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Atomausstieg: Bioenergie quo vadis?

Für eine künftige Vollversorgung mit erneuerbaren Energien spielen Strom, Kraftstoff und Wärme aus Biomasse eine entscheidende Rolle. Das erklärte der Sprecher der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE), Alexander Knebel, kürzlich bei einer Veranstaltung in Berlin, zu der der VDL-Landesverband Ost eingeladen hatte, um über die Folgen des Atomausstiegs für den Ausbau der erneuerbaren Energien zu diskutieren.

„Für eine Energieversorgung, die mehr und mehr durch Erneuerbare Energien stattfindet, ist Strom aus Biomasse auch deshalb unverzichtbar, weil die Energie aus Acker und Wald einspringen kann, wenn der Wind einmal nicht weht oder die Sonne nicht scheint“, betonte Knebel gegenüber VDLern und Studierenden der Humboldt Universität. Er verwies dabei auf erfolgreiche Praxisbeispiele wie das Projekt Kombikraftwerk 2, in dem die Netzstabilität bei einer Stromversorgung aus hundert Prozent erneuerbaren Energien getestet wird. Wie der AEE-Sprecher deutlich machte, kommen auf Betreiber von Biogasanlagen als Produzenten einer stabil verfügbaren Energiequelle mit einer zunehmenden Stromversorgung aus fluktuierenden erneuerbaren Energiequellen somit neue Aufgaben zu. Das Wachstum der erneuerbaren Stromerzeugung soll sich laut den Plänen der Bundesregierung künftig schwerpunktmäßig in den Bereichen Wind und Solar abspielen.

Rübe als Alternative zum Mais

Wie Knebel hervorhob, besteht auch im Bioenergiesektor noch Wachstumspotential. Auf gut vier Millionen Hektar könnte die für energetische Zwecke genutzte landwirtschaftliche Fläche in Deutschland mittelfristig wachsen, und zwar bei nachhaltiger Nutzung. Das hätten auch die jüngsten Langfristszenarien im Auftrag des Bundesumweltministeriums bekräftigt. Im vergangenen Jahr waren Ackerpflanzen von rund 2 Mio. ha in den Bioenergiesektor gegangen, davon rund 1 Mio. ha Raps zur Biodieselerzeugung und rund 800 000 ha Mais für die Biogasproduktion. „Zum Mais als Energiepflanze für die Biogasanlagen sind vielversprechende Alternativen gekommen. Dazu gehören die klassischen Zuckerrüben ebenso wie ökologisch besonders sinnvolle Anbaukonzepte z.B. mit Gras oder auch mit der Durchwachsenen Silphie als Newcomer unter den Energiepflanzen“, so der AEE-Sprecher.

Wachstum im Einklang mit dem Naturschutz möglich

Neben dem Anbau alternativer Energiepflanzen sorgen in diesem Jahr zudem wieder viele Landwirte durch Blühstreifen an den Feldrändern für mehr Farbe im Feld und leisten damit einen Beitrag zu mehr Biodiversität. Vor diesem Hintergrund hält Knebel ein weiteres Wachstum der Bioenergie im Einklang mit Natur- und Umweltschutz für möglich. Die mehr als 7 000 Biogasanlagen mit einer Leistung von rund 2.850 Megawatt (MW) hätten in Deutschland im vergangenen Jahr schon mehr als zwei Atomkraftwerke ersetzt. Laut Expertenberechnungen könnten unter Berücksichtigung von Reststoffen von 2 Mio. ha künftig rund 7.800 MW installierter Biogas-Leistung kommen. Die daraus mögliche Stromerzeugung von knapp 58 Terrawattstunden entspreche der Leistung von sechs Atomkraftwerken. Zum Vergleich: Seit der Reaktorkatastrophe von Fukushima sind in Deutschland acht Atommeiler nicht mehr am Netz, neun produzieren noch. In den nächsten Jahren sollen weitere Kernkraftanlagen außer Betrieb gehen, bevor 2022 der Atomausstieg geschafft ist.

Dr. Uwe Steffin, VDL-LV Ost

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