VDL-Niedersachsen: Klostergüter in Niedersachsen – Fachexkursion nach Wöltingerode

Foto: Dr. Pfordt

RÜCKBLICK

Die Dezernentin der Klosterkammer Hannover, Friederike Bock, und der Direktor der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, Tobias Henkel, stellten zunächst ihre jeweiligen Institutionen vor und berichteten über deren wechselvolle Geschichte. Die Teilnehmer erhielten einen Einblick in die Verwaltung von Stiftungsvermögen, aus deren Erträgen zahlreiche denkmalgeschützte Gebäude und eine große Zahl von Kunstobjekten, vorwiegend aus kirchlichen Kontexten, unterhalten werden.

Nach dem Mittagsimbiss im Klosterkrug gab Günter Heuer, Administrator des von der Klosterkammer selbst bewirtschafteten Klostergutes Wöltingerode, auf einer Feldrundfahrt einen Überblick über die Landwirtschaft. Neben den besonderen Wirtschaftsbedingungen in den Lagen des Harzes erfuhren wir interessante Aspekte zur Fruchtfolge, zum Arbeitskräfte- und Maschinenbesatz und zur Betriebsführung insgesamt, die sowohl die Außenwirtschaft als auch die zum Betrieb gehörende Kornbrennerei und andere Aktivitäten im Klostergut betrafen.

Foto: Dr. Pfordt

Zum Betrieb gehören 352 ha Ackerland und 13 ha Grünland, weiterhin 24 ha Naturschutzgebiet, 18 ha Wald und Landschaftselemente sowie eine Fläche von ca. 220 ha Kiesabbaugebiet mit verschiedenen Teichen, von denen ein wesentlicher Teil verpachtet ist. Die Ackerflächen des Gutes werden mit Weizen und Gerste (auch Braugerste zur Verwendung in der eigenen Kornbrennerei), mit Winterraps und Zuckerrüben sowie mit Ackerbohnen bestellt. Für die Stilllegungsflächen bestehen Verpflichtungen aus unterschiedlichen Natur- und Umweltprogrammen. Mit zwei weiteren Betrieben gibt es eine intensive Zusammenarbeit, wodurch der Maschinenbesatz des Gutes sehr gering gehalten werden kann. Hier liegt der maschinelle Schwerpunkt in der Düngetechnik, die u. a. einen N-Sensor umfasst. Mit dessen Einsatz kann die Düngung der innerhalb eines Schlages unterschiedlichen Bestandesdichten individuell angepasst werden, ohne dass eine Überschreitung der für den Schlag insgesamt kalkulierten Nährstoffmenge entsteht. Arbeitswirtschaftlich günstig werden ferner die im Winter nicht in der Feldarbeit benötigten Mitarbeiter in der Kornbrennerei beschäftigt.

Herr Heuer konnte während seines langjährigen Wirkens auf dem Klostergut immer wieder neue Ideen umsetzen. Neben seiner Begeisterung für die verschiedenen Tätigkeiten als Kornbrenner und Gastwirt schwärmte er aber vor allem von seinem Hauptberuf als Landwirt. Einziger Wermutstropfen dieses schönen Berufes sei allerdings die wachsende Bürokratie.

Nach der Kaffeepause besichtigten wir zunächst die Klosterkirche, wo wir weitere Aspekte der wechselvollen Geschichte des Klosters Wöltingerode seit 1682 kennenlernten. Es schloss sich eine Führung durch das Lachsinformationscenter im ehemaligen Mühlengebäude an. Dort bekamen wir einen Einblick in das Leben des Atlantischen Lachses und in die Bemühungen um die Wiederansiedlung der Wanderfische in deutsche Gewässer. Für dieses auf den ersten Blick überraschende Projekt gibt es zwei konkrete Aufhänger: Auslöser waren erste Aktivitäten, den Lachs in die Oker zurückzubringen, die aus dem Harz nordwärts fließt und über Jahrhunderte durch den Bergbau sehr verschmutzt war. Die Einrichtung des Lachsinformationscenters bot der Klosterkammer eine willkommene Gelegenheit, ihre Verpflichtung zur Erhaltung dieser Gebäude mit einer sinnvollen Nutzung zu verbinden.

Foto: Dr. Pfordt

Der Rundgang endete in der Klosterbrennerei, wo wir anknüpfend an die geschichtliche Entwicklung des Klosters weitere Informationen zu den ursprünglichen Werten des Brennens, dem respektvollen Umgang mit der heimischen Natur und der ehrlichen handwerklichen Tradition bekamen. Besonders eindrucksvoll war der Blick in das Fasslager, in dem die Edelkornsorten in Eichenfässern heranreifen, und natürlich die anschließende Verkostung der stattlichen Anzahl mehrfach prämierter Edelbranntspezialitäten.

Den Ausklang der Veranstaltung bildete der Begegnungsabend mit einem Harzer Spezialitätenbuffet. Nach einleitenden Worten des Kreislandvolkvorsitzenden der Region, Christian Scherb, gab es einen intensiven Gedankenaustausch unter den Teilnehmern mit – bedingt durch Corona-Pausen – lange ersehnten persönlichen Gesprächen.

Friedhelm Kruse

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