Große Expertise zu Lebensmittelallergien

Prof. Dr. Thomas Holzhauser. Foto: DasFotostudio Caleb Ridgeway

Wenn der Genuss von bestimmten Nahrungsmitteln zu Hautreaktionen, Atemproblemen, Übelkeit oder Durchfall führt, kann eine Lebensmittelallergie die Ursache sein. Rund vier Prozent der Menschen in Deutschland leiden daran und vertragen beispielsweise Eier, Milchprodukte, Erdnüsse, Nüsse, Soja oder Schalentiere nicht gut, weil ihr Immunsystem auf die darin enthaltenen Proteine überschießend reagiert. An der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) gibt es nun eine besondere Expertise auf diesem Gebiet: Dem Lebensmittelchemiker Prof. Dr. Thomas Holzhauser, Wissenschaftlicher Oberrat und Arbeitsgruppenleiter am Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Langen, ist eine Honorarprofessur an der JLU übertragen worden.

„Prof. Holzhauser gehört zu den international bekannten Lebensmittelallergie-Forschern“, so Prof. Dr. Holger Zorn, Dekan des Fachbereichs 08 – Biologie und Chemie an der JLU. „Er ist eine ausgesprochen wertvolle Bereicherung für die Lehre und Forschung an unserem Fachbereich in dem hochaktuellen Gebiet der Lebensmittelallergien sowie der molekularbiologischen und biochemischen Analysenmethoden.“ Prof. Holzhauser ist am Institut für Lebensmittelchemie und Lebensmittelbiotechnologie der JLU tätig, in dem er 2017 für das Fach Lebensmittelchemie habilitiert wurde.

Die Schwerpunkte seiner Forschungs- und Lehrtätigkeiten liegen in der molekularen Allergologie sowie der Allergenanalytik von Lebens- und Arzneimitteln. Mit seiner praxisnahen, translatorischen und analytischen Expertise ergänzt Prof. Holzhauser die Lehre im Bachelor- und Masterstudiengang der Lebensmittelchemie an der JLU. Die Studierenden beschäftigen sich hier mit Lebensmitteln, deren Inhaltsstoffen und Zusammensetzung, sowie der Veränderung von Lebensmitteln – zum Beispiel durch Umwelteinflüsse, Zubereitung, Produktionsverfahren und Lagerung. Darüber hinaus sind die Chemie und die Analytik von Kosmetika, Bedarfsgegenständen und Futtermitteln Bestandteil des Lebensmittelchemie-Studiums.

Prof. Dr. Thomas Holzhauser, Jahrgang 1969, stammt aus München und studierte Lebensmittelchemie an der Technischen Universität Berlin sowie Chemie an der University of Kent in Canterbury. Der diplomierte und staatlich geprüfte Lebensmittelchemiker forschte anschließend am Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Langen an der Entwicklung von neuen analytischen Methoden zum Nachweis von Allergenen in Lebensmitteln und wurde im Jahr 2000 an der Goethe-Universität Frankfurt am Main promoviert. Nach dreijähriger Projektleitertätigkeit in der biotechnologischen In-vitro-Diagnostikindustrie kehrte er 2003 zurück in die Abteilung Allergologie des PEI, in der er seitdem verschiedene Positionen als Forschungs- und Arbeitsgruppen- sowie Fachgebietsleiter in der Qualitätsbewertung von biomedizinischen Arzneimitteln ausfüllte. An der JLU war er neben seiner Tätigkeit am PEI bereits als Lehrbeauftragter tätig.

Zum Vormerken: Prof. Holzhauser hält seine Antrittsvorlesung am 1. November 2024 um 15 Uhr im Hörsaal C2 (Heinrich-Buff-Ring 19, Gießen). Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

Text: Markus Ebel-Waldmann

Abschied nach 19 Jahren: LLH-Direktor Andreas Sandhäger geht in den Ruhestand

Der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) verabschiedet seinen langjährigen Direktor Andreas Sandhäger zum 31. Juli in den Ruhestand. Bildquelle: LLH

(LLH) Seine Mitarbeitenden schätzten ihn als nahbaren und fairen Vorgesetzten, im Berufsstand und der hessischen Agrarverwaltung war er als erfahrener und kompetenter Ansprechpartner gerne gesehen. Der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) verabschiedet seinen aus Volkmarsen stammenden Direktor, Andreas Sandhäger, zum 31. Juli 2024 in den Ruhestand.

Verlässliche Rahmenbedingungen für die Arbeit der Beschäftigten des LLH zu schaffen, damit diese sich auf ihre Fachlichkeit konzentrieren können – Dies war Andreas Sandhäger ein wichtiges Ziel, nachdem die hessische Agrarverwaltung im Laufe der 1990er-Jahre einige Veränderungsprozesse durchlebte. Nach der Ausbildung zum Landwirt und anschließendem Agrarstudium in Göttingen begann Sandhäger 1987 seine Laufbahn in der hessischen Agrarverwaltung mit dem Referendariat. Nach Stationen im Landwirtschaftsministerium und in Landwirtschaftsämtern wurde Sandhäger 2001 Abteilungsleiter für die hessische Agrarberatung. Ab 2005 übernahm er die Direktion des LLH, das aus dem Hessischen Dienstleistungszentrum für Landwirtschaft, Gartenbau und Naturschutz (HDLGN) hervorging. Unter seiner Leitung entwickelte sich der LLH zu einem bedeutenden Beratungs- und Bildungszentrum für Landwirtschaft und Gartenbau. „Gemeinsam mit den Mitarbeitenden ist es gelungen, ein verlässlicher und kompetenter Partner für die Landwirtschaft und den Gartenbau zu werden. Mit unserer unabhängigen und neutralen Arbeit gelangt stetig neues Wissen aus der Wissenschaft in die Praxis“, führt Andreas Sandhäger aus.

