Bericht von der Kirgistan Expedition 2023

Vier Klimazonen, ~ 700.000 Pferde, ~ 10 Millionen Schafe, Höhenlagen zischen 394 bis 7.439 m, unendliche Weite der Steppen und mittendrin neun abenteuerlustige VDL-Mitglieder: Vom 06. bis zum 26. August schlossen wir uns als VDL-Mitglieder unterschiedlichster Landesverbände einer Expedition ins ferne Kirgistan an, um Land, Leute und Landwirtschaft kennenzulernen. Unter der Leitung von Dipl. Ing. Stephan Flechtner, Gründer des Instituts für Ökologie mit Sitz in Bischkek, bereisten wir in einer Gruppe von insgesamt 43 Personen vor allem den Norden und die Mitte des Landes. Die mitreisenden Menschen, ihre Lebensgeschichte, ihre Offenheit und die geteilte Abenteuerlust erwiesen sich als ansteckend und überaus wertvoll für die gemeinsame Reise. Die Gruppe wurde tagsüber jeweils in die zwei Fachgruppen „Geowissenschaften“ und „Landwirtschaft“ unterteilt. Ein typischer Tag bestand aus mehreren Vorlesungen sowie fachlichen und außerfachlichen Programmpunkten und Stopps. Dabei brachten uns ehemalige, umgebaute Militärlastwagen mitsamt unserem Gepäck auf dem Dach verstaut (inklusive Zelte) auf den einfachen Straßen Kirgistans sicher auf Höhen von mehr als 3.000 m über N.N.

90 % der Landesfläche Kirgistans liegen über 1.500 m und sind bergig, was als Hauptgrund dafür angesehen werden kann, dass 87 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche Weideland bilden. Die Weidetierhaltung war während der gesamten Reise omnipräsent, wobei die Pferdehaltung dabei einen prominenten und tief verwurzelten Anteil in der bis 1933 stark nomadisch geprägten Kultur des Landes hat. Anders als in Europa werden die Stuten in Kirgistan bis zu sechsmal am Tag gemolken. Kumys, vergorene Stutenmilch, ließ sich auf allen Basaren im Land finden und wurde uns von den überaus gastfreundlichen Kirgisen zur Verkostung dargeboten. Neben Pferden haben Schafe (vorrangig das Fettschwanzschaf) eine weiterhin große Bedeutung, gefolgt von Milchkühen und vereinzelt auch Yaks. Die Haltung findet äußerst extensiv statt, wobei die Probleme von Überweidung an mehreren Stellen aus futterbaulicher und geobotanischer Sicht erkenntlich wurden. Der Besuch eines hochmodernen Futtermittelwerks hat uns gezeigt, dass die Tierernährung im Land Fortschritte macht und sich tendenziell bedarfsgerechter entwickelt.

Im Verlauf der Reise begleitete uns unter anderem Prof. em. Dr. Rüdiger Anlauf von der Hochschule Osnabrück. Als Bodenkundler verstand er es, uns und den anderen Expeditionsteilnehmer*innen die äußerst diversen Böden sowie geologischen Besonderheiten Kirgistans anschaulich und praxisnah zu erläutern. In den ackerbaulich genutzten Regionen des Landes, bietet die häufig anzutreffende Schwarzerde eine äußerst vielversprechende Basis für gute Erträge. Bedingt durch das zum Teil stark niederschlagsarme Klima und den damit einhergehenden negativen Wasserbilanzen sind vielerorts Bewässerungssysteme installiert worden. Im Tschüi-Becken, was im Norden des Landes liegt, konnten so mehr als 300.000 ha Ackerland nutzbar gemacht werden. Die Gersten- und Weizenbestände rund um den größten See des Landes, dem Yssyköl, wiesen in diesem Jahr dennoch Erträge von lediglich 2 bis 3 t / ha auf. Ursächlich sind neben dem potenziellen Mangel an Wasser auch fehlende bzw. unzureichend eingesetzte Betriebsmittel (Diesel, Mineraldünger, Pflanzenschutzmittel und moderne Sorten), vor allem aber das fehlende Wissen unter den Landwirt*innen. Auf Basis unserer Erfahrungen und der vielen geführten Gesprächen auf der Reise, fehlen Strukturen für den Wissenstransfer sowie zur Beratung, ähnlich wie wir sie in Deutschland kennen und zu schätzen wissen. Vor dem Hintergrund, dass die Bruttowertschöpfung des Sektors „Landwirtschaft“ in Kirgistan ca. 18 % des Bruttoinlandsproduktes ausmacht, wird die Bedeutung potenzieller Beratungsstrukturen noch einmal deutlicher.

