Parlamentarischer Abend: Mehr miteinander reden!

Der Parlamentarische Abend von VDL und BHGL ist mittlerweile gelebte Tradition und wird von den Bundestagsabgeordneten und Agribusiness-Vertretern gerne angenommen. So konnten VDL-Präsident Markus Ebel-Waldmann und BHGL-Präsident Prof. Uwe Schmidt im Berliner Haus der Land- und Ernährungswirtschaft 150 Gäste am 17. Oktober willkommen heißen.

In seiner Begrüßungsansprache kritisierte Ebel-Waldmann die EU-Kommissionsvorschläge zur Gemeinsamen Agrarpolitik nach 2013, die in ihrer Umsetzung nur begrenzt zielführend seien. Es sei kontraproduktiv, wenn sieben Prozent der Fläche aus der Produktion und Betriebsgrößen gegeneinander ausgespielt würden. „Unsere deutsche Landwirtschaft verliert täglich alleine über 80 Hektar wertvolle landwirtschaftliche Nutzfläche, die zu Siedlungs- und Verkehrsfläche wird“, gab der VDL-Präsident zu bedenken.

Der Vorsitzende des Agrar- und Ernährungsausschusses im Deutschen Bundestag, Michael Goldmann, forderte in seinem Statement, dass Politik und Gesellschaft wieder mehr „aufeinander zugehen“ sollten. „Wir müssen über Problembereiche unserer Landwirtschaft reden“, so Goldmann. Die EU-Agrarpolitik stehe vor großen Herausforderungen. Das gelte auch für die Integration der Landwirtschaft in den osteuropäischen Staaten – beispielsweise in Rumänien und Kasachstan. Sicherheit und Standards würden in Zukunft eine immer größere Rolle spielen, das „EHEC-Problem“ habe eine ganz neue Dimension aufgezeigt.

Agrar- und Sozialpolitik „überkreuzt“
Nach den Worten von Franz-Josef Holzenkamp, agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, wird die Kritik an der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung immer stärker, auch in Verbindung mit den Agrarreformbestrebungen und Erwartungen an die Brüsseler Agrarpolitik. Holzenkamp brandmarkte die Absichten der EU-Kommission und stellte die Frage: „Wollen wir tatsächlich in Deutschland eine Fläche von über 600.000 Hektar brach fallen lassen?“ Nach Darstellung Holzenkamps werden in Brüssel Agrarpolitik und Sozialpolitik „überkreuzt“. Die Agrarwirtschaft müsse sich stärker in die gesellschaftliche Diskussion einbringen, „Wir brauchen mehr Innovation und Forschung hierzulande“, so der Mahnruf des CDU-Politikers.

Für Karin Binder, MdB der Linken, steht eine soziale und ökologisch ausgerichtete Landwirtschaft, die gesunde Nahrungsmittel produziert, im Vordergrund. In der Diskussion zur Gemeinsamen Agrarpolitik begrüße ihre Partei, dass der Faktor Arbeit nach den Vorstellungen von EU-Agrarkommissar Ciolos berücksichtigt wird.

Um Welternährung kümmern
FDP-Politiker Dr. Edmund Geisen zog „Halbzeitbilanz“ und stellte fest, dass „wir besser sind als unser derzeitiger Ruf“. So habe die Bundesregierung den Etat Bildung und Forschung für 2011/2012 um 12 Milliarden Euro aufgestockt. Diese Mittel sollten insbesondere im Interesse der Gesellschaft vorrangig zur Förderung von Ernährung und Energie verwendet werden. Geisens abschließender Appell: „Wir alle müssen uns mit Blick auf eine friedvolle Zukunft mehr Gedanken über die Welternährungspolitik Gedanken machen und damit zuhause anfangen“.

Text und Foto: Dr. Dieter Barth

Hochschultagung: Praxisbezug ist das Thema

In den beiden vergangenen Jahren hat sich in der Umsetzung des Bologna-Prozesses viel bewegt und im Wettbewerb der Agrar-Hochschulen eine spürbare Dynamik entwickelt. Diesen Eindruck nahmen die Teilnehmer des Berliner Forums „Qualifizierung für den Arbeitsmarkt“ am 17./18. Oktober mit nach Hause.

Es ist das Verdienst der vier Veranstalter – VDL-Bundesverband, Deutscher Bauernverband, Verband der Landwirtschaftskammern und Bundesverband Landwirtschaftlicher Fachbildung, dass die agrarwissenschaftliche Hochschullandschaft analysiert und der gemeinsame Dialog zwischen Hochschulen, Berufsstand, Agrarbusiness und Studierenden weiter intensiviert wird. So standen denn auch die bisherigen Veränderungen, Forderungen und Entwicklungsperspektiven im Mittelpunkt der Berliner Diskussion.

Mehr Kooperation Hochschulen & Unternehmen

Der VDL-Bundesverband sieht sich als Vermittler und Wegbereiter, wenn es um den Dialog und die Vernetzung von Hochschulen-Unternehmen-Studierenden geht. „Wir begrüßen es, wenn Praxisobjekte in die Ausbildung an den Hochschulen integriert und Bachelor- wie Masterabschlussarbeiten gemeinsam mit den Studierenden abgewickelt werden“, betonte Markus Ebel-Waldmann. Laut einer VDL-Studie, bei der über 200 Unternehmen befragt wurden, wachse die Bereitschaft der Unternehmen, enger mit den Hochschulen zu kooperieren. Das könne auch in Form von Lehraufträgen geschehen, die Hochschulen an Firmen vergeben. „Die Universitäten und Fachhochschulen müssen diese Strategie konsequent weiter verfolgen und den Wettbewerb annehmen“, forderte der VDL-Präsident.

