VDL-NDS: Klimaresiliente Landwirtschaft – Teil 1

Fotos: Dr. Tania Runge, Gustav Wehner

Auf die Unwägbarkeiten des Klimawandels ist der traditionelle Ackerbau, sind unsere vertrauten Kulturen, nicht ausreichend vorbereitet. Es braucht Nutzpflanzen, die mit Hitze und Trockenstress zurecht kommen, aber auch neue Verfahren für Kulturen, auf die wir nicht verzichten wollen. Wir wollten einige Konzepte kennenlernen, die bereits erprobt werden und haben dazu im Rahmen einer Exkursion nach Nordhessen vom 10. bis 12. Juli Fachleute aus Wissenschaft und Verbänden sowie Landwirte und Unternehmer besucht.

Der Werra-Meißner-Kreis in Nordhessen gehört naturräumlich nicht zu den landwirtschaftlichen Gunstregionen – umso wichtiger ist hier die Stärkung der Klimaresilienz. Ansätze dazu werden durch den Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften der Universität Kassel in Witzenhausen erforscht, z.B. mit Populationssorten beim Weizen. Aber auch im konventionellen Landbau werden innovative Strategien entwickelt, zum Beispiel mit dem Anbau von Nutzhanf. Dabei muss die gesamte Wertschöpfungskette mitgedacht werden. Weitere Anregungen haben wir bei der DEULA Witzenhausen bekommen, deren Gastfreundschaft wir genießen durften. Hier haben wir uns zunächst einen theoretischen Überblick verschafft und viel über diese besondere Region erfahren. Am 11. Juli bekamen wir im Rahmen unserer Rundfahrt zu den Betrieben auch die praktischen Einblicke.

Was wir an Erkenntnissen mitgenommen haben, ist Gegenstand eines dreiteiligen Berichts, dessen erster Teil sich mit dem Potenzial von Populationsweizen befasst. Im zweiten Teil geht es um den Anbau und die Verwertung von Nutzhanf. Der dritte Teil fasst zusammen, was wir auf unserer Exkursion außerdem an Erkenntnissen und Anregungen zum Umgang mit dem Klimawandel gewonnen haben.

Populationsweizen – eine mögliche Antwort auf den Klimawandel

Dr. Odette Weedon erklärt Populationsweizen

Den Auftakt machte Frau Dr. Odette Weedon, die seit zehn Jahren am Fachbereich „Ökologische Agrarwissenschaften“ der Universität Kassel als Wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig ist. Ihr ist es wichtig, dass ihre Forschung einen praktischen Nutzen hat, deshalb bezieht sie bei allen Projekten die gesamte Wertschöpfungskette mit ein und arbeitet mit Verarbeitungsunternehmen und Landwirten zusammen. Von 2020 bis 2023 betreute sie das vom Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) geförderte Projekt „BAKWERT – Bewertung und Akzeptanz von heterogenen Weizenpopulationen in ökologischen Wertschöpfungsketten“. Fachleute der Universität Kassel, des Kompetenzzentrums Ökolandbau Baden-Württemberg (LTZ) und des Berufsverbands Die Freien Bäcker e.V. erprobtenim Verbund mit zehn Praxisbetrieben drei Jahre lang den Anbau und die Weiterverarbeitung von Populationsweizen. Gemeinsam mit drei Mühlen und 14 Bäckereien konnten an unterschiedlichen Standorten regionale Wertschöpfungsketten aufgebaut werden. Ein wesentliches Ziel dabei war die Steigerung der Klimaresilienz im Weizenanbau bei gleichzeitiger Erhaltung der Verarbeitungsqualität.

Für den praktischen Landwirt manifestiert sich der Klimawandel vor allem in einer zunehmenden Unsicherheit über die Anbaubedingungen des folgenden Jahres zum Zeitpunkt der Anbauentscheidung. Ob ein im Herbst gesäter Weizen auswintert, im Frühjahr unter Wassermangel leidet, zur Blütezeit einen Hitzeschock bekommt oder vor der Ernte durch Starkregen ins Lager geht, lässt sich weniger denn je an Wahrscheinlichkeiten festmachen. Im Gefolge der jeweiligen Witterung kommen unterschiedliche Krankheiten und Schädlinge hinzu. Ob die spezifischen Eigenschaften und Resistenzen einer gewählten Sorte auf die dann gegebenen Umstände optimal oder gar nicht passen, wird immer mehr zum Lotteriespiel für die wirtschaftliche Existenz des Betriebes.

Das Konzept: Populationssorten könnten eine Antwort auf dieses Problem bieten. Im Gegensatz zu einer klassischen Liniensorte mit eng definiertem Züchtungsziel und genetischer Homogenität der Pflanzen zeichnen sich heterogene Weizenpopulationen durch genetische Heterogenität, also Vielfalt in ihren Eigenschaften und im Erscheinungsbild aus. Dabei sind die Eigenschaften so zusammengesetzt, dass eine hohe Varianz gegenüber Umwelteinflüssen besteht, aber die Verarbeitungseigenschaften sehr ähnlich sind. Was auch immer für Witterungseinflüsse wirksam werden, es gibt immer einen Anteil an Pflanzen in der Population, der damit zurecht kommt, so dass es nie eine totale Missernte gibt. Gleichzeitig sorgen die ähnlichen Ertragseigenschaften dafür, dass Abreife und Qualitätsparameter ausreichenden Ertrag und gute Verwertbarkeit liefern.

