VDL-Bayern: Breites Interesse am Vortrag „Herkunft, Haltung, Nachhaltigkeit – Braucht es dafür Siegel?“ von Prof. Balling

Bild: Prof. Balling

Am 30. September 2024 veranstalteten die VDL-Landesgruppe Bayern einen Online-Vortrag mit Prof. Dr. Balling, einem Experten im Bereich des Agrarmarketing mit Referatsleitung im Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus. Der Vortrag mit dem Titel „Herkunft, Haltung, Nachhaltigkeit – Braucht es dafür Siegel?“ fand großes Interesse aus verschiedenen Landesverbänden und Landesgruppen.

Dr. Wolfgang Filter eröffnete die Veranstaltung und stellte Prof. Balling als „Schöpfer des Marketings im Agrarbereich“ vor. Bereits seit 2000 beschäftigt sich Balling mit der Frage, wie man im Agrarbereich Vertrauen und Qualität durch Siegel kommunizieren kann. In seiner Position im Ministerium ist er unter anderem verantwortlich für das bekannte Bayerische Qualitätssiegel, Bayerische Biosiegel und die Umsetzung des EU Herkunfts- und Ursprungsbezeichungen für regionale Spezialitäten.

Prof. Balling, seit über 20 Jahren im Landwirtschaftsministerium tätig, erklärte eingehend die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Gütesiegel. Im Rahmen des Vortrags stellte er die wichtigsten Funktionen von Siegeln vor: Sie dienen der Kommunikation von Qualitätseigenschaften, die für den Verbraucher oft schwer überprüfbar sind. Besonders bei Vertrauenseigenschaften, die der Konsument nicht direkt prüfen kann, sind Siegel essenziell. Insbesondere das Vertrauen in die Prozesseigenschaften, wie beispielsweise „Fairtrade“ schätzen Verbrauchergruppen. Trotz der Vorteile durch Siegel sieht sich der Markt nahezu einer „Siegelflut“ gegenüber, die sowohl Verbraucher als auch Produzenten überfordert. Während der Handel zunehmend eigene Labels, wie beispielsweise das „Regionalfenster“, einführt, gibt es einen wachsenden Ruf nach einheitlichen Labels.

Balling führte weiter aus, dass Zertifizierungssysteme in der Praxis oft komplex und teuer sind, insbesondere wenn sie lieferkettenübergreifend implementiert werden müssen. Dies führt zu höheren Kosten für Landwirte und Produzenten, die sich an den strengeren Anforderungen orientieren müssen. Ein Beispiel hierfür ist die Diskussion um die European Deforestation Regulation und die damit verbundenen Herausforderungen bei der Definition von Nachhaltigkeit. Gleiches gilt für die Diskussion: „Was ist regional und was gilt für die eingesetzten Vorprodukte?“ Die Verbraucherzentrale weist für sich den Umkreis von 30 Kilometer als „Regional“ aus.

In Bezug auf die Handlungsoptionen empfahl Balling einen pragmatischen Ansatz: Kombinationen verschiedener Produktionsprozesse und Labels wie „Geprüfte Qualität Bayern“ mit beispielsweise spezifischen Tierhaltungslabels könnten zu einer stärkeren Differenzierung und Klarheit für die Verbraucher führen. Auch eine bessere Steuerung durch staatliche Leitlinien für freiwillige Zertifizierungen, wie etwa bei regionalen Produkten, sei ein Weg zur Förderung von Vertrauen und Transparenz im Markt. Währenddessen ausschließliches Ordnungsrecht alle Marktteilnehmer belastet.

Abschließend plädierte Prof. Balling dafür, den Fokus auf einfache und verständliche Botschaften zu legen. Seine Devise lautet „Kiss – Keep it simple and stupid“, als Angebot an den Verbraucher, der zunehmend mit „Information-Overload“ konfrontiert ist. Ein Siegel müsse spezifisch und differenzierbar sein, ansonsten werde es schnell zu einem Standard ohne Aussagekraft. Die Kombination aus staatlicher Kontrolle und freiwilligen Zertifizierungen sei dabei eine erfolgversprechende Option.

Im Fazit rief Prof. Balling zu einem differenzierten Einsatz von Siegeln auf, der sowohl den Produzenten als auch den Verbrauchern klare Vorteile bietet.

Es folgt eine spannende Diskussion und viel (virtueller) Applaus und lobende Kommentare im Chat.

Text: Sebastian Eichelsbacher

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