Wege zu nachhaltiger Landwirtschaft und Ernährung
Land Hessen fördert LOEWE-Schwerpunkt GreenDairy – Untersuchungen auf dem Gladbacherhof der Justus-Liebig-Universität Gießen
Mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft: Das Land Hessen fördert im Rahmen seiner Exzellenzinitiative LOEWE ab dem kommenden Jahr den Schwerpunkt GreenDairy unter der Federführung der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). Unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Gattinger (Professur für Ökologischen Landbau) sollen in dem Projekt vier Jahre lang Agrarsysteme erprobt werden, die gleichermaßen ökologisch und ökonomisch nachhaltig sind und ein hohes Maß an Tierwohl ermöglichen. Der LOEWE-Schwerpunkt, an dem auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Kassel beteiligt sind und für den insgesamt 4,79 Millionen Euro beantragt wurden, soll wichtige Impulse für die Agrarsystemforschung sowie Handlungsempfehlungen für Beratung und Praxis liefern.
Prof. Gattinger freut sich sehr über die Förderentscheidung des Landes und betont: „Mit GreenDairy etablieren wir in Hessen eine Plattform für eine vernetzte Agrar- und Ernährungssystemforschung. Wir erwarten Erkenntnisse, die die Diskussion um tierische Lebensmittel und Nutztierhaltung auf eine rationale, datenbasierte Ebene bringen kann.“ Die Untersuchungen werden auf der ökologisch bewirtschafteten Lehr- und Forschungseinheit (LFE) Gladbacherhof der JLU durchgeführt. JLU-Präsident Prof. Mukherjee gratulierte den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und betonte: „Wir verfügen an der JLU über eine lange Tradition in der Agrarforschung. Mit GreenDairy widmen sich unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der hochaktuellen Frage, wie die Landwirtschaft sich den Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel und den Forderungen nach mehr Tierwohl stellen kann. Ich freue mich, dass der neue LOEWE-Schwerpunkt damit auch unseren Nachhaltigkeitszielen entspricht.“
Industrialisierung und Spezialisierung haben in der Landwirtschaft zu Strukturen geführt, die insbesondere in Tierzucht und Tierhaltung von entkoppelten Stoffkreisläufen mit hohen Stickstoffüberschüssen, Treibhausgasemissionen, Flächenkonkurrenz, Bodendegradation und Problemen beim Tierwohl gekennzeichnet sind. Das neue Forschungsprojekt will Alternativen entwickeln. Als eine Lösungsmöglichkeit, um die Stoffkreisläufe wieder zu schließen, gilt die Rinderhaltung in Gemischtbetrieben für Milch, Fleisch und pflanzliche Lebensmittel. Bislang fehlt es an Wissen, welche Wirkungen auf Ökologie, Ökonomie und Tierwohl von verschiedenen Intensitätsstufen solcher Produktionssysteme ausgehen.
Diese Wissenslücke soll in dem interdisziplinären Forschungsansatz unter Beteiligung von Tier-, Pflanzen-, Boden- und Umweltwissenschaften sowie der Agrar- und Ernährungsökonomie geschlossen werden. Das Projekt stützt sich dabei auf die neue Forschungsinfrastruktur eines digitalisierten Milchviehhaltungssystems am Gladbacherhof. Dieses System ermöglicht den wissenschaftlichen Vergleich von so genannten High-Input- und Low-Input-Milchproduktionssystemen mit digitaler Tiererfassung, Beweidungssteuerung sowie Fütterungs- und Melkrobotik. Low-Input-Systeme mit Weidegang und vorwiegendem Raufutter aus dem Grünland gelten bislang als der Standard in ökologisch wirtschaftenden Milchviehbetrieben. Alternativ werden im High-Input-System mit Weidegang die Tiere zusätzlich mit einem hohen Anteil an hofeigener Maissilage und Getreide gefüttert. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen davon aus, dass die höhere Produktivität des High-Input-Systems die schädlichen Umweltwirkungen bei mindestens gleichbleibendem Tierwohl reduziert.
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