Neben den agrarwissenschaftlichen Aspekten haben wir in den drei Wochen viel über die Botanik der verschieden zonalen und extrazonalen Vegetationszonen Kirgistans gelernt. Überdies standen auch Themen wie Geologie, Hydrologie, Geschichte, Politik, Kultur und Brauchtümer der kirgisischen Gesellschaft auf dem Plan. Im Rahmen verschiedenster Tages-Wanderungen gelangten wir zu Fuß auf Höhen von bis zu 4050 m und konnten uns ein eigenes Bild, von der leider sehr starken Gletscherschmelze im Land machen (19 % Flächenverlust in den vergangenen 30 Jahren). Kirgistan zeichnet sich durch eine kaum beschreibbare Weite aus, die in Verbindung mit den von uns besuchten Seen Yssyköl (1.607 m über N.N.) und Söngköl (3.016 m über N.N.) eine Schönheit aufweist, die uns zusammen mit der Herzlichkeit der Menschen tief in Erinnerung bleiben werden. Für das tägliche Wohl inklusive kulinarischer Höhepunkte sorgte die immer mitreisende Feldküche, die uns tagtäglich mit drei leckeren Mahlzeiten verköstigte.

Sowohl fachlich als auch außerfachlich begegneten uns im Verlauf der Reise viele Momente, in denen die Bedeutung der ehemaligen UdSSR-Zugehörigkeit sowie dessen Zerfall sehr deutlich ersichtlich wurde. Kirgistan zählt zu den demokratischsten Ländern Mittelasiens, welches sich vorrangig in den vergangenen Jahren gegenüber westlichen Einflüssen geöffnet hat. In dem Zusammenhang waren auffallend viele (alte) Audi 80 und Audi 100 im Straßenbild präsent, was dies exemplarisch abermals unterstreicht. Dennoch bildet die Infrastruktur, welche damals in der ehemaligen UdSSR erbaut wurde, zum größten Teil die heutige genutzte Substanz. Echte Modernisierungen und Investitionen fehlen in den von uns besuchten Landesteilen, was auch ursächlich für viele vorherrschende ökologische Probleme ist. Ein Beispiel ist die insbesondere im Winterhalbjahr stark auftretende Luftverschmutzung in der Hauptstadt und Metropole Bischkek.

An dieser Stelle möchten wir uns für die Organisation rund um die Expedition herzlich bedanken und sind dankbar dafür, dass wir Kirgistan mitsamt dessen wunderschönen Naturräume bereisen konnten, verbunden mit den mannigfaltigen Eindrücken sowie den gewonnenen Erkenntnissen.

 

Die Gruppe bestand aus: Hanna Altrogge, Malte Beecken, Helena Holderberg, Anne-Kathrin Ilzhöfer, Maximilian Kreissl, Charlotte Schulze Wehninck, Sebastian Streit, Janika Schröder und Felix Wolff

Text & Fotos: Sebastian Streit und Malte Beecken

VDL Landesmitgliederversammlung NRW 2023

Foto: Sarah Neyses 

Am Samstag, den 21. Oktober 2023, hatte der VDL Landesverband NRW in die Deutschlandzentrale des Maschinenherstellers JCB eingeladen. Die diesjährige Landesmitgliederversammlung war gut besucht, das Fachprogramm war wieder vielfältig.

Zu Beginn fand die Mitgliederversammlung statt, diesmal standen zusätzlich zur regulären Tagesordnung Neuwahlen an. Als neue erste Vorsitzende wurde Annabell Kunz gewählt, ihr Stellvertreter ist nun Dr. Jürgen Roßbach. Geschäftsführerin Sarah Neyses wird ihr bisheriges Amt fortführen und als neuer Schatzmeister wurde Oliver Peters im Vorstand begrüßt. Die fünf neuen BeisitzerInnen werden den Vorstand bei seiner Arbeit in den kommenden drei Jahren unterstützen: Hanna Altrogge, Jan Kniepkamp, Christina Nacke, Christina Schröder und Gordon Stegink.

Wir bedanken uns bei unserem alten Vorstand und den Beisitzer:innen für ihre erfolgreich geleistete Arbeit und wünschen dem neuen Vorstand einen guten Start in die kommende Amtszeit.

Nach der Mitgliederversammlung folgte dann ein spannender Vortrag von Max Graff, der den VDL-Mitgliedern und Gästen einen Einblick in die Entwicklung von neuen Antriebssystemen in der Landtechnik gab. Neben dem elektrischen Antrieb wird auch auf Wasserstoff als Treibstoff auf der „Road to Zero“ fokussiert. Während des anschließenden Mittagsimbiss bot sich die Gelegenheit zum Austausch und die Möglichkeit der Testfahrten mit einigen Maschinen wurde gerne genutzt. In einem zweiten Vortrag hörten die VDL-Mitglieder von Laura Zens Näheres über die Zukunftsagentur Rheinisches Revier und wie der Strukturwandel nach dem Braunkohleausstieg begleitet wird. In den vier Zukunftsfeldern Energie + Industrie, Regionalentwicklung, Ressourcen + Agrobusiness sowie Innovation + Bildung werden zahlreiche Projekte gefördert, die das Rheinische Revier auch in Zukunft zu einem attraktiven Lebens- und Arbeitsraum machen.

