Von den Dänen düngen lernen . . .

Unter dem Titel „EU-Verordnungen im Spannungsfeld zwischen Gleichbehandlung, regionalen Besonderheiten und nationalen Partikularinteressen“ machten wir uns am 13. September 2019 mit 29 VDL Mitgliedern und einem feldwegfähigen, auch an der Thematik interessierten Busfahrer auf den Weg nach Süddänemark. Auf dieser Exkursion wurden wir exzellent betreut vom Landwirtschaftlichen Hauptverein für Nordschleswig (LHN), dessen Vorsitzender, Jörgen Popp Petersen, das gesamte Programm für unsere Exkursion vorbereitet hatte. Der LHN ist ein seit fast 100 Jahren bestehender Beratungsverein mit Wurzeln in der deutschsprachigen Bevölkerung in Nordschleswig, der den Landwirten in der Region in allen Fragen von der Produktion über die Betriebswirtschaft bis hin zur Finanzierung und Umsetzung der Agrarpolitik zur Seite steht.

Zwei Tage lang beschäftigten wir uns mit der Frage, ob es bei der Umsetzung der EU-Agrarpolitk auf den landwirtschaftlichen Betrieben länderspezifische Unterschiede gibt. In der Tat sind die Unterschiede groß, speziell bei der Umsetzung der Düngeverordnung scheinen die Dänen uns meilenweit voraus zu sein, was allerdings bei den Reisenden zunächst einigen Schrecken verbreitete. Die Grundlage dazu legte der Abteilungsleiter der Pflanzenbauberatung des LHN, Hans Henrik Post, der uns nach einem kompakten Überblick über die dänische Landwirtschaft umfassend Auskunft über die Feinheiten der Umsetzung der Düngeverordnung in Dänemark geben konnte.

Das nordische Land ist bereits seit 15 Jahren verschärften Düngeregelungen unterworfen. Als Grundlage für das ganze Land dienen modelltheoretische Berechnungen zur Nährstofffreisetzung unterschiedlicher Dünger in den verschiedenen Kulturen. Von 2010 bis 2016 durften die Betriebe nur 80 % des errechneten Stickstoffbedarfs ausbringen, inzwischen wurde die Quote auf 100 % angehoben. Jeder Betrieb hat eine Quote für Nitrat und seit neuestem auch für Phosphat, die nicht überschritten werden darf. Die Betriebe müssen zu einem Stichtag ihre gesamte N- und P-Bilanz elektronisch melden, es herrscht totale Transparenz.

Die praktischen Implikationen konnten wir dann auf drei Milch erzeugenden Betrieben kennen lernen, die sich strategisch sehr unterschiedlich aufgestellt haben und ein entsprechend anspruchsvolles Güllemanagement betreiben. Zwei der Betriebe, einer davon ökologisch bewirtschaftet, liegen auf der dänischen Seite, der dritte nur wenige Kilometer entfernt auf deutscher Seite, er hat aber einen großen Anteil seiner Betriebsflächen in Dänemark gepachtet. Alle Betriebe werden vom LHN intensiv betreut, der jüngste Landwirt hat seinen Betrieb erst vor dreieinhalb Jahren erworben und wurde zum „Junglandwirt des Jahres 2019“ gewählt.

Ein weiteres Highlight war die Besichtigung des Grenzzauns, den die dänische Regierung seit kurzem gegen die befürchtete Invasion von deutschen Wildschweinen errichtet, die möglicherweise mit der Afrikanischen Schweinepest infiziert sind. Dänemark exportiert den größten Teil seiner Schweinefleischproduktion nach Asien und Osteuropa und hat mit den Märkten auch einen Ruf zu verlieren. Entsprechend groß ist die Nervosität. Allerdings gehen die Meinungen darüber, was der Zaun bewirken kann, auseinander – man hat schon Wildschweine darüber springen oder am Zaun vorbei durch Kanäle schwimmen sehen.

Abgerundet wurde das Exkursionsprogramm durch den Begegnungsabend im Hotel, wo wir neben dem LHN-Vorsitzenden noch einen dänischen Schafhalter und den Vorsitzenden des Kreisverbandes Südtondern des Bauernverbandes Schleswig-Holstein als Gäste begrüßen konnten. So entwickelte sich eine lebhafte Diskussion über unsere Eindrücke und viele Hintergrundinformationen konnten beleuchtet und bewertet werden.

Nach zwei Tagen bei strahlendem Sonnenschein kehrten wir mit vielen Informationen und neuen Eindrücken nach Hause zurück. Besonders beeindruckt waren wir von dem Pragmatismus, mit dem die dänischen Landwirte sich mit der sehr restriktiven Umsetzung der EU-Düngeverordnung arrangieren. Alles wird hier digital überwacht, sogar Satelliten werden bemüht, um die korrekte Umsetzung der Vorgaben durch die Landwirte sicherzustellen. Im Ergebnis hat Dänemark zwar die deutlich besseren Nitratwerte im Grundwasser, erzeugt aber auch kaum noch proteinreiches Qualitätsgetreide, weil das Risiko der Überschreitung der N-Grenzwerte zu hoch ist. Hans Henrik Post vom LHN prophezeite den deutschen Besuchern: „Ihr könnt es noch nicht, werdet es aber noch lernen“. Vor allem für die Landwirte unter den Teilnehmern ist das aktuell noch schwer vorstellbar, aber die deutsche Landwirtschaft ist gut beraten, sich gründlich mit dem dänischen Modell auseinanderzusetzen.

Insgesamt war es eine gelungene Exkursion und wir danken ganz besonders Jörgen Popp Petersen vom LHN und Anne Katrin Kittman vom VDL Schleswig-Holstein für die kompetente und freundliche Begleitung – wir haben uns bestens aufgehoben gefühlt und der Apfelkuchen war unschlagbar lecker.

Insa Alter, Ruth Franken

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