VDL-NDS: Exkursion: Knappe Agrarflächen für PV oder Moor?

Fotos: Dr. Tania Runge, Dominic Runge

Dass die Landwirtschaft auf den Klimawandel reagieren muss, ist unstrittig. Allerdings stehen viele Wege zur Diskussion und konkurrierende Ansprüche an knappe Flächen lösen heftige Kontroversen aus. Jetzt sollen landwirtschaftliche Flächen für die Energieversorgung aus Photovoltaik oder für die Speicherung von CO2 und Wasser in renaturierten Mooren aus der Nutzung genommen werden, um nur zwei Beispiele zu nennen. Welche Konzepte werden entwickelt, um diese Zielkonflikte zu lösen – oder anders: Wie sehen unsere Agrarlandschaften der Zukunft aus? Zwei unterschiedliche Akteure haben uns ihre Konzepte und Forschungsergebnisse dazu vorgestellt.

SUNfarming – Potenziale von Agri-PV-Anlagen

Einer der wesentlichen Kritikpunkte im Hinblick auf die Nutzung von Freiflächen für Photovoltaik ist der damit einhergehende Verlust landwirtschaftlich genutzter Flächen. Hier setzt die SUNfarming GmbH mit einem neuen Konzept an, das grundsätzlich eine landwirtschaftliche Nutzung der Flächen in verschiedenen Varianten unter den Solarmodulen vorsieht und diese baulich entsprechend gestaltet. In Rathenow unterhält das Unternehmen neben einer Biogasanlage und einem Solarpark auch ein Forschungs- und Innovationszentrum, in welchem PV-Anlagen mit unterschiedlichen landwirtschaftlichen Nutzungen kombiniert und auf technische Anforderungen und wirtschaftliche Parameter hin untersucht werden. Dabei arbeitet das Forschungs- und Innovationszentrum auch mit Instituten und Universitäten zusammen.

Der für die landwirtschaftlichen Projekte verantwortliche Manager Stephan Franke stellte der Gruppe zunächst das Unternehmen vor und erläuterte die hier entwickelten Agri-Solarkonzepte auf Grünland, Acker- und Stilllegungsflächen. Er erläuterte die möglichen Kombinationen einer Agri-Solaranlage mit den Richtlinien der erneuerten Gemeinsamen Agrarpolitik 2023 (GAP). Ein Schwerpunkt dabei lag auf den Standards des guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustands der Flächen (GLÖZ). Es wurden interessante Details zum Erhalt des landwirtschaftlichen Status der Böden durch Agri-Solaranlagen nach der DIN SPEC Norm 91434 „Agri-Photovoltaik“ und der neuesten Gesetzesänderung des Baugesetzbuches vorgestellt und mit den Exkursionsteilnehmern diskutiert.

Eine Agri-PV-Anlage ist nicht dazu konzipiert, wesentliche Renditen über die Stromerzeugung zu erzielen. Der Ansatz hier ist die Stromerzeugung bei gleichzeitiger Weiternutzung der unter den Solarmodulen befindlichen Fläche in Kombination mit positiven Effekten der Solaranlage. Die spezielle Konstruktion der teils lichtdurchlässigen Doppelglasmodule erlaubt verschiedene Einsatzbereiche. Sie bieten Schutz vor Hagel, aber auch vor intensiver Sonneneinstrahlung und schaffen ein verbessertes Mikroklima. Beim Bau auf Lücke entstehen Tropfenreihen, so dass Regenwasser gleichmäßiger verteilt und in seiner Wucht abgemildert wird. Diese positiven Effekte sind durchaus geeignet, die Ertragsverluste durch verringerte Lichteinstrahlung zu kompensieren. Der Stromertrag aus diesen Anlagen ermöglicht unter guten Bedingungen eine Amortisation.

Ein spezielles Beispiel ist Agri-PV im Obstbau als Alternative zu Schutznetzen. Zwar gibt es noch Produktionsprobleme wie schlechtere Ausfärbung der Äpfel im oberen Drittel, der Schutz vor Starkregen, Hagel und Sonnenbrandschutz ist jedoch sehr positiv. Es gilt abzuwägen zwischen Lichtklappen und geringerer Stromproduktion. Ein Hinderungsgrund für die Installation von Agri-PV speziell im Alten Land ist der Status als „Kulturelles Sachgut“, hier spielt die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes eine Rolle.

Aktuell wird an Konzepten gearbeitet, wie Solaranlagen im Kontext der Wiedervernässung landwirtschaftlich genutzter, entwässerter Moorböden zum Klimaschutz beitragen können. Allerdings sind hier noch viele Herausforderungen zu bewältigen. In Niedersachsen ist eine 25 ha große Moor-PV in Planung, wo grundsätzlich ein Einverständnis von Seiten der Landeigentümer/ Landwirte besteht. Problematisch ist allerdings, dass der Landkreis aktuell eine Vollvernässung und den vollständigen Verzicht auf landwirtschaftliche Nutzung fordert.

Abschließend stellte Michael Bleiker, Betriebsleiter in Rathenow, bei einem Rundgang die Forschungsanlagen vor und demonstrierte spannende Details. So ist es beispielsweise wichtig, die Kanten des Ständerwerks bei Beweidung der Flächen mit Rindern abzurunden, damit diese nicht durch „Schubbern“ die Standfestigkeit der Anlagen gefährden. Weitere Nutzungen sind hier u.a. die Erzeugung von Obst, Kräutern und Tomaten sowie die Haltung von Rindern, Schafen und Geflügel. Letzterem bieten die Solarpaneele nicht nur Beschattung, sondern auch Schutz vor hungrigen Raubvögeln. Die beim Imbiss gereichten Tomaten wurden auf der Station unter Solarpaneelen produziert und überzeugten die Teilnehmenden durch ihren intensiven Geschmack.

