VDL-Bayern: Tier und Fleisch im 21. Jahrhundert – Chancen, Risiken, Perspektiven

Foto: Hirschfelder

Im April 2023 fand wieder eine Online-Vortragsveranstaltung der VDL-Landesgruppe Bayern statt. Zu Beginn der Veranstaltung stellte Dr. Wolfgang Filter den VDL vor, da erfreulicherweise auch Gäste, bspw. aus den bayerischen Hochschulen und anderen Landesverbänden, anwesend waren. Danach begrüßte er den eingeladenen Referenten, Prof. Dr. Gunther Hirschfelder, und leitete dessen Vortrag ein. Prof. Hirschfelder gilt als Kulturantroposoph, wobei die Ernährung das Spezialgebiet des Professors und mehrmaligen Buchautors ist.

Prof. Hirschfelder erklärte in seinem Vortrag, dass die Ernährung eine Gewohnheit ist, die am schwierigsten zu ändern ist. Diese Problemstellung bearbeitet auch ein BMWF-Projekt, das durch Prof. Hirschfelder ausgeführt wird. Dabei geht es um die Frage, wie sich die Ernährung als Symbol für Wohlstand zu einem Symbol für Fehlernährung entwickelte. Hirschfelder verzichtete bewusst darauf, dies in der wissenschaftlichen Betrachtung der Ernährung zu werten, und es kam ihm auch nicht darauf an, individuelle Ernährungsgewohnheiten zu kritisieren. Die Herausforderung und der gesellschaftliche Handlungsdruck ergeben sich stattdessen aus der Fehlernährung im Gesamten und deren Folgen, die sich auf 17 Mrd. Euro belaufen.

Hirschfelder führte aus, dass zwischen „Hunger“ und „Satt“ das kulturelle System des Essens steht, das sich weltweit deutlich unterscheidet, wie bspw. im durchschnittlichen pH-Wert des Essens, der Struktur der Produkte oder dem Gewürzschema. Auch die Emotionen spielen bei der Ernährung eine große Rolle und es lassen sich über Essgewohnheiten Lebenseinstellungen ableiten. Im weiteren Verlauf erklärte Hirschfelder, wie Essen auch zum „Styling“ insbesondere bei jungen Menschen beiträgt und auch die Lebensmittelproduktion auf schnelllebige Trends eingeht.

Einen besonderen Schwerpunkt seiner Betrachtung legte er auf die Entwicklung des Fleischverzehrs, der ursprünglich dazu beigetragen hat, dass sich das menschliche Gehirn deutlich vergrößern konnte und dabei der Wechsel vom Verzehr der wilden Tiere auf domestizierte Tiere stattgefunden hat. Im weiteren Verlauf erfuhr der Fleischverzehr eine hohe Wichtigkeit, insbesondere angesichts der Tatsache, dass ein allgemeiner Proteinmangel in der Gesellschaft besteht, der sich durch einen immer höheren Konsum in eine Fehlentwicklung mit zunehmend negativen Auswirkungen für Gesundheit und Klima ausprägt.

Im letzten Teil seines Vortrags beschrieb Hirschfelder, wie sich das Digitalzeitalter auf die Ernährung auswirkt und die Vermarktung nicht über Stofflichkeit, sondern primär über Bilder erfolgt, die von bekannten Persönlichkeiten auf Plattformen wie beispielsweise Youtube präsentiert werden. Auch die Ernährungslehre benötigt Veränderung: Weg von der hierarchischen Lehre hin zu einer partizipativen Ernährungslehre.

Zusammenfassend nennt Prof. Hirschfelder vier Punkte:

  1. Landwirtschaft muss mehr und effizienter produzieren
  2. Ernährungskultur ist sinuskurvenförmig, dadurch verändert sich Landwirtschaft
  3. Technologiesprung in der Landwirtschaft zu erwarten
  4. Nahrungs- und Umweltkrisen werden zunehmen

Aufgrund der sehr spannenden Ausführungen durch Prof. Hirschfelder folgte eine angeregte Diskussion mit vielen Fragen und Beiträgen der Teilnehmenden.

Text: Sebastian Eichelsbacher

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