VDL_Logo

Interessante Einblicke in die Agrargenossenschaft Cobbelsdorf

Dank der Vermittlung durch Thomas Gehrke, Direktor der Bezirksdirektion Berlin der Vereinigten Hagelversicherung VVaG, konnten der VDL-Landesverband Ost und der VDAJ am 20.10.2012 Jahr die Agrargenossenschaft Cobbelsdorf in Sachsen-Anhalt besuchen. Im Frühjahr hatten die Landwirtschaftsminister von Sachsen-Anhalt und Sachsen diesen Betrieb ausgewählt, um EU-Agrarkommissar Ciolos die ostdeutsche Landwirtschaft zu zeigen. Auch uns empfing der Vorstandsvorsitzender Horst Saage, Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande, mit großer Offenheit und Herzlichkeit.

Nach der Wiedervereinigung 1991 befragte Horst Saage, damaliger Vorsitzender der LPG Tierproduktion und Sohn einer alteingesessenen Bauernfamilie, die LPG-Mitglieder, wie es mit der Landwirtschaft weitergehen sollte. Bis auf drei Gegenstimmen sprach sich die große Mehrheit für die Umwandlung in eine Agrargenossenschaft aus. Saage ist stolz darauf, dass er den damaligen Flächenbestand bis heute halten und aktuell bis 2025 sichern konnte. Mit den jeweiligen Pachtvertragsverlängerungen haben die Bodeneigentümer dem Vorsitzenden das Vertrauen ausgesprochen.

Saage hat sich immer dafür eingesetzt, einen Gemischtbetrieb zu führen. Reiner Ackerbau wäre leichter gewesen, aber ihm war der Erhalt der Arbeitsplätze über die Tierhaltung wichtig. Allerdings musste auch er im Laufe der Zeit den Arbeitskräftebestand auf den seinerzeit von der Beratung empfohlenen Bestand von rund 50 Personen verkleinern.

in den vergangenen 20 Jahren wurden jeweils 2,5 Mio. Euro in die Michwirtschaft, die Sauenhaltung und in die Feldwirtschaft investiert sowie 2,5 Mio. Euro Entschädigung an ehemalige LPG-Mitglieder im Rahmen der Vermögensauseinandersetzung ausgezahlt.

Organisation der Agrargenossenschaft

Die Agrargenossenschaft hat aktuell 168 Mitglieder und 374 Pachtverträge mit Bodeneigentümern. Sie bewirtschaftet rund 3.000 ha, davon sind etwa 15 % der Fläche Eigentum der Agrargenossenschaft. Die Pachtpreise liegen bei 3,5 Euro je Bodenpunkt (bei durchschnittlich 41 Bodenpunkten). Das Eigenkapital beträgt etwa 10 Mio. Euro. Die durchschnittliche Dividende für Genossenschaftsanteile beträgt 5 %.

Die Genossenschaft beschäftigt z.Z. 50 Angestellte und drei Auszubildende. Davon arbeiten etwa 15 Mitarbeiter im Bereich Milchvieh mit rund 500 Kühen und Nachzucht, 15 Mitarbeiter einschließlich 2 Schlossern in der Feldwirtschaft und 12 bis 14 Mitarbeiter in der Sauenhaltung. Ein Schäfer kümmert sich um eine Schafherde mit rund 200 Mutterschafen und Nachzucht. Eine Bürokraft sorgt dafür, dass u.a. alle EU-Prämienanträge rechtzeitig gestellt werden. Die Betriebsprämie von z.Z. 300 Euro pro Hektar ist ein wichtiger Erfolgsfaktor.

Saage bevorzugt eher moderate Löhne mit einem durchschnittlichen Stundenlohn von 9 Euro, kombiniert mit flexiblen Weihnachtsgeld. Je nach Ertragslage fällt dieses mehr oder wenig üppig aus. 2011 musste es allerdings wegen der auf dem Halm großenteils verdorrten Ernte ausfallen.

Ein weiterer Motivationsfaktor ist die Eigenverantwortlichkeit der Mitarbeiter. So sind z.B. die einzelnen Mitarbeiter verantwortlich für „ihren“ Traktor und „ihren“ Mähdrescher, was die Wartung etc. betrifft. Bei notwendigen Ersatzinvestitionen werden sie in die Kaufentscheidungen mit einbezogen.

