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Tomaten und Paprika aus Dithmarschen – VDL Bezirksgruppe Nord informierte sich vor Ort

Frischgemüse-Betrieb in Hemmingstedt bei Heide. Die Besichtigung hatte der Betriebsleiter, Herr Jens Kühn, organisiert. Aus Urlaubsgründen konnte Herr Kühn die Führung Die VDL-Gruppe Nord und der VDL-Landesverband besuchten den Vitarom-durch den Betrieb nicht übernehmen. Das übernahm der stellvertretende Betriebsleiter, Herr Suppers.

Zum Einstieg trug Herrn Suppers ein paar Zahlen zur Größe des Unternehmens vor:

  • Es ist das größte Paprika-Gewächshaus Deutschlands.
  • Es ist die größte Gewächshausanlage Schleswig- Holsteins.
  • Das Paprika-Gewächshaus misst 230 m Länge mal 255 m Breite; das sind ca.5,8 ha.
  • Das Tomaten-Gewächshaus umfasst 205 m Länge mal 275 m Breite, das sind ca. 5,6 ha.
  • Die Betriebshalle für Sortierung, Verpackung und Lagerung ist 25 m breit und 150 m lang; also ca. 3,8 ha.
  • Das gesamte Investitionsvolumen betrug 18 Mio. €. Das Land Schleswig-Holstein hatte 1,1 Mio. € Fördermittel beigesteuert. Außerdem gab es ca. 1 Mio. € Fördergelder nach Maßgabe der Gemeinsamen Marktordnung für die Gewächshausanlage.

Das Projekt wurde von der Landgard Holding mit Sitz in Straelen/NL angeschoben. Dieses wurde dann an 4 Erzeuger der Erzeugerorganisation Landgard übergeben. Diese bildeten die Vitarom-Frischgemüse GmbH. Gärtnermeister Jens Kühn ist der Betriebsleiter vor Ort.

Auf dem Betriebsrundgang wurden verschiedene Bereiche angesprochen. Der Baubeginn war Juni 2008. Die Fertigstellung der Gewächshäuser war 2009 im Herbst. Die anderen Gebäude waren Juli 2010 fertig.
Die Gründe für den Bau der Anlage an jenem Standort sind so zu beschreiben:

  • gute Verkehrsanbindung zum Hamburger Markt über die Autobahn 23
  • preisgünstige Fernwärmeversorgung
  • günstiger Bodenpreis

Im Paprika-Gewächshaus angekommen, schilderte Herr Suppers den Arbeitsablauf vom Beginn des Kalenderjahres. Alles, was zur Produktion benötigt wird, wird aus den Niederlanden importiert. Anfang des Jahres werden die neuen 20 cm großen Pflanzen gesetzt. Etwa 190.000 Pflanzen fasst das Haus. Diese stehen in blumenkastenähnlichen Behältern. Diese sind mit Steinwolle bzw. Kokosmatten gefüllt. In diesen Bereichen können sich die Paprikawurzeln ausbreiten. Die Versorgung der Pflanzen mit Wasser, CO2 und etwa 7 Nährstoffen erfolgt vollautomatisch durch einen Klimacomputer. Dieser steuert auch an Hand der Wetterlage die Dachklappen und die Beschattungsanlage. Die Pflanzen erhalten pro Tag 20 Gaben Nährstofflösung á 100 ml. Die veredelten Paprikas haben 2 Triebe.

Die Pflanzen werden an gespannten Bändern ca. 4 m hochwachsen können. Jede Woche werden Nebentriebe beseitigt und die Triebe ums Band gewickelt.
Für die Befruchtung der Paprikas braucht nicht gesorgt werden, da sie Selbstbefruchter sind. An Schädlingen treten Läuse und rote Spinnen auf, die meistens die Blätter zerstören. Dagegen werden als „biologische Waffe“ Wanzen ausgesetzt, die die Läuse und Spinnen vernichten.
Die Pflanzenreihen sind so ausgelegt, dass in dem ca. 75 cm breiten Zwischenraum stabile Heizungsrohre am Boden verlegt sind, die auch gleichzeitig als Schienen für Hubwagen genutzt werden können. Vom Hubwagen aus werden die Pflanzen gepflegt und die Beerntung vorgenommen.

An einem Pflanzenstrang wachsen ca. 23 Paprikaschoten von April bis November. Hauptsächlich werden rote und gelbe Paprikas geerntet, aber nur ganz wenige orangefarbene und grüne. Die ca. 190.000 Pflanzen bringen 1.200 t Jahresertrag.

Dann wechselte die Besuchergruppe ins Tomaten-Gewächshaus über. Die Arbeitsweise bei der Produktion der Tomaten läuft ähnlich wie bei Paprikapflanzen. Es werden Strauchtomaten, Cherry-Strauchtomaten und Dattel-Tomaten erzeugt.

Anfang des Jahres werden ca. 96.000 veredelte Tomaten gesetzt. Jede Pflanze hat 2 Triebe. Jede Woche werden alle Seitentriebe herausgebrochen. Die Pflanzen haben ihren Standplatz auf Steinwollematten. Die Tomaten werden genauso vollautomatisch vom Klimacomputer bedient wie die Paprikas. Die Dünger- und Wassergaben sind etwas höher bemessen als im Paprika-Anbau. Auch auf dem Pflanzenschutzsektor wird biologisch gearbeitet. Die eingesetzten Wanzen beseitigen die Weiße Fliege und Rote Spinne.

Für die Bestäubung der Tomaten werden tausende von Hummeln eingesetzt. Die Hummeln werden per Karton aus Holland angeliefert. Die Kartons bleiben das Zuhause der Hummeln auch im Gewächshaus. Da Hummeln friedliche Insekten sind, können die Arbeiter ungestört ihre Pflegearbeiten fortsetzen.

Die Tomatenernte von April bis Oktober bringt einen Ertrag von ca. 3.000 t.
Ab November werden beide Gewächshäuser geräumt, komplett gewaschen, desinfiziert und wieder neu eingerichtet.

