VEG-Geisenheim Alumni Association e.V. ist neuer Kooperationspartner des VDL-Bundesverbandes e.V.

Am 8. September 2019 fanden die Feierlichkeiten zum 125-jährigen Jubiläum des Geisenheimer Alumniverbandes, der VEG-Geisenheim Alumni Association e.V., einem der ältesten Alumniverbände Deutschlands, statt. Neben namenhaften Gästen wie Dr. Franz Josef Jung (Bundesminister a.D.) oder Eberhard Gienger (MdB und ehem. Deutscher Kunstturner) vertrat VDL-Präsident Markus W. Ebel-Waldmann den bundesweit größten akademischen Berufsverband der Grünen Branche in Geisenheim und überbrachte Grußworte.

Die Feierlichkeiten sollten nicht nur ein Rückblick auf 125 Jahre aktive Alumniarbeit, sondern auch ein Ausblick in die Zukunft sein. Denn der feierliche Rahmen wurde genutzt, um den Beitritt der VEG-Geisenheim Alumni Association e.V. in den VDL-Bundesverband e.V. bekannt zu geben. Der VDL und die VEG sind als Berufs- bzw. Alumniverband der Förderung und Fortbildung sowie der Pflege des kollegialen und gesellschaftlichen Zusammenhalts verpflichtet. In diesem Sinne sind sie davon überzeugt, dass „Lebenslanges Lernen“ und ein berufliches intaktes Netzwerk Grundlagen sind, in denen Menschen sich in ihren beruflichen und privaten Belangen das notwendige Rüstzeug und die entsprechenden Qualifikationen erwerben können. Man ist sich darüber einig, dass eine gemeinsame Zusammenarbeit die jeweiligen Interessen des anderen verstärkt und unterstützt. Während der Mitgliederversammlung unterschrieben VEG-Präsident Robert Lönarz und VDL-Präsident Markus W. Ebel-Waldmann offiziell die Beitrittserklärung.

Die VEG-Geisenheim tritt mit den Mitgliedern aus den Studiengängen Lebensmittelsicherheit, Gartenbau, Lebensmittellogistik und –management und der Landschaftsarchitektur dem VDL bei. Alle VEG-Mitglieder, die über diese Kooperation im VDL als Dachverband vertreten sind, erhalten Zugang zu den Weiterbildungsangeboten und politischen Veranstaltungen des VDL-Bundesverbandes. „Damit schaffen wir einen weiteren Mehrwert für unsere Mitglieder und unterstützen die Vernetzung und die lebenslange Weiterbildung“, freut sich VEG-Präsident Robert Lönarz. Auch VDL-Präsident Markus W. Ebel-Waldmann blickt sehr positiv auf die zukünftige Zusammenarbeit: „Mit dieser richtungsweisenden Kooperation rücken wir als Verbände im grünen Sektor wesentlich enger zusammen und werden noch schlagkräftiger! Der VDL als größter akademischer Berufsverband der Grünen Branche verschafft als Dachverband der VEG bundesweit Stimme und Gehör und setzt sich insbesondere auf bundespolitischer Ebene auch für die Interessen der VEG-Mitglieder ein.“

VDL-Fachforum 2019: Der Klimawandel und seine Folgen – Auswirkungen auf das Agribusiness und den Berufsstand

Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf das Agribusiness und den Berufsstand? Diese spannende Frage diskutierten namenhafte Experten aus der Grünen Branche beim diesjährigen VDL-Fachforum am 14. Oktober 2019 in Berlin.

Dr. Frank Wechsung, Projektleiter von regionalen Klimafolgestudien am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung, führte in seinem Vortrag „Der Klimawandel und seine Folgen – Status Quo und Perspektiven“ in die Thematik ein. „Ein Rekordjahr folgt auf das andere. Der globale Trend ist eindeutig“, so der Wissenschaftler. Er habe sich schon zu Beginn seines Agrarstudiums für das Thema Klimawandel interessiert, habe damals aber nicht gedacht, dass die Entwicklungen so rasch vonstatten gehen würden. „Doch die Entwicklungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass noch viel mehr Kraftanstrengungen nötig sind, um den Klimawandel abzumildern“, fasste Wechsung zusammen. Auf sein eigenes Agrarstudium zurückblickend sagte er, dass er im Studium ein gutes Rüstzeug für seine heutige wissenschaftliche Arbeit erhalten habe. „Auch die landwirtschaftlichen Grundlagen, wie beispielsweise Grundkenntnisse der Botanik, sind wichtig, um Zusammenhänge erkennen zu können“, betonte Dr. Wechsung.

„Für uns als VDL zählt es zu unseren Aufgaben, unseren Berufsstand für die Bewältigung zentraler Zukunftsaufgaben zu positionieren. Neben den Herausforderungen, die die Digitalisierung mit sich bringt, zählt hierzu zweifelsfrei auch der Klimaschutz“, erklärte VDL-Präsident Markus W. Ebel-Waldmann. Die aktuelle Situation bedinge auch eine Wandlung des Arbeitsmarktes für Agrar- und Ernährungswissenschaftler. „Dem Agrarsektor kommt bei der Lösung wichtiger Zukunftsfragen eine bedeutende Rolle zu“, zeigte sich Ebel-Waldmann überzeugt. Leider werde die Branche jedoch oft an den medialen Pranger gestellt. „Es ist schlimm, dass die Landwirtschaft oftmals als Teil des Problems wahrgenommen wird. Dabei sind wir ein wichtiger Teil der Lösung“, so der Verbandspräsident.