Die Bedeutung und auch Defizite beim Praxisbezug in der Hochschulausbildung hob Hanns-Benn Wichert, Betriebsleiter und Bildungsbeauftragter des Deutschen Bauernverbandes, hervor, der zugleich auf die „Diskrepanz zwischen der Vorstellungswelt von Studierenden und der Realität in der landwirtschaftlichen Praxis“ hinwies. „Die Praxis ist unser Thema, die Agrarbranche muss stärker transparent werden“, so Wichert.

Mit Bachelor-Absolventen zufrieden

„Der Bologna-Prozess zur europäischen Hochschulentwicklung kommt deutlich voran“. Diese insgesamt positive Entwicklung attestierte Henning Dettleff von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Mittlerweile sei eine neue akademische Qualitätsstufe und deren reibungslose Integration in den Arbeitsmarkt erreicht worden. Nach Unternehmensbefragungen lasse sich eine durchweg hohe Zufriedenheit mit Bachelor-Absolventen feststellen. Allerdings werde die mangelnde Praxiserfahrung als zentraler Problembereich angeführt. Hier müssten die Hochschulen gegensteuern und Absolventen mehr in ihrer „Problemlösungskompetenz“ stärken.

Bologna oder die Idee eines einheitlichen europäischen Hochschulraumes ist nach Aussage von Dr. Birgit Galler vom Bundesministerium für Bildung Forschung die „bisher größte Hochschulreform“. Als empfehlenswerte Verbesserungen nannte die Expertin intensivere berufsbegleitende Maßnahmen beim Bachelor-Studium und eine stärkere internationale Ausrichtung der Hochschulen.

Für Michael Schlüter, Masterstudent in Gießen und stellv. Sprecher der VDL-Bundessparte Studierende, überwiegen die positiven Aspekte der Hochschulausbildung. Es gebe keinen erhöhten Zeit- und Leistungsdruck, so könne jeder Studierende die Hälfte der Modulfächer frei auswählen. Als Nachteil sieht Schlüter den „noch zu geringen Praxisbezug“ und die Tatsache, dass ein „Uni-Wechsel“ nach dem Bachelor oft gar nicht möglich ist.

In der Diskussionsrunde wurde angemerkt, dass vor allem Großunternehmen Strategien für die Weiterqualifizierung im Kontakt mit den Hochschulen entwickeln, was nicht überall auf genügend Unterstützung stoße. Oft würden Mängel in der Qualifikation der Hochschulabsolventen durch unternehmenseigene Maßnahmen „nachgebessert“.

Erwartungen der Wirtschaft

In einem weiteren Themenblock ging es um die zentrale Frage, welche Ansprüche die Arbeitgeber an die „qualifizierten“ Absolventen stellen. Nach Aussage von Kevin Heidenreich vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK), der eine Unternehmensbefragung zugrundelegte, stehen Einsatzbereitschaft, Verantwortungsbewusstsein und selbständiges Arbeiten an erster Stelle. „Nicht nur das Fachwissen, sondern die sozialen Kompetenzen der Absolventen sind für die Unternehmen wichtig“, bilanzierte Heidenreich, der den Hochschulen empfahl, ihre Studiengänge danach zu gestalten. Die Hochschulwelt werde sich verändern, jeder Campus müsse sich auf den zunehmenden internationalen Wettbewerb einstellen.

Von Internationalität ist das Familienunternehmen Claas KGaA (Harsewinkel) schon lange geprägt, wie Anja Schladitz als Leiterin der zentralen Personal- und Organisationsentwicklung belegen konnte. „Allrounder mit Innovationskraft und Spezialisten mit Expertenwissen“, das sei die gesunde Mischung. „Die Auslandserfahrung fängt im Studium an“, so Schladitz. Alle jetzigen und kommenden Führungskräfte im Unternehmen müssten sich an den „Claas-Grundsätzen“ wie Respekt, Verlässlichkeit und Wandlungsfähigkeit orientieren.

Für Humboldt-Absolvent Jan Gumpert, Vorstandsvorsitzender der Agraset Agrargenossenschaft Naundorf eG, ist von Bedeutung, dass die Hochschulen fachtheoretisches Wissen und branchenübergreifende Grundlagen vermitteln und Studierende zum selbständigen, projektbezogenen Arbeiten anhalten. Gumperts Idealvorstellung: Der kluge Student weiß vor dem Studium, was er hinterher machen will.

Nach Aussage von Dr. Martin Berges, Direktor der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, ist die Agrarverwaltung ein Dienstleistungsunternehmen: „Wir arbeiten für unsere Kunden“. Nach diesem Leitsatz hätte sich auch das Anforderungsprofil der Stellenbewerber auszurichten. Dazu zählen u. a. breites Fach- und Methodenwissen sowie praktische Erfahrungen mit eigenverantwortlichen Tätigkeiten. Direktor Berges: „Nicht allein die Hochschule ist gefordert, sondern der Studierende selbst muss hier Eigenverantwortlichkeit und Empathie zeigen“.

Vermittlung von Kompetenzen
Bei Umsetzung der arbeitsmarktorientierten Ausbildung an den Hochschulen geht es nach Professor Dr. Roland Bauer, Vorsitzender des Fachbereichstages der Fachhochschulen im Agrarbereich (Freising), vor allem um die „Vermittlung von Kompetenzen“. Dabei gelte es zu unterscheiden zwischen Fach-, Anwendungskompetenz (Praxisbezug, Module mit Berufsfeldphase), Methoden- und Lernkompetenz. Bei der Vermittlung von Sozialkompetenz (Schlüsselkompetenz „soft skills“) sei die Hochschule oft überfordert und setze Lehrbeauftragte ein. „Der Bachelor-Studierende ist breit aufgestellt, er bleibt ein Allrounder, mit dem Masterstudium beginnt dann die Ausbildung zum Spezialisten “, so Professor Bauer, der das Modul Tierzucht mit den Inhalten Seminar, Praktikum, Exkursion, Projektarbeit, Fallstudien beispielhaft erläuterte.