Einige Angaben zur Fernwärme: Die Shell-Raffinerie stellt Prozeßwärme zur Verfügung. Diese wird ins Fernwärmenetz der Stadt Heide und Gemeinde Hemmingstedt eingespeist. Der Wärmebedarf der Gewächshäuser liegt bei 1.200 Megawattstunden pro Woche. Der Energiepreis ist auf 25 Jahre festgeschrieben und sehr günstig.

Hinsichtlich der Arbeitskräfte ist folgendes festzustellen:
Der Betriebsleiter ist Gärtnermeister Jens Kühn. Er hat z. Zt. 65 Mitarbeiter, von denen ein Teil aus der Arbeitslosigkeit kommt. In Spitzenzeiten kommen Leiharbeiter aus dem Hamburger Raum dazu, die komplett von ihrer Agentur mit Wohnraum und Essen versorgt werden.

Zur Marktsituation im Bereich „Paprika und Tomaten“:
95 % der in Deutschland gekauften Paprikas werden aus Niederlande, Spanien etc. importiert. Hiesige Ware ist wegen hoher Energiekosten kaum konkurrenzfähig. Ein Mitbewerber-Betrieb liefert schon seit 5 Jahren Tomaten aus der Region für die Region.

Die Nachfrage ist höher als das Angebot. Bei der einheimischen Produktion können die Tomaten 2 Tage länger am Strauch bleiben und dadurch erreicht man eine bessere Geschmacksausbildung.

Die gesamte Warenmenge an Paprika und Tomaten werden über die Godeland-Vermarktungsgesellschaft mit Sitz in Glückstadt vertrieben. Godeland ist eine mehrheitliche Tochtergesellschaft der Landgard-Holding. Über das Logistikzentrum am Hamburger Gemüsegroßmarkt wird die Ware über Nacht an Lebensmittelketten wie Rewe, Edeka, COOP, Aldi und Famila geliefert. Die angebauten Produkte werden ständig von unabhängigen Labors untersucht.

Nach der Betriebsführung bei Vitarom-Frischgemüse traf sich die Gruppe Nord in einem Hof-Café, um die VDL-Angelegenheiten zu behandeln.
Der Vorsitzende der VDL-Gruppe Nord, Herr Falkenberg, wurde einstimmig als Vorsitzender wiedergewählt.

gez. Klaus Falkenberg

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16. Treffen des VDL-Senioren- und Freundeskreis 2012 in Idstein

Der Senioren- und Freundeskreis des VDL-Hessen pflegt mit seinen jährlichen Zusammenkünften die kollegialen und persönlichen Kontakte auch im Ruhestand. Auf ein großes Interesse ist auch in diesem Jahr das inzwischen 16. Herbsttreffen des Senioren- und Freundeskreises des VDL – Landesverbandes Hessen gestoßen. Über 50 Teilnehmer haben am 11. September 2012 die reizvolle Fachwerkstadt Idstein im Taunus besucht. Idstein war bis 1721 Residenz der Grafen und Fürsten von Nassau-Idstein. Im Rahmen eines eindrucksvollen Stadtrundgangs erfuhren die Teilnehmer viel über die Geschichte der Stadt.

In der Mittagspause begrüßte der Idsteiner Bürgermeister Gerhard Krum die Besucher. Er schilderte die bauliche Entwicklung der Stadt und ihre Chancen für eine wirtschaftliche Weiterentwicklung als regionales Zentrum. Auch durch die jährliche Fachtagung „Nassauer Land“, in der zu landwirtschaftlichen Fragestellungen referiert und diskutiert wird, fühlt sich der Bürgermeister dem Berufsfeld seiner Besucher inhaltlich verbunden.

Der Organisator des Treffens Dr. Horst Menzinger, konnte auch in diesem Jahr wieder den Bundesvorsitzenden des VDL und zugleich Vorsitzenden des Landesverbandes Hessen für das Berufsfeld Agrar, Ernährung, Umwelt, Herrn Markus Ebel-Waldmann, begrüßen. Durch seinen Bericht über berufsständische Fragen bleiben die Kolleginnen und Kollegen auch im Ruhestand mit den aktuellen Herausforderungen ihres Berufsstandes vertraut.

Das harmonische Treffen lässt alle Beteiligten bereits erwartungsvoll auf das nächste Jahr blicken.

Dr. Horst Menzinger

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Agrarier-Stammtisch

Der nächste Agarier-Stammtisch findet statt:

am Dienstag, 04.September 2012, ab 18:00 Uhr
im Dublin Inn, Am Markte 13
gegenüber dem Alten Rathaus

Zum Agrarier-Stammtisch, der einmal im Quartal stattfindet, ist jede/jeder eingeladen, die/der sich für agrarische Themen und Interessen interessiert. Wenn Sie uns Ihre Mailadresse zukommen lassen, bekommen Sie die Einladung in Zukunft automatisch,

Für den Agrarier-Stammtisch bitten wir um eine formlose Anmeldung (ist aber keine Voraussetzung).

Anmelden können Sie sich über
– Mail vdl_hannover@yahoo.de,
– Telefon der Geschäftsfüherin Ruth Franken 0511-85 14 74 (AB),
– Fax an die Nummer 0511-98 24 51 62.

Wir freuen uns wieder auf viele bekannte und neue Gesichter und gute Gespräche!

Den Flyer dazu können Sie sich hier ansehen.