Besonders hervorzuheben ist seine Rolle als Geschäftsführer des Kuratoriums für das landwirtschaftliche und gartenbauliche Beratungswesen, das er mit den Verbänden aufbaute und das seither die Beratungsinhalte maßgeblich mitbestimmt. Sandhäger betont die Bedeutung dieses Kuratoriums: „Im Mittelpunkt stand, sowohl eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Verbänden im Kuratorium als auch in der Abteilung zu schaffen. Das Kuratorium ist absoluter Stabilitätsfaktor für die Beratung und den gesamten LLH – Deshalb wird nach meiner Einschätzung diese Konstruktion der Offizialberatung noch lange bestehen.“

Qualifizierende Fachschulausbildung in Hessen gefördert

Durch den ebenfalls im Jahr 2005 vom Berufsstand, LLH und Landwirtschaftsministerium geschlossenen Schulpakt, förderte Andreas Sandhäger maßgeblich die qualifizierende Fachschulausbildung in Hessen. An den vier organisatorisch dem LLH zugeordneten Schulstandorten Alsfeld, Darmstadt-Griesheim, Fritzlar und Fulda-Petersberg ist somit eine fachlich fundierte Aus- und Weiterbildung für Junglandwirtinnen und Junglandwirte gewährleistet. „Zu Beginn meines Amtsantritts habe ich den Schulpakt vorangetrieben, um sicherzustellen, dass in den vier Fachschulen immer ausreichend Lehrkräfte vorhanden sind“, erklärt Andreas Sandhäger. Ausbildung und Schulstandorte seien wichtige Themen im Berufsstand.

Mit dem Tag der landwirtschaftlichen Ausbildung initiierte Andreas Sandhäger eine bedeutungsvolle Veranstaltung. Im Zuge der seit 2006 gemeinsam mit dem Hessischen Bauernverband (HBV) organisierten Feierlichkeit werden alle Absolventinnen und Absolventen geehrt, die erfolgreich die Abschlussprüfung im Ausbildungsberuf Landwirtin/Landwirt abgelegt haben. Die Initiative zur Förderung heimischer Eiweißpflanzen ist ein weiterer Meilenstein Sandhägers beruflicher Laufbahn. Das Projekt trug dazu bei, die Selbstversorgung der hessischen Landwirtschaft zu stärken, für die jährlich benötigten 250.000 Tonnen Sojaeiweiß-Äquivalente.

Stärkung des internen Zusammenhalts

Als Landesbetriebsleiter setzte sich Andreas Sandhäger jahrzehntelang beispielhaft für die Interessen der hessischen Landwirtinnen und Landwirte, Gärtnerinnen und Gärtner ein. Sein vorausschauendes und bestimmtes Handeln hat den LLH vor allem zu folgendem aufgebaut: Einem erfolgreich arbeitenden Landesbetrieb mit rund 530 Beschäftigten, der politisch neutral für die landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Betriebe in Hessen als verlässlicher Dienstleister zur Verfügung steht.

„Es war mir eine große Ehre, den LLH als Direktor zu führen und unseren landwirtschaftlichen Betrieben als verlässlicher Partner zur Seite zu stehen“, sagt Sandhäger. „Gemeinsam mit meinen engagierten Mitarbeitenden haben wir viele wichtige Projekte vorangebracht und den LLH nachhaltig positioniert.“

Integration des Landgestütes in den LLH

In der 19-jährigen Dienstzeit als LLH-Direktor sah Andreas Sandhäger auch Herausforderungen entgegen, beispielsweise im Zuge der ab 2010 erfolgten Übernahme des Landgestüts Dillenburg durch den LLH. Der Selbstständigkeitsverlust des Gestüts rief großes Misstrauen in der Kommunalpolitik hervor. Demgegenüber stand jedoch, den ersten Rechnungshofbericht umzusetzen und die Gebäude zu sanieren, allen voran das einsturzgefährdete Reithaus. „Neben baulichen Herausforderungen wurde nach Schließungs- und Tierwohldiskussionen schließlich die Hengsthaltung aufgegeben. Umso positiver kann der LLH heute auf eine erfolgreiche Reit- und Fahrschule mit beliebten Reithauskonzerten, vielen kulturellen Projekten und Vermietungen für Veranstaltungen blicken“, so Andreas Sandhäger. Nach seinem Ausscheiden aus dem Berufsleben plant Sandhäger, sich der Sanierung eines historischen Gebäudes in Volkmarsen zu widmen und sein Engagement im örtlichen Gesangsverein sowie im Schützen- und Karnevalsverein fortzuführen.

Werdegang und Geschäftsführungen

Andreas Sandhäger befand sich von 1987 bis 1989 im Vorbereitungsdienst für den höheren Dienst in der hessischen Agrarverwaltung, u.a. an der Friedrich-Aereboe-Schule in Darmstadt. Nach einer Tätigkeit beim hessischen Landwirtschaftsministerium in Wiesbaden und der Geschäftsführung der zu dem Zeitpunkt neugegründeten Marketinggesellschaft „Gutes aus Hessen“ arbeitete Sandhäger beim Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung Usingen, als Gruppenleiter 1 (Ausbildung) und 4 (Betriebswirtschaft) sowie später auch 3 (Produktion).

Von 1993 bis 1996 die Abteilungsleitung 3 Landschaftspflege am ARLL Eschwege innehabend, war er anschließend bis ins Jahr 2000 als Dezernent für Betriebswirtschaft beim Hessischen Landesamt für Regionalentwicklung und Landwirtschaft (HLRL) tätig.

Er war Vorsitzender der Sparte öffentlicher Dienst im VDL Hessen, Vorsitzender der ALB Hessen von 2006 – 2016, wie auch der Fördergemeinschaft der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA), heute Landesbetrieb Hessisches Landeslabor (LHL). Ebenso übernahm Sandhäger für mehrere Jahre die Geschäftsführung für den Landesagrarausschuss. Außerdem war er Vorstandsmitglied beim Kompetenzzentrum HessenRohstoffe (HeRo) in Witzenhausen, von dessen Gründung 2004 bis zu dessen Integration in den LLH 2015. Bis 2023 war er außerdem als Geschäftsführer der AG Landwirtschaftliche Woche verantwortlich und begleitete weiterhin mehrere Jahre die Koordinierungsgruppe „Tier“ der Länderanstalten, teilweise mit Sprecherfunktion.

Dem VDL Berufsverband Agrar, Ernährung, Umwelt gehört Andreas Sandhäger bereits seit 1988 an und war fast 20 Jahre im Landesvorstand des VDL Landesverbandes Hessen e.V. aktiv, davon über 10 Jahre als stellvertretender Landesvorsitzender. Beim Festakt zur Verabschiedung von Andreas Sandhäger am 12. Juli 2024 auf dem Hessischen Landgestüt Dillenburg dankte VDL-Präsident Markus W. Ebel-Waldmann sehr herzlich für sein großartiges und erfolgreiches Engagement im VDL und wünschte ihm für den nächsten Lebensabschnitt das Allerbeste.

Text: Markus Ebel-Waldmann

VDL-Studierendesparte und Young Professionals begleiten JLU-Absolvent/innen von der Hochschule in das Berufsleben!

