Berlin-Seminar 2018
Im Oktober schauten 40 VDL-Mitglieder – eine Mischung aus Studierenden und Berufstätigen – drei Tage lang hinter die Kulissen der Agrar- und Ernährungspolitik. Sie trafen auf hochkarätige Branchenvertreter aus Politik und Wirtschaft, erhielten Einblick in wichtige Schaltzentralen der deutschen und internationalen Agrarpolitik und erfuhren, welche Themen derzeit besonders diskutiert werden.
Am 15. Oktober trafen sich die Teilnehmer zuerst im Haus der Land- und Ernährungswirtschaft, wo das Seminar mit dem VDL-Fachforum „Arbeitsmarkt für Agrarwissenschaftler/innen: Status Quo und Perspektiven“ startete. Hier wurden die Ergebnisse der Studie „Absolventenbefragung Agrarwissenschaften“ von Univ.-Prof. Dr. Rainer Kühl vom Institut für Betriebslehre der Agrar- und Ernährungswirtschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen vorgestellt. Anschließend schloss sich eine Podiumsdiskussion mit Experten aus unterschiedlichen Agrarunternehmen und der Unternehmensberatung an, die ihre Sicht zu diesem hochaktuellen Thema erläuterten. Zu Gast waren Joachim Zwank, Geschäftsführer des Agrarkarriereportals AgroBrain®, Anke Kühnel, HR Manager bei ADM Germany als Global Player im Agribusiness, Anselm Elles, Geschäftsführer der AFC Personalberatung GmbH als Unternehmensberatung im Agribusiness und Vanessa Funken, Personalreferentin bei der Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main eG als Genossenschaft im Agrarhandel. Insgesamt zeigen sich die Befragten der Studie sehr zufrieden mit ihrer aktuellen beruflichen Situation. Ein Kriterium, das vergleichsweise häufig für Unzufriedenheit sorgt, ist jedoch das Einkommen. Die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion sind sich hier einig, dass bei den Einstiegsgehältern noch Luft nach oben sei. VDL-Präsident Markus W. Ebel-Waldmann schlussfolgert, dass diese Ergebnisse ein Ansporn dafür sind, zusammen mit allen Beteiligten nach Lösungen zu suchen, um das Agrar-Studium noch zukunftsfähiger aufzustellen und den Absolventen das beste Rüstzeug für den Start ins Berufsleben mit auf den Weg zu geben.
Mit Impulsvorträgen und einer interessanten Diskussionsrunde zum Thema „Arbeitsfeld Lobbyarbeit“ wurden die Teilnehmenden anschließend bereits auf die folgenden Tage eingestimmt. Neben dem Director Agricultural Policy der Bayer AG, Norbert Lemken, sprachen Bertram Fleischer, Generalsekretär beim Zentralverband Gartenbau e. V. und Dr. Volker J. Petersen, zuständig für Political Affairs und Agrargenossenschaften beim Deutschen Raiffeisenverband e.V. Im Anschluss wurden beim Parlamentarischen Abend neue Kontakte mit Vertretern von Verbänden, aus dem BMEL, der Wirtschaft sowie Abgeordneten des Bundestages geknüpft.
Der zweite Seminartag stand ganz im Zeichen der Medien. Die Teilnehmenden besuchten zunächst das Bundespresseamt. Hier erklärte Ines Seeger, Leiterin des Referates Verbraucherschutz und Landwirtschaft den Teilnehmenden die Arbeit des Bundespresseamtes aus agrarpolitischer Sicht. Durch die Arbeit des Bundespresseamtes ist die Bundesregierung 24 Stunden pro Tag über aktuelle Geschehnisse in der ganzen Welt informiert. Außerdem ist das Bundespresseamt für die Erstellung der Kanzlermappe zuständig. Die Referate des Bundespresseamtes spiegeln die einzelnen Bundesministerien, d.h. das Referat von Frau Seeger spiegelt sowohl das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft als auch das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz für den Bereich Verbraucherschutz.
Im Anschluss wurde die Gruppe zu einem Informationsbesuch im ZDF-Hauptstadtstudio begrüßt. Zunächst wurden die Teilnehmenden durch die Studios und Regiebereiche geführt, in denen tagtäglich die Produktion verschiedener ZDF-Sendungen wie beispielsweise dem Morgenmagazin oder dem ZDF-Spezial stattfinden. Anschließend folgte ein Gespräch mit dem ZDF-Korrespondenten Dr. Frank Buchwald. Herr Dr. Buchwald ist Hauptstadtkorrespondent in Berlin und war viele Jahre lang bereits Chef vom Dienst, Nachrichtenmoderator und leitete zuletzt das ZDF-Südamerikastudio, weshalb er den Teilnehmenden von seinen zahlreichen Erfahrungen in der Medienwelt berichten konnte.
Die Gruppe kehrte gegen Mittag in das Haus der Land- und Ernährungswirtschaft zurück. Hier erläuterten Rainer Münch und Patricia Steinborn vom Pressedienst Agra-Europe den Teilnehmenden Hintergründe zur Arbeit eines Agrarjournalisten. Dabei wurde unter anderem erklärt, wie man Fachjournalist wird, was der Pressekodex besagt, wie man an Informationen gelangt und wie eine gute Pressemitteilung beginnt.
Das Fachprogramm an diesem Seminartag endete mit einem Besuch in der US-Botschaft, wo Agrarattaché Emily Scott ihre Aufgaben in Berlin erläuterte. Es entstand ein Gespräch über die Im- und Exporte landwirtschaftlicher Produkte von Deutschland in die USA und umgekehrt, sowie über die Handelshemmnisse zwischen den USA und China.
Am letzten Seminartag begrüßte Herr Dr. Starke, Referatsleiter des Spiegelreferats des BMEL die Gruppe im Bundeskanzleramt und erklärte die Funktion seines Referates. Insgesamt gibt es sieben Abteilungen im Bundeskanzleramt, das Referat von Herrn Starke zählt zur Abteilung 3. Das Referat verfolgt u.a. was derzeit politisch gesehen wichtige Themen im BMEL sind und wie diese zu bewerten sind. Sie informieren dann entsprechend die Bundeskanzlerin und den Chef des Bundeskanzleramtes.
Anschließend war die Gruppe zu Gast im Jakob-Kaiser-Haus des Deutschen Bundestages. Hier wurde sie zu einem Fachgespräch mit dem Vorsitzenden des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft, Alois Gerig (CDU/CSU) sowie den agrarpolitischen Sprechern Friedrich Ostendorff (Bündnis 90/Die Grünen), Dr. Kirsten Tackmann (Die Linke), Stephan Protschka (AfD), Rainer Spiering (SPD) und Carina Konrad (FDP) empfangen.Themen der Diskussionsrunde waren u.a. neue Züchtungsmethoden (Crispr/Cas) und das EuGH-Urteil, die Entwicklung/Digitalisierung der Landwirtschaft in den nächsten fünf Jahren, der Zulassungsstau bei Pflanzenschutzmitteln und die Rolle des Umweltbundesamtes in dieser Debatte sowie die Ferkelkastration.
Damit gingen drei ereignisreiche Tage mit exklusiven Einblicken in die Politik und Verbandsarbeit in Berlin zu Ende.
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