Exkursion: Wassermanagement in Ostfriesland
Fotos: Dr. Juhl Jörgensen, Christian Riede, Dr. Klaus Schröter
Exkursion: Wassermanagement in Ostfriesland
Lange gab es für Wasser in Ostfriesland nur eine Fließrichtung: es musste raus aus dem Land, und sollte auch draußen bleiben. Mit dem Klimawandel kommen neue Prioritäten ins Spiel. Erstmals erlebten 2018 auch Teile Ostfrieslands Phasen der Dürre. Was bedeutet das für das Wassermanagement Ostfrieslands? Wir wollten es genau wissen und uns eine Vorstellung davon machen, ob und wie sich das traditionelle Wassermanagement in Ostfriesland verändern wird.
Schon auf dem Weg zum ersten Treffpunkt bekamen wir einen Begriff davon, welchen Naturgewalten dieses flache Land an der Nordsee zeitweise ausgesetzt ist. Starker Regen und heftiger Wind – untypischerweise aus dem Osten – bereiteten uns schon Schwierigkeiten, die wenigen Meter aus dem Auto in die Halle des Siel- und Schöpfwerks Knock in Wybelsum zurückzulegen. Vier riesige Pumpen mit einer Leistung von 60.000 Liter Wasser – pro Sekunde! – schaffen hier eine beeindruckende Geräuschkulisse und bringen das Niederschlagswasser von 49.000 Hektar Entwässerungsgebiet in die Nordsee. Wenn Niedrigwasser ist und das Wasser – der Schwerkraft folgend – von alleine abfließen kann, werden die Sieltore geöffnet und die Pumpen haben Pause.
ausgesetzt ist.
Die Entwässerungsverbände sind für das Wassermanagement verantwortlich – sie schaffen es raus aus dem Land. Der 1. Entwässerungsverband Emden ist Eigner von 1.100 km Gewässern und betreibt neben den Siel- und Schöpfwerken Knock und Greetsiel noch 22 Unterschöpfwerke. Alle technischen Anlagen und Pegel werden zentral vom Schöpfwerk Knock aus gesteuert. Die Deichachten sorgen dafür, dass die Nordsee nicht wieder ins Land kommen kann. Sie sind verantwortlich für den Bau und die Unterhaltung der Deiche und zwischen Emden und Hamburg für ca. 610 km Deichlinie zuständig. Davon betreuen die Deichachten Krummhörn und Norden zusammen etwa 90 km. Gemeinsam managen sie das Wasser auf ehrenamtlicher Basis. Wie komplex die Aufgabe ist, dauerhaft in Abhängigkeit vom Wetter einen bestimmten Wasserstand in der gesamten Region zu halten, wurde uns im Rahmen einer Führung im Detail erklärt.
Am nächsten Tag genossen wir nach einem einleitenden Vortrag über die Geschichte der Leybucht das Privileg einer Besichtigungstour der besonderen Art mit Rendant Johann Oldewurtel. Die Straße am Außendeich der Leybucht entlang bis Norddeich ist durch eine Reihe von verschlossenen Toren gesichert und für jeglichen Verkehr gesperrt – Herr Oldewurtel hat als Rendant der Deichacht Norden einen Schlüssel. Er zeigte und erklärte uns, wie dem Meer das Land abgerungen wird, wie man einen wehrhaften Deich baut und vieles mehr.
Nach einer herzhaften Fischmahlzeit in Norddeich fuhren wir nach Norden zum Teemuseum, wo wir eine der schönsten Nutzungsmöglichkeiten für das weiche ostfriesische Süßwasser kennen lernten. Bei der Führung erfuhren wir, wie Tee im Allgemeinen und Ostfriesischer Tee im Besonderen erzeugt und verarbeitet wird. All die vielen „Ostfriesentees“, die man in den Supermärkten kaufen kann, sind aber keine richtigen Ostfriesentees. Nur wenn „echter Ostfriesentee“ auf der Verpackung steht, ist es wirklich einer. Im historischen Fest- und Versammlungssaal des alten Norder Rathauses erlebten wir eine Teezeremonie mit gebuttertem Rosinenbrot. Letzteres arbeiteten wir mit einer Führung durch die mittelalterliche Ludgerikirche und anschließend einem Spaziergang durch das malerische Greetsiel wieder ab.
An beiden Begegnungsabenden hatten wir Landwirte zu Gast, die uns einen anschaulichen Einblick in die Realität der ostfriesischen Landwirtschaft und die Besonderheiten des ehrenamtlich in Deichachten und Entwässerungsverbänden organisierten Wassermanagements gaben. Praktisch alle in diesen Organisationen tätigen Verantwortlichen sind ehrenamtlich tätige Landwirte! Den Ausklang der Exkursion bildete eine Führung durch den Schlosspark Lütetsburg des Grafen zu Inn- und Knyphausen und eine letzte Tasse Ostfriesentee vor dem Heimweg. Einen ausführlichen Erfahrungsbericht mit mehr Bildern gibt es demnächst hier zum Download.
Text: Ruth Franken
Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!