Der Vorsitzende der VDL-Sparte Young Professionals Philipp Schupp informierte über das Leistungsangebot des VDL. Bildquelle: VDL Hessen

Am 14. Juni 2024 war der VDL Landesverband Hessen e.V. bei der diesjährigen Absolvent/innenfeier des Fachbereichs 09 Agrarwissenschaften Ökotrophologie und Umweltmanagement der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) vertreten. Die Veranstaltung des AK Absolventenfeier bot den rund 70 Absolvent/innen aus den Bereichen Agrar, Ernährung und Umwelt einen festlichen Rahmen, um würdig ihre Studienabschlüsse zu feiern.

Während des Abends nutzen die Vertreter der Sparte Studierende und Young Professionals im VDL die Gelegenheit, um über die berufsständische Arbeit des VDL zu informieren. Die frischgebackenen Absolvent/innen konnten sich vor dem offiziellen Festakt im Gespräch und im Nachgang mit den umfassenden Printmedien über die vielzähligen Vorteile der Mitgliedschaft im VDL informieren.

Wir wünschen allen Absolvent/innen alles Gute für ihren weiteren beruflichen und persönlichen Lebensweg. Wir würden uns freuen, sie in naher Zukunft im Rahmen unseres starken Netzwerks als Kolleg/innen wiederzusehen. Denn wir sind uns sicher: Der VDL kann sie über die Schwelle der Hochschule hinaus kompetent in ihrer beruflichen Entwicklung begleiten!

Text: Arne Krause

Hochschule Geisenheim beruft Dr. Johanna Döring zur weltweit einzigen Professorin für ökologischen Weinbau

Die Geisenheimer Professorin Dr. Johanna Döring hat die weltweit einzige Professur für ökologischen Weinbau seit 1. Mai 2024 inne; Bildquelle: Hochschule Geisenheim/Philipp Stieffenhofer

Die Hochschule Geisenheim freut sich, die Berufung von Prof. Dr. Johanna Döring zur Professorin für ökologischen Weinbau bekanntzugeben. Mit dieser einzigartigen Professur unterstreicht die Institution ihre führende Rolle in der Forschung und Lehre des ökologischen Weinbaus.

„Ich freue mich besonders, die einzige Professur für ökologischen Weinbau weltweit auszufüllen und die Transformation der Agrar- und Ernährungswirtschaft, die uns bevorsteht, für den Bereich des ökologischen Weinbaus mitzugestalten,“ sagt Professorin Dr. Johanna Döring. „Ich hoffe, mit den zu erarbeitenden Lösungsansätzen im ökologischen Weinbau auch viele integriert arbeitende Kolleginnen und Kollegen zu erreichen.“

Nachhaltige Weiterentwicklung des ökologischen Weinbaus im Fokus

Professorin Dr. Döring knüpft an die Forschungen ihres Vorgängers Prof. Dr. Randolf Kauer an, mit dem sie lange zusammengearbeitet hat. „Einerseits mit dem einzigartigen Langzeit-Vergleichsversuch INBIODYN, der in Geisenheim zur Verfügung steht, andererseits mit der Erarbeitung von Strategien zur Kupferreduzierung im Ökoweinbau, natürlich in Kooperation mit weiteren Kolleginnen und Kollegen,“ erklärt sie. Darüber hinaus liegt ihr die nachhaltige Weiterentwicklung des ökologischen Weinbaus besonders am Herzen. Dies umfasst die Erforschung von Lösungsansätzen zur Abmilderung der Klimawandelfolgen und die Reduktion der Umweltwirkungen des ökologischen Weinbaus.

Verzahnung zwischen Forschung, Lehre und Praxis

Die gebürtige Bad Hersfelderin betont die Bedeutung der Verbindung von Forschung, Lehre und Praxis: „Ich freue mich sehr darauf, neue Konzepte im ökologischen Weinbau wie z. B. Agroforst zu beforschen, neue Methoden am Standort zu etablieren und die Forschungsergebnisse auch in die Lehre einfließen zu lassen. Ein Alleinstellungsmerkmal des Standortes Geisenheim ist die Forschung zum ökologischen Weinbau, deshalb können wir aktuell auch so authentisch wie keine andere Institution dieses Wissen vermitteln. Außerdem freue ich mich in der Lehre darauf, in praktischen Lerneinheiten Wissen z. B. zu Begrünungsmischungen oder dem Umstellungsprozess auf ökologische Produktion weiterzugeben.“

Die Hochschule ist stolz, dass sie mit Professorin Dr. Johanna Döring nicht nur eine ausgewiesene Expertin auf diesem Gebiet, sondern auch eine geschätzte Kollegin für diese Aufgabe gewinnen konnte, die sich darüber hinaus in den letzten Jahren als engagierte Dozierende im Rahmen diverser Lehrveranstaltungen wie Organic Viticulture sowie Advanced Viticulture ausgezeichnet hat.

Zur Person:

Prof. Dr. Johanna Döring ist selbst Geisenheim-Absolventin und besitzt umfassende praktische Erfahrung im ökologischen Weinbau. 2019 schloss sie an der Justus-Liebig-Universität Gießen ihre Promotion zum Themenkomplex des ökologischen und biodynamischen Weinbaus ab. Im Anschluss arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für ökologischen Weinbau an der Hochschule Geisenheim. Sie verfasste zahlreiche Artikel zu den Auswirkungen des ökologischen Weinbaus auf Biodiversität, Pflanzenwachstum und Traubenqualität. Seit 2021 ist sie zudem Mitglied in der `expert group for technical advice on organic production` (EGTOP), subgroup wine, der Europäischen Kommission.

Text: Markus W. Ebel-Waldmann

Vorstellung der Agri-PV-Anlagen für den Weinbau an der Hochschule Geisenheim

VitiCULT schützt Jungreben vor übermäßiger Sonne und Trockenheit, und soll den Anwuchserfolg angesichts des Klimawandels verbessern; Bildquelle: Philipp Stieffenhofer

Die Hochschule Geisenheim präsentierte am 9. Juli 2024 der interessierten Öffentlichkeit, darunter zahlreiche Winzer, zwei innovative Typen von Agri-Photovoltaikanlagen (Agri-PV). Diese Anlagen werden im Rahmen der Weinbauforschung als Forschungsplattformen erprobt und bieten vielversprechende Lösungen für den Klimawandel und nachhaltigen Weinbau.

Seit März 2023 wird die fest installierte, hoch aufgeständerte Agri-PV-Anlage „VitiVoltaic“ mit beweglichen, semi-transparenten Modulen getestet. Neu hinzugekommen ist seit Juni 2024 „VitiCULT“, ein Prototyp einer mobilen, ein- und ausfahrbaren Agri-PV-Anlage für Neuanpflanzungen, die ein Standard-Unterstützungssystem nutzt.