Wer allerdings – wie wir zunächst – annimmt, dass hier mehrere anerkannte Sorten mit unterschiedlichen Eigenschaften zusammengeschüttet werden, der liegt falsch. Die Bestandteile einer Mischung aus Liniensorten bleiben in sich genetisch identisch und bieten damit nicht den Vorteil von Populationen. Diese basieren auf der gezielten Durchkreuzung mehrerer (mindestens 5) moderner Hochleistungsorten über mehrere Generationen. Diese Elternsorten zeichnen sich durch hohe Ertragsfähigkeit und gute Qualitätseigenschaften aus. Die Zusammensetzung dieser Eigenschaften hängt vom geplanten Verwendungszweck ab. Durch den mehrjährigen Nachbau durchkreuzen sich die Elternsorten und es findet eine genetische Anpassung der F-Generationen an den Standort und unterschiedliche Witterungsverläufe statt. So ist die Population beim Transfer in die Praxis für die meisten Eventualitäten gerüstet und kann die Erwartungen an Ertrag und Qualität erfüllen. Populationen haben zudem den Vorteil, dass das Brechen von Resistenzen sehr viel länger braucht als bei Liniensorten, die dann schnell ihre Anbauwürdigkeit verlieren. Das ist ein wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit des Züchtungsprozesses.

Ein dickes „Aber“: Sorten müssen unterscheidbar, homogen (in ihrem Aussehen einheitlich) und beständig sein. Dann werden sie vom Bundessortenamt anerkannt und dürfen in Verkehr gebracht werden – das ist das Entscheidende am Sortenrecht. Populationen sind mit ihrer genetischen Heterogenität das genaue Gegenteil. Damit ist die Produktion von Populationssaatgut für konventionelle Züchterhäuser nicht attraktiv, weil man den erreichten Zuchtfortschritt nicht über den Sortenschutz absichern kann. Zudem ergibt sich ein Zielkonflikt zwischen dem Saatgutverkehrsgesetz (SaatG) und dem Ziel der Erhaltung der Biodiversität. Für einen begrenzten Zeitraum hat die EU deshalb mit der Richtlinie 2014/150/EU eine Ausnahmeregelung geschaffen, die den Anbau und die Vermarktung heterogener Populationen zeitlich befristet bis zum 28.02.2021 ermöglicht. Damit wurde auch die Durchführung des Bakwert-Projekts und auch die Förderung durch das BÖLN legitimiert.

Ähren aus EINER Population

Versuch macht klug: Einen ersten praktischen Eindruck von der Forschungsarbeit des Fachbereichs „Ökologische Agrarwissenschaften“ bekamen wir auf dem Versuchsbetrieb Neu Eichenberg des FB Ökologische Agrarwissenschaften, wo der Populationsweizen deutlich höher steht als der „übliche“, kurzgespritzte Linienweizen in der Landschaft rundum. Hier werden verschiedene Weizenpopulationen im Vergleich zu einer E-Weizensorte als Referenz auf unterschiedliche Fragestellungen in praktischen Feldversuchen unter ökologischen Anbaubedingungen getestet. Das Saatgut stammt überwiegend vom Dottenfelder Hof, wo man schon seit langem mit Populationen arbeitet, aber auch eine in England erstellte Population wurde in den Versuchen eingesetzt. Die Ergebnisse zeigten, dass die Populationen ertraglich unter Produktionsbedingungen des Ökolandbaus – und auch was die Backqualität betraf – sehr vielversprechend waren. Dazu zeigten sie sich hervorragend anpassungsfähig an den Klimawandel und in der Lage Beikräuter zu unterdrücken.

Freut sich auf die Ernte: Landwirt Volker Menthe

Vom Versuch in die Praxis: Mit den Feldversuchen ist es nicht getan, wenn der Praxistransfer gelingen soll. Dazu braucht es Landwirte, die bereits sind, Weizenpopulationen anzubauen, Müller, die das Erntegut aufbereiten und vermahlen und schließlich Bäcker, die daraus Backwaren herstellen. Alle drei Stufen der Wertschöpfungskette waren an dem Bakwert-Projekt beteiligt und wir konnten mit drei Teilnehmern ins Gespräch kommen. Dazu besuchten wir den Landwirt Volker Menthe vom Hofgut Weiden, der von dem Konzept überzeugt ist und uns eines seiner Weizenfelder zeigte. Kurz vor der Ernte sahen wir einen Bestand, ähnlich dem in Neu Eichenberg, aber eben unter den Bedingungen des „normalen“ Ökoanbaus. Herr Menthe war Projektpartner im Bakwert-Projekt, er plant auch weiterhin den Anbau von Populationsweizen und hat positive Rückmeldungen aus der Verarbeitung. Allerdings ist gerade ein Rückgang bei der Anzahl der Öko-Bäckereien zu beobachten, damit könnte der Absatz schwieriger werden.