Entwicklung der Milchwirtschaft

Zunächst wurde mit der vorhandenen Milchviehherde in den alten Ställen weiter gewirtschaftet. Zur Arbeitserleichterung wurde ein Fischgrätenmelkstand installiert. Als 2005 im Zuge des Generationswechsels ein neuer Leiter der Milchproduktion berufen wurde, musste er nach 100 Tagen Vorschläge für die Modernisierung vorlegen. Gemeinsam entschied man sich für den Neubau eines offenen Boxenlaufstalls auf Gülle mit 500 Plätzen und einem Melkkarussell mit 32 Plätzen. Bei der Installation, insbesondere der Elektrik, setzte Saage auf örtliche Handwerker, die auch bei Störungen sofort verfügbar sind.

Die durchschnittliche Jahresmilchleistung beträgt 9.500 kg je Kuh. Die Kühe werden in vier Leistungsgruppen gehalten und erhalten eine bedarfsgerechte Futterration aus Mais- und Grassilage, Sojaschrot und entsprechenden Mineralien.

Probleme bereitet der niedrige Milchpreis von 28 Eurocent je Liter. Wirtschaftlich arbeitet dieser Bereich erst ab 35 Eurocent je Liter.

Schweinezucht für die Ferkel- undLäuferproduktion

Der Betrieb hat z.Z. 1.500 konventionelle Sauenplätze, d.h. Stallhaltung auf Gülle. Die gesamte Schweineanlage wurde 2001 modernisiert. Mit dem derzeitigen System erreicht der Betrieb eine Vermarktungsquote von 27 Ferkeln pro Sau und Jahr. Bei dem kürzlich in Brüssel beschlossenem Haltungssystem der Gruppenhaltung befürchtet Saage Verluste in der Produktion.

Feldwirtschaft

Der Betrieb baut je 400 ha Winterweizen, Wintergerste und Winterroggen an, ferner 500 ha Raps und 50 ha Zuckerrüben. Der traditionelle Kartoffelanbau wurde eingestellt, weil aufgrund des steinhaltigen Bodens die Qualitäten nicht erreicht werden.

Die Phosphordüngung erfolgt ausschließlich über die Gülle. Die Gülle wird fachgerecht sofort nach der Ausbringung mit Schleppschläuchen (von montags bis donnerstags) eingearbeitet, um unnötige Geruchsbelästigung zu vermeiden. Die Folgefrucht auf Raps wird pfluglos angebaut, um die gute Bodengare zu nutzen. Ansonsten wird vor der Bestellung gepflügt, um u.a. den Mäusebestand unter Kontrolle zu halten.

Die Erträge lagen 2012 bei rund 72 dt/ha Winterweizen, 58 dt/ha Wintergerste, 50 dt/ha Winterroggen und 38 dt/ha Raps. Die Zuckerüben werden im Lohn möglichst eine Woche vor dem Abfuhrtermin gerodet. Alle übrigen Feldarbeiten werden mit eigenen Maschinen bewältigt. Der Betrieb verfügt über drei Mähdrescher, einen Feldhäcksler und 20 Traktoren mit den nötigen Anbaugeräten.

Für das Milchvieh werden 250 ha Mais angebaut und auf 100 ha Feldgras vier Schnitte für Silage und ein Schnitt für Heu eingebracht.

Ökolandbau

Die Agrargenossenschaft betreibt auf einem örtlich getrennt liegenden Betriebsteil auf 400 ha Pachtland Ökolandbau. Dort werden eine Mutterkuhherde mit 92 Muttertieren und eine Schafherde mit 228 Mutterschafen gehalten. Da diese Flächen im Elbeüberschwemmungsland liegen, müssen die Tiere im Winter aufgestallt werden.

Entwicklungdes ländlichen Raums

In dem Bereich der Agrargenossenschaft Cobbelsdorf liegen acht Dörfer mit jeweils 80 bis 600 Einwohnern. Jedes Dorf hat seine eigene Kirche, eine ehemalige Schule, Feuerwehr etc. Es gibt dort heute so gut wie keine Ruinen und keinen Leerstand. Saage sagt, dass jeder Euro an Fördermitteln Privatinvestitionen von 3-4 Euro nach sich zieht. Die früheren LPG-Mitglieder haben ihre Entschädigungen in die Erhaltung und Verschönerung ihrer Häuser und Hofanlagen investiert. Herr Saage hat dazu beigetragen, dass die Förderprogramme von den Dörfern in Anspruch genommen wurden und ist 2011 für sein großes Engagement in zahlreichen Gremien der Verbandsarbeit und Kommunalpolitik mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt worden.