Nach Darstellung von Professor Dr. Hermann Boland (Gießen) bietet das „breite Spektrum“ für die Studierenden der Agrarwissenschaften einen großen Vorteil und die Chance zur „Herstellung von Individualität“. Nach dem dritten Semester müssen die Studierenden dann wissen, welche Studienrichtung sie einschlagen wollen. Das zweistufige Curriculum sei wie ein Puzzle, jeder könne es nach seinen Vorstellungen zusammensetzen. Trotz aller Freiheit sollten Studierende mehr in ihrer Entwicklung angesprochen werden, rät Professor Boland. Das Pfund, mit dem die Hochschulen wuchern können, seien die jungen Menschen. Erkenntnis der Tagungsteilnehmer: Neben fachlichen Kompetenzen müssen die Hochschulen verstärkt berufsrelevante methodische und persönlich-soziale Kompetenzen vermitteln.

Das Duale Agrarstudium
Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf bietet zurzeit die dualen Studiengänge für den Bachelor in der Landwirtschaft sowie im Landschaftsbau und –management an. Ab 2012 wird das duale System für die Brau- und Getränketechnologie und das Lebensmittelmanagement hinzukommen. Das Bachelorstudium und die Ausbildung zum Landwirt kann binnen 4,5 Jahren absolviert werden. Nach Aussage von Prof. Dr. Wolf-Dieter Rommel bietet diese Doppelqualifikation im Rahmen eines „Verbundstudiums“ besondere Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

 

Blick ins Forum (Foto: Barth)

 

Berufsbegleitende Studiengänge
Die Vielfältigkeit des Studiums der Studienangebote wird auch bei den berufsbegleitenden Studiengängen deutlich, wie sie die ADG Business School an der Steinbeis-Hochschule Berlin als größte private deutsche Universität im Programm hat. Laut René Borresch, ADG Akademie Deutscher Genossenschaften in Montabaur, gelingt bei diesem Studium die Vernetzung von Theorie und Praxis: „Durch eine intelligente Kombination von Selbststudium, Präsenzphasen und Projektarbeiten lassen sich Studium und Beruf optimal integrieren“, so Borresch. In den Studiengängen Finanz, Handel und Hotel sind zurzeit 950 Bachelor- und Masterstudierende immatrikuliert.

Internationales Netzwerk von fünf Universitäten
Als Praxisbeispiel für Innovative Konzepte in der Hochschulausbildung stellte Prof. Dr. Uwe Schmidt, Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin, den Universitätsstudiengang „International Master in Horticultural Sciences“ vor. Mit der internationalen Vernetzung von zurzeit fünf Universitäten – Berlin, Bologna, Budapest, München und Wien – sollten Standortdefizite in Lehre und Forschung aufgefangen werden. „Das viersemestrige Masterstudium erfordert von Studierenden und Lehrenden eine große Mobilität und Flexibilität“, sagt Professor Schmidt und ergänzt: „Wir leben in einem Labor und wir sind die Kaninchen“. Pro Semester steht an der HU Berlin die begrenzte Zahl von 10 Studienplätzen für diesen internationalen Masterstudiengang der Gartenbauwissenschaften zur Verfügung.

Studieren in den Niederlanden

Auslandserfahrungen bringen für jede Biographie Extra-Pluspunkte. Über „Praxisorientierte Studienangebote in den Niederlanden“ informierte eine sechsköpfige Delegation der CAH Dronten unter Leitung von Dozent Erik Hassink die Tagungsteilnehmer. Mit viel Enthusiasmus erläuterten sie Möglichkeiten und Chancen des Bachelor- und Masterstudiums an der Hochschule für Pferdemanagement, Agrar- und Ernährungswirtschaft in Dronten.

Deutsche Kommilitonen – sie wurden in einem vorgeschalteten dreiwöchigen Sprachkurs mit dem Niederländischen vertraut gemacht – schilderten ihre bisherigen Studienerfahrungen und zeigten sich besonders angetan vom hohen Praxisbezug, den engen Kontakten mit den Dozenten, kleinen Studiergruppen (durchschnittlich 20 Teilnehmer) und der lockeren Campusatmoshäre (Studierende und Dozenten „duzen“ sich). Kleiner Wermutstropfen: Pro Jahr fallen Studiengebühren in Höhe von 1.735 Euro an.

Text und Fotos: Dr. Dieter Barth

VDL: Parlamentarischer Abend am 17.10.2011

Alle Mitglieder und Freunde des VDL und BHGL sind herzlich eingeladen am 17. Oktober 2011 ab 19.00 Uhr am gemeinsamen Parlamentarischen Abend des VDL Bundesverbandes e. V. und des Bundesverbandes der Hochschulabsolventen/ Ingenieure Gartenbau und Landschaftsarchitekten e. V. (BHGL) teilzunehmen.

Die Veranstaltung findet wieder in Berlin, im Haus der Land- und Ernährungswirtschaft in der Claire-Waldoff-Str. 7 statt. Im vergangenen Jahr waren unter anderem 15 Bundestagsabgeordnete der Einladung des VDL gefolgt und diskutierten mit VDL- und BHGL-Mitgliedern sowie zahlreichen Gästen über aktuelle Themen in den Bereichen Agrar, Ernährung und Gartenbau. Auch in diesem Jahr haben wieder hochkarätige Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ihre Teilnahme zugesagt.

60 Jahre Deutscher Führungskräfteverband ULA

Der Deutsche Führungskräfteverband lud anlässlich seines 60jährigen Bestehens am 11. Mai 2011 in die Französische Botschaft in Berlin zu einem festlichen Empfang ein.