Vom Korn zum Brot: Mit Manfred Kellner, der auf der thüringischen Seite in Ershausen die Esmühle betreibt, lernten wir einen Müller kennen, der auch nach dem Abschluss des Projekts Populationsweizen von Landwirten aufnimmt, getrennt verarbeitet und lagert. Die idyllisch gelegene Handwerksmühle wurde 1420 erstmals urkundlich erwähnt und ist seit 1879 im Besitz der Familie Kellner. Sie ist eine von wenigen Betrieben, die während der DDR-Zeit privatwirtschaftlich arbeiten durften, und hat auch die Rückkehr in die Marktwirtschaft bewältigt. Herr Kellner führte uns durch die gesamte Anlage und gab uns einen vertieften Einblick in das Müllerhandwerk und die Besonderheiten seines Unternehmens.

Manfred Kellner betreibt eine alte Handwerksmühle

Erst im letzten Jahr wurde in einem mit Familie und Freunden bewältigten Kraftakt die gesamte Mühlentechnik in den alten Gebäuden modernisiert. Die Produktionskapazität liegt für Weizen bei ca. 1 t pro Stunde, bei Roggen sind es ca. 750 kg pro Stunde. Vom Korn bis zum fertigen Mehl durchläuft das Getreide bzw. das Mehl über 120 Siebvorgänge und legt eine Strecke von 200 m Förderwegen zurück. Die Einlagerungskapazität beträgt insgesamt 1000 t Getreide, u.a. in neun Silos à 25 t – genau passend für den Umfang des Geschäfts mit dem Populationsweizen. Die Vermahlung heterogener Weizenpopulationen läuft problemlos, auch in schwierigen Anbaujahren hat sich dieses Getreide bewährt und Mehle mit guter Qualität geliefert. Herr Kellner will auch weiterhin Populationsweizen verarbeiten, konnte uns aber in seinem kleinen Hofladen kein Mehl anbieten, weil die alte Ernte verkauft und die neue noch nicht auf dem Hof ist. Die Kunden der Familie Kellner sind konventionell und ökologisch betriebene Bäckereien, aber auch immer mehr Privatkunden, die sich in dem kleinen Hofladen unkompliziert mit allem versorgen, was Familie Kellner produziert. Neben den typischen Mühlenprodukten gibt es Eier aus der familieneigenen Freilandhaltung, Honig von den eigenen Bienenvölkern und auch Futtermittel.

Von einem am Projekt beteiligten Bäcker konnten wir ein sehr leckeres Brot beziehen, das wir in unsere Exkursionsverpflegung einbauten. Leider wurde hierfür kein Mehl aus Populationsweizen verwendet – es war einfach keins mehr verfügbar. Der Bäcker lobte das Mehl hinsichtlich seiner Verarbeitungseigenschaften sehr und würde sich auch in Zukunft eine gesicherte Bezugsquelle wünschen.

Unser Fazit: Der Anbau von Populationsweizen hat uns als Idee, was die Klimaresilienz betrifft, überzeugt. Das Projekt Bakwert hat gezeigt, dass die Wertschöpfungskette im Ökolandbau realisierbar ist, aber das ist bisher insgesamt ein begrenzter Markt. Zudem war die Zulassung der Populationen über die Richtlinie 2014/150/EU zeitlich begrenzt und ist inzwischen außer Kraft.

Die VDL-Gruppe ist vom Populationsweizen überzeugt

Für eine größere Breitenwirkung müsste das Konzept auch im konventionellen Anbau umgesetzt werden, und dafür wäre die ausreichende Verfügbarkeit von geeignetem Saatgut eine unabdingbare Voraussetzung. Dem steht allerdings aktuell das EU-Saatgutrecht entgegen. In einer Pressemeldung des Bundessortenamtes vom 05.02.2021 zum Auslaufen der Populationenverordnung heißt es: „. . . Die neue EU-Ökoverordnung (Verordnung (EU) 2018/848), die ab 1. Januar 2022 anzuwenden ist, wird zukünftig das Inverkehrbringen von ökologisch heterogenem Material (ÖHM), also Populationen, die unter ökologischer Bewirtschaftung erzeugt wurden, regeln. Der entsprechende Delegierte Rechtsakt befindet sich derzeit noch in der Vorbereitung.“ Die hier festgelegten Regelungen beziehen sich allerdings nur auf den ökologischen Landbau. Das heißt, für eine Anwendung von Populationen in der  konventionellen Landwirtschaft gibt es keine Regelungen und es ist von einem Verbot der Inverkehrbringung auszugehen.

Es braucht mehr Menschen, die von dem Konzept überzeugt sind, es in der Praxis ausprobieren und sich für die Überwindung der Hindernisse stark machen. Oder noch mehr und noch gravierendere Auswirkungen des Klimawandels entfalten eine „normative Kraft des Faktischen“ und bringen Handlungsdruck aus anderen Richtungen . . .

Text: Verena Bosse, Ruth Franken

VDL-NDS: Farbenrausch auf dem Acker – nur was für Profis

Fotos: Dr. Tania Runge, Dominic Runge

Aus der Ferne betrachtet sieht ein Feld mit Wildsaaten schön bunt aus und verleitet zu einer ersten Einschätzung: Schöne Nische, aber nicht relevant für den Agrarsektor. Stimmt überhaupt nicht, haben wir am 13. Juni beim Wildsaatenvermehrer Sascha Hartig in Bienenbüttel erfahren, wo wir die gesamte Produktionskette für Regiosaatgut kennenlernen konnten. Um den Farbenrausch auf dem Acker in Betriebseinkommen zu verwandeln, braucht es Profis, die die ganze Palette der ackerbaulichen Skills in Stellung bringen können. Dazu noch Kompetenzen in Logistik und Management, einen geeigneten Maschinen- und Anlagenbestand – und profunde Kenntnisse in Wildpflanzenbiologie.

