programm. Auf der Estancia General Belgrano zeigten die Gauchos bei einer Vorführung das perfekte Zusammenspiel von Reiter und Pferd beim Einfangen und „Treiben“ von Kälbern und Jungvieh. Am Abend genossen die Besucher beim Asado gegrillte Köstlichkeiten und die traditionellen Lieder der Gauchos. Die argentinische Landwirtschaft wird zwar von der Rinderhaltung dominiert, aber in der Region um Buenos Aires gibt es auch viele Ackerbaubetriebe. Aufgrund der klimatischen Gegebenheiten sind zwei Ernten im Jahr möglich: Soja oder Mais und Wintergetreide. Soja ist heute das wichtigste Exportgut, Hauptabnehmer ist China. Im Vergleich zu Argentinien steht in Uruguay der Getreideanbau (einschließlich Mais) an erster Stelle; der Sojaanbau ist rückgängig. Noch relativ neu ist der Olivenanbau.

Auf dem größten Olivenbetrieb in der Region von Colonia werden an zwei Standorten auf jeweils 40 ha Oliven angebaut.

Hier konnte die Reisegruppe maschinelle Schütteltechnik im Einsatz sowie die Verarbeitung der Oliven und das Abfüllen des Öls beobachten. Beim Besuch eines familiengeführten Betriebes mit Ackerbau und Milcherzeugung wurde deutlich, dass auch hier nach alternativen Vermarktungsformen gesucht wird. Der Betrieb mit 650 Milchkühen und Weidehaltung liefert die Milch an eine Molkerei. Die Tochter verarbeitet einen Teil der Milch in der eigenen Hofkäserei. Sowohl in der Gegend nördlich von Cordoba in Argentinien als auch in der Region von Montevideo in Uruguay gibt es Weinbaubetriebe. Von handverlesener Traubenernte bis hin zum Vollernter konnte auf drei Betrieben das ganze Spektrum der Weinbautechnik besichtigt werden. Mit vielen Eindrücken und einem letzten Blick auf den Rio de la Plata ging es zurück nach Deutschland.

Text/Foto: U.Hiller

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