ZALF Paulinenaue – Perspektiven der Wiedervernässung von Mooren

Ca. 30 km westlich von Berlin betreibt das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) auf einem 1949 gegründeten Niedermoorforschungsstandort im Havelländischen Luch die Forschungsstation Paulinenaue mit 60 ha Grünland. Dr. Axel Behrend, Leiter der Station, und Prof. Frank Eulenstein, Leiter der Arbeitsgruppe Nachhaltige Grünlandsysteme, stellten den Teilnehmenden zunächst den Standort Paulinenaue als einen der drei Versuchsstandorte des ZALF neben Dedelow und Müncheberg vor.

In Paulinenaue werden in einer der größten Grundwasserlysimeteranlagen Europas (über 100 Lysimeter, 15 verschiedene Bodenarten) umfangreiche Untersuchungen zur Wasserbilanz und Nährstoffdynamik von Niederungslandschaften durchgeführt. Für Grünlandversuche zur Beweidbarkeit von wiedervernässtem Niedermoor werden u. a. eigene Uckermärker Rinder eingesetzt. Außerdem laufen hier Dauerversuche zur Düngung, Biodiversität, Moormineralisation, Wasserbedarf und Bestandesentwicklung von Grünland.

Von den über 200.000 Hektar Moorflächen in Brandenburg werden rund 95 Prozent land- oder forstwirtschaftlich genutzt. Auf Grundlage der Moorschutzstrategie der Bundesregierung werden durch das ZALF Projekte zur Bewirtschaftung von wiedervernässten Moorstandorten initiiert und wissenschaftlich begleitet. Die Wiedervernässung von Mooren soll einen Beitrag zur Reduzierung der Freisetzung von CO2 aus Moorböden mit einem sinkenden Grundwasserstand leisten. Der Forschungsansatz des ZALF dazu stellt auf eine landwirtschaftliche Nutzung der wiedervernässten Moorflächen ab. Begleitet wird die Forschung durch die Nutzung der Ergebnisse der Grundwasserlysimeteranlage.

Bei der Zusammenarbeit mit dem ZALF  können die Landwirtschaftsbetriebe selbstständig entscheiden, welche Empfehlungen des Forschungsteams sie für ihre Standorte übernehmen. Dabei soll eine Kompensation des Verlustes der Wertschöpfung, welche mit der eingeschränkten Nutzungsmöglichkeit der Moorfläche durch die Wiedervernässung einhergeht, erreicht werden. Diese liegt bei einer durchschnittlichen Viehbesatzdichte von 1,5 GV/ha bei Milchviehhaltung bei ca. 3.000 €/ha. Der Ansatz im ZALF Paulinenaue besteht darin, Einkommen durch eine Kombination aus Biomasseanbau in sogenannter Paludikultur, mit Konzepten für die angepasste Tierhaltung und -fütterung sowie durch einen finanziellen Ausgleich durch den Staat zu generieren.

Aber auch unter diesen Rahmenbedingungen bleibt eine nachhaltige Wiedervernässung von Moorstandorten eine große Herausforderung, da dazu dauerhaft enorme Wassermengen benötigt werden, die oftmals unter den heuten Bedingungen nicht mehr vorhanden sind. In diesem Zusammenhang erläuterte Dr. Behrend, dass ein nicht genutzter Grünlandaufwuchs auf einer Moorfläche eine hohe Verdunstungsrate aufweist und ein möglichst früher Schnitt eines solchen Aufwuchses somit eine wassersparende Maßnahme darstellt.

Kritisch sehen die Wissenschaftler in Paulinenaue auch, dass die Ergebnisse der langjährigen Versuche zur CO²-Minderung bei weitem nicht das Einsparpotenzial verifizieren, von dem die Politiker bei ihren Plänen ausgehen. Auch die Methanbildung bei der Wiedervernässung werde noch zu wenig beachtet.

Text: Torsten Hansen, Dr. Tania Runge

 

VDL-Messerundgang auf der AgriTechnica am 16. November 2023

Foto: VDL

Hochschule trifft Praxis – Wie gelingt der Berufseinstieg?

Der VDL-Bundesverband und der VDL Landesverband Niedersachsen laden ein zu zwei Messerundgängen über die AgriTechnica 2023. Die AgriTechnica ist die weltweit größte Leitmesse der Landwirtschaft. Bei den Messerundgängen berichten Personaler über typische Berufsfelder für Agrarier, erläutern ihre Anforderungen an Bewerber und geben einen Überblick über aktuelle Jobperspektiven, Praktika, Bachelor- und Master-Arbeiten.

Die VDL-Messerundgänge richten sich an Studierende aller relevanten Studiengänge und Berufseinsteiger. Personalverantwortliche stellen ihre Unternehmen bzw. Institutionen vor und geben einen Überblick über typische Berufsfelder für Agrarier in ihren Branchen. Sie erläutern ihre Anforderungen an Bewerber und berichten über die aktuellen Jobperspektiven in ihren Unternehmen. Neben den beruflichen Einstiegsmöglichkeiten informieren sie auch über Praktika sowie die Möglichkeit, Bachelor- und Master-Arbeiten im Unternehmenskontext zu verfassen.

PROGRAMM

09.30 Uhr Treffen am Eingang West (Messebahnhof Laatzen), Begrüßung und Einführung

09:45 Uhr Beginn der Rundgänge (Hallen 9 und 12)

13:00 Uhr Gemeinsamer Standbesuch beim BMEL mit Mittagsimbiss (Halle 24)

14:30 Uhr Podiumsdiskussion (Forum Halle 24)

15:30 Uhr Networking mit Unternehmensvertretern am Stand der DLG (Halle 24)

Am Anschluss besteht die Möglichkeit, den Messebesuch individuell fortzusetzen und an der Young Farmers Party teilzunehmen.

 

Rundgang 1:

Horsch Maschinen GmbH:

Weltweit führender Hersteller von innovativer Landtechnik und modernen Lösungen für die Bereiche Bodenbearbeitung, Aussaat und den Pflanzenschutz mit mehr als 3.300 Mitarbeitenden.