Agrarreform

Solange es Betriebsprämien gibt, sollten alle Betriebe gleichbehandelt werden. Saage ist gegen jegliche Degression und Kappung der Betriebsprämien. Mit 1,7 AK je 100 ha liege die Agrargenossenschaft in der Bewirtschaftungsintensität gleichauf mit vielen Gesellschaften bürgerlichen Rechts.

Erneuerbare Energien

Grundsätzlich hat für Saage die Nahrungsmittelerzeugung Vorrang. Wenn es wie im Moment genügend Rohstoffe gebe und wenn der Landwirtschaft kein Schaden entstehe, seien die wirtschaftlichen Möglichkeiten der erneuerbaren Energien auszuschöpfen.

Für Saage kommt die Veredlung vor der Biogasherstellung. Für ihn wäre Biogas nur denkbar für die Verwertung von Gülle und pflanzlichen Reststoffen. Er erwägt den Bau einer Biogasanlage an seine Sauenanlage zu koppeln. Dann könnte er die Abwärme für das Heizen der Schweineställe nutzen.

Wenn es ausreichend Biorohstoffe gibt, spricht aus Sicht von Saage nichts gegen eine Verwertung zu Biokraftstoff. Ein Teil der geernteten Rüben geht z.Z. in die Bioethanolproduktion.

Saage hat ebenfalls keine Einwände gegen die Nutzung von Dächern und industriellen Brachlandes für die Solarerzeugung. Alle seine Dächer sind an ein Solarunternehmen verpachtet. Saage lehnt jedoch die Photovoltaik auf landwirtschaftlich nutzbaren Flächen ab.

Der Windenergie steht er offen gegenüber. Obwohl sich in Sichtweite außerhalb seiner Felder ein Windpark befindet, hat ein in seinem Bereich ansässiger Investor die Genehmigung für nur ein Windrad bekommen, da er im Raumordnungsplan nicht als Windpark ausgewiesen ist.

Hanna Garcke

VDL_Logo

Atomausstieg: Bioenergie quo vadis?

Für eine künftige Vollversorgung mit erneuerbaren Energien spielen Strom, Kraftstoff und Wärme aus Biomasse eine entscheidende Rolle. Das erklärte der Sprecher der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE), Alexander Knebel, kürzlich bei einer Veranstaltung in Berlin, zu der der VDL-Landesverband Ost eingeladen hatte, um über die Folgen des Atomausstiegs für den Ausbau der erneuerbaren Energien zu diskutieren.

„Für eine Energieversorgung, die mehr und mehr durch Erneuerbare Energien stattfindet, ist Strom aus Biomasse auch deshalb unverzichtbar, weil die Energie aus Acker und Wald einspringen kann, wenn der Wind einmal nicht weht oder die Sonne nicht scheint“, betonte Knebel gegenüber VDLern und Studierenden der Humboldt Universität. Er verwies dabei auf erfolgreiche Praxisbeispiele wie das Projekt Kombikraftwerk 2, in dem die Netzstabilität bei einer Stromversorgung aus hundert Prozent erneuerbaren Energien getestet wird. Wie der AEE-Sprecher deutlich machte, kommen auf Betreiber von Biogasanlagen als Produzenten einer stabil verfügbaren Energiequelle mit einer zunehmenden Stromversorgung aus fluktuierenden erneuerbaren Energiequellen somit neue Aufgaben zu. Das Wachstum der erneuerbaren Stromerzeugung soll sich laut den Plänen der Bundesregierung künftig schwerpunktmäßig in den Bereichen Wind und Solar abspielen.