Prof. Dr. agr. Dr. h.c. mult. Konrad Mengel verstorben

Am 12. Juli 2012 verstarb unser lieber und allseits geschätzter Kollege Professor Dr. Konrad Mengel im Alter von 82 Jahren. Der gebürtige Nordhesse kam schon zum Studium an die Universität Gießen. Nach dem Diplom in Agrikulturchemie wurde er hier 1965 promoviert. 1962 habilitierte sich Dr. Mengel für das Fach Pflanzenernährung. Bevor er 1975 auf die Professur für Pflanzenernährung der Justus-Liebig-Universität Gießen berufen wurde war er als Leiter zweier landwirtschaftlicher Forschungsanstalten tätig. Der engagierte Wissenschaftler verfasste bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1995 und darüber hinaus mehr als 300 Fachartikel und drei Lehrbücher zu den Themengebieten Pflanzenernährung und Biochemie, die auch im Ausland große Resonanz fanden und international anerkannte Standardwerke wurden.

Weiterer Ausdruck seines Schaffens in Lehre und Forschung sind mehr als 80 betreute Dissertationen und sieben Habilitationen. Darüber hinaus leitete er das Institut für Pflanzenernährung über 20 Jahre sehr erfolgreich und stand dem damaligen Fachbereich Ernährungs- und Haushaltswissenschaften zweimal als Dekan vor.

Konrad Mengel suchte in seinen wissenschaftlichen Arbeiten immer grundlagenorientierteFragen mit der Anwendung neuer Erkenntnisse in der landwirtschaftlichen Praxis zu verbinden. So setzte er sich für die erfolgreiche Einführung der Elektro-Ultrafiltrationstechnik für das Nährstoffmanagement in landwirtschaftlichen Kulturen ein. Seine visionären Ansätze trugen wesentlich zu seiner weltweiten Anerkennung als einer der führenden Pflanzenernährer bei. Als Mitglied der Academie d´Agriculture de France und Gründungsmitglied der European Society of Agronomy setzte sich Konrad Mengel für ein Zusammenwachsen der europäischen Forschung ein, die er auch als Editorin-Chief der Fachzeitschrift European Journal of Agronomy förderte. Maßgebliche Verantwortung für die Weiterentwicklung der deutschen Agrarwissenschaften übernahm er als Vorsitzender des DFG-Fachgutachterausschusses für Agrarwissenschaften. Mit der Ernennung zum Fellow durch renommierte amerikanische Fachgesellschaften sowie durch die Verleihung der Ehrendoktorwürden der Universitäten Wugong/China und Tirana/Albanien wurde sein akademisches Lebenswerk international gewürdigt.

Der VDL, dem Professor Konrad Mengel seit vielen Jahre angehörte und den er mit seinem Sachverstand und unvergesslichen, niveauvollen, aber auch humorvollen Weinseminaren stets unterstützte, wird Konrad Mengel stets ein ehrendes Andenken bewahren.

Markus W. Ebel-Waldmann, VDL-Präsident

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VDL-Exkursion am 15.05.2012 nach Dithmarschen

Am 15.05.2012 fuhr die VDL Studentengruppe Schleswig-Holstein mit einem Bus in Richtung Westküste Schleswig Holsteins. Der Bus startete um 10 Uhr an der Universität Kiel mit insgesamt 35 Teilnehmern. Ziel der Exkursion war die Besichtigung eines Gemischtbetriebes in der Nähe von Heide und der Brauerei „Dithmarscher“ in Marne.

Gegen Mittag traf die Exkursionsgruppe auf den Betrieb von Helge Lange in Hemme ein. Nach einer herzlichen Begrüßung durch Herrn Lange, erläuterte er zunächst die Betriebsstruktur. Neben Schweinen, Kühen und Schafen wird Ackerbau betrieben. Auf der Hofführung wurden die Produktionsschwerpunkte näher erläutert. Herr Lange wird bei der Bewirtschaftung durch seinen Vater unterstützt. Im Anschluss an die Besichtigung wurde in lockerer Atmosphäre bei Getränken diskutiert, bis die Gruppe gegen 13.30 Uhr zum nächsten Tagespunkt aufbrach.

Auf dem Weg in Richtung Marne gab es noch einen spontanen Zwischenstopp beim Lohnunternehmer Jörg Dreeßen in Bargenstedt, über den sich die Gruppe sehr freute. Dieser berichtete über die Entwicklung und Tätigkeiten seines Unternehmens, welches insgesamt über 12 Mitarbeiter verfügt. Gegen 14.30 Uhr setzte der Bus dann seine ursprüngliche Route in Richtung Marne fort. Nach einer Begrüßung durch den Kellermeister ging es in die historische Braustätte. Im Anschluss kehrte die Gruppe in den Karlskeller ein und es wurden neben einem kleinen Imbiss die guten Dithmarscher Biere verkostet. Pünktlich um 18 Uhr machte sich der Bus wieder auf den Weg in Richtung Kiel.

Routiniert wie jedes Jahr aufs Neue wurden die Agrarstudierenden der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel von Mitarbeitern der BASF durch die Versuchsparzellen auf dem Versuchsstandort Hof Siek geführt.

Eine Gruppe von 80 Studenten erhielt Anfang Juni auf diesem Wege Einblick in aktuelle Themen des chemischen Pflanzenschutzes und der Bestandsführung. Herr Hauke Hinz (Beratungstechniker) und Herr Matthias Steenbuck (Verkaufsberater) stellten nicht nur die Versuche in Gerste, Weizen und Raps vor, sondern beantworteten auch gerne Fragen aus dem Publikum. So entstand eine rege Diskussion über das „Clearfield“-Produktionssystem für Raps, die damit verbunden Chancen und Risiken.

Vor allem die Agrarstudierenden, die sich noch im Grundlagenstudium befinden, waren besonders interessiert und dankbar für einen Ausflug ins Freie. Die Gruppe war bunt gemischt und jedes Semester vertreten.

Viele Teilnehmer der Exkursion haben die Gelegenheit noch genutzt, den „Lehrpfad Kulturlandschaft“ abzulaufen. Neben dem Einkorn und alten Getreidesorten wurden hier Kulturen wie Stevia und Hopfen vorgestellt.