Solana GmbH:

Die Solana-Gruppe züchtet moderne Kartoffelsorten und produziert und vertreibt hochwertige Pflanzkartoffeln. Neben der Züchtung und dem Vertrieb gehören die fachliche Beratung bei der Sortenauswahl und beim Anbau der Kartoffeln sowie die Organisation und Abwicklung der internationalen Logistik zu den Leistungen des Unternehmens.

CONCORDIA Versicherungen:

Die Concordia wurde 1864 von Landwirten gegründet, gehört zu den erfahrensten landwirtschaftlichen Versicherern in Deutschland und bietet ganzheitliche Sicherheitslösungen für den Betrieb und die landwirtschaftliche Familie.

 

Rundgang 2:

Vereinigte Hagelversicherung:

Spezialversicherer für die Absicherung gegen Ertragsverluste durch witterungsbedingte Risiken. 8 Bezirksdirektionen und ca. 250 Mitarbeiter in ganz Europa. Rund 2.500 Agenturen betreuen und beraten über 110.000 Mitglieder in Versicherungsfragen. Bundesweit sind rund 1.000 sachverständige Experten mit der Schadenregulierung vor Ort befasst.

AMAZONEN-WERKE:

Global Player der Landtechnikindustrie. Zu den Amazone Kernkompetenzen zählen heute die aktiv und passiv arbeitende Bodenbearbeitungstechnik, Sämaschinen und Einzelkornsämaschinen, Düngerstreuer und Pflanzenschutzspritzen. 9 Produktionsstandorte, über 2.000 Mitarbeitende. Der Exportanteil lag 2022 bei 80 %.

Yara GmbH & Co. KG:

Yaras Fachwissen, Produkte und Lösungen leisten einen Beitrag zum Geschäftswachstum von Landwirten, Handels- und Industriekunden. Weltweit präsent mit mehr als 17.000 Mitarbeitern und Standorten in über 60 Ländern.


Rahmenprogramm

Karriere-Optionen bei den Landwirtschaftskammern: Referendariat und weitere Wege des Berufseinstiegs in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen.

Campus & Career Karrieretalk: Vom Pflug zum Algorithmus: KI in der Landtechnik – Segen oder Fluch für die Arbeitswelt?

Career & Networking Event am Young Farmers Day: Begegnung mit Unternehmensvertretern am Stand der DLG

Teilnahmebedingungen
• Etwas Vorbereitung und Fragen der Teilnehmer werden von den Gastgebern ausdrücklich erwartet – hinterlassen Sie einen guten Eindruck!
• Für VDL-Mitglieder stehen Eintrittskarten zur Verfügung.
• An jedem Rundgang können maximal 15 Personen teilnehmen.
• Kurzfristige Programmanpassungen bleiben vorbehalten.
• Verbindliche Anmeldung bis 12.11.2023.

Programm Messerundgang AgriTechnica 2023

 

Text: VDL

 

Anmeldung mit Online-Formular

Innovative Technik beim Mähdreschen fördert die Artenvielfalt

Foto: Rainer Waldhardt

Auffangen von Wildkräutersamen während der Getreideernte kann den Herbizideinsatz reduzieren – Aussaat der Samen auf Blühstreifen am Ackerrand.

Klatschmohn, Kornblume und Feldrittersporn sind mittlerweile ein seltener Anblick. Durch den Einsatz von synthetischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln bilden kulturbegleitende Ackerwildkräuter heute die am stärksten gefährdete Artengruppe in Mitteleuropa. Mit einem innovativen Verfahren beim Mähdreschen kann der Einsatz von Herbiziden verringert und die Artenvielfalt gefördert werden. Das Prinzip: Während der Getreideernte werden im Mähdrescher die Samen von Wildkräutern abgetrennt und aufgefangen. Diese gelangen somit nicht wieder auf den Acker, sondern können in Blühstreifen am Feldrand ausgesät werden. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) waren an der Erprobung dieses Verfahren bereits beteiligt und entwickeln es nun mit verschiedenen Partnern im Projekt „Entwicklung nachhaltiger Mähdruschtechnik für den Ökolandbau in Hessen“ (BioDruschTec) weiter. Das Land Hessen fördert das Projekt im Rahmen des Ökoaktionsplans Hessen von 2023 bis 2026 mit rund 655.000 Euro.

Ackerwildkräuter, die neben den ausgesäten Kulturpflanzen auf Äckern gedeihen, haben eine Schlüsselrolle für die Biodiversität. Sie bilden eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten, die wiederum Nahrung für Kleinsäuger und Vögel des Offenlandes sind. „In Deutschland hat die Landwirtschaft einen Anteil von rund 52 Prozent an der Flächennutzung“, so Prof. Dr. Rainer Waldhardt von der Professur für Landschaftsökologie und Landschaftsplanung der JLU, der das Projekt eingeworben hat und leitet. „Aufgrund dieses hohen Anteils sind großräumige und produktionsintegrierte Maßnahmen für eine naturnahe Landwirtschaft von besonderer Bedeutung für den Erhalt der Artenvielfalt.“ Neben der JLU sind Agrartechniker der Technischen Hochschule Bingen und der Universität Hohenheim, der Wasser- und Bodenverband Marburger Land (WBV), ein Schlosserbetrieb und mehrere Biolandwirte aus der Region sowie der Fachbereich Ländlicher Raum und Verbraucherschutz des Landkreises Marburg-Biedenkopf an dem Projekt beteiligt.

Mit der innovativen Mähdruschtechnik wird während der Getreideernte der Samen der im Getreide vorhandenen Begleitkräuter mit speziellen Gebläse- und Siebvorrichtungen von der Spreu getrennt und separat in einem Behälter aufgefangen. „Mittel- bis längerfristig kann das sukzessive Abschöpfen von Wildkrautsamen beim Mähdrusch den ‚Unkrautdruck‘ auf Ackerflächen verringern“, sagt Prof. Waldhardt. Das ist wichtig, denn die erneut keimenden Wildkräuter werden nach der gängigen konventionellen Praxis mit Herbiziden bekämpft – neben dem Arbeits- bzw. Kostenfaktor für das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln stellt eine solche Behandlung auf Dauer eine erhebliche chemische Belastung für die Böden, das Grundwasser, die angebauten Nahrungsmittel sowie eine Gefährdung der Biodiversität dar.