Anschließend wurde noch das Waldlabor Köln besucht, dort wird in vier Themenwäldern experimentiert: Dem Wandelwald, dem Energiewald, dem Klimawald und dem Wildniswald. Bei einem Rundgang durch die verschiedenen Abschnitte erläuterte Stadtförster Michael Hundt die neuen Gehölze und Waldbilder die Aufschluss über das Aussehen und die Bewirtschaftung des Waldes der Zukunft geben sollen. Die zahlreichen Fragen der interessierten VDL-Mitglieder wurden ausführlich beantwortet und so fand die diesjährige Landesmitgliederversammlung in NRW einen spannenden Abschluss eines abwechslungsreichen und gelungenen Tages.

Text: Katharina Schubert

 

SAVE THE DATE: VDL-Lehrfahrt zur Internationalen Grünen Woche 2024

Foto: VDL – IGW 2023

Der VDL-Bundesverband e.V. freut sich Ihnen wieder eine Lehrfahrt zur IGW 2024 anbieten zu können.

Im Zeitraum von Freitag, 19. Januar 2024, bis Dienstag, 23. Januar 2024, laden wir Sie ein, die weltgrößte Messe für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau in Berlin mit uns  zu besuchen.

Neben dem gemeinsamen Rundgang über die Grüne Woche planen wir ein vielfältiges Rahmenprogramm, wie z.B. einen Austausch mit Entscheidungsträgern aus der Politik und auch gesellige Angebote am Abend.

Merken Sie sich den Termin gerne vor. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme.

Alle Informationen und das Anmeldeformular finden Sie auch wie gewohnt in Kürze hier.

Text: VDL

Parlamentarischer Abend 2023

 

Foto: VDL

Am 16. Oktober 2023 fand der Parlamentarische Abend des VDL-Bundesverbandes, Berufsverband Agrar, Ernährung, Umwelt e. V. in Berlin statt.

 Viele Abgeordnete der im Deutschen Bundestag vertretenen Fraktionen waren der Einladung in Haus der Land- und Ernährungswirtschaft gefolgt. Zudem konnten wieder zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft sowie der Spitzenverbände des Agribusiness begrüßt werden. Die Gäste nutzten den kurzweiligen und geselligen Abend für Fachgespräche und zur Netzwerkpflege.

 

In seiner Eröffnungsrede wies Präsident Markus W. Ebel-Waldmann auf das VDL-Fachforum zum Thema „Fachkräftemangel und Ernährungswende – Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt für Ernährungswissenschaftlerinnen und Ernährungswissenschaftler“ hin, das im Vorfeld des Abends in Berlin stattgefunden hatte. Als akademischer Berufsverband sieht der VDL es als sein zentralen Anliegen an, den Berufsstand zukunftssicher aufzustellen. Hier gilt es die Entwicklungen in der Branche früh zu erkennen, um die Mitglieder des Verbandes und vor allem den Nachwuchs auf die sich verändernden Rahmenbedingungen vorzubereiten, aber auch um die Politik auf notwendige Weichenstellungen hinzuweisen. Daher beschäftigt sich der VDL regelmäßig durch Studien mit den verschiedenen Berufsfeldern der Branche.

Claudia Müller MdB, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft richtete ein Grußwort an die Mitglieder und Gäste des VDL. Sie dankte dem Berufsverband für das Engagement und die Arbeit . Sie hob den Stellenwert des akademischen Nachwuchses für die Branche und für das Land hervor. Die anstehenden Herausforderungen der Branche lassen sich nur mit gut ausgebildeten Experten bewältigen. So ist für das Bundesministerium als auch die Bundesregierung die Förderung des Nachwuchses eines wichtigsten Themen der aktuellen Legislaturperiode.

 

 

Zum Abschluss richtete Verbandspräsident Markus W. Ebel-Waldmann das Wort an die Anwesenden Mitglieder des Deutschen Bundestages. Der VDL bietet als Vertreter des Berufsstandes die Expertise an, die bei der Lösung des Fachkräftemangels nötig ist. Er erneuerte das Angebot des VDL, jederzeit für einen Dialog bereitzustehen, um gemeinsam mit der Politik geeignete Lösungen zu identifizieren. Er bittet daher eindringlich um die Unterstützung der Grünen Berufe und insbesondere des akademischen Nachwuchses. Um die Land- und Ernährungswirtschaft in Deutschland für die kommenden Herausforderungen sicher aufzustellen, wird die Expertise und der Einsatz des Berufsstandes weiterhin gebraucht. Nötig hierfür ist allerdings eine solide Finanzierung der akademischen Ausbildung und eine verlässliche Unterstützung von Seiten der Politik.

Text: Tobias Dammeier

Die Veranstaltung wird aus Mitteln der Landwirtschaftlichen Rentenbank gefördert.

 

VDL-Fachforum 2023: „Fachkräftemangel und Ernährungswende – Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt für Ernährungswissenschaftlerinnen und Ernährungswissenschaftler“

Fotos: VDL

Am 16. Oktober 2023 fand das traditionelle Fachforum des VDL statt, das sich in diesem Jahr mit dem Thema „Fachkräftemangel und Ernährungswende – Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt für Ernährungswissenschaftlerinnen und Ernährungswissenschaftler“ befasst hat. Anlass war die aktuelle Studie zum Berufseinstieg von Absolventen der Ernährungswissenschaften, die in diesem Jahr vom VDL durchgeführt wurde.