Vielfältige Vorträge der Projektpartner

Dr. Max Trommsdorff, Gruppenleiter Agri-Photovoltaik beim Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, präsentierte den aktuellen Stand der Agri-PV-Forschung und -Entwicklung weltweit und in Deutschland. Er betonte die Vielfalt der Anlagentypen und -systeme, von vertikalen Zaunanlagen im Grünland bis zu semitransparenten, hoch aufgeständerten Modulen, und stellte den aktuellen Stand der Förder- und Genehmigungsverfahren vor.

Die Idee zum Bau des Agri-PV Reallabors in Geisenheim entstand nach einem Vortrag von Dr. Trommsdorff im Jahr 2018. Das Trio Trommsdorff, Prof. Dr. Manfred Stoll und Prof. Dr. Claudia Kammann entwickelte gemeinsam die Vision für diese innovativen Anlagen.

Prof. Stoll, Institutsleiter für allgemeinen und ökologischen Weinbau sowie Professor für allgemeinen Weinbau und Prof. Kammann, Professorin für Klimafolgenforschung an Spezialkulturen, beide von der Hochschule Geisenheim, erläuterten den Weg zum Bau der großen VitiVoltaic Forschungsanlage. Die Doktorandin Lucía Garstka stellte Ergebnisse des ersten Forschungsjahrs vor.

Thomas Keck von der sbp sonne gmbh erklärte abschließend die Konzeptentwicklung und den Aufbau der VitiCULT Anlage. Das Projektteam, bestehend aus Thomas Keck, Christian Weinmann (sbp), Manfred Stoll und Claudia Kammann (HGU) sowie Sebastian Gölz, Max Trommsdorff und Julia Wamseler (Fraunhofer ISE), hat diesen mobilen Prototyp im vergangenen Jahr entwickelt und installiert.

Nach den Vorträgen luden die Geisenheimer zu einem Spaziergang oder einer Radfahrt zu den Standorten der Anlagen ein, um die Installationen vor Ort zu besichtigen. Das „Team Agri-PV“ der Hochschule Geisenheim, das Fraunhofer ISE sowie die Ingenieure von sbp sonne gmbh standen im Anschluss für weitere Fragen zur Verfügung.

Die beiden Teilprojekte im Überblick

  • Stationäre APV-Anlage: Projekt „VitiVoltaic“ – Die Vorteile:
    • Sorgt für kühlere Temperaturen bei Tag und wärmere bei Nacht sowie erhöhte Bodenfeuchtigkeit.
    • Die Reben passen sich den veränderten Lichtverhältnissen an und entwickeln größere Blattflächen.
    • Jungreben wachsen besser an und bilden im ersten Jahr längere, kräftigere Triebe.
    • Die Trauben weisen geringere Fäulnisraten und Sonnenbrandschäden auf.
  • Mobile APV-Anlage: Projekt „VitiCULT“ – Die Vorteile:
    • Der Agri-PV-Prototyp benötigt keine massive Unterkonstruktion, sondern baut auf vorhandene Zeilenstickel auf.
    • Stabilität durch Verspannung und die Möglichkeit, die auf Folien auflaminierten APV-Module bei hohen Windlasten in Kästen einzufahren.
    • Die Anlage kann einfach demontiert und an einem anderen Weinberg installiert werden.
    • VitiCULT schützt Jungreben vor übermäßiger Sonne und Trockenheit, und soll den Anwuchserfolg angesichts des Klimawandels verbessern.

 

Weitere Informationen unter: https://www.hs-geisenheim.de/agri-photovoltaik/

 

Details zu „VitiCULT“

Die Hochschule Geisenheim hat eine innovative mobile Agri-Photovoltaik-Anlage in Betrieb genommen. Das Pilotprojekt „VitiCULT PV-mobil“, gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), verbindet bei einfachem Aufbau Weinbau und Solarstromgewinnung auf einer landwirtschaftlichen Fläche.

Die Anlage, deren Module ohne größeren konstruktiven Aufwand über Rebenneuanpflanzungen aufgestellt werden können, bietet schattenspendenden Schutz. Bei Starkwinden lassen sich die Module automatisch in ein Schutzgehäuse zurückfahren, was eine deutlich einfachere Bauweise ermöglicht. Das neue Anlagenkonzept wurde insbesondere zum Schutz für Neupflanzungen entwickelt, die sich in zunehmend trocken-heißen Jahren nicht gut etablieren. Die modulare Leichtbauweise soll einen unkomplizierten Wechsel zwischen Jungpflanzenanlagen erlauben.

Im Rahmen des Projekts arbeiten die Hochschule Geisenheim, das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE und die sbp sonne gmbh eng zusammen. Das Fraunhofer ISE, Europas größtes Forschungsinstitut für Solarenergie, hat die Idee der Agri-Photovoltaik (Agri-PV) entwickelt. Die sbp sonne gmbh, ein international tätiger Solarenergie- und Tragwerksplaner, bringt ihre Expertise in der technischen Konzeptentwicklung und Konstruktion ein. Die Hochschule Geisenheim bringt Weinbauexpertise ein und kombiniert Grundlagenforschung mit praxisorientierten Studien.

Das Projekt wird im Rahmen der BMBF-Fördermaßnahme „KMU-innovativ“ als Teil eines Verbundprojekts für Energieeffizienz und Klimaschutz unterstützt. Ziel ist es, integrative Lösungen für Klimaresilienz, Energiewende und Pflanzenschutz zu fördern und damit nachhaltige Kulturlandschaften zu stärken.

Text: Markus W. Ebel-Waldmann

„You´ll never walk alone“

Bildquelle: JLU

Feierliche Amtseinführung von JLU-Präsidentin Prof. Katharina Lorenz und Übergabe der Vizepräsidenten-Ämter an Prof. Alexander Goesmann und Prof. Karsten Krüger.

Nur gemeinsam lassen sich kreative Ideen umsetzen, Impulse in Konzepte und Projekte verwandeln, Strategien weiterentwickeln, Institutionen voranbringen – kurz: Erfolge erzielen. Als am Ende der feierlichen Amtseinführung von JLU-Präsidentin Prof. Dr. Katharina Lorenz und der Übergabe der Vizepräsidentenämter an Prof. Dr. Alexander Goesmann und Prof. Dr. Karsten Krüger die in der Aula versammelte Festgemeinde in den Refrain des Songs „You´ll never walk alone“ einstimmte, mochte das für viele Gäste aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik am 16. Juli 2024 ein Gänsehautmoment gewesen sein. Für die JLU-Mitglieder und -Angehörigen war es mehr als eine Momentaufnahme. Zum Ausdruck kam erneut der besondere Spirit, der die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ausmacht, der ihre Mitglieder und Angehörigen motiviert und sie als Institution immer wieder vorangebracht hat.