VDL-Präsident Markus W. Ebel-Waldmann, Vizepräsident Dr. Klaus Siegmund und Bundesgeschäftsführerin Dr. Astrid Kubatsch überbrachten die Glückwünsche des VDL, der seit vielen Jahren die erfolgreiche Arbeit des Deutschen Führungskräfteverbandes ULA als Mitgliedsverband unterstützt.

Am Vormittag wurde in der Verbandsversammlung Dr. Wolfgang Bruckmann (47) zum neuen Präsidenten des Deutschen Führungskräfteverbandes ULA gewählt. Er tritt die Nachfolge von Dr. Joachim Betz (63) an, der nach zwei Amtszeiten von 2005 bis Mai 2011 nicht mehr für das Amt kandidiert hat. Der promovierte Jurist Bruckmann ist Direktor der Verwaltung beim Bezirk Oberbayern in München und Vorsitzender des Bundesverbandes der Verwaltungsbeamten des höheren Dienstes (bvhd). Seit 2009 zählt der bvhd zu den Mitgliedsverbänden des Deutschen Führungskräfteverbandes ULA.

Das Amt des Präsidenten des Deutschen Führungskräfteverbandes ULA sei ein äußerst spannendes, so Bruckmann kurz nach seiner Wahl. „Der Verband widmet sich seit langem mit großer Sachkenntnis den Belangen der Führungskräfte. Er tut dies unter vielen Aspekten und in ganz unterschiedlichen Bereichen.“ Dies reiche von Einzelfragen des Steuerrechts über die Interessenvertretung im Unternehmen bis hin zu Grundsatzfragen der Führung, der Globalisierung und der Entwicklung der Europäischen Union. „Besonders wichtig ist es“, führt der neue ULA-Präsident fort, „über die Vertretung der Interessen unserer Mitglieder hinaus, Themen immer in ihrem politischen und gesellschaftlichen Zusammenhang zu sehen.“

Darüber hinaus beschloss die Verbandsversammlung die Aufnahme des Bundesverbandes schwuler Führungskräfte – Völklinger Kreis e. V. (VK) als kooperierenden Mitgliedsverband. Die Zahl der im ULA-Netzwerk zusammengeschlossenen Verbände für Führungskräfte und hochqualifizierte Arbeitnehmer steigt damit auf elf.

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Wann und wo sind Praktika für das Studium gefragt?

Auf einen Praxisbezug vor und während des agrar- und ernährungswissenschaftlichen Studiums wird an deutschen Hochschulen unterschiedlich viel Wert gelegt. Das hat die aktuelle Umfrage des VDL-Bundesverbandes ermittelt, an der sich 12 Universitäten und 13 Fachhochschulen beteiligt haben. Die Umfrage ist zugleich Beleg dafür, dass der Föderalismus in der deutschen Hochschullandschaft auch bei den Praktika-Anforderungen zwischen „Pflicht und Kür“ voll zur Geltung kommt. Sehr zum Leidwesen der Studierenden. Der nachfolgende Überblick kann eine erste Orientierung geben.
Vorpraktikum beim Bachelor-Studium

An den agrarwissenschaftlichen Fakultäten wird lediglich von den Universitäten Hohenheim und Kassel vor Beginn des Bachelorstudiums ein 8 bzw. 13 Wochen dauerndes Praktikum in einem Ausbildungsbetrieb vorausgesetzt. Die Humboldt-Universität Berlin erwägt die Einführung einer „Vorstudiumpflichtpraxis“ von zwei Monaten, während die Universität Rostock ein Praktikum ausdrücklich empfiehlt.

Alle Fachhochschulen – mit Ausnahme der Hochschule Anhalt/Bernburg – verlangen ein Agrar-Vorpraktikum. Die Dauer variiert zwischen 4 Wochen und 12 Monaten.

Ein landwirtschaftliches Praktikum befasst sich u. a. mit Arbeits- und Wirtschaftsabläufen in landwirtschaftlichen bzw. gartenbaulichen Betrieben, in Agribusiness-Unternehmen der Be- und Verarbeitung bzw. des Handels, in Dienstleistungsunternehmen aus dem Agrarbereich oder verwandter Disziplinen.

Im Fachbereich Ökotrophologie fordert keine der befragten Universitäten ein Praktikum vor Beginn des Studiums. Dagegen ist bei fast allen Fachhochschulen ein Vorpraktikum Voraussetzung zum Bachelorstudium, ausgenommen die Hochschulen Fulda und Albstadt-Sigmaringen. Die vorgeschriebene Dauer des Vorpraktikums reicht von 4 Wochen (HS Anhalt) bis zu maximal 3 Monate (FH Osnabrück).

Ein Vorpraktikum kann u. a. im hauswirtschaftlichen Bereich, in einschlägigen Betrieben der Lebensmittelverarbeitung und Produktion, in Kliniken, Pflegeheimen, Verbraucherzentralen, Cateringunternehmen, bei Verbraucher- und Ernährungsberatungsstellen oder in der Lebensmittelüberwachung geleistet werden.

Vorpraktikum beim Masterstudium

Beim Master Agrar setzen weder Universitäten noch Fachhochschulen ein Vorpraktikum voraus, nur die FH Bingen macht hier eine Ausnahme.

Auch im Fachbereich Ökotrophologie werden in der Regel keine Praktika vor Beginn des Masterstudiums verlangt. Ausnahmen bilden die Universität Hannover- Dauer 52 Wochen, berufspraktische Tätigkeiten in den Bereichen Versorgung und Betreuung oder abgeschlossene Ausbildung – und die Hochschule Niederrhein, die ein 12wöchiges Vorpraktikum vorschreibt.

Interne Praktika und Bachelorstudium

Beim Bachelor-Studium der Agrarwissenschaften werden Interne Praktika an fast allen Fachhochschulen (Ausnahme von FH Osnabrück und HS Südwestfalen-Soest) sowie an den Universitäten Gießen, Bonn, TU München und Kassel angeboten.