Als Sascha Hartig als junger Meister der Landwirtschaft 2008 in dieses Geschäftsmodell einstieg, hatte er unsichere Aussichten auf eine Zukunft als Vollerwerbslandwirt und seine Frau erwartete das erste Kind. Er ließ sich auf das Angebot eines ihm unbekannten Saatzuchtunternehmens ein, in die Vermehrung von Wildpflanzen einzusteigen: Saaten-Zeller GmbH mit Sitz in Bayern, dessen Geschichte eng mit der Entwicklung von regionalem Saatgut verbunden ist. Saaten-Zeller sammelt und vermehrt seit 1985 Saatgut von alten Grünlandbeständen und betreibt heute die Saatgutaufbereitung an drei Standorten in Deutschland: Eichenbühl in Bayern (Hauptsitz), Bienenbüttel in der Lüneburger Heide und Phöben in Brandenburg. Aktuell vermehren 75 Landwirte für das Unternehmen Wildpflanzensaatgut von 142 Arten auf ca. 1.600 ha Fläche, die im Landschaftsbau und zur Aufwertung von landwirtschaftlichen Flächen zum Einsatz kommen.

Betriebsleiter Sascha Hartig (li) und Biologe Dr. Walter Bleeker (re)

Sascha Hartig sagt heute, dass er „keine Ahnung“ hatte, was auf ihn zukommen würde. Doch dank der engen Zusammenarbeit mit dem Biologen Dr. Walter Bleeker klappte der Einstieg. Inzwischen ist auch er Profi bei der Bestimmung von Arten mit den dazugehörenden lateinischen Namen, dem Sammeln von Ausgangsmaterial in der freien Natur und den vielfältigen, teils gärtnerischen Techniken des Anbaus und der Vermehrung. Heute leitet Hartig den Produktionsstandort Bienenbüttel von Saaten Zeller mit umfangreicher Trocknungs- und Reinigungstechnik. Er bestellt selbst 120 ha Fläche mit bis zu 50 verschiedenen Arten von Wildkräutern und Gräsern. Daneben kümmert er sich um das Management der gesamten Vermehrungsregion des UG 1 und teilweise darüber hinaus. Dazu betreut er als Anbauberater 15 Landwirte in der Region, die auf weiteren 150 ha Fläche Wildpflanzen für Saaten Zeller vermehren. Für Hartig ist das mehr als eine Nische, es sichert nachhaltig die Existenz und ein gutes Betriebseinkommen. Wie das genau funktioniert, haben wir vor Ort im Detail erfahren dürfen.

Zur  Einführung gab uns Dr. Bleeker einen Überblick über die komplexe Materie und ein paar Definitionen:

  • Hintergrund: Seit 2020 dürfen gemäß Bundesnaturschutzgesetz in der „freien Natur“ nur noch „heimische Pflanzen“ aus „gebietseigener Herkunft“ ausgesät oder gepflanzt werden. Der Schutz der biologischen Vielfalt umfasst die Vielfalt der Ökosysteme, der Arten, aber auch die genetische Vielfalt innerhalb einzelner Arten.
  • Ursprungsgebiete (UG): Deutschland ist in 22 Ursprungsgebiete unterteilt. In Niedersachsen finden sich große Teile der Ursprungsgebiete 1 (Nordwestdeutsches Tiefland) und 2 (Westdeutsches Tiefland mit Unterem Weserbergland). Das südliche Niedersachsen liegt zu einem kleinen Teil im UG 5 mit dem Nördlichen Harzvorland und im UG 6 (Oberes Weser- und Leinebergland mit Harz).
  • Heimische Pflanzen: „Heimisch“ sind Pflanzen, die von Natur aus in einem bestimmten Gebiet vorkommen. Auch zugewanderte Arten gelten als heimisch, sofern sie seit mindestens 500 Jahren in dem Gebiet nachzuweisen sind.
  • Gebietseigen: Der Begriff bezieht sich auf die genetische Vielfalt innerhalb der einzelnen Art. Viele Arten haben ein großes Verbreitungsgebiet, in dem sich die jeweiligen Standortbedingungen deutlich unterscheiden können. Regionales Saatgut hat seine genetische Herkunft in einem der 22 Ursprungsgebiete und darf nur im selben Gebiet aufgesammelt, vermehrt, produziert und ausgebracht werden. In Bienenbüttel werden nur Pflanzen aus den UG 1 und 2 vermehrt und Saatgut für die Verwendung nur in diesen beiden UG produziert.
  • Wilde Möhre mit Landkärtchen

    Ein Beispiel: Eine Wilde Möhre sieht zwar in der Lüneburger Heide genauso aus wie im Allgäu, aber: Das Allgäu liegt höher über dem Meersspiegel als die Lüneburger Heide, das Klima ist durch die Alpen geprägt, die Tageslängen sind anders und damit unterscheiden sich auch die Zeitpunkte der Blüte und Samenreifung. Das hat über längere Zeiträume zu genetischen Anpassungen geführt, die es zu erhalten gilt.

