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Regionale und internationale Märkte aus der Sicht eines Stalleinrichters

Ein Bericht vom AfterWORK AgrarTREFF im Juni mit einem sehr kompetenten Referenten.

Regionale und internationale Märkte aus der Sicht eines Stalleinrichters
waren das Thema des AfterWORKAgrarTREFF am 6. Juni im Etzhorner Krug. Mit Dipl. Ing. agr. Sven Guericke, der nach dem Agrarstudium in Gießen und anschließenden wissenschaft­lichen Tätigkeiten über den Vorstand der NORDMILCH in den Vorstand von BIG DUTCH­MAN gelangte, hatten wir einen sehr kompetenten Referenten gewonnen.

Als Schwerpunkt wurde an dem Abend der Markt für Schweine behandelt, da hier das größte Entwicklungspotential weltweit zu finden ist. In der Geflügelhaltung sind die Märkte bereits abgesteckt. Wie sind die Märkte von heute, wie entwickeln sich die Märkte in der Zukunft? Das sind spannende Fragen für einen Abend.

In Europa finden wir durch die politischen Rahmenbedingungen eine Entwicklung vor, die vollkommen losgelöst ist von der übrigen Welt. In Europa wird ein Wachstum nur noch in Süd- und Südosteuropa erwartet. Die zunehmende politische Einflussnahme wirft uns international im­mer weiter zurück. Die dadurch höheren Produktionskosten in D interessieren den internatio­nalen Markt nicht. China, Russland, Brasilien und Südostasien, das sind die Wachstumsmärkte der Zukunft.

Die USA als großer Produzent von Schweinefleisch werden Marktanteile verlieren, da die Futtermittel durch die starke Ethanolproduktion teurer werden. Zudem haben bereits 15 der 51 Staaten in Sachen Tierschutz erheblich nachgeholt. Die schärfsten Bedingungen stellen jedoch nicht die Behörden, sondern die Kriterien der Lebensmittelketten, die haftungsrechtlich bis zum Produzenten des Fleisches durchschlagen.

Große amerikanische Produzenten halten jeweils in eigenen Stallanlagen in den USA und in anderen Ländern teilweise mehr als eine Million Sauen, das bedeutet etwa 24 Millionen Schlachtschweine pro Jahr. Die Produktion wird zunehmend aus den USA in die Abnehmer­länder verlagert, da die Firmen marktnah wachsen wollen. In Brasilien läuft die Produktion auf Hochtouren und wird weiter wachsen, da die Standards in der Lebensmittelsicherheit noch gering sind, die einfachen Ställe und die niedrigen Umweltauflagen geringe Kosten verursa­chen.

China wird auf 50 % des Weltsauenbestandes kommen und 50 % des Weltverbrauches an Schweinefleisch erzeugen. Es tritt als größter Nachfrager auf den Märkten auf. Dieses haben wir vergleichbar bei dem Abend über die Weltgetreidemärkte mit AGRAVIS erfahren. Das größte Problem von China ist seine Ressourcenknappheit, vor allem an Wasser. Zur Zeit ver­sucht man dort stark die Versorgungssicherheit über eine Erschließung afrikanischer Staaten sowie über einen Technologiesprung in der heimischen Landwirtschaft zu erreichen.

Russland ist derzeit der interessanteste, aber auch ein sehr arbeitsintensiver Markt, der zur Zeit viertgrößte Importeur von Schweinefleisch. Man will dort eine Selbstversorgung von 80% bei einem Wachstum von 3% p. a. erreichen. Die politischen Rahmenbedingungen sind „suboptimal“ und sehr verworren.

Dänemark ist mit einem Selbstversorgungsgrad von 640 % der drittgrößte Exporteur nach den USA und D. Den größten Anteil haben dabei die Lieferungen nach China. DK zeichnet sich durch eine hohe Qualität und eine hohe Produktivität der Sauen aus. Umweltprobleme und -auflagen führen vermehrt dazu, dass die dänischen Schweinehalter auswandern.

