VDL Gießen diskutiert mit Alumni über Grundwasserbeschaffenheit und Wasserrahmenrichtlinie

Nach unserer Exkursion zur Krombacher Brauerei am 08.05 (Foto) konnten wir am Montag den 20.05.2019 in unserer Vortragsreihe zum Thema Wasser zwei Alumni der JLU bei uns in Gießen begrüßen. Dr. Georg Berthold vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) und Dr. Matthias Peter vom Ingenieurbüro Schnittstelle-Boden referierten über den Themenbereich Grundwasserbeschaffenheit und Wasserrahmenrichtlinie. Vor dem Hintergrund drohender Strafzahlungen Deutschlands an die EU für die Überschreitung von Nitrat Grenzwerten wurde dabei angesprochen, welche Beobachtungen und Tendenzen bei Messungen in den Grundwasserkörpern und in der kooperativen Beratung von Landwirten zum Grundwasserschutz zu machen sind. Im Anschluss konnten Studierende und Absolventen aus allen drei Zweigen unseres Fachbereichs, unter welchen sich auch drei gelernte Landwirte befanden, mit den Referenten erörtern, welche Implikationen sich für die künftige gesetzliche Gestaltung ergeben.

Einig war man sich, dass es insbesondere in den letzten Jahren als Vorboten des Klimawandels zu Spitzen bei Nitrateinträgen gekommen ist, für welche Landwirte nur bedingt verantwortlich zu machen sind. Es wurde festgehalten, dass Mineralisierung von Düngemitteln aber auch Humus durch Mikroorganismen auch bereits bei geringer Bodenfeuchte stattfinden kann. Stickstoff kann also auch in Rekordsommern in auswaschbare Form überführt werden. Reduzierte oder dann als Starkregenereignis auftretende Niederschläge und ausbleibendes Pflanzenwachstum schaden der Landwirtschaft somit auf mehrfache Weise, der alljährliche sorgenvolle Blick der Landwirte gen Himmel führt künftig zu noch mehr Beunruhigung. Als wichtige Punkte wurden von den Referenten ausgemacht, wie lange organische Dünger vorgehalten werden können und dass von gesetzlicher Seite Schlagbezogenheit bei der Bilanzierung vorgeschrieben sein müsse. Durch die Notwendigkeit größerer Lager rechnen Dr. Berthold und Dr. Peter mit finanzieller Mehrbelastung für die Landwirte. Da in den aktuellen Endverbraucherpreisen Ausgaben der Landwirte für höhere Schutzstandards keine Anerkennung finden, ist an dieser Stelle die Politik gefragt, um besonders bei kleinen Betrieben nicht deren Aufgabe zu beschleunigen.

Seitens Dr. Peter wurde aufgezeigt, dass eine qualitativ hochwertige Ausbildung von Landwirten und Agraringenieuren hinsichtlich Bodeneigenschaften entscheidend sei und dass er sich dafür stark mache, dass bei der Düngebedarfsermittlung möglichst viele Informationen an die Hand gegeben werden können. Dr. Peter setzt mit seiner Beratung das Ziel qualitativ hochwertige Produkte wie Weizen mit hoher Fallzahl und hinreichend hohen Proteingehalten für guten Backeigenschaften zu produzieren, er berät dabei Landwirte von den dafür festgelegten Dogmen von Stickstoffgaben in fixer Höhe abzuweichen und Prozesse wie die Stickstoffnachlieferung und Abweichungen im Schlag einzubeziehen. Ein mit Mehrarbeit, höheren Kosten und stärkeren Arbeitsspitzen verbundener Gedanke für niedrigere Einträge, bei gleichen Erträgen, ist die wiederholte, frühere Applikation unter Berücksichtigung der gesetzlichen Sperrfrist. Im Monitoring kann Dr. Berthold feststellen, dass die Grundwassereinträge von Pflanzenschutzmitteln (insb. Herbizide bzw. deren Metabolite), welche teils vor 20 Jahren ihre Zulassung verloren haben, nun sinken und sich aktuell bspw. kein Glyphosateintrag in hessischen Grundwasserkörpern mehr nachweisen lässt.

Herr Dr. Berthold stellt klar die letzten Jahre gehören zu den wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und auch in Punkto Niederschläge gibt es Veränderungen, ein Trend mit höheren nicht als Schnee oder Frost langsam abtauenden Winterniederschlägen, erschwert das Auffüllen der Speicher, vergrößert gleichzeitig jedoch den Oberflächenabfluss und damit das Auswaschungsrisiko. Althergebrachte, bewährte Verfahrensweisen geraten somit unter Druck und wachsende Flexibilität wird von Landwirten erwartet. Herr Dr. Peter empfiehlt die Fruchtfolgen an verlängerte Vegetationsperioden anzupassen und für ständige Stickstoff zehrende Begrünung zu sorgen.

Dr. Peter und Dr. Berthold konnten feststellen, dass Kooperationen aus Wasserverbänden und Landwirtschaft die Nitrateinträge nennenswert senken konnten, dieser Effekt sich allerdings abflacht und klimatische Extreme zu Ausreißern führen. Deshalb betrachten beide mit Sorge, wie eine Erwärmung des Klimas und unsicherere Niederschlagssituationen den Druck auf die Landwirte zusätzlich erhöhen wird.

Wir freuen uns in Gießen auf eine Fortsetzung dieses spannenden Themenblocks mit einer Veranstaltung, welche „Wasser in der Ernährung“ thematisiert. Für Mittwoch den 03.Juli (19:00 S4 Zeughaus) konnten wir mit Herrn Ullrich Schweitzer den ehemaligen Marketingchef bei Hassia in Bad Vilbel, jetzt Leiter der Initiative „Dialog Natürliches Mineralwasser“ der Gesellschaft der Freunde und Förderer der deutschen Mineralbrunnenindustrie e. V. gewinnen. Inhaltlich wird es um Qualitätsstandards und Mehrwert von Wässern für die Ernährung gehen.

 

Autoren: Christopher Mosch , Jurek Elsermann (Korrektur)

 

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