Die Liste der Ehrengäste war lang, darunter der Hessische Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, Timon Gremmels. In seinem Grußwort betonte er: „Die Justus-Liebig-Universität steht sowohl für exzellente Forschung mit klarer Ausrichtung an gesellschaftlichen Erfordernissen und Anwendungsfeldern als auch für innovative Lehre. Ich bin mir sicher, dass mit der neuen Präsidentin Prof. Dr. Katharina Lorenz diese Entwicklung weiter erfolgreich vorangetrieben wird, und freue mich auf die Zusammenarbeit.“

Zahlreiche Abgeordnete von Bundestag und Landtag, der Oberbürgermeister der Universitätsstadt Gießen, Frank-Tilo Becher, weitere Mitglieder von Magistrat und Stadtverordnetenversammlung, Stifterinnen und Stifter sowie Freunde und Förderer der Universität hatten sich ebenso wie Studierende, Forschende, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Aula versammelt. Auch der ehemalige JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, der seit 1. Oktober 2023 Rektor der Universität zu Köln ist, kehrte für die Feier zu seiner langjährigen Wirkungsstätte zurück. Insgesamt acht ehemalige Präsidiumsmitglieder der JLU – darunter Prof. Dr. Heinz Bauer (Präsident der JLU von 1987 bis 1997) – sowie Präsidiumsmitglieder befreundeter Hochschulen waren der Einladung in die Aula gefolgt. „Diese Vielfalt, für die Sie heute einstehen, und das Engagement, das Sie alle für unsere Universität mitbringen, sind sehr inspirierend für mich“, betonte Gastgeberin Prof. Katharina Lorenz, die bereits in den vergangenen dreieinhalb Monaten ein straffes Pensum mit erfolgreicher Arbeit an der Spitze der JLU absolviert hat, nachdem sie zuvor die Universität Gießen seit Oktober 2023 als Erste Vizepräsidentin kommissarisch geleitet hatte.

Ein denkwürdiges Novum:  Erstmals seit 1607, und damit in der traditionsreichen Geschichte der JLU, trug eine Frau als Präsidentin die Amtskette der JLU. Als Klassische Archäologin freute sich Prof. Lorenz darüber, dass Athena, die antike griechische Göttin der Weisheit, die Amtskette aus dem Jahr 1907 schmückt. In ihrer Rede nahm sie auf die fünf Eulen Bezug, die im zentralen Medaillon zu sehen sind. In den Eulen links und rechts zu Athenas Füßen erkannte sie das „Fundament von Wissensproduktion und Wissenssicherung“. „Die JLU ist forschungsstark. Die Eule weist uns hoffnungsvoll in eine Zukunft, in der wir eine feste Größe auf der Exzellenzlandkarte Deutschlands bleiben.“ Hinzu komme die große Fächervielfalt. „Im Bereich von Studium und Lehre tun wir alles dafür, dass die JLU national und international attraktiv bleibt – durch passgenaue, an die sich ändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und an den großen Zukunftsthemen orientierten Studien- und Lehrangebote.“

Die zwei Eulen im Zentrum seien als „Zeichen der Verantwortung der JLU für den Erhalt unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung“ zu sehen. Sie deuteten aber auch auf die Rolle der Universität Gießen in der Gesellschaft, in Forschung, Lehre und Transfer hin. Die Universitätsgemeinschaft habe sich unmissverständlich zur Wissenschafts- und Meinungsfreiheit, zum offenen Diskurs und zum Recht auf friedlichen Protest bekannt. „Die beiden Eulen weisen uns in eine Zukunft, in der wir weiter unverrückbar für diese Werte stehe – eine Zukunft, in der die JLU sich weiter transparent nach innen und außen öffnet, in der die JLU aus Gießen in die Welt strahlt und die zugleich die Welt nach Gießen einlädt.“

Schließlich weise die fünfte Eule am Kopf der Athena auf die Menschen hin, die die wichtigste Triebkraft des Erfolgs der JLU seien, sagte Lorenz, und dankte allen herzlich. Die Präsidentin schloss mit einem Blick auf die Rahmenbedingungen: „Die Universität muss sich gerade jetzt weiterhin kontinuierlich verändern, um die Anforderungen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erfolgreich beantworten zu können. Dazu sind wir bereit.“ Ihr Appell: „Wissen ist in Deutschland unser wichtigster Rohstoff. Es gibt gute Argumente, mutig in die Hochschulen des Landes zu investieren, um das Wohl unserer Gesellschaft zu gewährleisten.“

Übergabe der Vizepräsidentenämter

Im zweiten Teil der Feier stand die Übergabe des Amtes des Vizepräsidenten für Studium und Lehre (VPL) an den Bioinformatiker Prof. Dr. Alexander Goesmann, das zuvor Prof. Lorenz innegehabt hatte, und des Amtes des Vizepräsidenten für Wissenschaftliche Infrastruktur (VPW) an den Sportwissenschaftler Prof. Dr. Karsten Krüger auf dem Programm, der die Zuständigkeit im Präsidium für sein Ressort von Prof. Goesmann übernommen hat.

Prof. Goesmann ließ seine Amtszeit als VPW Revue passieren, in der er zuständig für einen bunten Strauß an Themen war, angefangen bei der IT-Sicherheit mit einer Neuausrichtung des Hochschulrechenzentrums nach dem IT-Sicherheitsvorfall der JLU, einer Weiterentwicklung der IT-Governance und der Einrichtung eines Büros für Digitalisierung bis hin zu Universitätsbibliothek, universitären Sammlungen, Tierschutz und Hochschulsport. Prof. Goesmann bedankte sich bei allen Teams für „ein herausragendes Engagement, ein großartiges Miteinander und eine phantastische Unterstützung“. Er freute sich auf die weitere Zusammenarbeit im Ressort als VPL. „In zahlreichen Gesprächen ist deutlich geworden, wie wichtig allen an der JLU hervorragende Lehre und gute Studienbedingungen sind. In dieser positiven Grundhaltung möchte ich gemeinsam mit Ihnen Studium und Lehre weiter gestalten.“

