VDL setzt auf Kontinuität, Digitalisierung und Wachstum

Die Jahrestagung 2021 des VDL-Bundesverbands Berufsverband Agrar, Ernährung, Umwelt e.V. fand am 6. Mai 2021 aufgrund der Corona-Pandemie als Webkonferenz statt.

Weichen auf Kontinuität gestellt

Bei der Bundesmitgliederversammlung standen turnusmäßig die Wahlen des VDL-Bundesvorstands an. Hier wurden für die kommenden drei Jahre die Weichen auf Kontinuität gestellt: Markus W. Ebel-Waldmann wurde von den Mitgliedern im Amt des VDL-Präsidenten bestätigt und Peter Jung als stellvertretender Vorsitzender sowie Dr. Rolf Schwerdtfeger als Schatzmeister und weiterer stellvertretender Vorsitzender wiedergewählt. „Mit diesem äußerst überzeugenden Wahlergebnis haben wir ein klares Mandat erhalten, den von uns eingeschlagenen Weg mit dem eingespielten Vorstandsteam konsequent fortzusetzen“, so Markus Ebel-Waldmann.

Digitalisierung birgt Chancen

Die Digitalisierung in der grünen Branche und die sich verändernden Arbeitsstrukturen werden auch künftig Schwerpunktthemen in der berufsständischen Arbeit sein.

„Die fortschreitende Digitalisierung wird unsere Arbeitswelt – unabhängig von Corona – sehr stark beeinflussen und viele neue Berufsfelder entstehen lassen. Der VDL begreift diese Entwicklungen als Chance, denn gerade Agrarwissenschaftler sind als Systemwissenschaftler prädestiniert für viele Zukunftsaufgaben“, ist Verbandspräsident Ebel-Waldmann überzeugt.

Auch in Zukunft werde der Verband an diesem wichtigen Thema dranbleiben. „Insbesondere werden wir als Berufsverband uns auch weiterhin dafür starkmachen, dass das Thema Digitalisierung und die Vermittlung von Medienkompetenz noch umfassender im Studium verankert wird“, so Ebel-Waldmann weiter.

Auf Wachstum eingestellt

Noch weitere Mitglieder für den VDL zu gewinnen ist ein wichtiges übergeordnetes Ziel der Verbandsarbeit. „Um weitere Personen von den Vorteilen der Mitgliedschaft zu überzeugen und um insgesamt die Mitglieder noch besser betreuen zu können, wird die flächendeckende VDL-Repräsentanz im Bundesgebiet daher noch weiter ausgebaut“, erklärt Ebel-Waldmann.

Positiv hervorzuheben sei hierbei das wachsende Interesse der Unternehmen im Agribusiness an einer Unternehmensmitgliedschaft im VDL. „Diese Mitgliedschaft bietet den Unternehmen die Möglichkeit, vom Leistungsangebot des VDL zu profitieren und in der Branche Flagge zu zeigen.“ Der Verbandspräsident zeigte sich daher optimistisch, dass die Anzahl der VDL-Mitglieder in der kommenden Zeit steigen werde.

Die Mitgliederversammlung 2022 wird (hoffentlich) wieder als Präsenzveranstaltung stattfinden können. Gastgebende Landesgruppe ist Bayern.

Gehaltsverhandlungen auf Augenhöhe, was geht und was nicht geht

Der Green Livestream  -Der Grüne Berufstalk vom 15.04.2021 stand unter dem Motto „Gehaltsverhandlungen auf Augenhöhe, was geht und was nicht geht“.  Der Wunsch zu diesem spannenden Thema entstand aus den Reihen der Young Professionals.

Eingeladen hierzu waren Herr Daniel Rittershaus, Personalleiter bei der Vereinigten Hagelversicherung und Frau Martina Leißner, Mitarbeiterin des LKV Bayern, um die Thematik der Gehaltsverhandlungen sowohl aus Sicht eines Personaler als auch aus der Sicht einer Arbeitnehmerin zu beleuchten.  Unterstützt wurden die Beiden von Herrn Dr. Wolfram, der aus seiner langjährigen Berufspraxis einige Tipps für Landwirtschaftliche Betriebe dargestellt hat.