Die BASF ließ den Abend gesellig bei Grillfleisch und Bratwurst ausklingen. Wir danken den Mitarbeitern für Ihre Führung nach Feierabend und für die freundliche Bewirtung am späteren Abend. Wir freuen uns diesen Termin, auch im nächsten Jahr wieder unseren Mitgliedern anbieten zu können.

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Unzufriedenheit am Arbeitsplatz

Die zunehmende Belastung an der Arbeitsstelle, der stets wachsende Arbeitsdruck und das Mehr an immer neuen Regelungen wirft im Laufe der Zeit eine Reihe von Fragen zum Arbeitsplatz auf und bei manchem stellt sich eine Unzufriedenheit ein, die das Arbeitsleben noch zusätzlich erschwert.

Wir haben als Berufsverband dieses weniger berufsständische und agrarpolitische Thema dennoch für eine Veranstaltung gewählt, da die Zufriedenheit mit der Arbeit ein wesentlicher Teil unseres Lebens ist und wir den Studenten nur dann ein positives Bild vom Berufsbild des Agraringenieurs vermitteln können, wenn wir uns in diesem Beruf wohl fühlen.

Der Oldenburger Diplompsychologe Olaf Schädlich hat sich viel Mühe gegeben und uns einen informativen Vortrag präsentiert.

Er hat an verschiedenen Punkten gezeigt, wie man überhaupt Kriterien erkennt, an denen man seine Zufriedenheit orientieren kann. Angereichert mit Beispielen aus seiner langjährigen Praxis in der Beratung von Unternehmen und Führungskräften konnte er uns Wege aufzeigen, das eigene Berufsleben einmal kritisch zu betrachten. Dabei kann man durchaus zu dem Ergebnis kommen, bei mir ist alles OK. Auf der anderen Seite hilft eine Eingrenzung der Störfaktoren, darauf Lösungen zu erarbeiten, sei es in der Umstellung von Aufgaben am jetzigen Arbeitsplatz, sei es ein Arbeitsplatzwechsel, oder gar die Erkenntnis, dass der gewählte Beruf nicht der richtige ist. Für jede Antwort gibt es daraus folgende Lösungen. Hier hilft bei größeren Fragestellungen eine ausführliche Persönlichkeitsanalyse, die die persönlichen Stärken herausstellt.

Interessant war gerade für Eltern studierwilliger Kinder die Möglichkeit, in einem Testverfahren herauszufinden, wo der Nachwuchs seine Stärken hat und welches Studium dazu passt. Der Test ist aufwändig und nicht billig, aber nach meiner Ansicht um ein Vielfaches kostengünstiger als ein im falschen Studium verschenktes Semester.

Wir nehmen diesen Themenbereich gerne wieder auf. Dann wollen wir uns vielleicht mit der Frage beschäftigen, wie bringe in dem modernen Arbeitsleben Beruf und Familie so unter einen Hut, dass ich auch von der Familie etwas habe und an deren Leben teilnehme.

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Rückblick auf 2011

Auf der Mitgliederversammlung 2011 gab es vorab die Möglichkeit das Oldenburger Software Unternehmen Offis, ein Folgeinstitut für Informatik der Carl – von- Osjetzki-Universität Oldenburg zu besichtigen. Hier erhielten wir einen sehr anschaulichen Einblick in den Wissenstransfer aus der Forschung in die Wirtschaft. Das Institut bringt Entwicklungen aus der Informatik bis zur Marktreife. Dabei stehen die Bereiche Energie, Gesundheit und Verkehr im Vordergrund der Entwicklungsarbeit. Eindrucksvoll war die vollautomatisierte , behindertengerechte Wohnung, um Menschen möglichst lange ein selbständiges Leben zu ermöglichen. Auch der multifunktionale Einsatz eines Roboters bleibt uns unvergesslich in Erinnerung.

Der Klönabend des VDL ist mittlerweile eine gut akzeptierte Veranstaltung. Hier treffen sich die Kollegen aus Oldenburg und um zu in einer Gaststätte, um zwanglos über Berufständisches aus Kammer und Politik zu plaudern und Erinnerungen zu pflegen.

Die Durchführung der Bundesmitgliederversammlung 2011 mit Beiprogramm stellte eine Herausforderung für unseren Verband dar, aber alles konnte durch die aktive Unterstützung unserer Mitglieder und des Vorstandes gut im Raum Osnabrück bewältigt werden. Die Besichtigung der Landmaschinenfabrik Krone im Emsland und des Versuchsbetriebes Wabehof der Hochschule Osnabrück sowie des Milchviehbetriebes Koch-Westrup waren eindrucksvolle Höhepunkte unserer Exkursion. Mit unserer Tagungsstätte, der Katholischen Heimvolkshochschule in Oesede waren wir sehr zufrieden. Der Service rund um die MV war dort vorbildlich geregelt. Unser Dank gilt allen Mitwirkenden und dabei besonders den Mitarbeiterinnen der Bundesgeschäftsstelle des VDL in Berlin.

Im Februar haben wir uns einem für uns neuen Thema zugewandt. Zunehmender Arbeitsdruck und Einsparungen an Material und Ausstattung ärgern den einen oder anderen. Deshalb haben wir uns dieser Frage „Unzufriedenheit am Arbeitsplatz“ angenommen, da auch dieses in den Bereich der berufständischen Information gehört. Der Diplompsychologe und Arbeitsberater Olaf Schädlich zeigte uns die vielen Facetten, die in das tägliche Empfinden des eigenen Arbeitsplatzes einfließen. Bei der Ergründung der Ursachen, die zu einem unguten Gefühl führen können, und auch bei Frage, wie finde ich den passenden Beruf, gab es einen regen Gedankenaustausch. Wir werden das Thema weiter vertiefen.

