VDL-NDS: Mitgliederversammlung 2024 und Rahmenprogramm
Fotos: Eberhard Köhler, Dr. Juhl Jörgensen, VDL Niedersachsen
Am 25. Oktober 2024 fand in den neuen Räumen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Hannover-Ahlem die diesjährige Mitgliederversammlung statt. VDL-Mitglied Dr. Hendrik Hanekamp berichtete in einem einführenden Vortrag über den Pflanzenschutzdienst in Niedersachsen und stellte ausgewählte Ergebnisse des Versuchswesens im Pflanzenschutz vor.
Vortrag: Der Pflanzenschutzdienst Niedersachsen
Unter den vielfältigen Aufgaben des Pflanzenschutzdienstes Niedersachsen und des Pflanzenschutzamtes der Landwirtschaftskammer Niedersachsen stehen die Erhaltung der Pflanzengesundheit und danach die Beratung, die Aufklärung und die Schulung der Anwender im Vordergrund. Der Referent ist Leiter des Sachgebiets Mykologie und abiotische Schadursachen im Pflanzenschutzamt. Wesentliche Aufgaben in seinem Arbeitsbereich sind Versuche zum integrierten Pflanzenschutz, die Diagnose zu Pilzkrankheiten und notwendige Quarantänemaßnahmen. Hierzu gab er einen Überblick und stellte einige aktuelle Ergebnisse vor.
In Bezug auf den Klimawandel ist festzuhalten, dass seit dem Jahr 2000 in der Tendenz die Summe der jährlichen Niederschläge abgenommen hat, während gleichzeitig die durchschnittlichen Temperaturen gestiegen sind. In diesem Zusammenhang kamen beispielsweise im Weizenanbau neue, gesündere Sorten auf den Markt, die im Vergleich mit älteren Sorten interessante Versuchsergebnisse erbringen. Eine Erkenntnis ist, dass die ertragsstabilisierende Wirksamkeit von Fungiziden abnimmt, je resistenter die Sorten sind. Die Anfälligkeit für bzw. Resistenz gegen Schaderreger steht in Wechselwirkung mit dem Verbreitungsgrad der Sorte und der Fähigkeit des Erregers, eine Resistenz aufzubauen. Sorten mit großer Verbreitung bieten ebenso wie Sorten, die schon seit mehreren Jahren im Anbau sind, dem Erreger mehr Möglichkeiten, Resistenzmechanismen zu durchbrechen als „frische“ Sorten. Das hat Auswirkungen auf die Pflanzenschutzstrategien der Landwirte.
Beim Kartoffelanbau zeigen sich andere Probleme als beim Getreide. Aufgrund der überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen im laufenden Jahr hat das starke Auftreten der Kraut- und Knollenfäule zu Ertragsverlusten von 40% bis 70% geführt. Bis zu 17 Behandlungen mit Fungiziden waren erforderlich, um annähernd den Ertrag abzusichern. Neben der ungünstigen Witterung kam erschwerend das Auslaufen der Zulassung bestimmter Fungizide und das Nachlassen der Wirksamkeit der verbleibenden Präparate hinzu. Die Versuche haben gezeigt, dass ein wöchentlicher Wirkstoffwechsel in bestimmter Kombination die Wirksamkeit deutlich erhöhen kann.
Folgerungen für die Zukunft: Wenngleich der langfristige Witterungsverlauf nicht im Voraus bekannt ist, so kann der Landwirt doch mit Hilfe der vom Pflanzenschutzamt erfassten – gemittelten – Daten durch gezielte Sortenwahl und geeignete Fungizidmaßnahmen die Risiken eingrenzen.
Die Ausführungen von Dr. Hanekamp regten die Teilnehmer zu vielen Fragen an, die lebhaft diskutiert wurden. Es zeigte sich wieder einmal, wie eng die Verbindung der VDL-Mitglieder zur landwirtschaftlichen Praxis nicht nur während der beruflichen Lebensphase sind. Herr Wehner dankte dem Referenten mit einem kleinen Geschenk und eröffnete nach einer Kaffeepause die Mitgliederversammlung.
Ausgeglichener Haushalt 2023
Bei der Mitgliederversammlung wurde das letzte Geschäftsjahr des alten Vorstands diskutiert und genehmigt. Die Mitgliederentwicklung zeigte auch im letzten Geschäftsjahr die bekannten Tendenzen: Demographisch sind die älteren Jahrgänge überproportional vertreten, der Anteil der Berufstätigen ist deutlich kleiner, aber zuletzt zahlenmäßig etwa stabil geblieben. Der Zuwachs an jungen Mitgliedern bleibt hinter den Erwartungen zurück. Der Verband konnte ein attraktives Programm umsetzen, das jedoch nicht „wie vor Corona“ nachgefragt wurde. Die älteren Mitglieder verlieren an Mobilität, die jüngeren können oft aus beruflichen und familiären Gründen nicht an Angeboten während der Arbeitszeit teilnehmen, obwohl die Personalverantwortlichen der Landwirtschaftskammer durchaus zu Dienstbefreiungen bereit sind und die fachliche Qualität unserer Veranstaltungen positiv bewerten. Diese Entwicklung ist auch in vielen anderen Vereinen und Verbänden zu beobachten, der VDL ist damit nicht allein.
Mit einer „Schwarzen Null“ konnte ein ausgeglichener Haushalt vorgelegt werden. Dieser wurde von den Kassenprüfern akribisch unter die Lupe genommen und für korrekt und im Einklang mit den Regeln guter Haushaltsführung befunden. Daraufhin erteilte die Mitgliederversammlung dem Vorstand und der Geschäftsführung Entlastung.
Ein neuer Vorstand
Der alte Vorstand wurde von der Mitgliederversammlung entlastet – und zugleich verabschiedet. Der Wahlleiter, Hans Hattermann, berichtete über die Durchführung der Briefwahl und Auszählung der Stimmzettel. Anschließend stellte er den neuen Vorstand namentlich vor. Die anwesenden neuen Vorstandsmitglieder erklärten, die Wahl anzunehmen, drei wurden im Nachgang zur Mitgliederversammlung noch informiert und befragt. Auch sie nahmen die Wahl an. Folgende Personen bilden den neuen Vorstand:
Andrea Borsat, Friedhelm Cordes, Friedel Erasmi-Hahlbom, Dr. Harry Jansing, Dr. Juhl Jörgensen, Eberhard Köhler, Hartmut Lüdeke, Dr. Tania Runge, Dr. Jörn Uwe Starcke, Eike Christian Tannen, Gustav Wehner, Ralf-Günther Wittneben
Die Aufgabenverteilung, sprich die Bestimmung der drei Vorsitzenden, wird demnächst in der konstituierenden Sitzung des neu gewählten Vorstands erfolgen. Danach kann die Geschäftsführung bestimmt werden.
Ehre, wem Ehre gebührt
Seit 71 Jahren ist Christoph Chilla VDL-Mitglied und hat sich in dieser Zeit viele Verdienste für den Verband erworben. Mit fast 98 Jahren ist die Teilnahme an einer Mitgliederversammlung für ihn schon eine logistische Herausforderung und muss vorab gut geplant werden. Das konnten wir zu dieser Veranstaltung gewährleisten – wir durften unseren Ehrenvorsitzenden also gebührend begrüßen und mit einem kleinen Geschenk auch ehren.
In seinem Grußwort schlug Christoph Chilla einen Bogen von seiner aktiven Zeit als Vorsitzender des Landesverbandes Hannover, als Arbeitsplätze für Agrarier knapp waren, zur aktuellen Situation des Fachkräftemangels. Er stellte bedauernd fest, dass der Trend, dem er als Vorstandsvorsitzender entgegentrat, auch heute noch zu beobachten ist: Obwohl Agrarabsolventen damals wie heute vielseitig, ganzheitlich und fachlich bestens ausgebildet seien, würden ihnen bei Stellenbesetzungen im öffentlichen Dienst oft Juristen und gelegentlich auch andere Professionen vorgezogen. Darunter leide oft die fachliche Qualität gerade der hoheitlichen Aufgabenerledigung.
Christoph Chilla fand im einleitenden Vortrag über den Pflanzenschutzdienst viele Anknüpfungspunkte zu seiner früheren Berufstätigkeit als Pflanzenschutzexperte und nutzte die Gelegenheit zu vielen Gesprächen mit langjährigen und neuen VDL-Mitgliedern. Wir freuen uns sehr, dass wir Herrn Chilla in guter Verfassung in unserem Kreis erleben durften und hoffen, dass wir auch seinen 100. Geburtstag noch mit ihm feiern dürfen.
Mit einem kalten Getränk und belegten Broten war anschließend noch die Möglichkeit zu einem zwanglosen Austausch gegeben, die bei guter Stimmung gerne genutzt wurde. Das „neue Haus“ der Landwirtschaftskammer – der Standort selbst wird ja schon seit vielen Jahren von der Kammer genutzt – wurde sehr positiv bewertet. Modern und komfortabel, barrierefrei und mit angenehmer Arbeitsatmosphäre bot es auch dem VDL Niedersachsen einen freundlichen Rahmen.
Text: Friedhelm Kruse, Ruth Franken
Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!