Diese können nach Anzahl, Art und Dauer stark variieren: Anzahl: 1 bis 21 (21 bei HS Niederrhein = es handelt sich hierbei um Pflichtpraktika innerhalb des Studienverlaufs )
Für den Agrarbereich sind u.a. im Angebot: Allgemeine und organische Chemie, Phytomed. Praktikum, Praktische Laboranalyse grundlegender Milch-, Fleisch- und Eiqualitätsparameter, Agrochemisches Praktikum und Pflanzenschutz.

Interne Praktika während des Ökotrophologie-Studiums finden mit Ausnahme der FH Osnabrück an allen Fachhochschulen sowie den Universitäten Halle-Wittenberg, Bonn, Potsdam, Kiel und Gießen statt.

Auch hier fallen die Angebote nach Art und Dauer sehr unterschiedlich aus. Die Palette reicht von Laborpraktika/ Pflichtpraktika bis zu Studienprojekten in Chemie/Lebensmittelchemie, Anatomie und Mikroskopische Anatomie.

Externe Praktika und Bachelorstudium

Keine Externen Praktika sind an den Agrarfakultäten der Universitäten Hohenheim, Gießen und Bonn sowie der Fachhochschule Kiel und der Hochschule Südwestfalen-Soest in den Bachelor-Studiengang integriert.

Die Anzahl der Praktika schwankt zwischen 1 und 6, die Praktikumsdauer an den Universitäten zwischen 12 Wochen (TU München) und 6 Monaten (Halle) sowie an den Agrar-Fachhochschulen von 8 Wochen (FH Osnabrück) bis zu 30 Wochen (HS Neubrandenburg).

Beim agrarwissenschaftlichen Bachelorstudium gehören zu den Offerten u. a. ein Landwirtschaftliches Betriebspraktikum, ein Berufliches Praktikum im landwirtschaftlichen Organisationsbetrieb des vor- und nachgelagerten Bereiches oder ein Agrochemisches Praktikum.

Im Fachbereich Ökotrophologie verzichten die Universitäten Gießen, Bonn und Potsdam sowie die HS Niederrhein auf Externe Praktika. Die Dauer der Externen Praktika bewegt sich an den Universitäten von 4 bis 8 Wochen, an den Fachhochschulen von 12 bis 20 Wochen oder 1 Semester. Es handelt sich hier beispielsweise um ein Berufsfeldbezogenes Praktikum, ein Betriebspraktikum im Ernährungsbereich oder um berufspraktische Semester.

Interne Praktika und Master

Die Anzahl sowie die Dauer der einzelnen internen Praktika im Masterstudiengang können von Uni zu Hochschule und von Studiengang zu Studiengang stark variieren. Es ist keine Vergleichbarkeit möglich, da verschiedene Einheiten (SWS, Semester, Wochen) gebräuchlich sind. Die Beschreibung der einzelnen Praktika ist ebenfalls sehr variabel. Es werden beispielsweise für Ökotrophologie die Fachbereiche Lebensmittelchemie, Ernährungstoxikologie, Biochemie der Ernährung und Forschungsprojekte (Kleingruppenarbeit) genannt. Bei den Agrarwissenschaften sind es z. B. Pflanzenzüchtung, Ernährungsphysiologie und im Vorlesungsbetrieb integrierte Praktika.

Es bieten jedoch nicht alle Universitäten und Fachhochschulen interne Praktika an.
Lediglich die Universitäten Gießen und Kiel sowie die Fachhochschule Hochschule Weihenstephan/ Triesdorf (Abteilung Triesdorf) schreiben für den Masterbereich Agrar interne Praktika vor. Für den Master Ökotrophologie liegt die Zahl der angebotenen Praktika an den Universitäten und Fachhochschulen deutlich höher.

Externe Praktika und Master

In den Masterstudiengängen Ökotrophologie/Ernährungswissenschaften und Agrarwissenschaften u.ä. werden weder an den Universitäten noch Fachhochschulen Externe Praktika gefordert – mit Ausnahme der Hochschule Anhalt (FH)/ Bernburg (Food and Agribusiness), Fachhochschule Eberswalde (Öko-Agrarmanagement), Hochschule Weihenstephan/ Triesdorf (Abteilung Triesdorf/ Agrarmanagement) und Hochschule Neubrandenburg (Agrarwirtschaft). Die Praktika-Anzahl liegt zwischen 1 und 2, die Dauer zwischen 12 und 22 Wochen, u.a. als Berufspraktikum, Unternehmenspraktikum , Praxissemester und Betriebspraktikum im vor- oder nachgelagerten Bereich der Landwirtschaft.

Auslandsaufenthalt freiwillig

Ein Auslandsaufenthalt für Studierende der Agrar- und Ernährungswissenschaften ist laut Aussage aller Universitäten und Fachhochschulen freiwillig. Lediglich die HS Fulda macht eine Ausnahme. Hier haben deutsche Studierende einen Auslandsaufenthalt im Umfang vom 12 ECTS credits nachzuweisen.

Zu guter Letzt: Ein Dankeschön gilt allen Hochschulen, die sich an der VDL-Umfrage beteiligt haben.

Text: Dr. Dieter Barth/Margarete Nowak

Bundesmitgliederversammlung: Agribusiness im Osnabrücker Land

Anlässlich der diesjährigen Bundesmitgliederversammlung des VDL-Landesverbandes Weser-Ems stand der Tag der Fachexkursionen unter dem Leitthema „Globalisierung im Agribusiness und Auswirkungen auf das Berufsfeld“.