Auch Prof. Dr. Uwe Schmidt, Vorsitzender des Fakultätentages Agrarwissenschaften und Ökotrophologie sowie Vizepräsident des BHGL, betonte die Bedeutung der Agrar- und Gartenbauwissenschaften bei der Lösung wichtiger Zukunftsaufgaben, wie sie etwa durch den Klimawandel und das Bevölkerungswachstum entstehen. Er erklärte, dass die Lehrinhalte des Studiums regelmäßig um neue Forschungsergebnisse ergänzt werden. Prof. Schmidt berichtete jedoch von dem dramatischen Rückgang an Professuren, den das Agrar- aber vor allem auch das Gartenbaustudium in den letzten Jahren zu verzeichnen hatte. Diesen halte er für fatal. „Wir brauchen auch Lehrende für die Grundlagen. Nur so können wir dazu beitragen, dass zum Beispiel Pflanzen zukünftig noch intensiver und dabei gleichzeitig noch nachhaltiger produziert werden können“, so Schmidt.

Gerolf Bücheler, Referent beim Deutscher Bauernverband im Referat für Umweltpolitik und Nachhaltigkeit, betonte, dass das Thema Klimawandel für den DBV einen hohen Stellenwert habe. Bereits 2010 habe der Verband eine eigene Klimastrategie entwickelt. „Dem Landwirtschaftssektor müssen zwei Dinge gelingen: Er muss die Klimaeffizienz seiner Erzeugung weiter steigern und damit die Klimaeffekte landwirtschaftlicher Produkte senken und sich außerdem an Wetterextreme und Klimaveränderungen anpassen, sodass eine sichere und qualitativ hochwertige Nahrungsmittelversorgung jederzeit gewährleistet bleibt“, fasste Bücheler zusammen. Leider würden die Fortschritte, die der Agrarsektor hierbei macht, in der Gesellschaft nicht genügend wahrgenommen. Er wünschte sich, dass die Branche von Seiten der Hochschulen mehr Unterstützung bei der Diskussion mit der Gesellschaft erhalten würde. „Wenn ich als Vertreter des Deutschen Bauernverbands beispielsweise betone, dass unsere Lebensmittel noch nie so sicher waren wie heute, dann wird das von vielen nur als Lobbyarbeit betrachtet, der man nicht trauen könne. Den Universitäten wird in der Gesellschaft jedoch ein hohes Vertrauen entgegengebracht. Dieses sollten die Unis noch viel mehr nutzen, um sich für unsere Branche stark zu machen“, fordert Bücheler.

„Die Auseinandersetzung mit der Gesellschaft ist nicht immer ganz einfach“, fand auch der Vorsitzende des Fachbereichtstages im Agrarbereich Prof. Dr. Rainer Langosch. Er bemängelte, dass der öffentliche Diskurs über Landwirtschaftsthemen sehr unsachlich geführt werde. „Die Landwirtschaft ist eine hochkomplexe Materie und ich finde es immer wieder erstaunlich, wie wenig die Leute eigentlich darüber wissen“, so der Wissenschaftler. Er warnte, dass kaum eine andere Branche so sehr von den Folgen des Klimawandels betroffen sei. „Aus diesem Grund müssen wir auch raus aus unserer Opferrolle und stattdessen eine Mitgestalterrolle einnehmen! Schließlich kann die Landwirtschaft viele interessante Lösungsansätze bieten“, forderte Langosch. „Die Welt wird zunehmend komplexer. Deshalb ist das Agrarstudium auch so interessant, denn es vermag, viele verschiedene Wissenschaftsbereiche in einem zu vereinen.“

Auch bei Gegenwind den Mund aufmachen! Wie kann Kommunikation auch unter schwierigen Bedingungen gelingen?

In „Omas Küche“ gab es keinen Gegenwind für Martin May, dafür war der Gastraum im Bierhaus Machold in Bonn zu voll. Auf Einladung des VDL-Landesverbands Nordrhein-Westfalen und der VDAJ-Landesgruppe Bonn trafen sich mehr als 40 Menschen zur letzten „Grünen Runde“ 2019. Der Leiter Kommunikation des Industrieverbands Agrar e. V. (IVA) eröffnete den Abend mit ein bisschen Theorie, die die Agrarjournalisten unter den Zuhörern sicherlich schon kannten. Er stellte das 4-Seiten-Modell von Friedemann Schulz von Thun kurz vor und machte so deutlich, wie wichtig die psychologische Komponente in der Kommunikation ist. Gerade die Themen, die ihn und seinen Verband umtreiben (Glyphosat-Ausstieg, Düngeverordnung und Insektenschutz), seien auf dem aktuellen Level nicht mehr nur mit einem rationalen Zugang zu erklären. „Die Menschen müssen mit ihren Ängsten abgeholt werden“, betonte May. Dazu erklärte er, was unter kognitiver Dissonanz zu verstehen ist. Zusammengefasst dies: Wenn das eigene Bild von der Welt mit neuen, der eigenen Anschauung widersprechenden Informationen gestört wird, erzeugt das eine Spannung, die aufgelöst werden will. Der Spannungsabbau kann durch Verdrängen und Leugnen, Relativieren durch Infragestellen oder auch eine noch stärkere Verfestigung der eigenen Position durch Umdeuten des Erfahrenen erreicht werden.