Herr Rittershaus begann mit einem Kurzvortrag zum Thema Gehalt den Abend. Hierbei stellte er die verschiedenen Gehaltskomponenten z.B. die PKW Nutzung, Weihnachtsgeld oder der Überstundenvergütung dar, damit die Teilnehmer einen kurzen Einblick in die Theorie bekommen.

Anschließend haben Frau Leißner und Herr Rittershaus zusammen mit der Moderatorin Frau Nina Parzych in einem Interviewformat die verschiedenen Fragen rund ums Thema Gehalt aufgegriffen, z.B. welche Fragen dürfen in einem Vorstellungsgespräch gestellt werden oder warum sich Frauen oft im Gegensatz zu den Männern unter Wert verkaufen.  Als Tipps gab es z.B., dass alle zwei Jahre ein guter Rhythmus für wiederkehrende Gehaltsverhandlungen ist.  Fragen von den Teilnehmern/innen konnten jederzeit gestellt werden.

Wichtig ist es vor allem, so haben wir es von beiden Gesprächsteilnehmern verstanden, sich Zeit für die gute Vorbereitung auf die Gehaltsverhandlung zu nehmen. Seine eigenen Stärken und Schwächen erkennen aber die Ziele und Wünsche gegenüber dem Arbeitgeber darzustellen.  Nur ein gutes  Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnis bringt für beide Parteien nachhaltig eine gute Zusammenarbeit und gute Leistungen.

Wir bedanken uns bei den Beteiligten für die informative und spannende Gesprächsrunde und wünschen allen für die nächsten Gehaltsverhandlungen viel Geschick.

Forschungsgruppe „ErdHase“ geht für sichere Lebensmittel an den Start

Für mehr Lebensqualität und Sicherheit von Allergiepatientinnen und -patienten: Kooperationsprojekt der Hochschule Geisenheim mit namhaften Partnern unter der Leitung von R-Biopharm verbindet klinisches, analytisches und produktionstechnisches Know-how

 

Bei Nahrungsmittelallergien gibt es für Patientinnen und Patienten derzeit nur eine sichere Methode: Lebensmittel mit diesen Zutaten vermeiden. Das lässt jedoch den individuellen Schwellenwert jeder Patientin bzw. jedes Patienten außer Acht und auch die Tatsache, dass Verarbeitungsprozesse die Allergenität der Zutaten verändern können. Um Werkzeuge zu entwickeln, mit denen das Potenzial von Allergieauslösung bereits im Lebensmittel erfasst wird, verbindet eine interdisziplinäre Forschungsgruppe jetzt klinisches, analytisches und produktionstechnisches Know-how. Der Projektname „ErdHase“ verweist auf die Klassiker unter den Allergieauslösern: Erdnüsse und Haselnüsse.

Erdnüsse und Haselnüsse sind die häufigsten und auch gefährlichsten Auslöser von Nahrungsmittelallergien. Die Reaktionen reichen von leichtem Hautjucken bis zu lebensbedrohlichen Herzkreislaufbeschwerden. Weltweit leiden darunter vier Prozent der Bevölkerung. Bei der Verarbeitung von Erdnüssen und Haselnüssen in der Lebensmittelproduktion kann jedoch je nach Verfahren die Allergenität gesteigert oder verringert werden. Auch gängige Methoden zur Lebensmittelallergenanalyse ziehen diese Umstände zurzeit nicht in Betracht.

Deswegen hat jetzt eine Forschungsgruppe mit sieben Projektpartnern die beiden allergenen Lebensmittel gewählt, um beispielhaft zu untersuchen, wie mithilfe der Kombination verschiedener immunologischer Testsysteme die Sicherheit von Allergiepatientinnen und -patienten verbessert werden kann – und zwar schon während der Lebensmittelherstellung. Projekt-Titel: „Identifizierung des allergenen Potentials von Erdnuss und Haselnuss in Lebensmittelverarbeitungsketten in Bezug auf Allergenität von Patienten“. Die etwas eingängigere Abkürzung: ErdHase.