First Mover aus Tradition

Über 100 Jahre Landtechnikerfahrung kann das 1906 im emsländischen Spelle gegründete Unternehmen Krone aufbieten, das als „First Mover“ seiner Branche immer wieder innovative, richtungsweisende Entwicklungen im Grundfuttersegment präsentiert hat. So war Krone der erste Hersteller einer Rundballenpresse (Comi Pack) für die Landwirtschaft, die in einem Arbeitsgang pressen und wickeln konnte. Auch mit dem selbstfahrenden Hochleistungs-Mähaufbereiter „BiG M“ setzte das Unternehmen neue Maßstäbe nach Leistungsvermögen und Schlagkraft. Nach Aussage von Hermann Börger, ehemaliger Betriebsratsvorsitzender, sind mittlerweile „weltweit über tausend BiG M mit einer Arbeitsbreite von 13.20 Meter im Einsatz“.

n der neuen Reihe „BiG X“ kann Krone den derzeit stärksten Häcksler der Welt mit den Leistungsklassen von 500 bis über 1.000 PS anbieten.

Landtechnik plus Nutzfahrzeuge

1971 war eine entscheidende Weichenstellung für das Familienunternehmen: Firmenchef Dr. Bernard Krone entschloss sich, neben Landmaschinen auch Nutzfahrzeuge am neuen Standort Werlte in das Produktprogramm aufzunehmen. Das zweite Standbein sorgte für eine deutliche Expansion auf den Inlands- und Auslandsmärkten.

Während die Auswirkungen der Wirtschaftskrise 2008/2009 im Landtechnikgeschäft noch einigermaßen moderat blieben, erlebte der Nutzfahrzeugmarkt einen regelrechten Einbruch. Im Geschäftsjahr 2009/10 ging der Umsatz der Krone-Gruppe (2.300 Mitarbeiter) auf 720 Mio. Euro zurück. Aber auch solche Schwächemomente kann das Familienunternehmen verkraften, liegt doch das Eigenkapital bei über 50 Prozent. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet die LVD Bernard Krone GmbH ein Umsatzplus von 4 bis 5 Prozent.

In den kommenden Jahren will Krone den Landtechnik-Standort Spelle mit 1.300 Mitarbeitern weiter ausbauen: „In das Projekt 2015 sollen über 30 Millionen Euro investiert werden, insbesondere für den Bau eines Versuchszentrums“, informiert Experte Börger die VDL-Besichtigungsgruppe. Mit der zunehmenden Stimmungskurve in der Landwirtschaft wächst auch der Optimismus in der Landtechnikbranche. Dass bei Krone in und für die Zukunft investiert wird, zeigt der mit über 17 Mio. Euro jährlich ausgestattete Bereich Forschung und Entwicklung: Hier sind 100 Entwicklungsingenieure und 40 Versuchstechniker beschäftigt.

Größenordnung kein Argument

In der Landwirtschaft fallen immer wieder „Ausnahmebetiebe“ ins Auge, wie etwa der Milchviehbetrieb Westrup-Koch GbR  in Bissendorf im Osnabrücker Land.

Foto: VDL

Die Größenordnung von zurzeit 517 Milchkühen, 480 Rindern, Jungrindern und Kälbern sowie 15 Zuchtbullen mag Zündstoff liefern für die Abstempelung “Massentierhaltung“ und allen dazugehörigen emotionalen Verwerfungen.

Doch die Besichtung und der Informationsaustausch mit Betriebsleiter Ulrich Westrup machte deutlich, dass die Größe eines Viehbestandes absolut keine Aussage über den Gesundheitszustand und das Leistungsvermögen von Nutztieren vermitteln kann. Davon konnten sich die VDLer überzeugen.

Vom aktuellen Milchviehbestand am 27. Mai waren gerade einmal zwei Tiere im Krankenstand und damit aus der Produktion genommen. „Das Wohl und Beobachten der Tiere hat für uns oberste Priorität“, bekennt Betriebsleiter Westrup, der sehr eng mit dem Tierarzt zusammenarbeitet und in betriebswirtschaftlichen Fragen auch die Kammerberatung einschaltet. Auch die Nähe und Anbindung zum Osnabrücker Herdbuch wird gesucht. Nicht von ungefähr liegt die durchschnittliche Milchleistung bei zurzeit 11.300 kg und fast 4 % Fettgehalt. Außer dem hohen Leistungssegment wird auch eine lange Nutzungsdauer der Tiere angestrebt. Vor allem mangelnde Eutergesundheit, nachlassende Milchleistung und instabiler Klauenzustand sind Gründe für eine Selektion aus der Herde.

Nichts dem Zufall überlassen

Für alle Arbeitskräfte (insgesamt 9 Voll-AK einschließlich drei Auszubildende) gibt es einen klar abgesteckten bestimmten Zuständigkeitsbereich. Alle Bereiche sind doppelt besetzt, um bei Ausfällen auf Nummer sicher zu gehen. „Ob Aufzucht, Fütterung oder Melken, wir überlassen nichts dem Zufall“, sagt Tierexperte Westrup, der auch für die Ausbildung im Betrieb verantwortlich ist.

Das durchdachte Management wird besonders im Melkstand 2 x 20 Side by side sichtbar. Das Melken in vier Leistungsgruppen geht ziemlich geräuschlos vor sich. „160 Kühe pro Stunde werden hier gemolken“, erläutert Betriebsleiter Westrup den Zeitaufwand.

Praxisbezug der Hochschule Osnabrück

Die Fakultät Landschaft und Landschaftsarchitektur der Hochschule Osnabrück legt großen Wert auf einen ausreichenden Praxisbezug während des Studiums. So bietet der Versuchsbetrieb im WABE-Zentrum (Zentrum für Verbraucherinformation, Ernährung, nachhaltige Lebensmittelproduktion und Nacherntetechnologie) in Wallenhorst auch den Rahmen für Forschungsaktivitäten und zugleich die Plattform für wechselnde studentische Projekte. Dabei stehen der „Waldhof“(Bioland) für die ökologische und der „Nettehof“ für die konventionelle Landwirtschaft.