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Von Felchen und dummen Fischen

Am Pfingstsamstag bei herrlichstem Wetter traf sich eine gut gelaunte VDL-Gruppe in Unteruhlingen am Bodensee. Dieses Mal galt das Regionaltreffen, das von Herrn Gommeringer bestens organisiert worden war, nicht den steinzeitlichen Pfahlbauten, sondern der Bodenseefischerei. Diese wurde uns an unserer ersten Station von Fischwirtschaftsmeister Knoblauch in seinem Fischereibetrieb aufs Beste vermittelt.
Von der Besonderheit der Fischereikonzessionen am Bodensee mit seinen drei Anrainern: Deutschland, Österreich und der Schweiz angefangen, bis hin zur Verkostung leckerer Fischarten.

Am Pfingstsamstag bei herrlichstem Wetter traf sich eine gut gelaunte VDL-Gruppe in Unteruhlingen am Bodensee. Dieses Mal galt das Regionaltreffen, das von Herrn Gommeringer bestens organisiert worden war, nicht den steinzeitlichen Pfahlbauten, sondern der Bodenseefischerei. Diese wurde uns an unserer ersten Station von Fischwirtschaftsmeister Knoblauch in seinem Fischereibetrieb aufs Beste vermittelt.

Von der Besonderheit der Fischereikonzessionen am Bodensee mit seinen drei Anrainern: Deutschland, Österreich und der Schweiz angefangen, bis hin zur Verkostung leckerer Fischarten. Das gute Wasser des Bodensees, das nun zu einem langsameren Wachstum der Fische führt (50 kg pro Tag gefangen, sind schon eine hervorragende Ausbeute), bis hin zur Maschengröße der Netze, die akribisch kontrolliert wird, das Auslegen der Netze, die bis zu 15 km in der Nacht abtreiben, durch moderne GPS-Systeme heute aber wieder schnell gefunden werden können, die verschiedenen Fischarten im Bodensee, das Felchen (in Bayern auch Renke genannt), von dem es drei verschiedene Varianten gibt, die Kretzer – in der Schweiz auch Egli genannt – eine Barschart, Saiblinge, Aale, Hechte, Seeforellen, die wieder zunehmen und in die angrenzenden Gewässer wieder zum Laichen aufsteigen. All dies konnte uns Herr Knoblauch anschaulich vermitteln.
Und damit die Geschichten auch richtig Geschmack erhielten, konnten wir zwischendurch frisch zubereitete Hechtklösschen auf der Zunge zergehen lassen. Und so ganz nebenbei zeigte Herr Knoblauch uns mit meisterlichem Geschick, wie man blitzschnell die Fische filetiert.

Doch so idyllisch es sich anhört, so hart ist der Fischeralltag. Herr Knoblauch könnte sich mit der Fischerei allein im wahrsten Sinne des Wortes nicht über Wasser halten, deshalb kauft er auch noch Fische – meist Forellen – zu, die er im übrigen als dumme Fische bezeichnete, da sie einfach in Teichanlagen zu züchten sind. Herr Knoblauch vermarktet seine Fische direkt, nicht an Restaurants und Hotels, sondern im eigenen Laden in Überlingen. Dazu verarbeitet er auch Fische in haltbare Formen, vom Räucherfilet (er hat 3 Räucheröfen) über die Hechtklösschen bis hin zu Fischsoßen. Nur so kann er seine GbR – mit Ehefrau, Sohn und Vater – und damit seine Existenz aufrechterhalten. Ein variationsreiches und genussvolles Fischmittagessen im Betrieb unter freiem Himmel schloss diese erste Etappe ab.

Danach machten wir uns auf nach Langenargen, wo uns bereits der Chef der dortigen Fischbrutanstalt Herr Dossow erwartete. Sie ist eigentlich eine private Einrichtung, die von den Berufsfischern und von Angelsportvereinen über deren Gebühren getragen wird. In einer riesigen Halle mit großen grünen überdimensionalen Bottichen (siehe Foto) konnten wir die winzigen Insassen – die frisch geschlüpften Fische der verschiedenen Bodenseearten – bewundern. Gleichmäßig zogen sie in den runden Gefäßen – verursacht durch eine sinnvoll eingebaute Strömung – ihre Runden. Doch wehe, wenn man sich über den Rand beugte. Sofort trat der Fluchtinstinkt in Aktion und sie spritzten in alle Richtungen auseinander. Bis zu 20.000 Fische haben je nach Wachstumsstadium in jedem Behälter Platz. Sie werden durch ein hoch technisiertes System mit Sensoren, das sowohl Auskunft über die jeweilige Wasserqualität als auch über die Futterverteilung gibt, überwacht. Es rauscht und zischt und gurgelt in der Halle, alles läuft nahezu vollautomatisch ab. Doch wehe, es fällt der Strom aus, dann muss sofort das riesige Notstromaggregat anspringen, da sonst durch Sauerstoffmangel größter Schaden angerichtet werden würde. Jährlich wird von den Fischern der besamte Fischlaich angeliefert, dieser wird vorsichtig zum Schlüpfen gebracht und nach mehreren Wochen und Monaten des Wachstums wieder in den Bodensee entlassen. So wandern jährlich bis zu 14 Millionen kleine Jungfische wieder in den See oder werden auch an Fischereivereine verkauft. Und von diesen überleben im Normalfall im See in den ersten 3 – 5 Jahren, bis sie fangreif sind, nur etwa 2 – 4 %.

Nach diesen aufschlussreichen Informationen konnten wir uns in Langenargen nach einem kleinen Seeuferbummel bei Kaffee und Kuchen unter schützenden Sonnenschirmen erholen und daran anschließend die Heimreise antreten. Doch zog noch die gerade vor Langenargen stattfindende internationale Segelregatta mit verschiedenen Rennläufen viele Mitglieder in ihren Bann und natürlich wollte auch der Blick über den Bodensee auf die aufragenden Schweizer Schneeberge noch etwas länger genossen werden.

Hermann Wiest

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Ohne Quoten mit Milch erfolgreich – was kann technischer Fortschritt dazu beitragen?