Wissenschaftlich begleitet wurde das Studienprojekt von Prof. Dr. J.-P. Loy von der Macke-Loy-Glauben GbR Markt- und Konsumforschung, Beratung, zusammen mit dem Lehrstuhl für Marktlehre am Institut für Agrarökonomie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Untersucht werden sollte der Berufseinstieg von Absolventinnen und Absolventen der Ernährungswissenschaften. Bereits 2014 hatte sich der VDL mit diesem Thema beschäftigt und möchte nun daran anschließen, um ein aktuelles Bild zu erhalten.


Das Forum diskutierte die beruflichen Perspektiven und Herausforderungen im Berufseinstieg der Absolventen in den Ernährungswissenschaften. Daneben befasste sich die Runde auch mit den Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt. Gerade in Hinblick auf den zunehmenden Fachkräftemangel wird der Bedarf an Absolventen in den nächsten Jahren deutlich steigen. Die Universitäten können hier als Frühwarnsystem gesehen werden. Angesichts zurückgehender Studierendenzahlen sind die Bewerberzahlen der kommenden Jahre auf dem Arbeitsmarkt leicht zu beziffern.

Durch das Fachforum führte VDL Präsident Markus Ebel-Waldmann, der mit Julia Elert, Berufsverband Oecotrophologie e. V. (VDOE), Stefan Krämer, Geschäftsführer von BRAIN4FOOD / AgroBrain, Prof. Dr. Cord Petermann, Professor und Studiendekan an der Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur, Hochschule Osnabrück und Prof. Dr. Jens-Peter Loy, Professor am Lehrstuhl für Marktlehre, Institut für Agrarökonomie, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, diskutierte. Das Forum bot einen breiten Einblick in die Herausforderungen und Chancen, mit denen Ernährungswissenschaftler auf dem Arbeitsmarkt heute konfrontiert werden. Weiterhin ordneten die Experten die gewonnenen Erkenntnisse in den Kontext des Fachkräftemangels in der Branche ein. Die gewonnenen Erkenntnisse aus Studie und Diskussion sollen dazu beitragen, geeignete Maßnahmen zur Förderung des Nachwuchses zu entwickeln.

Denn ein entschiedenes Handeln ist heute gefordert, um ausreichend Nachwuchs für den Berufsstand zu sichern und dem Arbeitsmarkt auch in Zukunft eine ausreichende Zahl gut ausgebildeter Akademiker zur Verfügung zu stellen, so VDL-Präsident Markus Ebel-Waldmann.

 

 

Im Anschluss an das Fachforum stellten ausgewählte Verbandsvertreter das Arbeitsfeld Lobbyarbeit vor. Moderiert wurde die Runde von Michael Schweizer, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Führungskräfteverbandes ULA, dem politischen Dachverband des VDL. Gerald Dohme, stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Dr. Andrea Lambeck, Geschäftsführerin des BerufsVerbandes Oecotrophologie e.V. und Dr. Sebastean Schwarz, Geschäftsführer der Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft e.V. berichteten aus Ihrem Arbeitsalltag und ordneten den Begriff Lobbyarbeit in das politische Geschehen in Berlin ein.

 

Die Veranstaltung wird aus Mitteln der Landwirtschaftlichen Rentenbank gefördert.

Berlin-Seminar 2023

Fotos: VDL

Auch in diesem Jahr bot das Berlin-Seminar wieder interessante Einblicke in die Agrar- und Ernährungspolitik sowie in das Berufsfeld der Lobbyarbeit.

Die Veranstaltung startete am Montagnachmittag mit dem VDL-Forum zum Thema Fachkräftemangel und Ernährungswende – Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt für Ernährungswissenschaftlerinnen und Ernährungswissenschaftler. Markus W. Ebel-Waldmann, Präsident des VDL Berufsverbandes Agrar, Ernährung, Umwelt e.V., Prof. Dr. Jens-Peter Loy, Professor am Lehrstuhl Marktlehre an der Christian-Albrechts-Universität Kiel, Julia Elert, BerufsVerband Oecotrophologie e.V., Stefan Krämer, Geschäftsführer BRAIN4FOOD/AgroBrain S. à r.l. und Prof. Dr. Cord Petermann, Professor und Studiendekan an der Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur der Hochschule Osnabrück, diskutierten im Rahmen dieses Forums insbesondere über die Gründe für den Rückgang der Promovierendenzahlen und die Motivation zur Promotion. Die Gehälter auf dem Arbeitsmarkt sind oft deutlich höher als die für eine Promotionsstelle. Wer jedoch Freude daran hat, sich über einige Jahre intensiv und eigenständig mit einer Fragestellung auseinanderzusetzen, sollte sich davon nicht abhalten lassen, eine Promotion zu beginnen.