Rübe als Alternative zum Mais

Wie Knebel hervorhob, besteht auch im Bioenergiesektor noch Wachstumspotential. Auf gut vier Millionen Hektar könnte die für energetische Zwecke genutzte landwirtschaftliche Fläche in Deutschland mittelfristig wachsen, und zwar bei nachhaltiger Nutzung. Das hätten auch die jüngsten Langfristszenarien im Auftrag des Bundesumweltministeriums bekräftigt. Im vergangenen Jahr waren Ackerpflanzen von rund 2 Mio. ha in den Bioenergiesektor gegangen, davon rund 1 Mio. ha Raps zur Biodieselerzeugung und rund 800 000 ha Mais für die Biogasproduktion. „Zum Mais als Energiepflanze für die Biogasanlagen sind vielversprechende Alternativen gekommen. Dazu gehören die klassischen Zuckerrüben ebenso wie ökologisch besonders sinnvolle Anbaukonzepte z.B. mit Gras oder auch mit der Durchwachsenen Silphie als Newcomer unter den Energiepflanzen“, so der AEE-Sprecher.

Wachstum im Einklang mit dem Naturschutz möglich

Neben dem Anbau alternativer Energiepflanzen sorgen in diesem Jahr zudem wieder viele Landwirte durch Blühstreifen an den Feldrändern für mehr Farbe im Feld und leisten damit einen Beitrag zu mehr Biodiversität. Vor diesem Hintergrund hält Knebel ein weiteres Wachstum der Bioenergie im Einklang mit Natur- und Umweltschutz für möglich. Die mehr als 7 000 Biogasanlagen mit einer Leistung von rund 2.850 Megawatt (MW) hätten in Deutschland im vergangenen Jahr schon mehr als zwei Atomkraftwerke ersetzt. Laut Expertenberechnungen könnten unter Berücksichtigung von Reststoffen von 2 Mio. ha künftig rund 7.800 MW installierter Biogas-Leistung kommen. Die daraus mögliche Stromerzeugung von knapp 58 Terrawattstunden entspreche der Leistung von sechs Atomkraftwerken. Zum Vergleich: Seit der Reaktorkatastrophe von Fukushima sind in Deutschland acht Atommeiler nicht mehr am Netz, neun produzieren noch. In den nächsten Jahren sollen weitere Kernkraftanlagen außer Betrieb gehen, bevor 2022 der Atomausstieg geschafft ist.

Dr. Uwe Steffin, VDL-LV Ost

VDL_Logo

Jaeger berichtet dem VDL-Landesverband Ost von neuen Plänen zur Messe „Internationale Grüne Woche“

Der letzte Tag der Messe „Internationale Grüne Woche (IGW)“ ist inzwischen zu einem festen Termin für den VDL-Landesverband Ost geworden. Auch in diesem Jahr hatte der Projektleiter der IGW Lars Jaeger zu einem Fachgespräch eingeladen.

Jaeger zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf der Messe, die von 1.632 Ausstellern gestaltet wurde. Jaeger berichtete, die Messe habe in diesem Jahr 420.000 Besucher, darunter 105.000 Fachbesucher, begrüßen dürfen. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das eine leichte Steigerung. Auch die Ausgaben pro Person auf der Messe konnten ausgebaut werden, diesmal waren es durchschnittlich 111 Euro.

Bei den Tierschauen war insbesondere das Fleckvieh sehr erfolgreich. Mit rund 100 Tieren habe man hier einen neuen Rekord aufstellen können. Beeindruckt zeigte sich Jaeger zudem von dem starken Länderauftritt Rumäniens, welches das Partnerland in diesem Jahr war. 2013 werden die Niederlande Partner sein und dann ihr 60-jähriges Jubiläum auf der Grünen Woche feiern.

Ein weiterer wichtiger Publikumsmagnet sei der Erlebnisbauernhof der Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft (FNL) gewesen, betonte Jaeger. Dieser sei inzwischen nicht mehr von der Grünen Woche wegzudenken. Auch habe der Veranstalter gute Partner gewinnen können. Als besonders beeindruckend nannte Jaeger den Rübenernter der Firma Ropa. Zufrieden zeigte sich der Projektleiter mit der neu gebildeten „Straße der Bundesländer“ auf dem Messegelände, bei der sich 14 Bundesländer in sieben aufeinander folgende Hallen mit ihren Spezialitäten und Vorzügen präsentierten. Als besonders gelungenes Beispiel bezeichnete der Projektleiter dabei die Vorstellung von Bayern, bei der Tradition und Moderne gelungen kombiniert worden seien. Andere Regionen müssten dagegen aufpassen, dass ihnen „ihre Felle nicht davonschwimmen“ und für das nächste Jahr „aufrüsten“.