Der Prototyp einer Technik zum Auffangen von Wildkrautsamen während des Erntedruschs, mit der Mähdrescher nachgerüstet werden können, war von 2019 bis 2022 in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Ländlicher Raum und Verbraucherschutz des Landkreises Marburg-Biedenkopf und neun Landwirten aus der Region entwickelt und erprobt worden. An diese Ergebnisse knüpft das BioDruschTec-Projekt an.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Professur für Landschaftsökologie und Landschaftsplanung der JLU erheben in dem Projekt populationsökologische Daten zur Ackerbegleitflora und ihrer Dynamik. Ihre Untersuchungen werden auf biologisch bewirtschafteten Ackerflächen im Landkreis Marburg-Biedenkopf durchgeführt. Zudem wird die neue Mähdruschtechnik optimiert.

Bericht von der Kirgistan Expedition 2023

Vier Klimazonen, ~ 700.000 Pferde, ~ 10 Millionen Schafe, Höhenlagen zischen 394 bis 7.439 m, unendliche Weite der Steppen und mittendrin neun abenteuerlustige VDL-Mitglieder: Vom 06. bis zum 26. August schlossen wir uns als VDL-Mitglieder unterschiedlichster Landesverbände einer Expedition ins ferne Kirgistan an, um Land, Leute und Landwirtschaft kennenzulernen. Unter der Leitung von Dipl. Ing. Stephan Flechtner, Gründer des Instituts für Ökologie mit Sitz in Bischkek, bereisten wir in einer Gruppe von insgesamt 43 Personen vor allem den Norden und die Mitte des Landes. Die mitreisenden Menschen, ihre Lebensgeschichte, ihre Offenheit und die geteilte Abenteuerlust erwiesen sich als ansteckend und überaus wertvoll für die gemeinsame Reise. Die Gruppe wurde tagsüber jeweils in die zwei Fachgruppen „Geowissenschaften“ und „Landwirtschaft“ unterteilt. Ein typischer Tag bestand aus mehreren Vorlesungen sowie fachlichen und außerfachlichen Programmpunkten und Stopps. Dabei brachten uns ehemalige, umgebaute Militärlastwagen mitsamt unserem Gepäck auf dem Dach verstaut (inklusive Zelte) auf den einfachen Straßen Kirgistans sicher auf Höhen von mehr als 3.000 m über N.N.

90 % der Landesfläche Kirgistans liegen über 1.500 m und sind bergig, was als Hauptgrund dafür angesehen werden kann, dass 87 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche Weideland bilden. Die Weidetierhaltung war während der gesamten Reise omnipräsent, wobei die Pferdehaltung dabei einen prominenten und tief verwurzelten Anteil in der bis 1933 stark nomadisch geprägten Kultur des Landes hat. Anders als in Europa werden die Stuten in Kirgistan bis zu sechsmal am Tag gemolken. Kumys, vergorene Stutenmilch, ließ sich auf allen Basaren im Land finden und wurde uns von den überaus gastfreundlichen Kirgisen zur Verkostung dargeboten. Neben Pferden haben Schafe (vorrangig das Fettschwanzschaf) eine weiterhin große Bedeutung, gefolgt von Milchkühen und vereinzelt auch Yaks. Die Haltung findet äußerst extensiv statt, wobei die Probleme von Überweidung an mehreren Stellen aus futterbaulicher und geobotanischer Sicht erkenntlich wurden. Der Besuch eines hochmodernen Futtermittelwerks hat uns gezeigt, dass die Tierernährung im Land Fortschritte macht und sich tendenziell bedarfsgerechter entwickelt.

Im Verlauf der Reise begleitete uns unter anderem Prof. em. Dr. Rüdiger Anlauf von der Hochschule Osnabrück. Als Bodenkundler verstand er es, uns und den anderen Expeditionsteilnehmer*innen die äußerst diversen Böden sowie geologischen Besonderheiten Kirgistans anschaulich und praxisnah zu erläutern. In den ackerbaulich genutzten Regionen des Landes, bietet die häufig anzutreffende Schwarzerde eine äußerst vielversprechende Basis für gute Erträge. Bedingt durch das zum Teil stark niederschlagsarme Klima und den damit einhergehenden negativen Wasserbilanzen sind vielerorts Bewässerungssysteme installiert worden. Im Tschüi-Becken, was im Norden des Landes liegt, konnten so mehr als 300.000 ha Ackerland nutzbar gemacht werden. Die Gersten- und Weizenbestände rund um den größten See des Landes, dem Yssyköl, wiesen in diesem Jahr dennoch Erträge von lediglich 2 bis 3 t / ha auf. Ursächlich sind neben dem potenziellen Mangel an Wasser auch fehlende bzw. unzureichend eingesetzte Betriebsmittel (Diesel, Mineraldünger, Pflanzenschutzmittel und moderne Sorten), vor allem aber das fehlende Wissen unter den Landwirt*innen. Auf Basis unserer Erfahrungen und der vielen geführten Gesprächen auf der Reise, fehlen Strukturen für den Wissenstransfer sowie zur Beratung, ähnlich wie wir sie in Deutschland kennen und zu schätzen wissen. Vor dem Hintergrund, dass die Bruttowertschöpfung des Sektors „Landwirtschaft“ in Kirgistan ca. 18 % des Bruttoinlandsproduktes ausmacht, wird die Bedeutung potenzieller Beratungsstrukturen noch einmal deutlicher.