Im Anschluss stellten Michael Schweizer, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Führungskräfteverbandes ULA e.V., Gerald Dohme, stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Dr. Andrea Lambeck, Geschäftsführerin des BerufsVerbandes Oecotrophologie e.V. und Dr. Sebastean Schwarz, Geschäftsführer der Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft e.V. das Arbeitsfeld Lobbyarbeit vor.

Den Parlamentarischen Abend eröffnete Markus W. Ebel-Waldmann als Präsident des VDL und begrüßte zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verbänden der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Zudem berichtete Claudia Müller MdB, Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, in ihrem Grußwort über aktuelle Herausforderungen und zukünftige Entwicklungen in der Landwirtschaft.

Am Dienstag waren wir zuerst im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit zu Gast, wo wir mit Dr. Julian Klepatzki ein Fachgespräch über die Entwicklung der Düngeverordnung, das Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz und Photovoltaik auf landwirtschaftlichen Flächen führten. Anschließend erhielten wir einen Rundgang durch den architektonisch beeindruckenden Dienstsitz des BMUV. Der nächste Programmpunkt führte uns zum Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Dort empfing uns Cornelia Berns, Unterabteilungsleiterin für Internationale Zusammenarbeit und Welternährung, und informierte uns über die Arbeit und strategische Ausrichtung des BMEL.

 

 

 

 

 

Anschließend besuchten wir den Deutschen Raiffeisenverband (DRV). Dort begrüßte uns zunächst Jörg Migende, Geschäftsführer des DRV, bevor uns Paula Pickert, Referentin für Betriebsmittel Pflanzenbau und Political Affairs, die Struktur, Geschichte und Aufgaben des DRVs vorstellte. Zudem erläuterte sie das Tätigkeitsfeld der Referentin und zeigte Einstiegsmöglichkeiten in die Verbandsarbeit auf. Beim letzten fachlichen Programmpunkt am Nachmittag durften wir uns mit Lars Abraham von der German Agrifood Society über die Gründung von Start-ups im Agrarbereich austauschen. Nach einer Stadtführung durch den historischen Teil der Berliner Innenstadt ließen wir den Abend bei einem gemeinsamen Essen gemütlich ausklingen.

 

 

 

Am Mittwochmorgen waren wir zunächst zu Gast im Bundeskanzleramt. Dort informierte uns Dr. Georg Starke, Referatsleiter für Ernährung und Landwirtschaft, über die Funktion des Spiegelreferats des BMEL sowie die Aufgaben seiner Abteilung. Den Abschluss des Berlin-Seminars bildete der Besuch des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft im Bundestag. Dort diskutierten wir aktuelle Themen wie die Vereinbarkeit von Landwirtschaft und Naturschutz sowie den Strukturwandel in der Landwirtschaft mit den Abgeordneten Hermann Färber (Vorsitzender), Albert Stegemann, Dr. Gero Hocker, Ingo Bodtke, Dr. Anne Spallek und  Steffen Janich.

 

 

 

Wir bedanken uns herzlich bei allen Personen und Institutionen, die Teil des Berlin-Seminars waren, für die

interessanten Einblicke, Gespräche und Diskussionen, welche uns sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben werden. Mit vielen neuen Eindrücken verlassen wir die Hauptstadt und freuen uns bereits auf kommende Veranstaltungen.

 

Die Veranstaltung wird aus Mitteln der Landwirtschaftlichen Rentenbank gefördert.

Text: Katharina Steinhoff 

Forderungsfindung für die Einkommensrunde 2023 (TvL)

Foto: Alexander Zimbehl

v.l.n.r.: Jens Schnepel (Gewerkschaft für das Gesundheitswesen GeNi), Oliver Haupt (Landestarifkommission des NBB), Volker Geyer (Stellv. Bundesvorsitzender des dbb und Fachvorstand Tarifpolitik), Alexander Zimbehl (Vorsitzender des Niedersächsischen Beamtenbundes und Tarifunion NBB), Dr. Juhl Jörgensen (VDL-Bundesverband)

In Vorbereitung auf die anstehenden Tarifverhandlungen der Länder wurden am 11. Oktober 2023 im Rahmen der Bundestarifkommission in Berlin die Forderungen des dbb formuliert:

  • Die Tabellenentgelte der Beschäftigten sollen um 10,5 Prozent, mindestens aber um 500 Euro monatlich erhöht werden.
  • Die Laufzeit soll 12 Monate betragen.

Im Detail stehen die Forderungen des dbb hier zum Download bereit. Für den VDL nahm Dr. Juhl Jörgensen als Bundesspartensprecher Öffentlicher Dienst an der Veranstaltung teil.

Die Tarifverhandlungen mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) gehen am 26. Oktober 2023 in der Landesvertretung Baden-Württembergs beim Bund in Berlin in die erste Runde. Die zweite Verhandlungsrunde wird am 2. und 3. November 2023, die dritte am 7. bis 9. Dezember 2023 in Potsdam stattfinden.