„Erdnüsse und Haselnüsse gehören zu den prominentesten Auslösern von Nahrungsmittelallergien – die lebensbedrohend sein können. Unsere Vision ist, ein System von enormer Bedeutung für Patienten und Hersteller von Lebensmitteln zu erarbeiten, das die Lebensmittelindustrie in die Lage versetzt, allergiegeplagten Verbrauchern mehr Lebensqualität zurückzubringen“, sagte Dr. Susanne Siebeneicher, Projektleiterin bei der federführenden R-Biopharm AG, nach der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags.

Das auf drei Jahre angelegte Forschungsprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit rund zwei Millionen Euro gefördert. Sein Ziel: Analytische Instrumente für das Management von Lebensmittelallergenen entlang der Wertschöpfungskette der Lebensmittelproduktion zu entwickeln. Dafür sollen klinische und serologische Profile von Allergikerinnen und Allergikern erstellt werden, um bessere Vorhersagen zur Verträglichkeit von verarbeiteten Lebensmitteln treffen zu können. Mithilfe rekombinanter Antikörper, geklont aus den B-Zellen von Allergikerinnen und Allergikern, soll ein Werkzeugkasten für die Lebensmittelanalyse entstehen, der direkt mit der Allergenerkennung bei Patientinnen und Patienten verknüpft ist.

Für das Forschungsprojekt haben sich Partner aus Klinik, Analyse, Hochschule und Industrie zusammengeschlossen:

  • R-Biopharm – Projekt-Koordinator und Experte für die Entwicklung von Testkits zum Nachweis von Allergenen in Lebensmitteln und Charakterisierung von Allergiepatientinnen und -patienten. Mit seinem qLINE® Testsystem können bei der Patientin bzw. beim Patienten die Allergie auslösenden Allergene identifiziert werden – zur Klassifizierung von Allergikern und Charakterisierung von Patientinnen und Patienten aus der klinischen Studie. Dr. Markus Böhl, Leiter F&E, Neue Technologien, bei R-Biopharm: „Ein wirksamer Schutz von Nahrungsmittelallergikern erfordert diagnostische Lösungen aus zwei Welten: der Lebensmittelanalytik und der klinischen Diagnostik. Mit dem Start des Projektes ErdHase werden wir die wissenschaftlichen Grundlagen und Konzepte schaffen, um diese beiden Geschäftsfelder zum Nutzen der betroffenen Patienten zu einer Gesamtlösung zu verschalten.“
  • Charité – Universitätsmedizin Berlin – Die Charité beteiligt sich an dem BMBF-geförderten Projekt mit zwei Kliniken, die Experten in der Forschung und Durchführung klinischer Studien zur Nahrungsmittelallergie mit jeweils gut charakterisierten Patientenkohorten im Kindes- und Erwachsenenalter sind. Projektleiterin Dr. Sabine Dölle-Bierke von der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie betont: „Strikte Vermeidung bedeutet nicht nur Karenz, sondern auch eine starke Beeinträchtigung der Lebensqualität unserer Patientinnen und Patienten. Eine auf die Patientengruppe abgestimmte Lebensmittelanalytik eröffnet die Produktauswahl und steigert damit auch die Lebensqualität.“ Projektleiterin Prof. Dr. Kirsten Beyer von der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie und Immunologie mit Intensivmedizin ergänzt: „Die Charité ist für die Identifizierung und umfangreiche Charakterisierung der Patientenkollektive zuständig. Ziel der interdisziplinären Kooperation ist eine nachvollziehbare Deklaration auf den entsprechenden Lebensmitteln für unsere Allergikerinnen und Allergiker.“
  • Deutscher Allergie- und Asthmabund – Die größte Organisation für Patientinnen und Patienten mit Nahrungsmittelallergien in Deutschland ist an mehreren nationalen und internationalen Forschungsprojekten beteiligt und wird neben der Patientenperspektive auch die Sichtweise allergologisch spezialisierter Ernährungsfachkräfte zur Thematik mit in das Projekt einbringen. Sabine Schnadt, Diplom-Ökotrophologin: „Als Patienten- und Verbrauchervertreter freut der DAAB sich, Partner in einem Projekt zu sein, welches medizinische und herstellungsbezogene Aspekte der Erdnuss- und Haselnuss-Allergie vereint. Als Schnittstelle sowohl zu den Patienten selbst, als auch zu Fachpersonal und Lebensmittelherstellern werden wir durch zielgruppenspezifische Erhebungen die Erfahrungen zum Umgang mit der Allergie bzw. den Allergenen und die Wünsche der Beteiligten aktiv mit in das Projekt einbringen.“
  • Hochschule Fresenius – Experte in der Produktion und Reinigung von Proteinen und deren Analyse. Prof. Dr. Klaus Schneider, Head of Institute for Biomolecular Research: „Nach einem Test ein Nahrungsmittel mit Nüssen verzehren…das ist das Ziel unseres Projekts für Menschen, die bisher wegen einer Allergie Nüsse komplett vermeiden müssen.“
  • Hochschule Geisenheim, Institut für Lebensmittelsicherheit – Expertise in der Produktion und Analytik von definierten verarbeiteten Lebensmitteln mit engem Kontakt zu Lebensmittelherstellern. „Dieses Projekt repräsentiert ein Novum in der Entwicklung einer Allergennachweismethode, da sowohl die Herstellung der Lebensmittel als auch die Reaktion betroffener Patienten berücksichtigt wird“, sagen Prof. Dr. Simone Loos-Theisen und Prof. Dr.-Ing. Bernd Lindemann.
  • YUMAB GmbH – Expertise in der Entwicklung von rekombinanten Antikörpern, die die Immunantwort der Patientin bzw. des Patienten anzeigen. Dr. André Frenzel, Wissenschaftlicher Leiter bei der YUMAB GmbH: „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Partnern aus Allergie- und diagnostischer Forschung und sind überzeugt, einen positiven Beitrag zum Werkzeugkasten für die Lebensmittelanalytik leisten zu können.“