Neben den agrarwissenschaftlichen Aspekten haben wir in den drei Wochen viel über die Botanik der verschieden zonalen und extrazonalen Vegetationszonen Kirgistans gelernt. Überdies standen auch Themen wie Geologie, Hydrologie, Geschichte, Politik, Kultur und Brauchtümer der kirgisischen Gesellschaft auf dem Plan. Im Rahmen verschiedenster Tages-Wanderungen gelangten wir zu Fuß auf Höhen von bis zu 4050 m und konnten uns ein eigenes Bild, von der leider sehr starken Gletscherschmelze im Land machen (19 % Flächenverlust in den vergangenen 30 Jahren). Kirgistan zeichnet sich durch eine kaum beschreibbare Weite aus, die in Verbindung mit den von uns besuchten Seen Yssyköl (1.607 m über N.N.) und Söngköl (3.016 m über N.N.) eine Schönheit aufweist, die uns zusammen mit der Herzlichkeit der Menschen tief in Erinnerung bleiben werden. Für das tägliche Wohl inklusive kulinarischer Höhepunkte sorgte die immer mitreisende Feldküche, die uns tagtäglich mit drei leckeren Mahlzeiten verköstigte.

Sowohl fachlich als auch außerfachlich begegneten uns im Verlauf der Reise viele Momente, in denen die Bedeutung der ehemaligen UdSSR-Zugehörigkeit sowie dessen Zerfall sehr deutlich ersichtlich wurde. Kirgistan zählt zu den demokratischsten Ländern Mittelasiens, welches sich vorrangig in den vergangenen Jahren gegenüber westlichen Einflüssen geöffnet hat. In dem Zusammenhang waren auffallend viele (alte) Audi 80 und Audi 100 im Straßenbild präsent, was dies exemplarisch abermals unterstreicht. Dennoch bildet die Infrastruktur, welche damals in der ehemaligen UdSSR erbaut wurde, zum größten Teil die heutige genutzte Substanz. Echte Modernisierungen und Investitionen fehlen in den von uns besuchten Landesteilen, was auch ursächlich für viele vorherrschende ökologische Probleme ist. Ein Beispiel ist die insbesondere im Winterhalbjahr stark auftretende Luftverschmutzung in der Hauptstadt und Metropole Bischkek.

An dieser Stelle möchten wir uns für die Organisation rund um die Expedition herzlich bedanken und sind dankbar dafür, dass wir Kirgistan mitsamt dessen wunderschönen Naturräume bereisen konnten, verbunden mit den mannigfaltigen Eindrücken sowie den gewonnenen Erkenntnissen.

 

Die Gruppe bestand aus: Hanna Altrogge, Malte Beecken, Helena Holderberg, Anne-Kathrin Ilzhöfer, Maximilian Kreissl, Charlotte Schulze Wehninck, Sebastian Streit, Janika Schröder und Felix Wolff

Text & Fotos: Sebastian Streit und Malte Beecken

VDL Landesmitgliederversammlung NRW 2023

Foto: Sarah Neyses 

Am Samstag, den 21. Oktober 2023, hatte der VDL Landesverband NRW in die Deutschlandzentrale des Maschinenherstellers JCB eingeladen. Die diesjährige Landesmitgliederversammlung war gut besucht, das Fachprogramm war wieder vielfältig.

Zu Beginn fand die Mitgliederversammlung statt, diesmal standen zusätzlich zur regulären Tagesordnung Neuwahlen an. Als neue erste Vorsitzende wurde Annabell Kunz gewählt, ihr Stellvertreter ist nun Dr. Jürgen Roßbach. Geschäftsführerin Sarah Neyses wird ihr bisheriges Amt fortführen und als neuer Schatzmeister wurde Oliver Peters im Vorstand begrüßt. Die fünf neuen BeisitzerInnen werden den Vorstand bei seiner Arbeit in den kommenden drei Jahren unterstützen: Hanna Altrogge, Jan Kniepkamp, Christina Nacke, Christina Schröder und Gordon Stegink.

Wir bedanken uns bei unserem alten Vorstand und den Beisitzer:innen für ihre erfolgreich geleistete Arbeit und wünschen dem neuen Vorstand einen guten Start in die kommende Amtszeit.

Nach der Mitgliederversammlung folgte dann ein spannender Vortrag von Max Graff, der den VDL-Mitgliedern und Gästen einen Einblick in die Entwicklung von neuen Antriebssystemen in der Landtechnik gab. Neben dem elektrischen Antrieb wird auch auf Wasserstoff als Treibstoff auf der „Road to Zero“ fokussiert. Während des anschließenden Mittagsimbiss bot sich die Gelegenheit zum Austausch und die Möglichkeit der Testfahrten mit einigen Maschinen wurde gerne genutzt. In einem zweiten Vortrag hörten die VDL-Mitglieder von Laura Zens Näheres über die Zukunftsagentur Rheinisches Revier und wie der Strukturwandel nach dem Braunkohleausstieg begleitet wird. In den vier Zukunftsfeldern Energie + Industrie, Regionalentwicklung, Ressourcen + Agrobusiness sowie Innovation + Bildung werden zahlreiche Projekte gefördert, die das Rheinische Revier auch in Zukunft zu einem attraktiven Lebens- und Arbeitsraum machen.

Anschließend wurde noch das Waldlabor Köln besucht, dort wird in vier Themenwäldern experimentiert: Dem Wandelwald, dem Energiewald, dem Klimawald und dem Wildniswald. Bei einem Rundgang durch die verschiedenen Abschnitte erläuterte Stadtförster Michael Hundt die neuen Gehölze und Waldbilder die Aufschluss über das Aussehen und die Bewirtschaftung des Waldes der Zukunft geben sollen. Die zahlreichen Fragen der interessierten VDL-Mitglieder wurden ausführlich beantwortet und so fand die diesjährige Landesmitgliederversammlung in NRW einen spannenden Abschluss eines abwechslungsreichen und gelungenen Tages.