Text: Dr. Juhl Jörgensen

Neuer Mitarbeiter in der Bundesgeschäftsstelle des VDL: Alexander Paulick

Foto: VDL

Seit dem 4. Oktober 2023 verstärkt Alexander Paulick die Bundesgeschäftsstelle des VDL Bundesverbandes. Herr Paulick tritt die Nachfolge von Karin Waßmann an, die Ende Juli nach 16 Jahren im Verband in den Ruhestand verabschiedet wurde.

Herr Paulick ist Bürokaufmann mit einer Weiterbildung zum Buchhalter und verfügt damit über die besten Voraussetzungen, um die entsprechenden Aufgabenbereiche in der Bundesgeschäftsstelle auszufüllen.

In seiner Freizeit ist Herr Paulick ehrenamtlicher Fussballtrainer der U19 Mannschaft des VfB Fortuna Biesdorf.

Wir freuen uns über die Verstärkung und heißen Herrn Paulick im VDL herzlich Willkomen.

Tierfreundlich und zukunftsfähig: Strategien für eine ökologische Hühnerhaltung

Im Projekt GreenChicken werden Strategien für eine ökologische Hühnerhaltung erforscht.

Symbolbild: Lisa Dittrich

 

Forschungsprojekt GreenChicken wird mit zwei Millionen Euro gefördert

In der nachhaltigen Landwirtschaft wird die ökologische Nutztierhaltung immer wichtiger. Die Verbraucherinnen und Verbraucher legen zunehmend Wert auf eine besonders tierfreundliche Haltung – auch bei Hühnern. Die Geflügelhaltung steht dabei vor verschiedenen Herausforderungen: Einerseits dürfen Bio-Hühner laut EU-Verordnung nur mit Rohstoffen gefüttert werden, die zu 100 Prozent aus ökologischer Erzeugung stammen, was die Versorgung mit essentiellen Aminosäuren wie Methionin und Cystein erschwert. Andererseits spielt die Zucht von sogenannten Zweinutzungshühnern – bei denen weibliche Tiere für die Eierproduktion und männliche Tiere für die Fleischproduktion gezüchtet werden – eine immer größere Rolle.

An dieser Stelle setzt das Projekt GreenChicken an, das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau (BÖL) über vier Jahre mit einer Summe von rund zwei Millionen Euro gefördert wird. Das Ziel des Forschungsverbunds von Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), Probenda GmbH und Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) ist es, zukunftsfähige Fütterungsstrategien für die ökologische Hühnerhaltung zu entwickeln und dabei die Umwelt- und Klimawirkungen zu verbessern. Zudem soll der gesamte Lebenszyklus vom Küken über das Jungtierstadium bis zur Legehenne bzw. zum Junghahn betrachtet werden. Dabei werden bestehende Erkenntnisse aus der Praxis und Beratung berücksichtigt, um praxisnahe Lösungen zu entwickeln.

In Freilandexperimenten wird die Wirkung verschiedener Fütterungsstrategien in mobilen Hühnerställen in der Lehr- und Forschungseinrichtung Oberer Hardthof der JLU untersucht. Dabei werden drei verschiedene Hühnerrassen mit unterschiedlichen Futterrationen über alle Fütterungsphasen untersucht. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Anpassungsfähigkeit an verschiedene Proteinquellen. Zudem werden Umweltindikatoren wie Treibhausgas- und Ammoniakgasemissionen, Wasser- und Flächenverbrauch sowie Nitratverluste gemessen und analysiert.

Das agrarwissenschaftliche Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Gattinger (Professur für Ökologischen Landbau) und Dr. Petra Engel (Mitarbeiterin der Professur für Tierzüchtung) testet auch neue Futtermittel für die ökologische Hühnerhaltung in Form von Insektenmehl beziehungsweise verarbeiteten tierischen Proteinen aus Nutzinsekten. Dabei werden zugelassene Reststoffe der landwirtschaftlichen Produktion genutzt, um Futtermittel aus Nutzinsekten zu gewinnen, die eine möglichst geringe Flächenkonkurrenz zur Humanernährung haben.

Auf der Basis von Daten von Öko-Erzeugerbetrieben, Tierzuchtbetrieben und Futtermittelherstellern wird eine umfassende Nachhaltigkeitsbewertung der aktuellen ökologischen Hühnerhaltung entlang der gesamten Prozesskette durchgeführt. Besonderes Augenmerk liegt auf der Bewertung der alternativen Futtermittel aus verarbeiteten tierischen Proteinen aus Nutzinsekten. Darauf basierend werden Handlungsempfehlungen für zukunftsfähige Fütterungsstrategien abgeleitet.

Das Projekt GreenChicken baut auf dem Projekt GreenDairy auf, das im Rahmen des LOEWE-Programms des Landes Hessen gefördert wird. Beide Projekte zielen darauf ab, integrierte Pflanze-Tier-Agrarökosysteme zu entwickeln, um die Ressourceneffizienz sowie die Umwelt- und Klimawirkungen in der ökologischen wie auch in der konventionellen Landwirtschaft weiter zu verbessern. Die JLU baut damit ihre Kapazitäten im Bereich nachhaltige, zirkuläre Tierhaltungssysteme (Green Livestock) weiter aus.