Der Sportwissenschaftler Prof. Krüger ist es – nicht nur sprichwörtlich – gewohnt, Hürden zu nehmen. Er bedankte sich und kündigte an: „In den kommenden Jahren möchte ich gemeinsam mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die einzelnen Bereiche weiterentwickeln, zukunftssicher machen, dadurch die elf Fachbereiche und Zentren verbinden und gleichzeitig Wissenschaft, Lehre, Transfer und Verwaltung bestmöglich unterstützen.“ Auf die Verankerungen in die Region kommt es ihm, genauso wie seinen Präsidiumskolleginnen und -kollegen, an: „Wir wollen Brücken bauen zur Universitätsstadt Gießen, die ebenso wichtig für die Universität ist wie die Universität für sie.“

Musikalischer Rahmen

Die Feier wurde musikalisch vom Universitätsorchester umrahmt. Einmal mehr stellten die Musikerinnen und Musiker unter der Leitung von UMD Stefan Ottersbach die Vielseitigkeit ihres Repertoires und Könnens unter Beweis. Nach einem Auftakt mit Georg Friedrich Händels Music for the Royal Fireworks“ (Ouvertüre: Adagio – Allegro) und einem Zwischenspiel mit der „Petite Suite“ (Menuett) von Claude Débussy war der musikalische Ausklang Leroy Andersons „The Typewriter“ vorbehalten – fulminant, mit dem Lehramtsstudenten Jacob Brill an der Schreibmaschine, was alle Gäste begeisterte. Eine Überraschung folgte zum Schluss: Als Jacob Brill „You’ll never walk alone“ aus „Carousel“ von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein II anstimmte, hielt es niemand mehr auf den Plätzen: Ein vielstimmiger Chor erklang in der Aula. Die feierliche und frohe Stimmung wird hoffentlich noch lange nachklingen.

Weitere Informationen unter https://www.uni-giessen.de/de/org/gremien/praesidium

Text: Markus W. Ebel-Waldmann

Frühzeitige Vernetzung und Praxis-Anknüpfung bei Karrieremesse MEET und Geisenheimer Zukunftssymposium im Fokus

Karrieremesse MEET

Die branchenübergreifende Karrieremesse MEET der Hochschule Geisenheim brachte am 6. Juni 2024 regionale und internationale Unternehmen in Kontakt mit Schülerinnen und Schülern, Studierenden und Young Professionals. Die Veranstaltung war ein großer Erfolg und fand bei allen Beteiligten großen Anklang.

Die nationalen und internationalen Ausstellenden zeigten sich sehr zufrieden mit der Karrieremesse. Die geführten Gespräche mit den Studierenden der Hochschule offenbarten eine hohe Nachfrage nach Trainee-Angeboten und Festanstellungen. Auf Unternehmensseite bestand großes Interesse daran, Kooperationspartner für das duale Studium an der Hochschule Geisenheim zu werden. Besonders das Angebot der kostenlosen Bewerbungsfotos wurde von den Studierenden rege genutzt. Den krönenden Abschluss des Tages bildete das Finale der Drink Innovation Challenge 2024 der Gründungsfabrik Rheingau.

Simone Böhm von der Stabsstelle Orientierung – Förderung – Karriere der Hochschule Geisenheim betonte: „Die frühzeitige Vernetzung und Anknüpfung in die Praxis durch solche Kontaktmessen ist ein Mehrwert für Studierende, Hochschule und Unternehmen.“

Geisenheimer Zukunftssymposium

Ebenfalls am Campus der Hochschule Geisenheim fand vom 7. bis 8. Juni das Geisenheimer Zukunftssymposium bereits zum zweiten Mal statt. Dieses von Studierenden für Studierende organisierte Projekt hatte das Ziel, Zukunftschancen zu schaffen, Netzwerke zu knüpfen und einen intensiven Austausch zwischen Studierenden und Unternehmen zu fördern.

Mit viel Arbeit und Engagement wurde ein buntes Programm zusammengestellt: über 20 externe Referierende präsentierten ein breites Spektrum an Themen. Das zweitägige Programm umfasste Podiumsdiskussionen, Workshops und Vorträge zu aktuellen Themen sowie Einblicke in zukunftsweisende Bereiche wie Künstliche Intelligenz, nachhaltige Landwirtschaft, Weinmarketing und Weinpolitik.

Die Podiumsdiskussion, moderiert von Eva Brockmann, Deutsche Weinkönigin und selbst Geisenheimer Alumna, war ein besonderes Highlight. Die Gäste, bestehend aus Fachleuten aus Deutschland und internationalen Vertretern aus Italien, Frankreich, Georgien, Kosovo und Armenien, trugen zu einem regen Austausch bei.

Aus Sicht der Teilnehmenden war die Veranstaltung ein großer Erfolg und die Ziele der Studierenden konnten gelungen umgesetzt werden. Die Nachfolger des dritten Geisenheimer Zukunftssymposiums stehen bereits fest, und kaum eine Woche nach dem diesjährigen Symposium werden bereits die Grundlagen für das nächste gelegt.

Foto: WOODWORKS

Weitere Infos und Impressionen unter:

https://www.geisenheimer-zukunftssymposium.de/2024

Stress im Studium: Lernumfeld entscheidend

Gießener Forschende ergründen Ursachen für erhöhten Studienstress während der Pandemie – Wichtige Erkenntnisse auch für den „normalen“ Studienbetrieb

Viele Studierende haben ihr Studium während der Pandemie als belastend empfunden. Das ist weithin bekannt – viel weniger wissen wir aber über die genauen Ursachen hierfür. Forschende der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) konnten nun zeigen: Der erhöhte Studienstress ist auf die gestiegenen Anforderungen an Selbstorganisation und Eigenmotivation in den „Corona-Semestern“ zurückzuführen – und damit auch auf das fehlende studentische Lernumfeld. Die Studie ist in der Fachzeitschrift „Scandinavian Journal of Psychology“ veröffentlicht worden.

Laut den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Abteilung Klinische Psychologie an der JLU wiesen die Studierenden während der Pandemie häufiger studienbedingte Ängste, depressive Zustände und Prokrastinationsverhalten (Aufschieben) auf. Zwar seien die realen Wochenarbeitszeiten gleichgeblieben und Klausuren weggefallen; allerdings habe die Umstellung auf digitale Lernformate viel mehr Selbststudium erforderlich gemacht. Die Forschenden vermuten daher, dass die erhöhte Stresswahrnehmung auch am pandemiebedingten Fehlen des studentischen Miteinanders gelegen haben könnte.