Von der Theorie ging schnell hinüber in die Praxis, wobei Glyphosat die nächsten Minuten bestimmte. Der IVA führt jährlich eine repräsentative Befragung durch, um die Einstellung der Bevölkerung zu Pflanzenschutzmitteln und Düngern zu erfahren. In der Summe war die Einstellung über die Jahre hinweg positiv, was der Stimmungslage der Deutschen aber nicht immer entsprach. Deshalb wurde 2017 bei der Befragung von gestützten Antworten auf ungestützte Antworten umgestellt, und das Ergebnis der Befragung und die Stimmung, die sich auch in den Nachrichten widerspiegelt, glichen sich stärker an. Trotzdem, betonte May, dass Glyphosat erst im Dezember 2017 in der Befragung stark in Erscheinung trat, wenn auch nicht in dem Ausmaß, wie er es erwartet hatte.

Die Befragung sei ein wichtiges Instrument seiner Arbeit, verdeutlichte Martin May, aber ebenso wichtig seien auch Projekte wie „Schau ins Feld“, das über die IVA-Initiative „Die Pflanzenschützer“ ins Leben gerufen wurde. Dabei wird gezielt ein Stück eines Felds nicht gegen Unkräuter behandelt, damit Menschen unmittelbar sehen können, wozu Pflanzenschutzmittel gut sind. Das ist das erklärte Kommunikationsziel des IVA. Dabei sei es besonders wichtig zu respektieren, dass „wir Menschen es nicht mögen, belehrt zu werden“, hob May hervor.

Nach seinem Vortrag gab es viele Fragen der Zuhörer, die Martin May trotz eines etwas kratzigen Halses wegen einer gerade überstandenen Erkältung, gerne beantwortete. Seine Arbeitsweise und die Abläufe im Verband wurden erfragt, aber auch die Bedeutung der sozialen Medien interessierte die Gäste. Durchaus kritisch wurde von anwesenden Landwirten gefordert, dass sich der IVA und seine Mitgliedsunternehmen mehr in die Diskussion um Glyphosat einbringen. May erläuterte, dass das nicht möglich sei, weil Glyphosat ein Wirkstoff in bestimmten Produkten sei und der IVA nicht produktspezifisch argumentiere. Der Verband stehe für regulatorisches Wissen und die Beziehung zur Verwaltung und Politik bereit.

Gefragt nach einem Wunsch, sagte der Kommunikationschef des Verbandes, er wünsche sich, dass weniger hysterisch diskutiert werden. „Die am besten lernenden Menschen sind die, die tolerant sind“, sagte er zum Abschluss der Diskussion.

Autor: Stefan Stegemann

Fotos: Philip Steinberger

Kosten sparen und Einkommen sichern in der Milcherzeugung – was Landmaschinenhandel und Molkerei dazu beitragen können

Im Rahmen einer ganztägigen Exkursion besuchten 32 VDLer aus Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen zwei wichtige Geschäftspartner der Milchvieherzeuger im Elbe-Weser-Dreieck. Sie erkundeten, welchen Beitrag die Fricke Landmaschinen GmbH und das Deutsche Milchkontor zur Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage der Milcherzeuger leisten können, wenn Dürre und Marktschwankungen die Liquidität bedrohen.

Landmaschinen sind ein erheblicher Kostenfaktor im Betrieb, zumal gerade eine schlagkräftige Erntetechnik schnell mit mehreren Hunderttausend Euro zu Buche schlägt. Landmaschinen jeglicher Art sind das Geschäftsfeld der Fricke Landmaschinen GmbH in Heeslingen, die mit insgesamt 2.600 Arbeitskräften an neun Standorten zu den fünf größten Landtechnikhändlern in Deutschland gehört. Geschäftsführer Joachim Schlesselmann, der den Gebrauchtmaschinenbereich verantwortet, gab einen Überblick über das Unternehmen und die nationalen und internationalen Märkte, auf denen Fricke vertreten ist.

Ein optimales, sprich kundenorientiertes Sortiment aus Sicht des Landmaschinenhandels würde wohl in jedem Segment den Marktführer erwarten lassen – das wäre dann Claas für die Erntetechnik in der Region und Fendt bei Traktoren, um nur zwei Beispiele herauszugreifen. Das ist allerdings nicht im Sinne der Unternehmenspolitik der Hersteller, die von ihren Händlern eine klare Alleinvertretung verlangen. