Bundesmitgliederversammlung: Agribusiness im Osnabrücker Land
Anlässlich der diesjährigen Bundesmitgliederversammlung des VDL-Landesverbandes Weser-Ems stand der Tag der Fachexkursionen unter dem Leitthema „Globalisierung im Agribusiness und Auswirkungen auf das Berufsfeld“.
First Mover aus Tradition
Über 100 Jahre Landtechnikerfahrung kann das 1906 im emsländischen Spelle gegründete Unternehmen Krone aufbieten, das als „First Mover“ seiner Branche immer wieder innovative, richtungsweisende Entwicklungen im Grundfuttersegment präsentiert hat. So war Krone der erste Hersteller einer Rundballenpresse (Comi Pack) für die Landwirtschaft, die in einem Arbeitsgang pressen und wickeln konnte. Auch mit dem selbstfahrenden Hochleistungs-Mähaufbereiter „BiG M“ setzte das Unternehmen neue Maßstäbe nach Leistungsvermögen und Schlagkraft. Nach Aussage von Hermann Börger, ehemaliger Betriebsratsvorsitzender, sind mittlerweile „weltweit über tausend BiG M mit einer Arbeitsbreite von 13.20 Meter im Einsatz“.
n der neuen Reihe „BiG X“ kann Krone den derzeit stärksten Häcksler der Welt mit den Leistungsklassen von 500 bis über 1.000 PS anbieten.
Landtechnik plus Nutzfahrzeuge
1971 war eine entscheidende Weichenstellung für das Familienunternehmen: Firmenchef Dr. Bernard Krone entschloss sich, neben Landmaschinen auch Nutzfahrzeuge am neuen Standort Werlte in das Produktprogramm aufzunehmen. Das zweite Standbein sorgte für eine deutliche Expansion auf den Inlands- und Auslandsmärkten.
Während die Auswirkungen der Wirtschaftskrise 2008/2009 im Landtechnikgeschäft noch einigermaßen moderat blieben, erlebte der Nutzfahrzeugmarkt einen regelrechten Einbruch. Im Geschäftsjahr 2009/10 ging der Umsatz der Krone-Gruppe (2.300 Mitarbeiter) auf 720 Mio. Euro zurück. Aber auch solche Schwächemomente kann das Familienunternehmen verkraften, liegt doch das Eigenkapital bei über 50 Prozent. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet die LVD Bernard Krone GmbH ein Umsatzplus von 4 bis 5 Prozent.
In den kommenden Jahren will Krone den Landtechnik-Standort Spelle mit 1.300 Mitarbeitern weiter ausbauen: „In das Projekt 2015 sollen über 30 Millionen Euro investiert werden, insbesondere für den Bau eines Versuchszentrums“, informiert Experte Börger die VDL-Besichtigungsgruppe. Mit der zunehmenden Stimmungskurve in der Landwirtschaft wächst auch der Optimismus in der Landtechnikbranche. Dass bei Krone in und für die Zukunft investiert wird, zeigt der mit über 17 Mio. Euro jährlich ausgestattete Bereich Forschung und Entwicklung: Hier sind 100 Entwicklungsingenieure und 40 Versuchstechniker beschäftigt.
Größenordnung kein Argument
In der Landwirtschaft fallen immer wieder „Ausnahmebetiebe“ ins Auge, wie etwa der Milchviehbetrieb Westrup-Koch GbR in Bissendorf im Osnabrücker Land.
Die Größenordnung von zurzeit 517 Milchkühen, 480 Rindern, Jungrindern und Kälbern sowie 15 Zuchtbullen mag Zündstoff liefern für die Abstempelung “Massentierhaltung“ und allen dazugehörigen emotionalen Verwerfungen.
Doch die Besichtung und der Informationsaustausch mit Betriebsleiter Ulrich Westrup machte deutlich, dass die Größe eines Viehbestandes absolut keine Aussage über den Gesundheitszustand und das Leistungsvermögen von Nutztieren vermitteln kann. Davon konnten sich die VDLer überzeugen.
Vom aktuellen Milchviehbestand am 27. Mai waren gerade einmal zwei Tiere im Krankenstand und damit aus der Produktion genommen. „Das Wohl und Beobachten der Tiere hat für uns oberste Priorität“, bekennt Betriebsleiter Westrup, der sehr eng mit dem Tierarzt zusammenarbeitet und in betriebswirtschaftlichen Fragen auch die Kammerberatung einschaltet. Auch die Nähe und Anbindung zum Osnabrücker Herdbuch wird gesucht. Nicht von ungefähr liegt die durchschnittliche Milchleistung bei zurzeit 11.300 kg und fast 4 % Fettgehalt. Außer dem hohen Leistungssegment wird auch eine lange Nutzungsdauer der Tiere angestrebt. Vor allem mangelnde Eutergesundheit, nachlassende Milchleistung und instabiler Klauenzustand sind Gründe für eine Selektion aus der Herde.
Nichts dem Zufall überlassen
Für alle Arbeitskräfte (insgesamt 9 Voll-AK einschließlich drei Auszubildende) gibt es einen klar abgesteckten bestimmten Zuständigkeitsbereich. Alle Bereiche sind doppelt besetzt, um bei Ausfällen auf Nummer sicher zu gehen. „Ob Aufzucht, Fütterung oder Melken, wir überlassen nichts dem Zufall“, sagt Tierexperte Westrup, der auch für die Ausbildung im Betrieb verantwortlich ist.
Das durchdachte Management wird besonders im Melkstand 2 x 20 Side by side sichtbar. Das Melken in vier Leistungsgruppen geht ziemlich geräuschlos vor sich. „160 Kühe pro Stunde werden hier gemolken“, erläutert Betriebsleiter Westrup den Zeitaufwand.
Praxisbezug der Hochschule Osnabrück
Die Fakultät Landschaft und Landschaftsarchitektur der Hochschule Osnabrück legt großen Wert auf einen ausreichenden Praxisbezug während des Studiums. So bietet der Versuchsbetrieb im WABE-Zentrum (Zentrum für Verbraucherinformation, Ernährung, nachhaltige Lebensmittelproduktion und Nacherntetechnologie) in Wallenhorst auch den Rahmen für Forschungsaktivitäten und zugleich die Plattform für wechselnde studentische Projekte. Dabei stehen der „Waldhof“(Bioland) für die ökologische und der „Nettehof“ für die konventionelle Landwirtschaft.
Während der Besichtigung des „Waldhofes“ erläuterte Prof. Dr. Hans-Werner Olfs den hohen Stellenwert einer praxisorientierten Lehre, die eine intensive Zusammenarbeit mit Unternehmen der Wirtschaft exerziert. Die Agrarfakultät beschäftigt insgesamt 175 Mitarbeiter, davon 60 Professoren und 37 wissenschaftliche Kräfte.
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