VDL-Fachtagung „Nachhaltige Landwirtschaft“

Am Montag, 13. Januar 2020, fand die traditionelle Fachtagung des VDL Landesverbandes Hessen e.V. im Rahmen der 72. Landwirtschaftlichen Woche Nordhessen 2020 in der Stadthalle Baunatal statt. Meike Packeiser, Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), Frankfurt am Main, referierte zum Thema „Woran erkennt man Nachhaltigkeit auf landwirtschaftlichen Betrieben und wie lässt sie sich verbessern?“ und stand den Kolleginnen und Kollegen in einer Diskussion Rede und Antwort.

„Nachhaltigkeit…ist zu einer der bedeutenden gesellschaftlichen Anforderungen geworden.“

„Nachhaltigkeit in der Lebensmittellieferkette ist zu einer bedeutenden gesellschaftlichen Anforderung geworden. Immer mehr Verbraucher erwarten, dass die Herstellung der Lebensmittel unter sozialgerechten Bedingungen, ohne negative Umweltwirkungen und unter Berücksichtigung des Tierwohls erfolgt. Die umfassende Nachhaltigkeitsleistung landwirtschaftlicher Betriebe bei der Erzeugung pflanzlicher und tierischer Produkte richtig einschätzen und bewerten zu können ist für die Betriebsleiter, für die Handelspartner entlang der Lebensmittelkette wie auch für Verbraucher eine große Herausforderung“, so Meike Packeiser. Der DLG-Standard Nachhaltige Landwirtschaft Ackerbau hilft dieses komplexe und umfangreiche Themengebiet einfach und verständlich darzustellen. Zudem soll er Betriebsleitern die Möglichkeit geben, die Betriebsführung hinsichtlich der Struktur, der Bewirtschaftungsintensität und der Verfahrensgestaltung unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten zu optimieren. Dabei gibt er Hilfestellung mit welchen konkreten Maßnahmen die Verbesserungen erreicht werden können. Mit dem Nachhaltigkeitsprofil dokumentiert der Landwirt die nachhaltige Wirtschaftsweise gegenüber Geschäftspartnern und der Öffentlichkeit und kann detailliert und glaubhaft über die Nachhaltigkeitsleistung seines Bewirtschaftungssystems informieren. Der DLG–Standard Ackerbau umfasst 23 Indikatoren in den vier Bereichen Ökologie, Soziales, Ökonomie und Management.

DLG–Standard Ackerbau umfasst 23 Indikatoren

Meike Packeiser (Foto: Privat)

Die acht ökologischen Indikatoren sind: Stickstoff-Saldo, Phosphor-Saldo, Humusbilanz-Saldo, Pflanzenschutz, Biodiversität, Treibhausgase, Wasserschutz und Bodenschutz. Mit acht Indikatoren aus den Bereichen Arbeit, Beschäftigung und sozialem Engagement wird die soziale Nachhaltigkeit beschrieben. Es sind die Indikatoren: Entlohnung der Arbeitskraft, Arbeitszeit, Urlaubstage, Aus- und Fortbildung, Arbeits- und Gesundheitsschutz, Arbeitnehmerbelange, Gesellschaftliches Engagement und Arbeitgeber. Die einzelnen Indikatoren werden mit einem Fragebogen durch eine Betriebsleiterbefragung erfasst und anschließend ausgewertet. Die Berücksichtigung der Ökonomie bei der Beurteilung der Nachhaltigkeit landwirtschaftlicher Betriebe ergibt sich aus dem ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz. Mit Hilfe der ökonomischen Kennzahlen soll überprüft werden, inwieweit landwirtschaftliche Unternehmen neben der Einhaltung der vorgegebenen sozialen und ökologischen Anforderungen auch einen ökonomischen Erfolg aufweisen. Die dafür notwendigen Daten werden dem Jahresabschluss der Betriebe entnommen. Die Indikatoren sind: Ordentliches kalkulatorisches Ergebnis, Netto-Cash-Flow, Ausschöpfung der langfristigen Kapitaldienstgrenze, Gewinnrate und Eigenkapitalquote. Von nachhaltig wirtschaftenden Betrieben werden in der Betriebsführung Maßnahmen zur Compliance und zum Risikomanagement erwartet. Diese Anforderungen sind in dem Bereich Management zusammengefasst. Die Compliance beinhaltet Maßnahmen und Prozesse, die im Unternehmen dazu führen, dass Regelkonformität im rechtsverbindlichen und ethischen Bereich gewährleistet werden.

Risikomanagement soll Risikien minimieren oder abwenden

Beim Risikomanagement sollen sich Landwirte mit den unternehmerischen Risiken auseinandersetzen und Maßnahmen entwickeln, diese Risiken abzuwenden oder zu minimieren. Für diese beiden Bereiche werden verpflichtende Anforderungen formuliert, die Betriebsleiter unterstützen sollen, sich den Herausforderungen einer verantwortungsvollen Unternehmensführung zu stellen. Das DLG-Programm wird über eine webbasierte Software gesteuert, Plausibilitätschecks und Vor-Ort-Audits sind Bestandteile der Durchführungsbestimmungen. Die zur Nachhaltigkeitsbewertung notwendigen Daten kommen aus unterschiedlichen Betriebsbereichen und werden in der webbasierten Software DLGcert erfasst. Für den Bereich Ökologie können die betrieblichen Anbaumaßnahmen mit der in der Software integrierten Hof- und Feldverwaltung für alle vorhandenen Flächen schnell und einfach dokumentiert werden. Zusatzabfragen für die Bereiche Ökologie, Soziales, Management und Ökonomie werden über digitale Fragebögen in dem Programm erfasst. Sind alle notwenigen Daten vorhanden und durch den Betrieb freigegeben, wird das Nachhaltigkeitsprofil errechnet.

 

Weitere Informationen siehe DLG-Nachhaltige Landwirtschaft – Nachhaltige Landwirtschaft.

 

Zur Person:

Meike Packeiser hat Agrarwissenschaften an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert. Sie verantwortet bei DLG e.V. als Fachgebietsleiterin Nachhaltigkeit die Entwicklung von Standards und digitalen Lösungen für das Nachhaltigkeitsmonitoring landwirtschaftlicher Unternehmen im Pflanzenbau und in der Tierhaltung. Dabei koordiniert sie die Festlegung und inhaltliche Ausgestaltung von Messgrößen in den Bereichen Umwelt- und Ressourcenschutz, Wirtschaftlichkeit, soziale Gerechtigkeit, Unternehmensverantwortung und Tierwohl. An der Schnittstelle zur Lebensmittelkette, Wissenschaft, Nichtregierungsorganisationen, Verwaltung und landwirtschaftlicher Praxis gilt es Programme zu entwickeln, die die landwirtschaftlichen Prozesse nachhaltig, transparent, rückverfolgbar und zukunftsfähig machen, den Verbrauchern Informationen über den Mehrwert der nachhaltigen Erzeugung von Lebensmitteln geben und die Reputation der Landwirtschaft in der Gesellschaft verbessern.

 

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