Wie sieht die Zukunft der Milcherzeugung aus, wenn im Jahr 2015 in der EU die Quotenregelung ausläuft? Um dieser Frage nachzugehen, luden die VDL-Landesverbände Hamburg, Hannover und Weser-Ems sowie der VDL-Bundesverband am 11. Juni 2012 zu einer Fachexkursion ein.

Den vollständigen Bericht können Sie hier lesen.

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Tagung „Land und Lebensmittel – grenzenlose Spekulationsobjekte“

Der Berufsverband Agrar, Ernährung, Umwelt Rheinland-Pfalz / Saarland e.V. – Absolventenverband Fachhochschule Bingen V D L gestaltete mit dem Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten Mainz und dem Studiengang Agrarwirtschaft der Fachhochschule Bingen am 4. Juni in Bingen eine Tagung zu diesem in Medien und Politik oft emotional diskutierten Thema.

Der Vorsitzende des VDL-Landesverbandes Dr. Christian Lang verwies bei der Eröffnung der Tagung darauf, dass sich die Geldmenge im Euro-Raum seit Einführung des Euro um 77 Prozent erhöht habe. Die weltweite Geldmenge habe sich seit den 70er Jahren vervierzigfacht, während die Wirtschaft nur mit dem Faktor 4 gewachsen sei. Dieses Abwertungspotential habe sich in den letzten Jahren noch beschleunigt. 1960 lebten 3 Mrd. Menschen auf der Erde. In 18 Jahren werden es über 8 Mrd. Menschen auf der Erde sein – mit weiterhin steigender Tendenz.
Die Frage, wie viel Regulation in diesem Zusammenhang Wirtschaft, Landwirtschaft und Finanzwirtschaft brauchen und wer dies noch global umsetzen könne, sei in allen Bereichen aktuell in der Diskussion.

Besonders begrüßte er auch den Präsidenten des VDL-Bundesverbandes, Markus Ebel-Waldmann, der mit seiner Geschäftsstelle in Berlin für die Absolventen der Fachhochschulen und Hochschulen Lobbyarbeit betreibe. Dies sei angesichts der Umstellung auf Master und Bachelor sowie der vielfältigen Angebote des VDL-Netzwerkes eine besonders wichtige Arbeit. Als Ingenieure, Bachelor- und Masterabsolventen brauchen wir eine Lobby in Berlin, das ist der VDL-Bundesverband, erklärte Dr. Lang.
Prof. Dr. Klaus Becker erklärte in seinem Grußwort, die Fachhochschule Bingen habe im Herbst 2006 als erste Fachhochschule auf den Bachelor-Studiengang umgestellt, dem dann die Master-Studiengänge auch im Agrarbereich folgten. Mit 2541 Studierenden an der Fachhochschule Bingen sei der Studiengang Agrarwirtschaft eine tragende Säule mit steigenden Studierendenzahlen.

Einfluss der Finanzmärkte auf die Ernährungssicherheit

Ernährungssicherheit liegt dann vor, wenn alle Mitglieder der Gesellschaft jederzeit Zugang zu qualitativ und quantitativ hochwertigen Gütern haben, führte Prof. Dr. Hartmut Sommer, Fachhochschule Bingen, in seinem Referat aus. Der Referent verwies auf die Hungerdemonstration 1947 in Hamburg und auf die Tatsache, dass heute in Deutschland 16 Prozent der Bevölkerung stark übergewichtig seien. Im Jahre 1999 wären es nur 12 Prozent gewesen. Heute seien in Indien von 1,2 Mrd. Menschen 500 Mio. Menschen unterernährt, wobei die Zahl der unterernährten Kinder in Indien von 43 Prozent auf 40 Prozent zurückging.

Deutsche geben nur 9 Prozent des Einkommens für Lebensmittel aus

Weltweit stünden ausreichend Lebensmittel für die Bevölkerung zur Verfügung, doch fehle oft die Kaufkraft. In Deutschland werden nur 9 Prozent des Einkommens für Lebensmittel ausgegeben. Die obere Einkommensschicht der Bevölkerung auf den Philippinen gäbe 40 Prozent des Einkommens für Lebensmittel aus, wobei die untere Einkommensschicht sogar 60 % des Einkommens für Lebensmittel ausgeben müsse. Armut und ungleiche Einkommensentwicklung seien die Ursache für den Hunger in der Welt, wobei nicht in Afrika, sondern Asien die Bevölkerung mehr an Hunger leiden müsse.

Sind Finanzmärkte am Hunger der Bevölkerung mit schuld?

Nach Aussage des Referenten ist ein Terminhandel notwendig, damit der Produzent der Ware einen Teil des Verkaufsrisikos einem Hedger übertragen kann. (Der Hedger ist ein Marktteilnehmer, der Futures kauft oder verkauft, um sich gegen eine Preisveränderung zu schützen oder durch eine Preisveränderung einen Gewinn zu erzielen). Spekulanten seien hier notwendig, damit das System funktioniere. Weniger risikobereite Produzenten übertragen hier einen Teil des Risikos an risikobereite Spekulanten, die natürlich dieses Risiko in Gewinnerzielungsabsicht übernehmen.

Weltweite Flächenspekulation ist zu verurteilen

Seit dem Jahre 2000 wurden laut Recherchen von Prof. Dr. Sommer 57 Mio. Hektar Flächen – das ist die Hälfte der Fläche von Westeuropa – von Staaten oder internationalen Firmen in Besitz genommen und den früheren Kleingrundbesitzern meist einfach enteignet, da diese ihren Besitz nicht beweisen konnten (Kataster und Grundbücher fehlen). Korruption und Bestechung geht in diesen Ländern auf Kosten der armen Bevölkerung. Diese Entwicklung habe dazu beigetragen, dass z.B. nur 22 Prozent der in den letzten Jahren in diesen Ländern gehandelten Flächen bewirtschaftet werden.
Die durchschnittliche Flächenbewirtschaftung der Betriebe in den Entwicklungslän-dern liege bei 2 Hektar. Die fehlende Kaufkraft dieser Betriebe führe dazu, dass weltweit die Landmaschinenindustrie immer größere und schlagkräftige Maschinen produziere und diesen Kleinstbetrieben keine Maschinen zur Verfügung stünden, auch wenn sie die Kaufkraft hätten. Nicht die Spekulanten, sondern die Armut der Bevölkerung, die hohen Preise in Verbindung mit der ungleichen Verteilung von Nahrungsmitteln seien Hauptursache des Hungers.

