VDL: Exklusive Einblicke in die europäische Agrar- und Ernährungspolitik – das VDL-Brüssel Seminar 2016

In Zeiten von TTIP, Neuzulassung von Glyphosat und Milchpreiskrise bot das diesjährige Brüssel-Seminar des VDL-Bundesverband e.V. vom 27.-29.04.2016 nicht nur viel Wissenswertes über die europäische Agrar- und Ernährungspolitik, sondern auch jede Menge spannende Gesprächsthemen.

Nach der gemeinsamen Busanreise aus Köln begann das Seminar traditionell mit einer Stadt-führung durch Brüssel, bei welcher die 18 Seminarteilnehmer nicht nur Sehenswürdigkeiten, wie den historischen Grand Place zu sehen bekamen, sondern auch auf humorvolle Art und Weise viel über das „zweigeteilte“ Belgien erfuhren. Im Anschluss folgte der Besuch des Deutschen Raiffeisenverband e.V. und des Deutschen Bauernverband e.V. im Deutschen Haus der Land- und Ernährungswirtschaft in Sichtweite zum EU-Parlament. Zu Beginn gab Willi Kampmann vom DBV Einblicke in die Lobbyarbeit seines Verbandes in Brüssel und machte deutlich wie man sich bei agrarpolitischen Entscheidungen Gehör verschaffen kann. Ein wichtiger Aspekt ist dabei, dass sich die nationalen Bauernverbände zunächst auf eine einheitliche Position im europäischen Dachverband Copa Cogeca einigen, um dann ge-schlossen gegenüber politischen Entscheidungsträgern aufzutreten. Beim anschließenden Begegnungsabend mit Vertretern des DRV, DBV, EU-Kommission, EU-Parlament und Landesvertretungen ergaben sich viele interessante Gespräche, welche neben agrarpolitischen Themen, allen voran TTIP, auch einen guten Einblick in den Arbeitsalltag in Brüssel gaben.

Der zweite Seminartag startete mit einem Treffen mit der EU-Abgeordneten Susanne Melior (SPD), welche den Teilnehmern Rede und Antwort zu ihrer Tätigkeit als Mitglied des EU-Parlamentes stand. TTIP, die Neuzulassung von Glyphosat, aber auch wie man sich als Ab-geordnete vor der Meinungsbildung und Abstimmung fachkundig informiert, waren Ge-sprächsthemen. Der Besuch einer Plenarsitzung des EU-Parlamentes rundete das erste Tref-fen ab. Anschließend folgten Vorträge im Gebäude der EU-Kommission in unmittelbarer Nähe zur Metro-Station Maelbeek, wo im März einer der Terroranschläge verübt wurde. Außer einigen bewaffneten Soldaten an Hauptstraßen und EU-Gebäuden hatte man als Auswärtiger den Eindruck, dass sich der Alltag in Brüssel wieder normalisiert hat. Christiane Möllhoff stellte die Lobbyarbeit und interne Organisation des europäischen Bauernverbandes Copa Cogeca vor. Dabei machte sie deutlich, dass es besonders wichtig ist, anbahnende Gesetzgebun-gen bereits im Frühstadium zu erkennen und mitzuwirken. So wird bereits intensiv über die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2020 diskutiert. Seitens der EU-Kommission wurde in zwei Vorträgen über die „marktorientierte Zeit“ nach der Milchquote und über den exportorientier-ten EU-Agrarhandel mit Blick auf bisherige bilaterale Handelsabkommen sowie TTIP berichtet. Als letzter Referent informierte Axel Mönch von der agrarzeitung über seine agrarpoliti-sche Berichterstattung aus Brüssel. Ein Fokus lag dabei auf der Berichterstattung im Wandel der Zeit. Früher mussten Journalisten bei Pressekonferenzen anwesend zu sein, um exklusive Informationen aus den EU-Institutionen zu bekommen. Mittlerweile werden von der EU alle offiziellen Mitteilungen im Internet für jeden zeitnah zugänglich gemacht, wodurch es heutzutage mehr darum geht, die zahlreichen Informationen nach den Bedürfnissen der Leser zu filtern. Trotzdem ist es wichtig vor Ort zu sein, da gerade die Treffen mit EU-Parlamentariern ein guter Indikator für politische Stimmungen ist. Am Abend ließen die Teilnehmer den Tag im Brüsseler Traditionsrestaurant Chez Léon auf der „Brüsseler Fressgasse“ in geselliger Runde ausklingen.

Miriam Schneider vom Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels e. V. eröffnete mit ihrem Vortrag den dritten Seminartag und betonte die Wichtigkeit in Brüssel vor Ort am Puls der Zeit zu sein. Anhand der Thematik Lebensmittelkennzeichnungen wurde den Teil-nehmern die Lobbyarbeit des Verbandes in Brüssel an konkreten Beispielen verdeutlicht. Im Anschluss referierte Felix Uedelhoven nicht nur über die Lobbyarbeit von Bayer CropScience in Brüssel, sondern auch über neue Herausforderungen für die Agrarbranche. Ein Thema ist dabei das Digital Farming, welches die Agrarproduktion in den nächsten Jahrzehnten weiter grundlegend verändern wird.
Die Teilnehmer blicken auf ein gelungenes Brüssel-Seminar mit einer guten Mischung aus Einblicken in politische Entscheidungsprozesse, Lobbyarbeit, aktuelle agrar- und ernährungs-politische Themen und Brüssel-Sightseeing zurück. Neben den vielen Informationen und Dis-kussionen waren es letztendlich auch die „Vor-Ort-Eindrücke“ sowie die tolle Stimmung in-nerhalb der Seminargruppe, welche die drei Tage zu einem besonderen Erlebnis gemacht haben.

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