Text: Katharina Schubert

 

Exkursion: Wassermanagement in Ostfriesland

Fotos: Dr. Juhl Jörgensen, Christian Riede, Dr. Klaus Schröter

Exkursion: Wassermanagement in Ostfriesland

 

Lange gab es für Wasser in Ostfriesland nur eine Fließrichtung: es musste raus aus dem Land, und sollte auch draußen bleiben. Mit dem Klimawandel kommen neue Prioritäten ins Spiel. Erstmals erlebten 2018 auch Teile Ostfrieslands Phasen der Dürre. Was bedeutet das für das Wassermanagement Ostfrieslands? Wir wollten es genau wissen und uns eine Vorstellung davon machen, ob und wie sich das traditionelle Wassermanagement in Ostfriesland verändern wird.

 

Schon auf dem Weg zum ersten Treffpunkt bekamen wir einen Begriff davon, welchen Naturgewalten dieses flache Land an der Nordsee zeitweise ausgesetzt ist. Starker Regen und heftiger Wind – untypischerweise aus dem Osten – bereiteten uns schon Schwierigkeiten, die wenigen Meter aus dem Auto in die Halle des Siel- und Schöpfwerks Knock in Wybelsum zurückzulegen. Vier riesige Pumpen mit einer Leistung von 60.000 Liter Wasser – pro Sekunde! – schaffen hier eine beeindruckende Geräuschkulisse und bringen das Niederschlagswasser von 49.000 Hektar Entwässerungsgebiet in die Nordsee. Wenn Niedrigwasser ist und das Wasser – der Schwerkraft folgend – von alleine abfließen kann, werden die Sieltore geöffnet und die Pumpen haben Pause.

ausgesetzt ist.

Die Entwässerungsverbände sind für das Wassermanagement verantwortlich – sie schaffen es raus aus dem Land. Der 1. Entwässerungsverband Emden ist Eigner von 1.100 km Gewässern und betreibt neben den Siel- und Schöpfwerken Knock und Greetsiel noch 22 Unterschöpfwerke. Alle technischen Anlagen und Pegel werden zentral vom Schöpfwerk Knock aus gesteuert. Die Deichachten sorgen dafür, dass die Nordsee nicht wieder ins Land kommen kann. Sie sind verantwortlich für den Bau und die Unterhaltung der Deiche und zwischen Emden und Hamburg für ca. 610 km Deichlinie zuständig. Davon betreuen die Deichachten Krummhörn und Norden zusammen etwa 90 km. Gemeinsam managen sie das Wasser auf ehrenamtlicher Basis. Wie komplex die Aufgabe ist, dauerhaft in Abhängigkeit vom Wetter einen bestimmten Wasserstand in der gesamten Region zu halten, wurde uns im Rahmen einer Führung im Detail erklärt.

 

Am nächsten Tag genossen wir nach einem einleitenden Vortrag über die Geschichte der Leybucht das Privileg einer Besichtigungstour der besonderen Art mit Rendant Johann Oldewurtel. Die Straße am Außendeich der Leybucht entlang bis Norddeich ist durch eine Reihe von verschlossenen Toren gesichert und für jeglichen Verkehr gesperrt – Herr Oldewurtel hat als Rendant der Deichacht Norden einen Schlüssel. Er zeigte und erklärte uns, wie dem Meer das Land abgerungen wird, wie man einen wehrhaften Deich baut und vieles mehr.

Nach einer herzhaften Fischmahlzeit in Norddeich fuhren wir nach Norden zum Teemuseum, wo wir eine der schönsten Nutzungsmöglichkeiten für das weiche ostfriesische Süßwasser kennen lernten. Bei der Führung erfuhren wir, wie Tee im Allgemeinen und Ostfriesischer Tee im Besonderen erzeugt und verarbeitet wird. All die vielen „Ostfriesentees“, die man in den Supermärkten kaufen kann, sind aber keine richtigen Ostfriesentees. Nur wenn „echter Ostfriesentee“ auf der Verpackung steht, ist es wirklich einer. Im historischen Fest- und Versammlungssaal des alten Norder Rathauses erlebten wir eine Teezeremonie mit gebuttertem Rosinenbrot. Letzteres arbeiteten wir mit einer Führung durch die mittelalterliche Ludgerikirche und anschließend einem Spaziergang durch das malerische Greetsiel wieder ab.

 

An beiden Begegnungsabenden hatten wir Landwirte zu Gast, die uns einen anschaulichen Einblick in die Realität der ostfriesischen Landwirtschaft und die Besonderheiten des ehrenamtlich in Deichachten und Entwässerungsverbänden organisierten Wassermanagements gaben. Praktisch alle in diesen Organisationen tätigen Verantwortlichen sind ehrenamtlich tätige Landwirte! Den Ausklang der Exkursion bildete eine Führung durch den Schlosspark Lütetsburg des Grafen zu Inn- und Knyphausen und eine letzte Tasse Ostfriesentee vor dem Heimweg. Einen ausführlichen Erfahrungsbericht mit mehr Bildern gibt es demnächst hier zum Download.

 

Text: Ruth Franken

 

SAVE THE DATE: VDL-Lehrfahrt zur Internationalen Grünen Woche 2024

Foto: VDL – IGW 2023

Der VDL-Bundesverband e.V. freut sich Ihnen wieder eine Lehrfahrt zur IGW 2024 anbieten zu können.

Im Zeitraum von Freitag, 19. Januar 2024, bis Dienstag, 23. Januar 2024, laden wir Sie ein, die weltgrößte Messe für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau in Berlin mit uns  zu besuchen.

Neben dem gemeinsamen Rundgang über die Grüne Woche planen wir ein vielfältiges Rahmenprogramm, wie z.B. einen Austausch mit Entscheidungsträgern aus der Politik und auch gesellige Angebote am Abend.

Merken Sie sich den Termin gerne vor. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme.

Alle Informationen und das Anmeldeformular finden Sie auch wie gewohnt in Kürze hier.