Spekulation darf Ernährungssicherheit nicht gefährden
„Die Spekulationen mit Agrarrohstoffen schrauben die Lebensmittelpreise in die Höhe, stellte Staatsministerin Ulrike Höfken, Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten Rheinland-Pfalz in ihrem Eingangsstatement zur Podiumsdiskussion fest. Für die Menschen in Entwicklungsländern, die bereits 80 Prozent ihres Einkommens für Grundnahrungsmittel ausgeben müssten, sei diese Preistreiberei existenzbedrohend. Das Wetten auf Lebensmittelpreise durch Investmentbanken oder Versicherungen sei ein wachsender Markt. Eine Selbstregulierung funktioniere nicht ausreichend. Daher müssen von staatlicher Seite Rahmenbedingungen gesetzt werden, forderte Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken.

Notwendig sei eine gesetzliche Begrenzung des rein spekulativen Handels mit Agrarrohstoffen. Die Bundesregierung fordere sie auf, sich auf nationaler und internationaler Ebene aktiv dafür einzusetzen, dass zukünftig extreme Preisschwankungen von Nahrungsmitteln verhindert und somit das Menschenrecht auf Nahrung gewährleistet werde.

Der Verbrauch und die Übernutzung von Ressourcen trage wesentlich dazu bei, dass Nahrungsmittel ein Objekt für Spekulationen würden, führte Höfken an. Dazu gehöre der zunehmende Landfraß, vor allem für Verkehrs- und Siedlungsprojekte, eine nichtnachhaltige Wassernutzung, der Klimawandel und die Zerstörung landwirtschaftlicher Flächen. So seien Schätzungen zufolge 38 Prozent des Ackerlandes sowie 21 Prozent des Grünlandes weltweit von Zerstörung zum Beispiel durch Erosion oder Versalzung betroffen. Aber auch die Verschwendung von Agrarrohstoffen und Lebensmitteln, die steigende Fleischproduktion, Vor- und Nachernteverluste und die Lebensmittelverschwendung beim Verbrauch, nannte die Ministerin. „Es gibt kein Mengenproblem, sondern ein Problem der nichtnachhaltigen Bewirtschaftung und der Verteilungsgerechtigkeit“, so Höfken. Wichtiges Ziel der Politik in Rheinland-Pfalz sei es daher, die Verluste an Rohstoffen und die Verschwendung von Lebensmitteln zu verringern. Es sei unverantwortlich, dass in Deutschland jährlich über 11 Mio. Tonnen Lebensmittel im Müll landen würden.

Börsenmakler andere Auffassung als die Ministerin

Die Preisbildung auf dem freien Markt erfolge durch die Wechselwirkung von Angebot und Nachfrage, entgegnete Jürgen Kiefer von der „H.Jürgen Kiefer GmbH, Handels- und Börsenmakler, Bad Münster am Stein“ den Äußerungen der Ministerin. Die Märkte reagieren global. Die enorme Preissteigerung 2010 war ursächlich durch die extreme Trockenheit in Russland und einem schwachen Dollar begründet
Die Börsenspekulanten übernehmen hier das Risikomangement. Setzen z.B. 50 % der Spekulanten auf steigende Weizenpreise und 50 % der Spekulanten auf fallende Preise, passiert nichts. Spezialisierte Betriebe mit nur einer Monokultur tragen beispielsweise für 50 Prozent der Ernte selbst das Verkaufsrisiko und 50 % der Ernte übertragen sie einem Spekulanten dieses Risiko. Kiefer erläuterte an vielen Beispielen die Funktionsweise und Zusammenhänge der Preisbildung bei Agrarrohstoffen. Als Fazit stellte der Börsenmakler fest: Wären an den Rohstoff-Terminbörsen keine Spekulanten aktiv, hätten wir für unsere Landwirte schlechtere Preise.

Ohne Hartz IV auch bei uns Hungersnot

Ohne Sozialabsicherung der Bevölkerung litt auch in Deutschland ein Teil der Bevölkerung an Hunger, stellte Bärbel Dieckmann, Präsidentin der Deutschen Welthungerhilfe e.V. Bonn in ihrem Statement fest. Die Entwicklungsländer hätten einen Teil des Hungers hausgemacht. Dies liege vor allem in der Korruption und in politischen Problemen. Aber auch der Klimawandel hätte verstärkt einen negativen Einfluss auf diese Entwicklung. Die Börsenspekulationen mit landwirtschaftlichen Produkten hätten nach Ihrer Einschätzung auf die Preissteigerungen einen Einfluss von 10 bis 15 Prozent, wobei die Ursache woanders liege.
Preissteigerungen wirken sich in Entwicklungsländern aber drastisch aus, da der Anteil der Ausgaben für Lebensmittel oft von 70 auf 100 Prozent steige und das Geld für Medikamente oder das Schulgeld für die Kinder somit fehle.
Interessant sei, dass die Bevölkerung in den Entwicklungsländern in den ländlichen Regionen mehr am Hunger leide als die Stadtbevölkerung. Der Landbevölkerung werde das Land oft weggenommen und sie hätten keine alternative Einkommensmöglichkeit und somit fehle die Kaufkraft für Lebensmittel.

Verpflichtung zum wirtschaftlichen Arbeiten

Um in seinem landwirtschaftlichen Betrieb wirtschaften zu können, sei er verpflichtet, wirtschaftlich zu arbeiten, betonte der Landwirt Erik Jennewein aus Münchweiler / Pfalz in seinem Statement. Trotz steigender Bevölkerung habe sich die Anzahl der hungernden Menschen absolut konstant gehalten und prozentual verringert. Die Nahrungsmittel seien die wichtigste Grundlage des Lebens und fest verknüpft mit dem Land.