Erfolg für Netzwerk für internationale digitale Lehre

Mittelhessische Hochschulen erfolgreich im Förderprogramm „Hochschullehre durch Digitalisierung stärken“ – Stiftung Innovation in der Hochschullehre fördert das Projekt NIDIT unter Federführung der Justus-Liebig-Universität Gießen mit rund 3,9 Millionen Euro

Hochwertige digitale Angebote auch für die internationale Lehre zu entwickeln, ist das Ziel eines neuen hochschuldidaktischen Netzwerks der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), der Philipps-Universität Marburg und der Technischen Hochschule Mittelhessen: Unter Federführung der JLU entsteht das „Network for Impactful Digital International Teaching-skills“ (NIDIT). Die Stiftung für Innovation in der Hochschullehre fördert das Projekt mit rund 3,9 Millionen Euro im Rahmen des Programms „Hochschullehre durch Digitalisierung stärken“. Mit der gebündelten Expertise der drei mittelhessischen Hochschulen werden bis zum Jahr 2025 die Erfahrungen aus der digitalen Lehre während der Corona-Pandemie systematisch aufgearbeitet und daraus Qualifizierungsmaßnahmen für die Lehrenden der drei Hochschulen entwickelt.

„Ich freue mich sehr über diesen Erfolg, der auf dem Hochschuldidaktischen Netzwerk Mittelhessen aufbaut, in dem die drei mittelhessischen Hochschulen bereits seit dem Jahr 2007 gemeinsame Fortbildungen für Lehrende organisieren“, so die JLU-Vizepräsidentin für Studium und Lehre Prof. Dr. Verena Dolle. „NIDIT intensiviert diese Zusammenarbeit durch ein einzigartiges, erweitertes Kompetenznetzwerk, in dem Expertisen für digitale, internationale Lehrkompetenzen in Hessen gebündelt werden.“

