VDL-NDS: Vorstellung von trafo:agrar und Mitgliederversammlung in Vechta
Foto: René Borresch, trafo:agrar, Vera Schockemöhle
Am 23. Mai fand in den Räumlichkeiten der Universität Vechta die Mitgliederversammlung 2025 statt. Das Rahmenprogramm wurde gestaltet von Projektmanagerin Vera Schockemöhle, die uns den Verbund Transformationsforschung agrar Niedersachsen (trafo:agrar) vorstellte. Fünf Hochschulen arbeiten hier in einem Kooperationsverbund mit Akteuren aus der Wirtschaft zusammen, um eine zukunftsfähige Entwicklung der Agrar- und Ernährungswirtschaft im Nordwesten Niedersachsens zu fördern. Vera Schockemöhle gab uns zunächst einen kompakten Überblick über Ziele, Struktur und Projekte dieses Forschungsverbundes.
Der Agrar- und Ernährungssektor ist der zweitwichtigste Wirtschaftssektor in Niedersachsen und steht in einem komplexen Transformationsprozess. Eine sektorübergreifende, transdisziplinäre Zusammenarbeit ist erforderlich, um aus diesem Prozess gestärkt hervorzugehen. Trafo:agrar hat sich auf die Fahnen geschrieben, als wissenschaftliche Koordinierungsstelle mit transdisziplinärer, kooperativer Forschung Beiträge für eine zukunftsfähige, verantwortungsbewusste und vielfältige Agrar- und Ernährungswirtschaft zu leisten. In dem Verbund arbeiten die Universitäten Vechta und Göttingen sowie die Tierärztliche Hochschule Hannover zusammen mit dem Agrar- und Ernährungsforum Nordwest, der IHK Oldenburg, der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und der Wirtschaftlichen Vereinigung Oldenburg – Der Kleine Kreis. Beratende Funktion haben die Niedersächsischen Ministerien für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie für Wissenschaft und Kultur und der WWF.
Unter der Leitung von Frau Dr. Barbara Grabkowsky arbeiten aktuell 14 Projektmitarbeitende an 17 Projekten, die von Risikoampeln für verschiedene Tierseuchen über den Umgang mit der Ressource Wasser bis hin zum digitalen Management von Datenflüssen ein sehr breites Themenspektrum abdecken. Über 100 Symposien mit mehr als 12.000 Teilnehmenden hat trafo:agrar schon durchgeführt, in den Projekten wurden und werden über 64 Mio. Euro finanzielle Mittel eingesetzt. Mittelgeber sind Unternehmen, Kommunen, Landes- und Bundesbehörden sowie EU-Programme wie die Europäische Innovationspartnerschaft (EIP) und INTERREG, um nur die wichtigsten zu nennen. Trafo:agrar ist angesiedelt an der Universität Vechta. Wer mehr wissen will, findet hier detaillierte Informationen.

Trafo:agrar: Das ganze Netzwerk – der mittlere Kreis umfasst die Verbundmitglieder
Vera Schockemöhle ging dann näher auf ihr Projekt „DivGrass“ ein, das praxisnahe Strategien entwickelt, um biologische Vielfalt auf landwirtschaftlichen Weideflächen zu erhalten und zu fördern. Im Rahmen des Förderprogramms INTERREG North Sea entwickeln Projektpartner aus fünf Nordsee-Anrainerstaaten innovative Ansätze für ein an den Klimawandel angepasstes Grünlandmanagement. In Deutschland sind zehn Milchviehbetriebe aus Norddeutschland beteiligt, von denen drei in Schleswig-Holstein und zwei in Ostfriesland als Versuchsbetriebe eingebunden sind. Fördermittel in Höhe von knapp vier Mio. Euro fließen in dieses Projekt mit einer Laufzeit von 2023 bis 2027.

Drohnen auf der Weide – da staunen die Kühe
Die Arbeitshypothese lautet, dass artenreiches Grünland klimaresilienter ist als artenarmes Grünland. Allerdings steht damit auch die Frage im Raum, ob mehr Artenvielfalt sich auch in der Milchleistung und letztlich in der Wirtschaftlichkeit niederschlägt. Im Rahmen des Projektes werden folgende Ziele anvisiert:
- Kompetenzen fördern: Biodiversität bestimmen, Maßnahmen-Set entwickeln, betriebsspezifische Maßnahmen ableiten
- Betriebe handlungsfähig machen: Aus der Praxis für die Praxis: Natur- und Artenschutz mit Produktionsleistungen in Einklang bringen. Transregionale Netzwerkbildung
- Blaupausen entwickeln: Entwicklung einer App, um Ergebnisse und Empfehlungen für Landwirte leicht zugänglich zu machen
- Rechtsrahmen gestalten: Transdisziplinär co-entwickelte, praxis- und wissenschaftlich fundierte Politikempfehlungen auf nationaler und EU-Ebene
Dazu kamen aus dem Teilnehmerkreis viele Fragen und einzelne Aspekte wurden lebhaft diskutiert. Vera Schockemöhle, die selbst zwar von einem landwirtschaftlichen Betrieb stammt, aber im Studium eher kreative und digitale Kompetenzen erworben hat, steckt auch in den landwirtschaftlichen Aspekten so tief drin, dass sie keine Antwort schuldig blieb. Wir hatten eine sehr gute Diskussion und sind schon gespannt auf die Ergebnisse. Vor allem haben wir jetzt große Erwartungen an eine Intensivierung der Kontakte zum Team von trafo:agrar und werden Ideen zur Zusammenarbeit entwickeln.
Nach dem fachlichen Programm folgte die Mitgliederversammlung, bei der nach der Abwicklung der satzungsgemäßen Formalien die Frage diskutiert wurde, welche Maßnahmen gegen den anhaltenden Mitgliederschwund erfolgversprechend sind. Passend dazu wurden die Teilnehmer gebeten, am Pretest für eine Mitgliederbefragung teilzunehmen, die demnächst online gestellt wird. Den Abschluss dieses sehr informativen Tages begingen wir mit einem Abendessen im nahe gelegenen Gut Welpe, wo wir noch den fachlichen und persönlichen Austausch genießen konnten.
Text: Ruth Franken