  • Zertifizierung: RegioZert® ist das Qualitätssicherungssystem für die Produktion und den Vertrieb von Regiosaatgut und gewährleistet eine lückenlose Rückverfolgbarkeit über die gesamte Produktions- und Vertriebskette des Regiosaatguts. Die Produkte mit Wildpflanzen von Saaten Zeller sind nach RegioZert® zertifiziert.

Der erste Schritt ist die Aufsammlung von Wildsamen aus der freien Natur. Geeignete Flächen sind zum Beispiel alte Grünlandstandorte, die extensiv bewirtschaftet werden, sowie andere Standorte, die keiner Bewirtschaftung unterliegen. Für jede Aufsammlung ist die Genehmigung durch die untere Naturschutzbehörde und die Genehmigung durch den betroffenen Landwirt erforderlich. Manche potenziell geeigneten Flächen kommen nicht infrage, zum Beispiel Vogelschutzgebiete während der Brutzeit.

Für jede Art werden Samen an mindestens fünf Standorten entnommen, um das Ursprungsgebiet in seiner ganzen Vielfalt genetisch gut abzubilden. Geeignete Spenderflächen werden durch wissenschaftliche Mitarbeiter von Saaten Zeller identifiziert. Regelmäßiger Kontakt und gutes Einvernehmen mit den Eigentümern der Flächen ist hilfreich, denn diese müssen einige Einschränkungen bei der Nutzung akzeptieren. So kann die Spenderfläche oft erst nach dem optimalen Schnittzeitpunkt gemäht werden, um eine ausreichende Samenausbeute bei der Aufsammlung sicherzustellen. Dann läuft der Biologe mit einer Batterie von Tütchen durch den Bestand und erntet jede Pflanze einzeln – eine mühsame Angelegenheit.

Die erste Pflanzengeneration bei der Saatguterzeugung wird als Einzelpflanzen hochgezogen und von Hand ausgepflanzt – das sind bis zu 100 000 Pflanzen pro Jahr. Die folgenden Generationen werden auf landwirtschaftlichen Flächen ausgesät. Das Ziel ist es, die genetische Vielfalt ungerichtet zu erhalten und keine Selektion in Gang zu setzen. Deshalb können insgesamt nur fünf Generationen aus einer Aufsammlung verwertet werden, danach hat sich die genetische Zusammensetzung durch den Vermehrungsprozess so verändert, dass eine neue Aufsammlung erforderlich wird.

Bei der Vermehrung kommt der Landwirt ins Spiel. Sascha Hartig gab uns einen kompakten Überblick über die Feinheiten der Anbautechnik und die Besonderheiten, die bei der Saatgutvermehrung zur Herausforderung werden.

Standort und Anbautechnik: Seine Flächen haben, wie für die Lüneburger Heide typisch, zwischen 18 und 60 Bodenpunkten und können bewässert werden. Während einzelne Pflanzenarten wie Mohn, Kornblume oder Lichtnelke großflächig vermehrt werden, sind es bei anderen wie Bocksbart und Braunelle kleinere Schläge, zwischen 0,2 und 5 ha groß. Die Saatstärken variieren zwischen 0,7 und 5 kg je ha. Weil die Samen teils so winzig sind, muss das Saatgut mit Zuschlagstoffen auf ein saatfähiges Volumen gebracht werden. Dafür verwendet Hartig in der Regel Sojaschrot. Dann kann es mit dem Striegel gedrillt und ganz flach eingearbeitet werden – oft handelt es sich um Lichtkeimer, die nicht vergraben werden dürfen. Mit dem Andrücken durch Walzen wird der Wasseranschluss gesichert. Gesät wird überwiegend im Frühjahr, erst im folgenden Jahr wird geerntet.

Winzige Samen

Pflegemaßnahmen: Obwohl viele der vermehrten Arten in freier Natur eher unter kargen und nährstoffarmen Bedingungen wachsen, erfolgt die Vermehrung aus betriebswirtschaftlichen Gründen mit einer gewissen Intensität. Nur so lässt sich ein ausreichender Ertrag erzielen. Dazu gehören neben einer eventuellen Bewässerung auch eine Stickstoffdüngung, eine Reihe mechanischer Bearbeitungsgänge und bei Bedarf Pflanzenschutz. Im Jugendstadium wachsen die Unkräuter schneller als die gewünschten Wildpflanzen und neben den Nützlingen finden auch Schadinsekten Gefallen an dem Angebot.

Die Ernte – eine Meisterdisziplin: Hier beweist sich der Profi, denn es gilt, möglichst viel Erntegut von staubfeinen Samen bis zu dicken Bohnen zu bergen, das ungleichmäßig abreift, unterschiedlich leicht ausfällt und dann noch je nach Reifegrad mehr oder weniger feucht und empfindlich ist. Da die reifen Samen durch Wind, Katapultmechanismen oder Aufplatzen der Hüllen schnell verstreut sind, müssen sie vor der Reife geerntet werden. Mit Fingerspitzengefühl gilt es den richtigen Zeitpunkt zu bestimmen, wenn erst wenige Samen ausgefallen sind und die Blütephase ihren Höhepunkt hinter sich hat.

Für Kornblumen: robuste Technik statt Hightech

Dann muss der beste Erntezeitpunkt bestimmt und mit der gegebenen Witterung in Übereinstimmung gebracht werden. Schließlich die Erntetechnik von der Sichel bis zum Mähdrescher: Nicht das größte und modernste Modell, sondern ältere, robuste Technik mit zuverlässiger Mechanik ist gefragt, denn es gilt, große Mengen feuchter Biomasse ohne Verstopfungen durchzuschleusen. Im Ergebnis macht der Anteil an verwertbaren Samen vielleicht ein Viertel der Tankfüllung aus. Viele Arten laufen zweimal durch den Drescher, bleiben nach dem ersten Durchgang auf Schwad liegen und werden erst beim zweiten Durchgang ernsthaft gedroschen. Für jede Art gibt es spezielle Einstellungen, und im Ergebnis erreichen einige Kilo (Glockenblume) bis zu einer Tonne pro Hektar (Wilde Möhre, Schwingelgräser) den Hof.

Trocknung : Hat es das Erntegut auf den Hof geschafft, muss es mit viel Fingerspitzengefühl getrocknet werden. Bei kleinen Mengen geht dies auch heute noch durch Ausbreiten auf Folien und regelmäßiges Wenden des geernteten Materials, so wie wir es heute noch von Kaffee und Kakao kennen. Bei größeren Mengen wird das Erntegut mit warmer Luft bei maximal 38°C in Holzboxen oder speziellem Hänger getrocknet. Wird es den Samen zu warm, verlieren sie ihre Keimfähigkeit, die je nach Art mit 30 bis 80 % ohnehin nicht sehr ergiebig ist, bleiben sie zu lange feucht, ebenfalls. Häufig wird am späten Nachmittag oder frühen Abend geerntet, also keine Arbeit für Personen, die pünktlich Feierabend machen wollen!

Reinigung: Die letzte Stufe auf dem Hof birgt noch einmal einige Herausforderungen. Das getrocknete, aber alles andere als homogene Material muss gründlich gereinigt und von allen Fremdbestandteilen befreit werden. Dabei läuft das Erntegut über mehrere Reinigungsstufen (Windsichter, Siebe, Trieure, Reiber). Neben Pflanzenteilen werden vor allem Samen entfernt, die hier nicht hingehören, es aber doch bis hier geschafft haben. Die Bilder von dem Kornblumenfeld zeigen, dass man auch Mohnsaaten und Samen der Lichtnelke zu erwarten hat. Nach jeder Art, die die Reinigung durchläuft, muss die gesamte Anlage selbst penibel gesäubert werden, um Verunreinigungen des Saatguts auszuschließen. Bei ca. 50 Arten kann man sich vorstellen, dass dies viel Know-how erfordert. Auf dem Hof werden nicht nur die eigenen Erntemengen, sondern auch die Ernten der anderen 15 Landwirte aus der Region angenommen, getrocknet und gereinigt. Der gesamte Erntezeitraum dauert von Mai bis September, die Reinigung häufig noch deutlich länger.

Das fertige Regiosaatgut: Nach der Reinigung folgt noch die Abfüllung in Papiersäcke, die eine genaue Auszeichnung und Farbcodierung aufweisen. Diese werden dann per LKW in die Zentrale von Zeller Saatgut gebracht, wo die Samenmischungen erstellt und verkauft werden. Dabei wird genau darauf geachtet, dass nur Samen einer Region zusammenkommen. Regiosaatgut wird gerne im Landschaftsbau eingesetzt, als Straßenbegleitgrün und auf Renaturierungsflächen. Auch Landwirte verwenden es, insbesondere im Vertragsnaturschutz. Auch einige Agrarumweltpramme schreiben die Verwendung vor, doch hier ist die Planbarkeit für den Saatgutproduzenten eine wahre Herausforderung, weil die erlaubten Bestandteile der gewünschten Mischung oft nur kurzfristig bekannt gegeben werden. So heißt es immer flexibel sein und ein breites Spektrum an Ausgangsmaterial für die Vermehrung bereithalten. Zum Glück behalten viele Wildpflanzen ihre Keimfähigkeit sehr lange – bei einigen sind es sogar mehrere Jahrzehnte!

Unser Fazit: Hier sind Profis am Werk, die auch die Praktiker unter uns sehr beeindruckt haben! Die Vermehrung von Wildsaaten mag quantitativ eine Nische sein, aber 50 Arten zu managen, von denen jede einzelne eine Diva ist, das ist mit „klassischem Ackerbau“ nur bedingt zu vergleichen. Wenn Sascha Hartig gefragt wird, ob er sich noch einmal mit Rüben, Weizen, sogar Kartoffeln beschäftigen möchte, dann winkt er ab – nicht aus Geringschätzung, sondern weil er die Herausforderung der Artenvielfalt liebt.

Text: Verena Bosse, Jens Ditter, Ruth Franken, Dr. Tania Runge

 

 

 

 

 

 

Neues VDL-Mitglied: die Gartenbau-Versicherung VVaG, Wiesbaden

Foto: Gartenbau-Versicherung VVaG

Dr. Dietmar Kohlruss (li.), Vorstand und Christian Senft (re.), Vorstandsvorsitzender der Gartenbau-Versicherung VVaG.

Die Gartenbau-Versicherung ist der grüne Spezialversicherer des europäischen Gartenbaus. Über 14.000 Mitgliedsbetriebe aus neun Ländern Europas vertrauen ihr die Absicherung ihrer Sachwerte und Erträge an. Das Selbstverständnis als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit prägt die Unternehmenskultur seit der Gründung 1847 bis heute. Fairness und ein respektvoller Umgang mit den Mitgliedsbetrieben, den Mitarbeitenden und den Partnern aus der grünen Branche werden hier großgeschrieben.

Branchenspezifischer Versicherungsschutz

Bei allen Aktivitäten hat die zuverlässige Absicherung der Mitgliedsbetriebe gegen die branchenspezifischen Gefahren aus Natur, Technik und durch Feuer oberste Priorität. Das zeigt sich zum einen in den modular aufgebauten Versicherungslösungen, die sich optimal an die verschiedenen Bedürfnisse von Gartenbauunternehmen unterschiedlicher Größe und Struktur anpassen lassen – und von der Produktentwicklung bedarfsgerecht und unter Berücksichtigung technischer Neuerungen auch stets weiterentwickelt werden. Zum anderen unterstützen die Experten der Gartenbau-Versicherung ihre Mitglieder bereits bei der Risikoprävention: mit individueller Beratung durch die Risikomanager und der Bereitstellung detaillierter Informationsmaterialien zu verschiedenen Risikothemen.

Im konkreten Schadenfall hilft die Gartenbau-Versicherung schnell und unbürokratisch. Der betreuende Risikoberater macht sich vor Ort ein Bild vom Schaden, berät den Mitgliedsbetrieb mit fundierter Sachkenntnis bei der Schadenbehebung und leitet die schnelle Regulierung in die Wege. Bei Kulturschäden werden oft auch ehrenamtliche Schätzer mit hoher Gartenbau-Expertise hinzugezogen, um eine fachgerechte Beurteilung zu gewährleisten.

Spannende Karrierechancen

Generell lässt sich sagen: Aus der Kombination von Versicherung und Gartenbau erwachsen interessante Aufgabenfelder, gerade auch für Nachwuchskräfte der grünen Branche. Genauso sind aber auch IT-Experten und andere Fachkräfte gefragt, die Lust auf eine sinnstiftende Tätigkeit in einem international geprägten, grünen Umfeld haben.

Weiterführende Informationen zur Gartenbau-Versicherung, die angebotenen Versicherungslösungen und aktuelle Karrierechancen sind auf der Website zu finden:

www.gartenbau-versicherung.de

Text: Gartenbau-Versicherung VVaG

VDL-Bayern: Fachexkursion „Vermarktungsmethoden entlang der Wertschöpfungskette“

Bild: Wolfgang Filter

Die am 9. Juli 2025 von der VDL-Landesgruppe Bayern durchgeführte Fachexkursion fand bei den Agrar-Studierenden des Hochschulstandorts Freising/Weihenstephan großen Anklang. Unter dem Titel „Vermarktungsmethoden entlang der Wertschöpfungskette“ bekamen die Teilnehmenden spannende Einblicke in die Fleisch-, Gemüse- und Milch-/Käsevermarktung und konnten mit der Besichtigung einer Indoor-Weizen-Versuchskammer einen Blick in die Zukunft werfen.

Erste Station war die Metzgerei Stuhlberger in Wartenberg, die sich auf die Schlachtung und Verarbeitung von Schweinen und Ochsen spezialisiert hat. Geschäftsinhaber Dr. Ludwig Stuhlberger, der außer der Ausbildung zum Metzger auch ein Tierarzt-Studium absolviert hatte, leitete die Betriebsbesichtigung mit einem ebenso offenen wie spannendem Abriss der Familien- und Betriebsgeschichte ein. Dabei erwies er sich als einer der Pioniere der Strohhaltung bei Schweinen. Sein Bericht von der anfänglichen und bei einigen Erzeugerbetrieben immer noch vorhandenen Reserviertheit gegenüber dieser Haltungsform zeigte eindrucksvoll die Probleme und Widerstände auf, die fortschrittliche Betriebe bei der Realisierung ihrer innovativen Ideen oftmals zu überwinden haben. Der anschließende Rundgang durch alle Abteilungen des Schlachtbetriebes endete mit einer Verkostung frisch zubereiteter Weißwurst, die von den Teilnehmenden dankend angenommen wurde.

 

Als zweites wurde die Versuchskammer für Indoor-Weizen in TUMmesa besichtigt. Der Model Ecosystem Analyser der Technischen Universität München (TUMmesa) ist ein technische aufwendige Forschungsinfrastruktur, die es ermöglicht alle Klimaparameter für das Pflanzenwachstum präzise zu steuern. Die Gruppe besichtigte mit Sebastian Eichelsbacher die Forschungsarbeiten zum Indoor-Weizen im Vertical Farming. Nach einer kurzen Einführung zum Vertical Farming System, ging es im Folgenden um die kontrollierten Klimabedingungen. Diskutiert wurden die Anforderungen an die LED-Beleuchtung, Temperatur und Luftfeuchtigkeitssteuerung, Belüftung und Co2-Anreicherung. Des Weiteren konnten die Teilnehmer sehen, wie der Weizen ohne jegliches organische Material und mit den Wurzeln direkt in der Nährlösung in einem hydroponischen Tiefenwassersystem wächst. Begeistert hat die Gruppe die kurze Wachstumsdauer von unter 70 Tagen und die hohe Bestandesdichte. Es gab viele Fragen zu den Vor- und Nachteilen des Systems. So beispielsweise zu dem hohen Energieverbrauch, der eine der größten Herausforderungen für das Vertical Farming im Allgemeinen darstellt, wohingegen der Wasserverbrauch minimal ist und Pflanzenschutzmittel nicht eingesetzt werden.