Text: VDL

Parlamentarischer Abend 2023

 

Foto: VDL

Am 16. Oktober 2023 fand der Parlamentarische Abend des VDL-Bundesverbandes, Berufsverband Agrar, Ernährung, Umwelt e. V. in Berlin statt.

 Viele Abgeordnete der im Deutschen Bundestag vertretenen Fraktionen waren der Einladung in Haus der Land- und Ernährungswirtschaft gefolgt. Zudem konnten wieder zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft sowie der Spitzenverbände des Agribusiness begrüßt werden. Die Gäste nutzten den kurzweiligen und geselligen Abend für Fachgespräche und zur Netzwerkpflege.

 

In seiner Eröffnungsrede wies Präsident Markus W. Ebel-Waldmann auf das VDL-Fachforum zum Thema „Fachkräftemangel und Ernährungswende – Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt für Ernährungswissenschaftlerinnen und Ernährungswissenschaftler“ hin, das im Vorfeld des Abends in Berlin stattgefunden hatte. Als akademischer Berufsverband sieht der VDL es als sein zentralen Anliegen an, den Berufsstand zukunftssicher aufzustellen. Hier gilt es die Entwicklungen in der Branche früh zu erkennen, um die Mitglieder des Verbandes und vor allem den Nachwuchs auf die sich verändernden Rahmenbedingungen vorzubereiten, aber auch um die Politik auf notwendige Weichenstellungen hinzuweisen. Daher beschäftigt sich der VDL regelmäßig durch Studien mit den verschiedenen Berufsfeldern der Branche.

Claudia Müller MdB, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft richtete ein Grußwort an die Mitglieder und Gäste des VDL. Sie dankte dem Berufsverband für das Engagement und die Arbeit . Sie hob den Stellenwert des akademischen Nachwuchses für die Branche und für das Land hervor. Die anstehenden Herausforderungen der Branche lassen sich nur mit gut ausgebildeten Experten bewältigen. So ist für das Bundesministerium als auch die Bundesregierung die Förderung des Nachwuchses eines wichtigsten Themen der aktuellen Legislaturperiode.

 

 

Zum Abschluss richtete Verbandspräsident Markus W. Ebel-Waldmann das Wort an die Anwesenden Mitglieder des Deutschen Bundestages. Der VDL bietet als Vertreter des Berufsstandes die Expertise an, die bei der Lösung des Fachkräftemangels nötig ist. Er erneuerte das Angebot des VDL, jederzeit für einen Dialog bereitzustehen, um gemeinsam mit der Politik geeignete Lösungen zu identifizieren. Er bittet daher eindringlich um die Unterstützung der Grünen Berufe und insbesondere des akademischen Nachwuchses. Um die Land- und Ernährungswirtschaft in Deutschland für die kommenden Herausforderungen sicher aufzustellen, wird die Expertise und der Einsatz des Berufsstandes weiterhin gebraucht. Nötig hierfür ist allerdings eine solide Finanzierung der akademischen Ausbildung und eine verlässliche Unterstützung von Seiten der Politik.

Text: Tobias Dammeier

Die Veranstaltung wird aus Mitteln der Landwirtschaftlichen Rentenbank gefördert.

 

VDL-Fachforum 2023: „Fachkräftemangel und Ernährungswende – Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt für Ernährungswissenschaftlerinnen und Ernährungswissenschaftler“

Fotos: VDL

Am 16. Oktober 2023 fand das traditionelle Fachforum des VDL statt, das sich in diesem Jahr mit dem Thema „Fachkräftemangel und Ernährungswende – Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt für Ernährungswissenschaftlerinnen und Ernährungswissenschaftler“ befasst hat. Anlass war die aktuelle Studie zum Berufseinstieg von Absolventen der Ernährungswissenschaften, die in diesem Jahr vom VDL durchgeführt wurde.

Wissenschaftlich begleitet wurde das Studienprojekt von Prof. Dr. J.-P. Loy von der Macke-Loy-Glauben GbR Markt- und Konsumforschung, Beratung, zusammen mit dem Lehrstuhl für Marktlehre am Institut für Agrarökonomie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Untersucht werden sollte der Berufseinstieg von Absolventinnen und Absolventen der Ernährungswissenschaften. Bereits 2014 hatte sich der VDL mit diesem Thema beschäftigt und möchte nun daran anschließen, um ein aktuelles Bild zu erhalten.


Das Forum diskutierte die beruflichen Perspektiven und Herausforderungen im Berufseinstieg der Absolventen in den Ernährungswissenschaften. Daneben befasste sich die Runde auch mit den Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt. Gerade in Hinblick auf den zunehmenden Fachkräftemangel wird der Bedarf an Absolventen in den nächsten Jahren deutlich steigen. Die Universitäten können hier als Frühwarnsystem gesehen werden. Angesichts zurückgehender Studierendenzahlen sind die Bewerberzahlen der kommenden Jahre auf dem Arbeitsmarkt leicht zu beziffern.

Durch das Fachforum führte VDL Präsident Markus Ebel-Waldmann, der mit Julia Elert, Berufsverband Oecotrophologie e. V. (VDOE), Stefan Krämer, Geschäftsführer von BRAIN4FOOD / AgroBrain, Prof. Dr. Cord Petermann, Professor und Studiendekan an der Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur, Hochschule Osnabrück und Prof. Dr. Jens-Peter Loy, Professor am Lehrstuhl für Marktlehre, Institut für Agrarökonomie, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, diskutierte. Das Forum bot einen breiten Einblick in die Herausforderungen und Chancen, mit denen Ernährungswissenschaftler auf dem Arbeitsmarkt heute konfrontiert werden. Weiterhin ordneten die Experten die gewonnenen Erkenntnisse in den Kontext des Fachkräftemangels in der Branche ein. Die gewonnenen Erkenntnisse aus Studie und Diskussion sollen dazu beitragen, geeignete Maßnahmen zur Förderung des Nachwuchses zu entwickeln.