 

„Ein Meilenstein der Campusentwicklung“

v.l.n.r.: Michael Schlepper (1. Stadtrat, Hochschulstadt Geisenheim), Prof. Dr. Hans Reiner Schultz, Michael Ludwig, Dr. Martin Worms, Ayse Asar, Jochen Rübenach (Bauleitung, Karl Gemünden GmbH & Co. KG), Thomas Platte

Foto: Torsten Silz

Drei neue Gebäude für die hervorragende Forschung und Lehre an der Hochschule Geisenheim.

Wissenschaftsstaatssekretärin Ayse Asar und Finanzstaatssekretär Dr. Martin Worms feierten am 15. September 2023 gemeinsam mit Vertreterinnen der Hochschule Geisenheim das Baustellenfest von Getränketechnologischem Zentrum, Hörsaalgebäude und den Spatenstich für VITA – Forschungszentrum für nachhaltigen und klimaangepassten Weinbau.

„Die Hochschule Geisenheim University entwickelt sich zehn Jahre nach ihrer Gründung mit großen Schritten vorwärts – und das sieht man auch vor Ort auf dem Campusgelände: Mit dem Bau von gleich drei neuen Gebäuden feiern wir heute auf einem großen Baustellenfest einen Meilenstein der Campusentwicklung“, erklärten Ayse Asar, die Hessische Staatssekretärin für Wissenschaft und Kunst, undHessens Finanzstaatssekretär Dr. Martin Worms. Beide waren heute stellvertretend für die Landesregierung in Geisenheim, um gemeinsam mit Hochschulpräsident Prof. Dr. Hans Reiner Schultz, demDirektor des Landesbetriebs Bau und Immobilien Hessen (LBIH), Thomas Platte, und vielen weiteren Gästen zwei Richtfeste und einen Spatenstich zu begehen.

„Der Lehr- und Forschungsbetrieb der Hochschule Geisenheim University läuft sehr erfolgreich, was sich nicht zuletzt an den rasant gestiegenen Studierendenzahlen ablesen lässt. Diese schöne Nachricht bedeutet aber auch: neue Kapazitäten werden gebraucht“, so Staatssekretär Worms. „Mit den neuen Gebäuden werden diese Kapazitäten geschaffen und der Hochschulstandort bekommt die richtige Infrastruktur für eine vielversprechende Zukunft. Über HEUREKA, das Hochschulbauprogramm der Landesregierung, konnten wir insgesamt rund 65 Millionen Euro für die drei Neubauten bereitstellen. Mit dem seit 2008 laufenden Programm werden wir bis 2031 insgesamt über 100 Millionen Euro in die Infrastruktur der Hochschule Geisenheim University investieren. Ich bin überzeugt: Es sind sinnvolle Investitionen in eine weiterhin erfolgreiche Entwicklung des Standorts und der hessischen Hochschullandschaft insgesamt. Viele Generationen von Studierenden und Forschenden werden noch davon profitieren.“

Das neue Hörsaalgebäude wird unter anderem einen großen, flexibel nutzbaren Hörsaal und mehrere Seminarräume beherbergen. Mit seiner markanten Erscheinung am neuen Eingang zum Campus und am zukünftigen zentralen Campusplatz wird es ebenso ein Aushängeschild der Hochschule werden wie auch das neue Getränketechnologische Zentrum (GTZ). Auf einmalige Weise werden im GTZ praxisnahe Ausbildung, Lehre und Forschung verknüpft. Neben den Studierenden der Getränketechnologie finden in den Räumlichkeiten auch Studierende anderer Fachbereiche und – dank der Zusammenarbeit mit den Beruflichen Schulen Rheingau – auch Auszubildende beste Voraussetzungen für die einschlägige Lehr- und Forschungspraxis vor.

„Beton, kräftige Holzelemente und großformatige Glasscheiben machen das Hörsaalgebäude aus. Der zweigeschossige Baukörper wird von einer kräftigen Holz-Glasfassade geprägt, die das tragende Skelett umhüllt. Beim heutigen Baustellenfest lässt sich die spätere Gestalt des Gebäudes schon klar erkennen. Das gilt auch für das Getränketechnologische Zentrum. Grund zur Freude ist für unseren Betrieb, den zentralen Bau- und Immobiliendienstleiser des Landes, aber auch der Spatenstich für den Forschungsbau VITA, auf den wir heute schon einen Ausblick wagen können: Der regelmäßig gegliederte Baukörper wird einen rechteckigen Grundriss und ein etwa mittig liegendes Staffelgeschoss haben. Im Staffelgeschoss ist das Herzstück des Vorhabens – die sogenannte Ecotrone – untergebracht. Diese prototypischen Gewächshauseinheiten werden die Gestalt des Gebäudes wesentlich prägen. Allen drei Projekten wünsche ich einen weiterhin glücklichen, unfallfreien Verlauf“, sagte LBIH-DirektorThomas Platte.

Nach dem gemeinsamen Richtfest für das GTZ und das Hörsaalgebäude setzte Staatssekretärin Asar den Spatenstich für das Forschungszentrum für nachhaltigen und klimaangepassten Weinbau (Viticulture Adaptation Center for Sustainability and Climate Change, kurz: VITA). Es soll südlich vom GTZ und nördlich der Bahnlinie entstehen. In vier Forschungsgruppen werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hier untersuchen, wie sich der Klimawandel auf den Stoffwechsel der Pflanzen, auf Interaktionen zwischen Reben und assoziierten Organismen, auf Ökosystemfunktionen sowie auf Wasser- und Nährstoffflüsse im Weinberg auswirkt. Mit diesem Wissen wollen sie Produkte auf pflanzlicher oder mikrobieller Basis entwickeln, die die Pflanzen- und Bodengesundheit verbessern und Reben widerstandsfähiger machen.

„Der Spatenstich für das Forschungszentrum für nachhaltigen und klimanagepassten Weinbau stärkt nachhaltig die Forschung an der Hochschule Geisenheim und wird einen wichtigen Beitrag für den Weinbau der Zukunft leisten. Angesichts der Tatsache, dass wir ohne die Wissenschaft die großen Herausforderungen unserer Zeit nicht lösen können, ist dies ein Meilenstein in der Entwicklung der Hochschule“, so Staatssekretärin Ayse Asar. „Die globalen Herausforderungen wie Klimawandel, Nachhaltigkeitsziele und Biodiversitätsverlust beeinflussen die Produktion von Sonderkulturen, insbesondere auch den Weinbau. Das Forschungszentrum für nachhaltigen und klimaangepassten Weinbau wird eine weltweit einzigartige Infrastruktur bieten, um den Einfluss des Klimawandels auf Pflanzen, Biodiversität und ökologische Zusammenhänge im Weinbau zu analysieren. Ziel ist es, nachhaltige Produkte zur Verbesserung von Pflanzen- und Bodengesundheit sowie zur Stärkung der Reben gegenüber klimatischen Stressfaktoren zu entwickeln. Der Klimawandel hat schon jetzt Auswirkungen auf die Weinproduktion – durch extreme Wetterbedingungen, Krankheiten oder den Anstieg der Temperaturen. Im neuen Forschungszentrum werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an innovativen Lösungen arbeiten, um den Weinbau nachhaltig und klimaangepasst zu gestalten. Dabei ist die interdisziplinäre Herangehensweise zentral. Die erstmalige Förderempfehlung eines Forschungsbaus an einer Hochschule besonderen Typs durch den Wissenschaftsrat in einem deutschlandweit sehr kompetitiven Verfahren macht uns stolz – und zeigt die herausragende Forschungsexzellenz der Hochschule Geisenheim im Bereich des Wein- und Gartenbaus.“

Die Baukosten des VITA-Zentrums von über 30 Millionen Euro werden auf Basis der Entscheidung der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz jeweils zur Hälfte vom Bund und vom Land Hessen getragen werden. Das Forschungszentrum mit Büros, Laboren und Infrastrukturen für die Pflanzenaufzucht bietet Platz für 25 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der vier Forschungsgruppen. Herzstück werden die Phytotrone und Ecotrone sein – Klimakammern, in denen natürliche Umweltbedingungen für pflanzenphysiologische und pflanzenökologische Versuche simuliert werden. Hier können die Forschenden zum Beispiel die Beleuchtungsstärke, Temperatur und Luftfeuchtigkeit regulieren und so herausfinden, wie Reben auf das voraussichtliche Klima der Zukunft reagieren. Die Übergabe des Neubaus ist für 2026 geplant.

„Die baulichen Veränderungen am Campus spiegeln die positive Entwicklung unserer Studien- und Forschungsbereiche seit Hochschulgründung vor einem Jahrzehnt wider: Mit dem Hörsaalgebäude schaffen wir modernen Raum für unsere gewachsene Studierendenschaft, das neue Getränketechnologische Zentrum ermöglicht uns, Nachwuchsfachkräfte in diesem Bereich auch künftig auf dem aktuellen Stand der Technologie auszubilden. Ebenso verbessern wir mit dem Praktikumsgebäude Lebensmittelsicherheit und dem Neubau Logistik und Nachhaltigkeit die Ausstattung unserer jüngsten Studien- und Forschungsbereiche“, so Hochschulpräsident Prof. Dr. Hans Reiner Schultz. „Das VITA-Gebäude wird uns die Möglichkeit eröffnen, die Auswirkungen des Klimawandels auf den Weinbau noch genauer zu untersuchen und mit innovativen Methoden nachhaltige Anpassungsstrategien zu entwickeln. Unsere Freiland- und Gewächshausflächen sowie unsere bereits existierenden und entstehenden Reallabore geben uns die einzigartige Chance, diese Strategien zu skalieren und somit zukunftsorientierte Lösungen für die weinbauliche Praxis zu erarbeiten.“