Tierfreundlich und zukunftsfähig: Strategien für eine ökologische Hühnerhaltung
Im Projekt GreenChicken werden Strategien für eine ökologische Hühnerhaltung erforscht.
Symbolbild: Lisa Dittrich
Forschungsprojekt GreenChicken wird mit zwei Millionen Euro gefördert
In der nachhaltigen Landwirtschaft wird die ökologische Nutztierhaltung immer wichtiger. Die Verbraucherinnen und Verbraucher legen zunehmend Wert auf eine besonders tierfreundliche Haltung – auch bei Hühnern. Die Geflügelhaltung steht dabei vor verschiedenen Herausforderungen: Einerseits dürfen Bio-Hühner laut EU-Verordnung nur mit Rohstoffen gefüttert werden, die zu 100 Prozent aus ökologischer Erzeugung stammen, was die Versorgung mit essentiellen Aminosäuren wie Methionin und Cystein erschwert. Andererseits spielt die Zucht von sogenannten Zweinutzungshühnern – bei denen weibliche Tiere für die Eierproduktion und männliche Tiere für die Fleischproduktion gezüchtet werden – eine immer größere Rolle.
An dieser Stelle setzt das Projekt GreenChicken an, das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau (BÖL) über vier Jahre mit einer Summe von rund zwei Millionen Euro gefördert wird. Das Ziel des Forschungsverbunds von Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), Probenda GmbH und Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) ist es, zukunftsfähige Fütterungsstrategien für die ökologische Hühnerhaltung zu entwickeln und dabei die Umwelt- und Klimawirkungen zu verbessern. Zudem soll der gesamte Lebenszyklus vom Küken über das Jungtierstadium bis zur Legehenne bzw. zum Junghahn betrachtet werden. Dabei werden bestehende Erkenntnisse aus der Praxis und Beratung berücksichtigt, um praxisnahe Lösungen zu entwickeln.
In Freilandexperimenten wird die Wirkung verschiedener Fütterungsstrategien in mobilen Hühnerställen in der Lehr- und Forschungseinrichtung Oberer Hardthof der JLU untersucht. Dabei werden drei verschiedene Hühnerrassen mit unterschiedlichen Futterrationen über alle Fütterungsphasen untersucht. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Anpassungsfähigkeit an verschiedene Proteinquellen. Zudem werden Umweltindikatoren wie Treibhausgas- und Ammoniakgasemissionen, Wasser- und Flächenverbrauch sowie Nitratverluste gemessen und analysiert.
Das agrarwissenschaftliche Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Gattinger (Professur für Ökologischen Landbau) und Dr. Petra Engel (Mitarbeiterin der Professur für Tierzüchtung) testet auch neue Futtermittel für die ökologische Hühnerhaltung in Form von Insektenmehl beziehungsweise verarbeiteten tierischen Proteinen aus Nutzinsekten. Dabei werden zugelassene Reststoffe der landwirtschaftlichen Produktion genutzt, um Futtermittel aus Nutzinsekten zu gewinnen, die eine möglichst geringe Flächenkonkurrenz zur Humanernährung haben.
Auf der Basis von Daten von Öko-Erzeugerbetrieben, Tierzuchtbetrieben und Futtermittelherstellern wird eine umfassende Nachhaltigkeitsbewertung der aktuellen ökologischen Hühnerhaltung entlang der gesamten Prozesskette durchgeführt. Besonderes Augenmerk liegt auf der Bewertung der alternativen Futtermittel aus verarbeiteten tierischen Proteinen aus Nutzinsekten. Darauf basierend werden Handlungsempfehlungen für zukunftsfähige Fütterungsstrategien abgeleitet.
Das Projekt GreenChicken baut auf dem Projekt GreenDairy auf, das im Rahmen des LOEWE-Programms des Landes Hessen gefördert wird. Beide Projekte zielen darauf ab, integrierte Pflanze-Tier-Agrarökosysteme zu entwickeln, um die Ressourceneffizienz sowie die Umwelt- und Klimawirkungen in der ökologischen wie auch in der konventionellen Landwirtschaft weiter zu verbessern. Die JLU baut damit ihre Kapazitäten im Bereich nachhaltige, zirkuläre Tierhaltungssysteme (Green Livestock) weiter aus.
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