Foto: VDL

Während der Besichtigung des „Waldhofes“ erläuterte Prof. Dr. Hans-Werner Olfs den hohen Stellenwert einer praxisorientierten Lehre, die eine intensive Zusammenarbeit mit Unternehmen der Wirtschaft exerziert. Die Agrarfakultät beschäftigt insgesamt 175 Mitarbeiter, davon 60 Professoren und 37 wissenschaftliche Kräfte.

VDL mit der Land- und Ernährungswirtschaft verwurzelt

Die Verwurzelung des VDL – Berufsverband Agrar, Ernährung, Umwelt e.V. mit den Unternehmen der Agrar- und Ernährungswirtschaft spiegelte sich auch in der Programmgestaltung der diesjährigen Bundesmitgliederversammlung vom 26. bis 28. Mai in der Katholischen LandvolkHochschule Oesede im Osnabrücker Land wider.

o konnte VDL-Präsident, Markus W. Ebel-Waldmann, am Begrüßungsabend unter den Ehrengästen u.a. den Präsidenten der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Arendt Meyer zu Wehdel, den Verbandsdirektor vom Genossenschaftsverband Weser-Ems e.V. WP Rainer Backenköhler (Oldenburg) und Peter Kuhlmann-Warning (Mitglied des Vorstandes, Volksbank Dammer Berge eG) begrüßen.

In seinem Kurzvortrag erläuterte Meyer zu Wehdel Aufgaben und Struktur der niedersächsischen Landwirtschaftskammer, die mit ihrer Zentrale in Oldenburg und den 11 Bezirksstellen insgesamt 2.400 Mitarbeiter zählt. „Wir wollen immer besser und effizienter werden, besonders im Bereich der Tierhaltungsversuche“, so der Kammerpräsident. Die Akzeptanz in der Gesellschaft sei eine „Riesenaufgabe für die Gesellschaft“. Hier könne die Landwirtschaftskammer mit Argumenten und Fakten sowie Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit einen wichtigen Beitrag leisten.

Studierende und Berufseinsteiger erhielten beim VDL-Jobforum „Employer Branding – Was tun Unternehmen der Agrarbranche, um junge Talente für sich zu gewinnen?“ nützliche Tipps von den Personalverantwortlichen aus Unternehmen der Agrar- und Umweltwirtschaft. So sollen Bewerber „am Arbeitsumfeld Gefallen finden“, sich nicht „verstellen“, sondern authentisch bleiben, die „Initiative ergreifen“ und hochprofessionelle Bewerbungsunterlagen abliefern. Beteiligt waren an dem von Dr. Clemens Schwerdtfeger (Dr. Schwerdtfeger Personalberatung) moderiertem Job-Forum: Jörg Schomburg (Landwirtschaftskammer Niedersachsen), Katrin Selzer (EnviTec Biogas AG), Sascha Kus (Big Dutchman AG), Sigrid Seelhorst (Miavit GmbH) und Harald Krummenauer (R+V Allgemeine Versicherung AG).

Im Rahmen des VDL-Begegnungsabends machte Dr. Clemens Schwerdtfeger mit seiner Fragestellung „Fach- und Führungskräftemangel in der Agrar- und Ernährungsindustrie – Mediales Schreckgespenst oder Wachstumsbremse?“ auf einen vielfach noch unterschätzten Problembereich aufmerksam. Vor allem eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Wirtschaft sei notwendig „Die Chancen für den Nachwuchs sind hervorragend, wir haben einen echten Bewerbermangel“, so Dr. Schwerdtfeger, der einen weiteren Schlüssel in der gezielten Imagebildung für die Agrarwirtschaft sieht.

Bei der Mitgliederversammlung des VDL Bundesverbandes stellte VDL-Präsident Markus W. Ebel-Waldmann wiederholt die Position des Verbandes bei der Umsetzung von Bachelor- und Masterstudiengängen heraus. „Mit allein 300 Studiengängen im Agrarbereich ist die totale Verunsicherung für unsere Studierenden vorprogrammiert“, so Ebel-Waldmann. In der Diskussion wurde von den VDL-Mitgliedern die schwindende Praxisnähe beim Studium der Agrarwissenschaften kritisiert. Hier solle der VDL auch weiterhin zu mehr Transparenz beitragen und eine engere Vernetzung zwischen Studierenden und dem Berufsfeld „Agrar-Ernährung, Umwelt“ fördern.

VDL-Fahrt: Brüsseler Lobbyarbeit kennengelernt

Ende März nahmen 34 Teilnehmer am diesjährigen Brüssel-Seminar teil, um sich über die neuesten Entwicklungen in der EU-Agrar- und Ernährungspolitik zu informieren. Die Zusammensetzung der Seminarteilnehmer war in diesem Jahr besonders heterogen: Studenten, Berufseinsteiger, Berufstätige, Rentner gleichmäßig verteilt aus dem gesamten Bundesgebiet und aus den verschiedenen Berufsfeldern. Dadurch wurden die Diskussionen mit den Referenten und auch untereinander ungemein bereichert.

Das Seminar startete mit einem Stadtrundgang durch die Brüsseler Innenstadt vorbei am Grand Place, Manneken Pis, dem Königlichen Palst und den zahlreichen europäischen Einrichtungen wie Parlament und Kommission.

