Internationale Fachtagung „Black2GoGreen“ an der Hochschule Geisenheim: Substrate mit Pflanzenkohle für klimaresiliente Städte
Prof. Dr. Claudia Kammann. Bildquelle: Winfried Schönbach/Hochschule Geisenheim
Vom 26. bis 27.03.24 fand die erste internationale Fachtagung des Forschungsprojekts „Black2GoGreen“ an der Hochschule Geisenheim statt. Rund 150 Teilnehmende und Referent:innen aus acht verschiedenen Ländern tauschten sich bei Vorträgen und Workshops zum Thema Pflanzenkohle-Struktursubstrate („Stockholmer Modell“) aus. Die neuen Methoden sollen helfen, Städte besser gegen den Klimawandel zu wappnen.
Glühende Hitze auf gepflasterten Plätzen und in der Dachgeschoßwohnung, Überschwemmungen auf den Straßen – der Klimawandel ist längst auch in unseren Städten spürbar. Große, Schatten spendende Bäume können helfen, die Folgen abzumildern. Doch wie hält man die Stadtbäume gesund und fördert ihr Wachstum? Das Geisenheimer Wissenstransfer-Projekt „Black2GoGreen” unter der Leitung von Prof. Dr. Claudia Kammann fokussiert sich bei dieser Frage vorrangig auf die Nutzung von Pflanzenkohle-Macadam-Stadtbaumsubstraten – Gemische aus Gesteinsschotter, Kompost und Pflanzenkohle.
Prof. Dr. Kammann: „Wenige Gramm Pflanzenkohle können eine innere Oberfläche von Hunderten m² haben, wodurch sie – ähnlich wie Aktivkohle – sehr gut organische Schadstoffe und Schwermetalle binden kann. Durch funktionelle Gruppen an den Oberflächen kann sie Nährstoffe festhalten und für Pflanzen zur Verfügung stellen und durch ihre Porosität viel Wasser speichern.“ Gleichzeitig kann in der Pflanzenkohle CO2 langfristig gespeichert werden, das durch das Wachstum der Biomasse der Atmosphäre entzogen wurde. Ihr Einsatz ist also gleichzeitig eine Klimaschutzmaßnahme.
Internationaler Erfahrungsaustausch
Die Pflanzenkohle-Macadam-Substrate wurden in Stockholm entwickelt und kommen bisher nur in Schweden, Österreich und der Schweiz zum Einsatz. Modellprojekte aus diesen Ländern zeigen eindrucksvoll die Wirkung der neuen Bauweise. An der Hochschule Wändeswill in Zürich wird Pflanzenkohle beispielsweise gezielt dazu eingesetzt, die Wurzeln von Stadtbäumen zu lenken – dadurch eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten in der unterirdischen Raumplanung. Auch bei der sogenannten Schwammstadtbauweise, die die Stadt Graz zur Bewältigung von Starkregenereignissen nutzt, spielt die Verwendung von Pflanzenkohle eine wichtige Rolle: Sie speichert einen Teil des überschüssigen Wassers, der in die unterirdische, tragfähige Schotterstruktur abgeführt wird.
Um die Forschung zu Pflanzenkohle-Substraten möglichst schnell voranzubringen, will „Black2GoGreen“ Wissenschaftler, Hersteller und Anwender aus aller Welt miteinander vernetzen. Das ist aus Sicht von Kammann auf der gerade stattgefundenen Tagung gelungen: „Wir freuen uns sehr, dass das Interesse sehr groß war und die Vernetzung der Pioniere und Akteure auf diesem wichtigen Gebiet so gut gelungen ist. Es ist unser Ziel auf diese Weise dazu beizutragen, Hemmschwellen abzubauen und offene Fragen zu adressieren, damit mehr Kommunen erste Schritte in der Erprobung dieser neuen Bauweise für mehr Stadtgrün wagen können.“
Die Zukunft des Projekts
Nach der inspirierenden Fachtagung „Black2GoGreen“ an der Hochschule Geisenheim geht das Projekt mit Elan weiter. Es wurde eine Online-Plattform etabliert (www.black2gogreen.de), die als Open Source-Hub für Wissen und Erfahrungen rund um Pflanzenkohle-Substrate dient. Geplant sind regelmäßige Online Meetings, um den Dialog zu vertiefen und Methoden regional anzupassen. Projekte aus Partnerstädten sollen wissenschaftlich begleitet werden. Der nächste große Meilenstein ist die Tagung im März 2025, die weitere innovative Themen und Entwicklungen in den Fokus rücken wird.
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