„Nicht nur der soziale Austausch mit Kommilitoninnen und Kommilitonen hat den Studierenden gefehlt, sondern auch die direkte Zusammenarbeit mit ihnen, die unter anderem auch ermöglicht, die eigene Studienleistung einzuordnen, und motivierend wirkt“, sagt Prof. Dr. Christiane Hermann, die die Studie geleitet hat. Die mangelnde Interaktion mit anderen Studierenden während der Pandemie hat demnach auch dazu geführt, dass stressverstärkende Gedanken wie „Ich schaffe das nicht!“ oder „Die anderen sind viel weiter!“ die Studierenden vermehrt belastet hätten.

„Die Studie belegt, wie wichtig das studentische Lernumfeld für die eigene Studienleistung ist“, sagt Dr. Christine Koddebusch, die ebenfalls an der Studie beteiligt war und die Psychologische Beratungsstelle der JLU koordiniert. „Das gilt zwar insbesondere für herausfordernde Zeiten wie eine Pandemie, aber natürlich auch für den normalen Studienbetrieb.“ Auch individuelle Faktoren wie die sogenannte Selbstwirksamkeitserwartung spielen laut der Studie eine wesentliche Rolle für Erfolg oder Misserfolg im Studium: „Je höher das Vertrauen in sich selbst, eine Herausforderung zu bewältigen, desto geringer ist grundsätzlich der Stress, den Studierende wahrnehmen“, erläutert Dr. Koddebusch.

Die Autorinnen und Autoren der Studie befragten im März und Juni 2021 knapp eintausend Studierende zu ihrer Studienbelastung. Diese Daten verglichen sie anschließend mit entsprechenden Umfragen aus den Jahren 2016 und 2017.

Foto: JLU

Geisenheimer Weintourismus Tagung 2024 – Mobilität und Nachhaltigkeit im Fokus

Referierende und Sponsoren der Geisenheimer Weintourismus Tagung 2024; Bildquelle: Maximilian Tafel

Am 3. Mai 2024 fand an der Hochschule Geisenheim die Geisenheimer Weintourismus Tagung statt, bei der sich rund 130 Expertinnen und Experten versammelten, um über die Rolle von Wohnmobilstellplätzen als Vermarktungschance für Weingüter zu diskutieren.

Der Weintourismus erlebt seit der Corona-Pandemie eine Renaissance. Als wichtiger Bestandteil des Individualtourismus bieten Weingüter weit mehr als „nur“ Weinproben. Lokale Gastronomie, Naturerlebnisse, Kellerführungen, persönliche Begegnungen mit dem Winzer bzw. der Winzerin etc. sind Attraktionen, die nicht nur eingefleischte Weintouristen – Primärtouristen –, sondern auch Kunden und Kundinnen, die mit Wein nicht viel am Hut haben – Sekundärtouristen – begeistern können. Zu den attraktiven touristischen Angeboten gehören inzwischen auch Stellplätze, mit denen die Weingüter wiederum eine ganz neue Zielgruppe ansprechen: die Reisemobil-Touristen.

„Basierend auf zahlreichen deutschen und internationalen Studien, die wir in den letzten zwölf Jahren durchgeführt haben, sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass der Weintourismus an einem Wendepunkt angelangt ist: Weintourismus ist viel mehr als nur Wein ab Hof zu verkaufen, er soll den Besuchern ein einzigartiges Erlebnis bieten – und das wollen wir aktiv begleiten“, so Organisator Prof. Dr. Gergely Szolnoki, Professor für Marktforschung an der Hochschule Geisenheim. Jetzt können Konzepte und Modelle entwickelt werden, die es den Weingütern ermöglichen, eine viel breitere Zielgruppe anzusprechen. Dabei ist zu beachten, dass es beim Weintourismus nicht nur um den Verkauf von Wein gehen darf – er ist ein wichtiger Nebeneffekt, der den Umsatz und den Absatz ab Hof unterstützt, aber Weintourismus ist viel mehr als nur Weinvermarktung. Kultur, Gastronomie, Erlebnis, Natur, Erholung etc. gehören dazu und die Zielgruppe sollte nicht nur auf „Weinliebhaber“ beschränkt werden.

Ein Schwerpunkt der Tagung war das Thema Mobilität, zu welchem sich Referierende auf innovative Angebote konzentrierten. „Der Trend zeigt deutlich, dass Reisemobil-Tourismus zunehmend an Bedeutung gewinnt. Die Integration von Wohnmobilstellplätzen auf Weingütern eröffnet neue Perspektiven für den Weintourismus und stellt eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten dar“, betonte Dr. Holger Siebert, der Vizepräsident vom Caravaning Industrie Verband e. V. (CIVD).

Ein zweiter Schwerpunkt lag auf der nachhaltigen Entwicklung. Die Zukunft des Weintourismus beginnt heute, und wenn Weingutsbesitzer und -manager sie nicht verpassen wollen, müssen sie sich ernsthaft mit diesem Thema auseinandersetzen. Auch hierzu teilten ausgewiesene Fachleute aus der Branche ihre Erkenntnisse mit dem Publikum. „Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern eine Notwendigkeit. Die Weinindustrie trägt eine Verantwortung für die Umwelt und die Gesellschaft, der sie gerecht werden muss“, betonte Prof. Dr. Hans Reiner Schultz, Präsident der Hochschule Geisenheim.

Geisenheim als mittlerweile international anerkanntes Forschungszentrum im Bereich Weintourismus ergriff die einmalige Gelegenheit, die wichtigsten Akteure der Branche zusammenzubringen und zwei hochaktuelle Themen ausführlich zu präsentieren – Themen, die für die regionale und betriebliche Entwicklung unverzichtbar sind. So bot die Veranstaltung, an der Produzierende, Weintourismus- und regionale Tourismus-Experten, Reiseveranstalter, Politiker, sowie Studierende teilnahmen praktische Informationen und Hilfestellung für Betriebe und Regionen.

Insbesondere die Bedeutung von Weintourismus für die regionale (Makroebene) und betriebliche (Mikroebene) Entwicklung wurde hervorgehoben. „Es ist wichtig, den Entwicklungsprozess in diesem Bereich zu begleiten und durch Informationen und Veranstaltungen wie diese zu befördern“, fasste Szolnoki zusammen.

Das komplette Programm der Tagung, die von einer Vielzahl von Sponsoren unterstützt wurde, ist unter diesem Link auf der Seite der Hochschule Geisenheim einsehbar.