Ein zentraler Bestandteil sind breit angelegte Wirkungsanalysen, mit der Qualitätskriterien für digitale Lehre erarbeitet werden sollen, um aus der spontanen digitalen Lehre in Corona-Zeiten qualitativ hochwertige und anspruchsvolle teildigitale Lehrangebote zu entwickeln. Auf dieser Basis werden die beteiligten Hochschuldidaktiken um umfassende Maßnahmen für Digitalkompetenzen (Digital Teaching Literacy) und internationale Lehr- und Austauschformate ergänzt. Lehrinnovationen wie Virtual Reality oder Gamification werden einbezogen und Lehr- und Lehrforschungsschwerpunkte zu Projektschwerpunkten ausgebaut. Dabei sichert NIDIT die Lehrqualität und etabliert die digitale Lehre zudem langfristig in internationaler Perspektive.

Die im Jahr 2020 gegründete Stiftung Innovation in der Hochschullehre hat das Ziel, Innovationen im Bereich des Lehrens und Lernens an Hochschulen zu ermöglichen und die Erneuerungsfähigkeit der Hochschullehre zu stärken. Sie ist eine Treuhandstiftung in Trägerschaft der gemeinnützigen Toepfer Stiftung gGmbH. Sämtliche Mittel für Förderung, Programm, Organisation und Verwaltung werden von Bund und Ländern zur Verfügung gestellt. Für die Ausschreibung „Hochschullehre durch Digitalisierung stärken“ wurden 264 Anträge eingereicht, darunter 216 Einzel- und 48 Verbundanträge. Der Ausschuss zur Projektauswahl hat davon 139 Projektvorhaben als förderwürdig eingestuft, darunter 115 Einzel- und 24 Verbundanträge.

Smart Farming und die Zukunft des Agrarsektors

Maximilian Treiber und Josef Bauerdick lehren und forschen am Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik der Technischen Universität München. Ab November 2021 leiten die beiden den neu entwickelten Zertifikatskurs „Smart Farming and IoT in Agriculture“ am TUM Institute for LifeLong Learning. Im Interview erklären sie, welche Relevanz Smart Farming bereits heute besitzt, welches Potenzial IoT im Landwirtschaftssektor bietet – und wie der Agrarsektor der Zukunft aussehen wird.

 

Warum ist das Thema „Smart Farming“ so aktuell wie nie – und was hat es damit überhaupt auf sich?

Treiber und Bauerdick: „Smart Farming“ und Digitalisierung in der Landwirtschaft sind große Buzzwords. Dahinter steht die Idee, alle digitalen Technologien, die uns heute zur Verfügung stehen, für die Landwirtschaft nutzbar zu machen – eine unglaublich spannende und zukunftsweisende Aufgabe. Ziel muss es sein, die Landwirtschaft effizienter, resilienter, ressourcenschonender und noch nachhaltiger zu gestalten. Technologien bieten uns dabei mächtige Werkzeuge, können jedoch nur flächendeckend erfolgreich sein, wenn sie nahtlos in den Arbeitsalltag integrierbar sind. Wenn es um „Smart Farming“ geht, werden Begriffe außerdem nicht immer sauber abgegrenzt. Hier setzt unser Zertifikatsprogramm an: Wir vermitteln eine präzise Sprache und tiefgreifendes Verständnis der neuesten Forschungsergebnisse. Und wir zeigen, wie die Umsetzung in die Praxis gelingen kann.

 

Welche Rolle spielt IoT für den Agrarbereich – wird Technologie derzeit noch unterschätzt?

Treiber und Bauerdick: Unterschätzt vielleicht nicht, allerdings noch nicht ausreichend implementiert: Im Bereich der Steuerungs- und Regelungstechnik hat sich viel getan auf unseren Äckern. GNSS und Automatische Lenksysteme sorgen dafür, dass sich Landmaschinen mit einer Genauigkeit von 2-3 cm auf dem Feld bewegen können, Teilbreitenschaltung und Variable Rate Control sorgen dafür, dass auf jeder individuellen Teilfläche ein starker und gesunder Pflanzenbestand entstehen kann.

Viele solcher Systeme sind jedoch aus technischer Sicht noch „old-shool“: Sensorwerte am Getreidesilo müssen beispielsweise oft noch manuell abgelesen und in handschriftliche Notizen oder Excel-Listen übertragen werden.

Die Herausforderung ist, diese Systeme ans IoT anzubinden. Sie werden so schneller, einfacher zu bedienen und Prozesse, die heute viel Zeit der Landwirt*innen binden, können im Hintergrund automatisiert werden, sodass diese ihre Aufmerksamkeit den Bereichen des Betriebes widmen können, in denen ihre Expertise am nötigsten gebraucht wird.

 

Wie ist die Idee zum Zertifikat entstanden?

Treiber und Bauerdick: Nach dem Studium der Agrarwissenschaften haben wir im Arbeitsalltag festgestellt, dass uns ein „Werkzeugkasten“ fehlt, um die Digitalisierung der Landwirtschaft zu meistern: konkrete Fähigkeiten wie der Umgang mit einer Drohne, die Erstellung von Applikationskarten oder der Aufbau eines Sensorsystems im Feld – aber auch Soft-Skills, wie die Kommunikation zwischen Agraringenieuren, Softwareentwickler*innen und Produktmanager*innen.

Die Idee zu dem Zertifikatskurs entstand, als wir festgestellt haben, dass viele ehemalige Kommiliton*innen, Kolleg*innen aus Partnerunternehmen und Behörden vor ähnlichen Problemen stehen. Ziel des Kurses und unser größtes Anliegen ist es daher, dieses Wissen zu Smart Farming und den Digitalisierungsmöglichkeiten der Landwirtschaft allen Interessierten in kompakter Form zur Verfügung zu stellen – wissenschaftlich fundiert, praxisorientiert und immer zukunftsgerichtet.

Überblick: Inhalte des neuen Zertifikatsprogramms “Smart Farming and IoT in Agriculture”.

Welches sind die Kerninhalte, die der Zertifikatskurs vermittelt?

Treiber und Bauerdick: Zunächst schaffen wir eine präzise Sprache zu den wichtigen Konzepten der Digitalisierung in der Landwirtschaft. Im ersten Teil des Kurses gibt es dann einen Überblick zu den wichtigen Technologien und Entwicklungen, bspw. Robotik und Drohneneinsatz, GNSS (GPS) Systeme und automatische Lenksysteme, Farm Management Information Systems und einige mehr.

Im Anschluss fokussiert sich der Kurs auf IoT. Mit diesem Fokus unterscheiden wir uns von anderen, auf dem Markt bestehenden. Leitfrage ist: Wie können alle Informationen, die ein*e Landwirt*in braucht, aus allen Datenquellen der physischen und digitalen Welt aufbereitet und in einer zentralen Anzeige zusammengeführt werden? Und wie kann das als Grundlage genutzt werden, die Prozesse in der Landwirtschaft automatisieren?

Anhand eines Beispiels bauen die Teilnehmenden in praktischen Übungen ein eigenes IoT System auf, von der Auswahl eines Sensors über die Programmierung eines Mikrokontrollers, bis hin zu einem Dashboard mit bequemer Nutzeroberfläche.

 

Und zum Schluss: Wie sieht der Agrarsektor im Jahr 2051 aus?

Treiber und Bauerdick: Im Wesentlichen wird sich die Landwirtschaft 2051 um vier Aspekte drehen.

Die Landwirtschaft wird noch nachhaltiger: Durch smarte Maschinenkonzepte und neue Anbaumethoden werden Produktivität und Biodiversität eines agrarischen Produktionssystems keine Gegensätze sein.

Das Landschaftsbild wird sich wandeln: Neue Konzepte werden es erlauben, „gestreiftere“ Landschaften (Spot Farming) zu bewirtschaften, in denen den Bedürfnissen der Nutzpflanze perfekt Rechnung getragen wird, und gleichzeitig Platz für Landschaftselemente und Biotope ist.