Nach einem ersten Eindruck von Brüssel folgte der Einstieg in das Fachprogramm. Im Deutschen Haus der Land-und Ernährungswirtschaft wurden wir von Willi Kampmann vom Deutschen Bauernverband und Dr. Thomas Memmert vom Deutschen Raiffeisenverband (DRV) begrüßt. Beide gaben einen Einblick in Organisation und Aufgaben ihrer jeweiligen Verbände. So machte Kampmann deutlich, warum seine Arbeit in Brüssel wichtig ist für die deutschen Landwirte und wie sich seine Arbeit in Brüssel gestaltet. Dr. Memmert stellte dar, welche Organisationen im DRV zusammengefasst sind und welche Themen aktuell auf der Agenda stehen. Im Laufe der beiden Vorträge gesellten sich Vertreter verschiedener Institutionen und ständigen Vertretungen zu der Seminargruppe. Nach einer allgemeinen Vorstellungsrunde aller Teilnehmer und Gäste, bestand die Gelegenheit mit allen anwesenden Vertretern in lockerer Runde ins Gespräch zu kommen, wovon reichlich Gebrauch gemacht wurde.

 

Beim Empfang des Raiffeisenverbandes und Bauernverbandes für das Brüssel-Seminar (Foto: VDL)

 

Am folgenden Morgen war es zunächst schwierig zu unserem ersten Programmpunkt zu gelangen, da viele Straßen um die EU-Kommission wegen Demonstrationen und EU-Gipfel abgesperrt waren. So absolvierten wir das letzte Stück zu Fuß, bevor wir, nach dem „Einchecken“ ins Kommissionsgebäude, dem Vortrag von Antonia Lütteken zum Thema Ländliche Entwicklung hören konnten. Sie machte einmal mehr die Problematik deutlich, die die große Diversität innerhalb und zwischen den Mitgliedsstaaten mit sich bringt, wenn man versucht eine gemeinsame Politik zu gestalten und gab dann einen Ausblick auf die zukünftigen Regelungen nach 2013 zum Thema ländliche Entwicklung. Anschließend präsentierte uns Gebhard Seiwald, ebenfalls von der Kommission, verschiedene Aspekte zur Lebensmittelsicherheit und -kennzeichnung, bevor uns Felix Bloch mit einem spritzigen Vortrag zu Im- und Exportinteressen der EU am Beispiel der bilateralen Beziehungen zwischen EU und USA, begeisterte und die Bedeutung der EU Handelspolitik herausstrich. Dabei wurde deutlich, dass die einzelnen Mitgliedsstaaten keinen Einfluss auf den EU Handel haben und bei Verhandlungen über Handelsabkommen und -beziehungen häufig viel Politik im Spiel ist, wodurch viel diplomatisches Geschick beim Aushandeln der Konditionen nötig sein kann.

Im Anschluss blieb uns über eine Stunde der Weg aus dem Kommissionsgebäude versperrt, da draußen Demonstranten vorbeizogen, wodurch sich unser Programm etwas verzögerte. Nach einem abenteuerlichen Weg durch das Kommissionsgebäude trafen wir schließlich zu den Vorträgen von Dr. Tania Runge von COPA/COGECA und Stephan Jürgenliemk vom Zentralverband Gartenbau ein. Beide berichteten kurz über ihren Werdegang und wie es sie letztlich nach Brüssel verschlagen hat, bevor es mit dem fachlichen Teil begann. Hier berichtete Dr. Runge über Aufbau und Funktion von Copa/Cogeca und welchen Arbeitsaufwand eine solch große, internationale Interessenvertretung mit sich bringt, zum Beispiel in Form von Übersetzungen aller Papiere in 6 verschiedene Sprachen, aber auch immer wieder die Kompromissfindung hin zu einem gemeinsamen Standpunkt aller Mitgliedsverbände. Der Lohn dafür ist dann andererseits aber auch, dass die Stimme von Copa/Cogeca bei den Brüsseler Institutionen Gewicht hat. Herr Jürgenliemk strich die Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit den heimischen Verbänden und Praktikern für seine Arbeit in Brüssel heraus, um eine fachlich fundierte Einschätzung zu bestimmten Sachverhalten geben zu können.

Anschließend folgte die Besichtigung des Europäischen Parlaments inklusive Sitzungssaal mit sehr anschaulicher Einführung in die Arbeit des Parlaments durch Herrn Böcker, Mitarbeiter der EU-Abgeordneten Elisabeth Jeggle. Anschließend erzählte Frau Jeggle von ihrer Arbeit, wie etwa dem Berichte schreiben und Kommentieren oder der Bedeutung der Lobbisten für ihre Arbeit. Auch nahm sie sich, wie im letzten Jahr, wieder viel Zeit für unsere Fragen. So beantwortete sie etwa die Frage: „Was muss ein junger Mensch mitbringen, wenn er in Brüssel arbeiten will?“ Nach dem abschließenden Gruppenfoto vor den Flaggen der Mitgliedsstaaten ging es über in den geselligen Netzwerkabend.

 

Julian Böcker vom Büro Jeggle erläutert den Plenarsaal des EU-Parlaments (Foto: VDL)

 

Das Brüssel-Seminar endete am Freitag mit einem Vortrag von Dr. Franz Eversheim von Bayer CropScience zum Thema Biotechnologie, was wie erwartet einige Diskussionen mit und unter den Teilnehmern auslöste. Weiterhin gab er seine Einschätzung was bei Lobbyarbeit in Brüssel besonders wichtig ist. Abschließend präsentierte uns Götz Brandau vom Hauptverband des Deutschen Einzelhandels den Aufbau und die Aufgaben seines Verbandes, bevor er das Dauerbrennerthema „Lebensmittelkennzeichnung“ behandelte, von dem er hofft, dass es nach gut drei Jahren Diskussionen in Brüssel bald eine einheitliche Regelung geben wird.

Danach ging es auch schon wieder mit dem Bus zurück nach Köln. Alles in allem war es also wieder eine gute Mischung aus Information, Netzwerken und, in diesem Jahr, auch ein kleinem bisschen Abenteuer.

Maria Brockmann