Erfreut zeigte sich Jaeger auch darüber, dass sich die Besucherzusammensetzung allmählich verändere, vor allem an den Wochenenden seien mehr Familien und junge Menschen in den Hallen unterwegs. Des Weiteren konnte das Fach- und Begleitprogramm aufgestockt werden.

Jaeger ist sicher, dass sich der Berliner Agrarministergipfel noch ausweiten werde. Über das „Davos der Ernährung und Landwirtschaft“ lache heute keiner mehr. Von dem steigenden Interesse am Agrarministergipfel erwartet der Projektleiter auch ein Engagement innerhalb der Grünen Woche. Die Landwirtschaftsminister wollten nicht nur am Treffen teilnehmen, sondern auch ihre Länderpräsenzen besuchen, betonte Jaeger. Nicht zuletzt, weil Afrika im Fokus des Global Forums for Food and Agriculture (GFFA) stehe, sei geplant, in den dortigen Ländern intensiver für eine Teilnahme an der Internationalen Grünen Woche zu werben.

Mit Zuversicht blickte Jaeger auf die Vorbereitungen für den kommenden Messeauftritt. Neben der stärkeren Akquisition sind noch weitere Neuerungen angedacht. So soll neben den Agrar-, Umwelt- und Forschungsressorts zusätzlich noch das Bundesverkehrs- und Bauministerium für eine Teilnahme gewonnen werden. Damit will die Grüne Woche das Thema „Lebensraum Dorf“ in Halle 4.2 ergänzen.

Patricia Steinborn

VDL_Logo

VDL Ost: Erfolgreiche Schnuppermitgliedschaften

Auf dem richtigen Weg sieht sich der Landesverband Ost des VDL. Auf seiner Mitgliederversammlung Anfang Januar zog er eine positive Zwischenbilanz und steckte weitere Strategien ab.

Der achtköpfige Vorstand, der im vergangenen Jahr gewählt wurde, hat sich bewährt, so das Resümee des Vorsitzenden Dr. Klaus Siegmund. Damit sei es vor allem gelungen, die ehrenamtliche Arbeit auf viele Schultern zu verteilen.

Die Mitgliederzahlen entwickeln sich weiter positiv. Ein hoher Anteil der „Schnuppermitglieder“ bleibt beim Verband – und in Berlin hat sich die bereits bestehende Studentengruppe erfolgreich etabliert. Eine weitere Studentengruppe soll in Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern) aufgebaut werden.

Regionale Schwerpunkte will der VDL Ost künftig vor allem in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt setzen und die Verbandsarbeit dort intensivieren. Insbesondere im Norden ist man dabei schon ein gutes Stück vorangekommen. Außerdem ist der Landesverband „Gastgeber“ der Bundesmitgliederversammlung 2013 in Sachsen. Auch Exkursionen und Fachvorträge gehören selbstverständlich weiterhin zum Serviceprogramm – so zum Beispiel die Fachreferate auf den Mitgliederversammlungen. Als Referent im Januar berichtete Prof. Dr. Uwe Schmidt, BHGL-Präsident und Prodekan der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität, auf der Mitgliederversammlung vom wechselhaften Schicksal der Agrarwissenschaften in Berlin.

Bereits als eines der ersten Angebote der 1810 gegründeten Humboldt-Universität habe Albrecht Daniel Thaer (1752-1828) als außerordentlicher Professor landwirtschaftliche Vorlesungen gehalten. Knapp 200 Jahre später habe die Fakultät schmerzlich erfahren müssen, dass Geschichte und Tradition allein keine Garanten für den Erhalt agrarwissenschaftlicher Forschung und Lehre sind. Nachdem die in der Nachkriegszeit in Ost und West geteilte Fakultät bis 1994 erfolgreich fusioniert worden war, habe alsbald der „Überlebenskampf“ begonnen. Laut Schmidt war die Fakultät 14 Jahre lang unter „Dauerbeschuss“ und immer wieder von Kürzungen betroffen oder gar von der Schließung bedroht.