Die Landwirtschaft wird smarter: In der Informationsbeschaffung und Aufbereitung werden Satellitendaten noch einfacher zu verwenden sein. Datenverarbeitungssysteme und KI unterstützen Landwirt*innen bei ihren Entscheidungen, basierend auf Algorithmen, aktuellsten wissenschaftlichen Modellen und Live-Daten.

Landwirt*innen stehen im Zentrum, aber auf andere Art: Ihre Expertise wird mehr denn je gebraucht. Sie justieren Systeme nach, wenn die Technik Unregelmäßigkeiten erkennt. Um eingreifen zu können, brauchen sie neben fundiertem Verständnis ihres Berufs auch eine Kenntnis der Technologien – nach dem Grundsatz des „Lebenslangen Lernens“ gewinnt eine kontinuierliche Fort- und Weiterbildung an Bedeutung.

 

Mehr Informationen zum Programm gibt es hier zu finden.

Vortragsveranstaltung der VDL-Landesgruppe Bayern am 14. Juni

Die nächste Online-Vortragsveranstaltung der Landesgruppe Bayern findet am Montag den 14. Juni ab 20.00 Uhr statt.

Das Thema der Veranstaltung lautet: „Als Diplom Agraringenieur aus Weihenstephan nach Bonn, Rom und Amman – Prof. Anton Mangstl berichtet von den Stationen seines Berufslebens.“

Mangstl gilt als Spezialist für Agrarinformatik und Wissensmanagement. Er hat Landwirtschaft gelernt und zunächst an der Ingenieurschule für Landbau in Landshut-Schönbrunn studiert. Es folgte ein Studium der Agrarwissenschaften an der Technischen Universität München in Weihenstephan mit der Spezialisierung Pflanzenproduktion. Nach dem Diplom 1975 schließt sich 1978 die Promotion zum Dr. agr. an. Von 1978 bis 1989 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Forschung und Lehre an einer großen Zahl innovativer Projekte, vorrangig im Bereich der Informatik. Er und seine Kollegen waren die ersten, die große Datensammlungen aus der Landwirtschaft auswerteten und daraus Computeranwendungen entwickelten. Dieses Wirken ging bis zur Gründung der Gesellschaft für Informatik in der Landwirtschaft (GIL) im Jahre 1980.

Die erste Station außerhalb der Universität führte ihn 1989 nach Bonn als Direktor der Zentralstelle für Agrardokumentation und -information (ZADI). Unter seiner Leitung hat sich die ZADI von einer traditionellen Dokumentationszentrale zur nationalen wissenschaftlichen Informationseinrichtung für den Agrarbereich entwickelt. Bereits Anfang der 90er Jahre hat sie mit der professionellen Nutzung des Internet eine weltweite Führungsrolle im Agrarbereich eingenommen.

1996 erreichte ihn ein Ruf aus Rom als Abteilungsdirektor bei der FAO, wo er für die Bereiche Informations- und Wissensmanagement, Agrarforschung und -beratung zuständig war. In Anerkennung seiner internationalen Leistungen wurde ihm 2001 von der Nationalen Agraruniversität der Ukraine der Titel eines Professors h. c. verliehen. Von 2011 – 2016 bis zum Eintritt in den Un-Ruhestand nahm Mangstl noch einmal eine neue Herausforderung als Professor und Vizepräsident für Internationales an der German-Jordanian University in Amman an.

Die Teilnehmer dürfen sich auf einen spannenden Abend freuen. Dabei geht es nicht nur um das rein Fachliche, sondern Mangstl versteht es vorzüglich, darüber hinaus auch grundlegende Fragen zum Sinn eines Studiums, zur Anwendung des erworbenen Wissens und zum Leben in fremden Kulturen in seine Vorträge einzubauen. Wer wissen will, wie es ist, wenn man einen Großteil seines Lebens im Ausland verbringt und was diese Zeit für die eigene Karriere, für die Familie und für den Freundeskreis bedeutet, ist bei diesem Vortrag bestens aufgehoben.