 

Treffpunkt zur dritten Station waren die Gemüsefelder des Biohofs Großmann, der in Vierkirchen-Pasenbach und Umgebung auf 600 ha im zweijährigen Wechsel Getreide und Hackfrüchte anbaut und vermarktet. Zur Erholung des Bodens und zur Stickstoffsammlung wird alle 5 Jahre Kleegras angebaut. Mathias Großmann-Neuhäusler, der im Laufe der Jahre gemeinsam mit seinem Bruder und Vater den elterlichen Betrieb in etwa um das Zehnfache vergrößert hat, erklärte auf dem Acker und anschließend auf der Hoffläche, welche Chancen – aber auch welche Probleme der Anbau und die Vermarktung insb. der Gemüsekulturen mit sich bringen. Hauptunsicherheitsfaktoren und damit Risikoträger waren und sind das Erschließen und der Aufbau von Vermarktungswegen inkl. der damit einhergehenden Preisschwankungen. Dies kommt insb. bei den arbeitsintensiven Gemüsesorten wie Kohl, Zwiebeln, Gurken, Karotten etc. zum Tragen. Für die Teilnehmenden wurde sichtbar, dass solch ein Betrieb viel Engagement, Risikobereitschaft, Entscheidungsfreude und unternehmerisches/kaufmännisches Können erfordert.

 

Den Schlusspunkt der Tagesexkursion setzte Hubert Stadler, der sich in den Herrmannsdorfer Landwerkstätten in Glonn mit einer eigenen Käserei eingemietet hat und dort jährlich ca. 600.000 Liter Milch zu verschiedenen Käsesorten verarbeitet und über mehrere Wege vermarktet. Käsermeister Stadler stellt mit viel Erfahrung, Gefühl und Zeit in aus frischer unbehandelter Milch ortsansässiger konventionell wirtschaftender Bauern ungefähr 20 Käsesorten her, unter denen der Heumilchkäse eine besondere Spezialität ist. Es war für alle interessant zu erfahren, wie aus der Rohmilch über die Vorreifezeit, das Einrühren des natürlichen Kälberlabs, den Stillstand um das Eindicken der Milch dann der Käsebruch mit der Harfe je nach Käsesorte unterschiedlich groß geschnitten und entsprechend lange gerührt und – vor allem bei Hartkäsesorten – nochmals erwärmt wird, um anschließend in den jeweiligen Käseformen die Entmolkung und Festigung stattfinden zu lassen, bevor die  Käselaibe in die Salzbäder gehen und schlussendlich mit reinem Steinsalz abgerieben werden. Der bei der abschließenden Besichtigung der Käsekeller entstandene Appetit wurde – sehr zum Gefallen der Teilnehmenden – mit einer Verkostung eines Brie und eines „alten Herrmannsdorfer“ gestillt.

Text: Wolfgang Filter & Sebastian Eichelsbacher

Bilder: Wolfgang Filter

Machen Sie mit: Frauen in Führungspositionen in den Bereichen Agrar, Ernährung und Gartenbau – Studienprojekt des VDL-Bundesverbandes

Foto: Pixabay

Der VDL hat eine aktuelle Studie beauftragt, die von Prof. Dr. J.-P. Loy von der Macke-Loy GbR zusammen mit dem Lehrstuhl für Marktlehre am Institut für Agrarökonomie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, wissenschaftlich bearbeitet wird. Der Stand von Frauen in Führungspositionen in den Bereichen Agrar, Ernährung und Gartenbau aber auch in der gesamten Grünen Branche ist Gegenstand der aktuellen Untersuchung.

Bereits 2020 hat sich der VDL mit diesem Thema beschäftigt. Seither gab es zwar Veränderungen in der Branche, aber wie ist der aktuelle Stand und wie hat sich die Situation seither entwickelt? Das soll das Studienprojekt nun mit der Erstellung eines aktuellen Lagebildes erarbeiten. Anschließend sollen die Ergebnisse mit Politik, Verbänden, der Wirtschaft und auch den Hochschulen im Rahmen unseres VDL-Fachforums im Oktober in Berlin diskutiert werden.

Gefördert wird das Projekt von der Landwirtschaftlichen Rentenbank. Die Ergebnisse werden im 4. Quartal 2025 erwartet.

Die Befragung dauert weniger als 15 Minuten. Sie finden hier den Fragebogen für den öffentlichen Dienst und Verbände und hier die Version für Unternehmen.

Teilen Sie den Link gerne. Der VDL freut sich über eine umfangreiche Teilnahme.

 

Text: Tobias Dammeier