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Rinderzucht- Quo vadis?

Rinderzucht- Quo vadis? lautete der Titel des Vortrages von Herrn Dr. Pott von der Weser-Ems-Union (WEU) aus Bad Zwischenahn auf dem dritten VDL AfterWORK AgrarTREFF im Etzhor­ner Krug. Die WEU wurde kürzlich mit der MASTERRIND in Verden verschmolzen und schuf da­mit einen schlagkräftigeren Rinderzuchtverband im Nordwesten.

Nach einem Abriss, was Zucht bedeutet und welche Kriterien dabei berücksichtigt werden, ka­men wir zu den Zahlen der WEU. Die WEU betreut 2.396 Herdbuch-Betriebe mit 141.787 Kü­hen. In der künstlichen Besamung sind 2.084 Betriebe und in der MLP insgesamt 147.872 Kühe. Die Zahl der Mitgliedsbetriebe sinkt von Jahr zu Jahr um 3 – 5%, die Zahl der Kühe bleibt jedoch konstant. Diese Konzentration innerhalb der Mitgliedsbetriebe verändert auch die Anforderun­gen an die Zuchtverbände. Die zunehmend besser ausgebildeten landwirtschaftlichen Kunden erwarten eine einfache, verständliche und komplette Lösung für Ihre Fragestellungen. Damit muss zwangsläufig die Qualifikation der Mitarbeiter steigen. Die Anpaarungsberatung hat sich zu einer nachgefragten Dienstleistung entwickelt.

Deutschland hat mehrere Rinderzuchtorganisationen. Die Nachbarländer haben für NL eine, F hat eine (4,9 Mio. Spermaportionen), Skandinavien für mehrere Länder eine Organisation (4,0 Mio.). MASTERRIND bringt es jetzt auf 2,2 Mio. Portionen. Für die Fusion von WEU und MAS­TERRIND sprachen die räumliche Nähe, identische Strukturen sowie gleiche Ansätze und Inten­sitäten im Zuchtprogramm. Man erwartet eine spürbare Rentabilitätssteigerung.

Das Thema Hornlosigkeit war ein Anliegen der Zuhörer. Im Verbandsgebiet gibt jährlich 306 Unfälle mit hörnertragenden Rindern. Das Umzüchten auf Hornlosigkeit dauert, da diese mit anderen Nachteilen daher kommt. Bisher gibt es zwölf herkömmlich gezüchtete hornlose Herd­buchbullen. Deren Zuchtwert ist mit 119 spürbar geringer als beim Durchschnitt der horntra­genden Bullen mit 148. Bei den genomischen Bullen sind es 33 mit einem Zuchtwert von 140 gegen 161. Die Hornlosigkeit geht auf zwei Kuhfamilien zurück, so dass die Züchtung hier wegen der Gefahr von Inzucht und der damit auftretenden Erbfehler schwierig ist.

Hier hilft ein wenig die Genanalyse, um Erbdefekte zu erkennen. Die Kosten dafür sind rasant gefallen.

Die Kosten für eine Analyse sind in den letzten Jahren rasant gefallen. Während man sich 2003 noch im Millionenbereich bewegte, landen wir jetzt bei Kosten um die EUR 3.000 für eine Ana­lyse.

Die weiteren Perspektiven in der Zucht sind noch nicht absehbar. Eine Leistung von 50 l/d wird für möglich gehalten, wobei ein Fünftel der Leistungssteigerung aus der Züchtung und vier Fünftel aus besserem Futter und besserer Stalltechnik kommen.

Der Export ist ein Ventil, um überschüssige weibliche Tiere zu vermarkten. Exportländer sind vorwiegend Nordafrika und Südeuropa sowie Russland. Blauzungenkrankheit und das Schmal­lenberg-Virus hindern den Export.

Die Rinderzucht hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert. Von der früheren zeitauf­wändigen Selektion über den Phänotyp geht man jetzt immer mehr zur genomischen Selektion über. Die Rinderzucht war früher stark von der Intuition der Körkommission getragen. Heute nimmt mehr und mehr die Wissenschaft die Stellung ein. Damit erreicht man erheblich kürzere Generationsintervalle und damit Einsparungen an Zeit (früher fünf Jahre, heute knapp zwei Jahre) bis zur Feststellung des Vererbungspotentials der Bullen. In der Zucht hatte man bisher 8 – 14 Testbullen im Einsatz, von denen dann einer nach rund 63 Monaten nach der Selektion zur Zucht verwendet wurde. Bis dahin hat aber jeder von ihnen rund 25.000 Euro an Kosten verur­sacht. Bei der genetischen Selektion über die DNA-Analyse werden verschiedene Abschnitte der DNA überprüft. Bei den Säugetieren sind es rund 3 Milliarden Basenpaare, die die Informatio­nen tragen. 90 % sind gleich, nur die restlichen sind zu untersuchen.

In der künstlichen Besamung wird ein Anteil von 2-3% an gesextem Sperma eingesetzt. Dieses ist technisch auf das Geschlecht separiert und hat eine Trefferquote von 90 %, aber ein um 10% geringeres Befruchtungsergebnis. Die KB wird im Verbandsgebiet zu 85% durch Techniker, zu 2% durch Tierärzte und zu 14% im Eigenbestand durchgeführt. Fruchtbarkeitsuntersuchungen werden von den Technikern der WEU zu rund 147.000 Fällen pro Jahr durchgeführt.

Ferienbedingt war die Besucherzahl überschaubar, aber das tat bei dem fachinteressierten Publikum der Sache keinen Abbruch, da die qualifizierten Fragen zu einem lebhaften Austausch mit dem Referenten beitrugen.

Der Vorsitzende dankte Herrn Dr. Pott für den interessanten Vortag und die vielen Antworten, die er den Zuhörern gab. Anschließend wurde an den Stehtischen noch etwas über dieses und jenes geplaudert, bevor wir den Etzhorner Krug wieder einmal mit neuen Kenntnissen verlie­ßen. Das war der dritte VDL AfterWORK AgrarTREFF und ich komme zu dem Ergebnis, dass dieses eine gute Einrichtung unseres Landesverbandes geworden ist.

Gustav Wehner

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