Agrarwissenschaften galten nicht mehr als zeitgemäß. Erst mit Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz, der seit 2010 Präsident der Humboldt-Universität ist, sei wieder Ruhe eingekehrt und die Fakultät habe sich wieder auf Lehre und Forschung statt auf „Abwehrkämpfe“ konzentrieren können. Mit zahlreichen Vernetzungen und einer hohen Zahl an kooperativen Berufungen wurde das Lehrangebot an aktuelle Herausforderungen angepasst, berichtete Schmidt. Die drei Bachelor- und neun Masterstudiengänge würden gut angenommen. Inzwischen musste sogar ein Numerus Clausus für den Bachelor eingeführt werden. Künftig wolle die Fakultät stärker eigene Netzwerke ins Leben rufen und ihre Kooperationen noch besser kommunizieren.

Patricia Steinborn

VDL_Logo

Rhetorik-Intensiv-Workshop des VDL-Landesverband Ost

Unter diesem Motto hatte der VDL-Landesverband-Ost am 25. und 26. November zu einem Rhetorik-Workshop für Studierende und Absolventen nach Berlin eingeladen, der unter der Leitung von VDL-Präsident Markus W. Ebel-Waldmann stand.

In den Räumlichkeiten der Humboldt Universität feilten zwölf Teilnehmer an ihren rhetorischen Fähigkeiten. Auf dem Stundenplan des ersten Tages stand das „Handwerkszeug“. Themen waren unter anderem „die Hauptfehler der rhetorischen Praxis“, „Körpersprache“, aber auch „rhetorische Tricks und Ihre Abwehr“. Im Vordergrund dieses Workshops stand aber nicht die „graue Theorie“, sondern das spielerische Erlernen rhetorischer Schlüsselkompetenzen mithilfe praktischer Übungen. So durften die Teilnehmer am zweiten Tag selbst aktiv werden. Jeder erarbeitete eine 10-Minütige Rede, die anschließend vor der Gruppe vorgetragen und bewertet wurde. Gearbeitet wurde nicht nur am sicheren Auftreten und einer gewandten Ausdrucksweise, sondern auch an einer glaubwürdigen Selbstdarstellung der Teilnehmer. Fazit: In dem Rhetorik-Intensiv-Workshop wurden Kenntnisse vermittelt, mit denen Studierende Redesituationen – z.B. auch in Prüfungen – erfolgreich meistern können!

Text: Klepatzki

VDL_Logo

Agrarbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern auf dem Weg in die Zukunft

Am 23.09.2011 fand die diesjährige Fachexkursion des VDL Landesverband Ost nach Mecklenburg-Vorpommern statt. Sie stand unter dem Zeichen der kommenden Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik mit dem Thema „Anpassungsstrategien landwirtschaftlicher Unternehmen an die Neuordnung der EU-Förderung 2013 und an das Auslaufen der Milchquote“.

Neben Mitgliedern des VDL und VDAJ bereicherten Mitarbeiter der LMS Landwirtschaftsberatung Mecklenburg-Vorpommern/Schleswig-Holstein GmbH die Veranstaltung.

Erstes Ziel war die Agrargesellschaft Hohen Wangelin mbH & Co. KG. Die Hauptaktivitäten bilden die Rinder- und Schweinemast mit dem dazugehörigen Futterbau, daneben Ackerbau und seit Neuestem eine Biogasanlage. In der Diskussion stellte Betriebsleiter Herr Kruse fest, dass die Futterbaubetriebe bei der derzeitigen Reform die Hauptverlierer seien (Abschmelzen der Topup-Zahlungen). Langfristig wäre es wünschenswert, wenn die Betriebe ihr Wirtschaften vorrangig am Markt und weniger an der Agrarpolitik ausrichten könnten. Er betonte, dass mit Viehwirtschaft nicht das große Geld verdient werden kann, er aber zuversichtlich sei, dass sich der Betrieb über Qualitätsführerschaft und Wachstum weiterhin behaupten wird.