Denn ein entschiedenes Handeln ist heute gefordert, um ausreichend Nachwuchs für den Berufsstand zu sichern und dem Arbeitsmarkt auch in Zukunft eine ausreichende Zahl gut ausgebildeter Akademiker zur Verfügung zu stellen, so VDL-Präsident Markus Ebel-Waldmann.

 

 

Im Anschluss an das Fachforum stellten ausgewählte Verbandsvertreter das Arbeitsfeld Lobbyarbeit vor. Moderiert wurde die Runde von Michael Schweizer, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Führungskräfteverbandes ULA, dem politischen Dachverband des VDL. Gerald Dohme, stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Dr. Andrea Lambeck, Geschäftsführerin des BerufsVerbandes Oecotrophologie e.V. und Dr. Sebastean Schwarz, Geschäftsführer der Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft e.V. berichteten aus Ihrem Arbeitsalltag und ordneten den Begriff Lobbyarbeit in das politische Geschehen in Berlin ein.

 

Die Veranstaltung wird aus Mitteln der Landwirtschaftlichen Rentenbank gefördert.

Berlin-Seminar 2023

Fotos: VDL

Auch in diesem Jahr bot das Berlin-Seminar wieder interessante Einblicke in die Agrar- und Ernährungspolitik sowie in das Berufsfeld der Lobbyarbeit.

Die Veranstaltung startete am Montagnachmittag mit dem VDL-Forum zum Thema Fachkräftemangel und Ernährungswende – Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt für Ernährungswissenschaftlerinnen und Ernährungswissenschaftler. Markus W. Ebel-Waldmann, Präsident des VDL Berufsverbandes Agrar, Ernährung, Umwelt e.V., Prof. Dr. Jens-Peter Loy, Professor am Lehrstuhl Marktlehre an der Christian-Albrechts-Universität Kiel, Julia Elert, BerufsVerband Oecotrophologie e.V., Stefan Krämer, Geschäftsführer BRAIN4FOOD/AgroBrain S. à r.l. und Prof. Dr. Cord Petermann, Professor und Studiendekan an der Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur der Hochschule Osnabrück, diskutierten im Rahmen dieses Forums insbesondere über die Gründe für den Rückgang der Promovierendenzahlen und die Motivation zur Promotion. Die Gehälter auf dem Arbeitsmarkt sind oft deutlich höher als die für eine Promotionsstelle. Wer jedoch Freude daran hat, sich über einige Jahre intensiv und eigenständig mit einer Fragestellung auseinanderzusetzen, sollte sich davon nicht abhalten lassen, eine Promotion zu beginnen.

Im Anschluss stellten Michael Schweizer, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Führungskräfteverbandes ULA e.V., Gerald Dohme, stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Dr. Andrea Lambeck, Geschäftsführerin des BerufsVerbandes Oecotrophologie e.V. und Dr. Sebastean Schwarz, Geschäftsführer der Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft e.V. das Arbeitsfeld Lobbyarbeit vor.

Den Parlamentarischen Abend eröffnete Markus W. Ebel-Waldmann als Präsident des VDL und begrüßte zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verbänden der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Zudem berichtete Claudia Müller MdB, Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, in ihrem Grußwort über aktuelle Herausforderungen und zukünftige Entwicklungen in der Landwirtschaft.

Am Dienstag waren wir zuerst im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit zu Gast, wo wir mit Dr. Julian Klepatzki ein Fachgespräch über die Entwicklung der Düngeverordnung, das Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz und Photovoltaik auf landwirtschaftlichen Flächen führten. Anschließend erhielten wir einen Rundgang durch den architektonisch beeindruckenden Dienstsitz des BMUV. Der nächste Programmpunkt führte uns zum Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Dort empfing uns Cornelia Berns, Unterabteilungsleiterin für Internationale Zusammenarbeit und Welternährung, und informierte uns über die Arbeit und strategische Ausrichtung des BMEL.

 

 

 

 

 

Anschließend besuchten wir den Deutschen Raiffeisenverband (DRV). Dort begrüßte uns zunächst Jörg Migende, Geschäftsführer des DRV, bevor uns Paula Pickert, Referentin für Betriebsmittel Pflanzenbau und Political Affairs, die Struktur, Geschichte und Aufgaben des DRVs vorstellte. Zudem erläuterte sie das Tätigkeitsfeld der Referentin und zeigte Einstiegsmöglichkeiten in die Verbandsarbeit auf. Beim letzten fachlichen Programmpunkt am Nachmittag durften wir uns mit Lars Abraham von der German Agrifood Society über die Gründung von Start-ups im Agrarbereich austauschen. Nach einer Stadtführung durch den historischen Teil der Berliner Innenstadt ließen wir den Abend bei einem gemeinsamen Essen gemütlich ausklingen.

 

 

 

Am Mittwochmorgen waren wir zunächst zu Gast im Bundeskanzleramt. Dort informierte uns Dr. Georg Starke, Referatsleiter für Ernährung und Landwirtschaft, über die Funktion des Spiegelreferats des BMEL sowie die Aufgaben seiner Abteilung. Den Abschluss des Berlin-Seminars bildete der Besuch des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft im Bundestag. Dort diskutierten wir aktuelle Themen wie die Vereinbarkeit von Landwirtschaft und Naturschutz sowie den Strukturwandel in der Landwirtschaft mit den Abgeordneten Hermann Färber (Vorsitzender), Albert Stegemann, Dr. Gero Hocker, Ingo Bodtke, Dr. Anne Spallek und  Steffen Janich.

 

 

 

Wir bedanken uns herzlich bei allen Personen und Institutionen, die Teil des Berlin-Seminars waren, für die

interessanten Einblicke, Gespräche und Diskussionen, welche uns sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben werden. Mit vielen neuen Eindrücken verlassen wir die Hauptstadt und freuen uns bereits auf kommende Veranstaltungen.

 

Die Veranstaltung wird aus Mitteln der Landwirtschaftlichen Rentenbank gefördert.

Text: Katharina Steinhoff