Text: Markus W. Ebel-Waldmann

200 Jahre gelebte Gegenseitigkeit

Dr. Rainer Langner beim Rückblick auf 200 Jahre Geschichte der VEREINIGTEN HAGEL (Vereinigten Hagelversicherung VVaG)

Unter diesem Motto stand der Festakt zum Jubiläum der Vereinigten Hagelversicherung VVaG in dieser Woche in Gießen. Rund 300 Gäste aus den Reihen der Mitglieder, des Ehrenamtes, der Versicherungs- sowie der Landwirtschaft konnte der neue Aufsichtsratsvorsitzende Jens Stechmann in der Aula der Justus-Liebig-Universität begrüßen.

Der Vorstandsvorsitzende Dr. Rainer Langner ließ in seinem Vortrag die Geschichte seit der Gründung der Leipziger Hagelversicherung – dem älteren der beiden Vorgängerunternehmen der VEREINIGTEN HAGEL – Revue passieren. 1824 hatte Dr. Wilhelm Crusius in Rüdigsdorf nahe Leipzig dieses gegründet. Die Idee einer Hagelversicherung war nicht gänzlich neu. Mehrere Anstalten dieser Art waren bereits in den Jahren zuvor gegründet worden. Aufgrund der auftretenden schweren Hagelschläge mussten diese jedoch ihre Geschäftstätigkeiten aufgeben. Die Leipziger Hagel überstand hingegen diese Zeiten, auch Kriege und Hyperinflation. Neue Herausforderungen führten 1993 schließlich zur erfolgreichen Fusion der Leipziger und der Norddeutschen Hagelversicherung zur VEREINIGTEN HAGEL. Als Erfolgsgarant sieht Langner das bereits von Crusius angewandte Prinzip der Gegenseitigkeit, das gegenüber der auf Gewinnausschüttung orientierten Konkurrenz einen Vorteil brachte. Die Rechtsform des Versicherungsvereins möge auf den ersten Blick altbacken erscheinen, sei aber die Grundlage für nachhaltigen Versicherungsschutz der Landwirte. Gelebt werde die Gegenseitigkeit auch heute durch enge Verzahnung mit dem Berufsstand und gestützt auf die breite Basis des Ehrenamtes. Mittlerweile werden rund 110.000 Landwirte in zehn europäischen Ländern in ihrem Risikomanagement unterstützt. Hagel, Starkregen, Sturm und zunehmend Spätfröste sowie Dürre seien heute und zukünftig noch mehr die Herausforderungen für die Landwirte. „Aber dafür sind wir ja da“, schloss Langner seine Ausführungen ab.

Sowohl die Präsidentin der Universität, Frau Prof. Dr. Lorenz, als auch der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, betonten in ihren Grußworten den wichtigen Beitrag der VEREINIGTEN HAGEL zur Absicherung der landwirtschaftlichen Betriebe. Rukwied brachte es auf den Punkt: „Sie ist eine 200jährige Erfolgsgeschichte der Landwirtschaft.“

„Ein bisschen Weltuntergang ist immer“

So lautete die nicht ganz ernst gemeinte Botschaft von Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Hensel, dem Präsidenten des Bundesinstituts für Risikobewertung. In seinem launischen und unterhaltsamen Festvortrag ging er auf die Diskrepanz von empirisch festgestellten Risiken und der subjektiven Risikowahrnehmung jedes Individuums ein. „Hierzulande bauen wir etliche Airbags in unsere SUVs ein, aber im Urlaub in Bangkok mieten wir uns einen Roller und nehmen ohne jegliche Knautschzone am dortigen Verkehr teil“, führte er den Zuhörern vor Augen. Im Urlaub sei die Risikowahrnehmung schon einmal anders als zu Hause. Außerdem seien drei Viertel der Autofahrer der Ansicht, sie führen sicherer und besser als der Durchschnitt. Auch die Art der Kommunikation sei entscheidend. So habe seine 91jährige Schwiegermutter Marlis bislang für ihre Leben gern Erdbeerjoghurt gegessen – bis zu dem Tag, als im Fernsehen gesagt wurde, zu viel Erdbeerjoghurt sei ungesund. Da seien auch ihm als Berater der Bundesregierung die Argumente ausgegangen. Er riet dazu, alle Meldungen kritisch zu hinterfragen und sich stets eine eigene Meinung zu bilden.

Zeit des Abschieds

Neben der Feier des 200jährigen Jubiläums stand der Festakt auch im Zeichen des Abschieds. Dr. Rainer Langner, seit 28 Jahren Vorsitzender des Vorstands, wird 31. Mai 2024 in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Aufsichtsratsvorsitzender Jens Stechmann würdigte gemeinsam mit seinem Amtsvorgänger Klaus Mugele das Wirken Langners, der insgesamt mehr als die Hälfte seines Lebens nicht bei der VEREINIGTEN HAGEL, sondern für die VEREINIGTE HAGEL gearbeitet habe. Der Erfolg des Unternehmens sei zu einem großen Teil seiner Führung, seiner Weitsicht und seinem Engagement – neben der eigentlichen Vorstandstätigkeit auch in diversen berufsständischen Ehrenämtern – zu verdanken. Dabei habe er in seiner Rolle als Vorsitzender immer ein offenes Ohr für die versicherten Landwirte gehabt und sei ihnen stets auf Augenhöhe begegnet. Die eingangs genannten Prinzipien der Gegenseitigkeit habe er verkörpert wie kaum ein anderer. Stechmann dankte zudem Langners Ehefrau Astrid, die dessen Einsatz erst möglich gemacht habe, indem sie ihm den Rücken freigehalten habe.

„Mir ist um die Zukunft nicht bange“, sagte Langner bei seinen Dankesworten. Er übergab symbolisch ein Steuerrad an das dreiköpfige Vorstandsteam, das den Versicherungsverein in Zukunft führen wird. Dem Vorstand gehören an Dr. Philipp Schönbach (Sprecher), Dr. Jan Keller und Thomas Gehrke.

VDL-Präsident Markus W. Ebel-Waldmann dankte Dr. Rainer Langner auf das Allerherzlichste für sein unermüdliches Engagement um die Belange des Berufsstandes. „Mit Dr. Rainer Langner geht eine Persönlichkeit in den wohlverdienten Ruhestand, die über fast drei Dekaden den VDL stets und maßgeblich unterstützt hat, darunter viele Jahre als Mitglied des Vorstandes des VDL Landesverbandes Hessen. Wir sind Dr. Rainer Langner zutiefst zu Dank verpflichtet. Ob im Haupt- oder im Ehrenamt: Auf Dr. Rainer Langner war stets Verlass! Wir hoffen, dass unser VDL-Mitglied Dr. Rainer Langner uns noch lange als Freund und Ratgeber aktiv begleitet“, so Ebel-Waldmann.

Text: Markus W. Ebel-Waldmann