Anschließend befassten wir uns mit der Aquakultur. Auf dem Gelände befinden sich die Forschungshallen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern. Diese betreibt hier Versuche zur Aufzucht von Forellen, Zander und Saiblingen. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die Aquakultur als zusätzliches Standbein für landwirtschaftliche Betriebe zu etablieren. Die bisherigen Forschungsergebnisse sehen dabei sehr vielversprechend aus. Diese Kreislaufanlagen zeichnen sich durch einen sehr geringen Wasserverbrauch aus, hohe Wachstumsraten der Fische bei optimal temperierten Umlaufwasser sowie die Nachnutzung vorhandener Wärmequellen wie beispielsweise einer Biogasanlage. Mittelfristig wird die Aquakultur die Teichwirtschaft ablösen, da in der Teichwirtschaft der Stoffeintrag in die Umwelt nicht zu verhindern sei. Laut Herrn Jennerich, Leiter des Instituts für Fischerei, sind die günstigsten Vorrausetzungen für die Aquakultur ein eigener Brunnen für die Wasserversorgung, Flächen für die Abwasserentsorgung, eine günstige Wärmequelle und das Vorhandensein von Gebäuden.

Beim Mittagessen im Müritzeum in Waren konnte man die einheimischen Fische, wie z.B. die Großmaräne, kosten. Anschließend konnten die Teilnehmer einen kurzen Rundgang durch das Müritzeum, dem Informations- und Naturerlebniszentrum für den Müritz-Nationalpark und die Mecklenburgische Seenplatte, machen.

Die letzte Station der Exkursion war die Agrar Eldequell GmbH in Knüppeldamm, einem Ortsteil von Fincken. Herr Majerus, der Geschäftsführer der LMS Landwirtschaftsberatung in Mecklenburg-Vorpommern/Schleswig-Holstein GmbH, hatte diesen Betrieb für eine Besichtigung ausgesucht. Obwohl der Geschäftsführer Herr Ellerkamp doch unsicher war, ob sein Betrieb der richtige wäre, waren alle Exkursionsteilnehmer sehr begeistert. Denn das Thema der diesjährigen VDL-Jahresexkursion „Anpassungsstrategien landwirtschaftlicher Unternehmen an die veränderte Agrarpolitik nach 2013 und 2015“ wird in diesem Betrieb sehr anschaulich umgesetzt. Der Betrieb ist zurzeit noch eine Großbaustelle. Aber es war sehr gut erkennbar, wo die Reise hingehen wird, nämlich zu einem zukunftsfähigen Milchviehbetrieb.

Die Agrargenossenschaft eG Eldequell bewirtschaftet eine landwirtschaftliche Nutzfläche von 1.400 ha, davon 1.000 ha Ackerland mit 25 bis 27 Bodenpunkten und 400 ha Grünland, hauptsächlich Niedermoorflächen mit etwa 35 Bodenpunkten. Als Experte für Pflanzenbau hat Herr Ellerkamp beschlossen, dass „die Veredlung an diesem Standort unter den hier herrschenden Bodenbedingungen bleiben muss“. In den Ställen stehen 300 Milchkühe und deren Nachzucht für die Eigenremontierung sowie 150 Mutterkühe auf den umliegenden Grünlandflächen. Dass der Betrieb für die Zukunft gerüstet sein will, zeigt die Investition in einen neuen Aufzuchtstall für die Jungrinder. Dort werden die Jungtiere ab dem Alter von 5 Monaten bis zur Abkalbung sowie die Trockensteher und alle weiteren Abkalber stehen. Weiterhin wurden fast sämtliche Dachflächen von einer Photovoltaikfirma mit Photovoltaikelementen versehen. Ebenso wurde eine Biogasanlage mit einer Leistung von 500 kWh errichtet, die seit Mitte August im Betrieb ist. In Zukunft soll auch die Milchviehherde in Bezug auf die Milchmenge züchterisch verbessert werden, die derzeit bei 9.200 kg Jahresmilchleistung liegt (Fett 4,3 %, Eiweiß 3,3 %). Geplant ist, die jährlich produzierte Milchmenge von 1,3 Mio. kg auf 2,3 Mio. kg zu steigern. Die umfassenden Umbauten sollen Ende 2011 abgeschlossen werden. Alles in allem war dieser Betrieb ein sehr anschauliches Beispiel dafür, wie die Zukunft von Betrieben gesichert werden kann, nämlich durch Investitionen und Anpassungen an neue Gegebenheiten.

Text: Arvid Salzwedel, Caroline Klutke, Hanna Garcke