International werden zunehmend große Einheiten von bis zu 10.000 Sauen an einem Standort errichtet. In D, NL und F sind 500 bis 600 Sauen möglich, in Italien, Spanien und Osteuropa sind bis 1.000 Sauen möglich (durchschnittliche Betriebsgrößen). In Deutschland beeinträchtigen der Fachkräftemangel, der Imageverlust und niedrige Auszahlungspreise ein Wachstum. Hier ist ein Wertewandel erfor­derlich.

Bei Tierwohl und Tiergesundheit gibt es ein deutliches Gefälle von Europa zur übrigen Welt. Sehr schwierig ist es, die Entwicklungen in der Politik vorherzusehen. Damit hat man hier in der näheren Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht. Aus diesem Grunde befasst sich BIG DUTCHMAN mit Zukunftsstudien für eine aktive Beteiligung an der Gestaltung der Zukunft der Tierhaltung in Deutschland. Hier gibt es ein großes öffentliches Interesse und die Möglichkeit einer Lobbyarbeit, die der Politik intellektuellen Input liefert und versucht, teure Fehlentwicklungen zu vermeiden.

So wurden mit der Konzeptstudie 2030 sehr interessante Haltungsformen gezeigt und in der Praxis getestet. Grundlage ist u. a. eine sehr ausgiebige Sensorik, die alle erforderlichen Pa­rameter an eine Zentraleinheit liefert, die Störungen frühzeitig erkennt und Reaktionen aus­löst.

Es entstand die Frage, wie ein Unternehmen, das hier zu hohen Lohnkosten und unter einer sehr restriktiven Umweltpolitik produziert, im Weltmarkt bestehen kann. BIG DUTCHMAN liefert die Konzepte und setzt diese für den Investor um. Dazu kauft man die Materialien, die teilweise speziell für BIG DUTCHMAN gefertigt werden, von anderen Firmen zu. Investoren in Russland und China kaufen zunächst die einfache Grundausstattung, die zu geringen Kos­ten einen hohen Ertrag liefert. Dies ist u. a. aufgrund einer staatlich tolerierten starken Ver­nachlässigung der Umwelt möglich. Dabei übernimmt BIG DUTCHMAN für den Investor keinesfalls die Betriebsführung, allenfalls vermittelt man von dort Fachleute, um die einhei­mische Belegschaft zu schulen und im Anlauf der Anlage zu begleiten.

In vielen Ländern werden Umweltschutzauflagen schneller kommen als bisher erwartet. Hin­sichtlich Tiergesundheit wird es ebenfalls zu weiteren Auflagen kommen. Damit werden z. B. die Offenställe der Vergangenheit angehören. Aufgrund der langjährigen Erfahrungen bei der Ausrüstung der heimischen Tierhaltungsbetriebe unter deutschen Rahmenbedingungen hat BIG DUTCHMAN für jede Verschärfung der Umweltbedingungen in den Exportstaaten, sei es durch die Behörden oder die Vermarkter, ein Konzept bereit, um die Anlagen seiner Kun­den dort peu à peu an die neuen Rahmenbedingungen anzupassen. Weser-Ems als Ort für In­novationen für die Tierhalter in der Welt.

Sehr interessant war zu hören, wie in der Welt aus dem Nichts optimale Strukturen von riesi­gen Mastbetrieben rund um einen neuen Schlachthof errichtet werden. Das sind kostenopti­male Strukturen, die in Deutschland so nie mehr erreicht werden können. Auch war interes­sant, wie unterschiedlich die verschiedenen Kulturen mit den hochtechnischen Anlagen um­gehen. Es hätte noch lange gehen können, so lehrreich war es für die Zuhörer.

In der Diskussion wurden verschiedene Punkte noch vertieft.Abschließend kam selbstver­ständlich die VDL-Frage nach Arbeitsmöglichkeiten für unsere jungen Kollegen. Da bestehen in dem wachsenden Unternehmen viele Möglichkeiten. Wir waren überrascht von dem Nach­fragepotential. Örtliche Ungebundenheit, Sprachkenntnisse und Belastbarkeit bei Aus­landseinsätzen sind neben der fachlichen Eignung Einstellungsvoraussetzungen.

Der AfterWORK AgrarTREFF klang für einige Teilnehmer noch mit einem Bierchen auf der Terrasse des Etzhorner Kruges und der Erkenntnis, wieder einiges gelernt zu haben, aus.

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