Sinnlos: knappe Ressource Öl durch knappe Ressource Land zu ersetzen

In Rheinland-Pfalz wurden innerhalb der letzten 4 Jahre 10 000 ha Land dauerhaft aus der Produktion genommen, was der Landwirt Jennewein als unverantwortlich ansieht. Für jede Windkraftanlage würden ca. 2 ha Flächen benötigt. Im Donnersbergkreis seien 70 Anlagen geplant. Er sehe keinen Sinn darin, die endliche Ressource Öl durch die endliche Ressource Land zu ersetzen.

Was ist verantwortlich für Hunger in der Welt ?

Aus dem Plenum wurde die Frage gestellt, was eigentlich die Hauptursache für den Hunger in der Welt sei. Diese Frage sei bisher nicht beantwortet worden. Hierzu wurde geäußert, dass in Entwicklungsländern oft Nahrungsmittel verkauft würden, um Devisen zu bekommen, obgleich die Bevölkerung in diesen Ländern nicht satt zu essen habe. Diese Lebensmittel würden der dortigen Bevölkerung entzogen und landen bei uns oft im Schweinetrog.

Schwierige Produktionsbedingungen in den Entwicklungsländern

Ministerin Ulrike Höfken führte aus, dass die Qualität der Produkte aus den Entwicklungsländern oft nicht ausreiche, um auf dem Weltmarkt konkurrieren zu können. Außerdem seien die Standortbedingungen bei uns wesentlich günstiger als in den Entwicklungsländern. Wichtiger als der Besitz von Land sei meist der Besitz von Wasserquellen, denn auf ausgetrockneten Flächen könne nicht produziert werden.

Kaufverhalten wesentlicher Einfluss auf Preis

Prof. Dr. Petersen verwies auf den Preissprung bei Braugerste im Jahre 2008. Lag der Braugerstepreis im August 2008 bei 11 € je dt, so erhielten die Landwirte im Oktober 2008 über 23 € je dt. Wie kann man das erklären? Nach Börsenmarkler Jürgen Kiefer werde dies in erster Linie durch das Käuferverhalten verursacht. Steige der Preis, habe jeder vor weiteren Preissteigerungen Angst und kaufe Vorräte oder er kaufe Vorräte, um zum noch höheren Preis mit Gewinn verkaufen zu können. So wird der Preis hochgetrieben. Fällt der Preis, habe jeder vor weiteren Preissenkungen Angst und verkaufe schnell seine Lagerbestände und trage somit zum weiteren Preisverfall bei. Jürgen Kiefer verwies auf seine frühere Zeit als Händler, wobei er sich über Telex oder Telefon Informationen über den Markt einholen musste. Heute hat jeder Landwirt via Internet in Sekundenschnelle Kontakte zu den Märkten in der Welt und kann sehr schnell reagieren. Landwirte nutzen damit heute die gute Information über die Preissituation.

Dem Landwirt Barnim von Braunschweig aus Undenheim wurde in der Diskussion die Frage nicht eindeutig beantwortet, wie man der täglichen Versiegelung von über 100 Hektar Flächen in der BRD entgegenwirken will. Der Landverbrauch könne so nicht weitergehen.

Alfred Lorenz verwies auf eine VDL-Tagung in Rendsburg, bei der auf Pachtpreis-steigerungen von 200 € / ha auf heute 800 € / ha innerhalb der letzten 10 Jahre verwiesen wurde. Die Betreiber von Biogasanlagen würden hier die Preise hochtreiben.
Die Ministerin führte hierzu aus, dass Energiepflanzen weltweit ein Thema seien, aber derzeit nur 0,03 Prozent der Flächen für Energiepflanzen genutzt würden. Sie verwies auf ein mögliches Einsparungspotential durch Reduzierung des Fleischverbrauches, denn die Veredlung der Nahrungsmittel zu Fleisch würde die vierfache Fläche verbrauchen. Die Ministerin verwies auf die mangelnde Ernährungsbildung. In Rheinland-Pfalz fange man derzeit damit an, mit den Ernährungsberaterinnen an der Dienstleistungszentren Ländlicher Raum Ernährungsberatungen in Kitas und Schulen durchzuführen.

Versorgungssicherheit nur durch den Markt!

Die Versorgungssicherheit sei das große Plus der Märkte, führte Prof. Dr. Sommer aus. Die Märkte in den Entwicklungsländern funktionierten leider nicht. Die Armut habe zugenommen. Die Entwicklung in diesen Ländern gehe mit zwei Geschwindigkeiten. Einerseits gäbe es in vielen Entwicklungsländern einen erkennbaren Wirtschaftsboom, wobei für die benachteiligten Gruppen hiervon nichts übrig bleibe. Im Gegenteil, sie verlieren noch ihr Land und hungern. Diese auseinanderklaffende Einkommensschere sei weltweit zu erkennen.

Der Moderator Thomas Wulff, Agrarzeitung Deutscher Fachverlag GmbH verstand es, die wichtigen Informationen zusammenzufassen und in abschließender Fragerunde die lebhafte, sachliche und vom Publikum vielfältig gestaltete Podiumsdiskussion hervorragend zu beschließen. Im Anschluss zeigten die Studenten Ihre Poster, die viele aktuelle Projekte der Agrarforschung beschreiben. Dieser Tagungsteil soll auch 2013 in jedem Fall wieder stattfinden und möglichst intensiviert werden. Die Studierenden und Absolventen diskutierten im Anschluss auch auf der Mitgliederversammlung, wie man die Tagung im kommenden Jahr gestalten könne. Wir dürfen also schon heute gespannt sein und werden auch 2013 wieder den Dialog von Landwirtschaft und Hochschule fortsetzen.

Klaus Weinbach