Anmeldungen unter Mail: landesgruppe.bayern@vdl.de

Die Zugangsdaten zum Online-Raum werden vor der Veranstaltung per Mail zugesendet.

 

Wahlen bei der VDL-Landesgruppe Bayern

Die VDL-Landesgruppe Bayern hat Ende April die Vorsitzenden-Wahlen durchgeführt. Allen Mitgliedern wurden die Wahlunterlagen auf postalischem Wege zugesandt. Die Wahlbeteiligung lag bei 44%. Einstimmig zum Vorsitzenden gewählt wurde Dr. Wolfgang Filter; zum stv. Vorsitzenden – ebenfalls einstimmig – Sebastian Eichelsbacher.

Wolfgang Filter hat nach seiner Landwirtschaftslehre ein Studium zum Agraringenieur an der Fachhochschule Rendsburg/Osterrönfeld absolviert und nach seiner anschließenden Bundeswehrzeit in Kiel das Studium der Volkswirtschaft und Agrarökonomie aufgenommen. Beide Studiengänge schloss er mit dem Diplom ab und promovierte Anfang der 80er Jahre zum Dr. sc. agr. Von 1983 bis 1984 war er in Hamburg als Immobilienwirt und von 1984 bis 1988 in Bonn als Referatsleiter beim Deutschen Handwerkskammertag tätig. Von 1988 bis 2013 war er Alleingeschäftsführer, danach bis 2018 Hauptgeschäftsführer des Landes-Innungsverbandes für das bayerische Bäckerhandwerk und der Akademie des bayerischen Bäckerhandwerks in München. Parallel leitete er als Geschäftsführer das operative Geschäft der Marketing- und Service-Gesellschaft des bayerischen Bäckerhandwerks. Während dieser drei Jahrzehnte in München wirkte er als Mitglied im Lebensmittelrechts-Ausschuss des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks mit und vertrat die bayerischen Ernährungshandwerke sowohl im Beirat der Agentur für Lebensmittel – Produkte aus Bayern (alp Bayern) als auch im Beirat des Kompetenzzentrums für Ernährung (KErn). Darüber hinaus engagierte sich Filter – zum Teil heute noch – ehrenamtlich in zahlreichen staatlichen und gemeinnützigen Organisationen. In den VDL trat er 1979 ein.

Sebastian Eichelbacher hat nach seinem Abitur von 2014 bis 2018 ein Bachelor-Studium in Agrarwissenschaften an der Technischen Universität München absolviert. Es folgte ein Auslandssemester an der Virginia Tech University in den USA. Derzeit befindet er sich in der Endphase seines Masterstudiums. Seine Bachelorarbeit schrieb er über Bodenheterogenität und den Einfluss auf Precision Farming im John Deere ETIC in Kaiserlautern, wo er auch ein Betriebspraktikum absolvierte. Weitere Praktika führten ihn zur MMAgrar, dem landwirtschaftlichen Versicherungsdienstleister der Allianz, zu CLAAS in den Bereich F&E Grünlandtechnik- und Erntevorsätze sowie nach Russland zur KomarichiAgro und Brasilien zu Carroll Farms. Weitere Betriebspraktika und Erntehelfertätigkeiten absolvierte er in Rheinland-Pfalz und Mecklenburg. Am Lehrstuhl für Pflanzengenetik/LS für Produktions- & Ressourcenökonomie der TUM übte er eine Tätigkeit als wissenschaftliche Hilfskraft aus. Ehrenamtlich engagierte sich Eichelsbacher als Fachschaftssprecher und Fakultätsratsmitglied der TUM School of Life Sciences und heute als Nachwuchstrainer im Skiclub Münchberg. Dem VDL trat er 2018  bei.

Beiden Vorsitzenden liegt es am Herzen, die Reaktivierung der VDL-Landesgruppe Bayern zu einer an den Interessen der Mitglieder orientierten Serviceorganisation über ein attraktives Angebot an Informationen, Seminaren und Veranstaltungen weiter voranzutreiben.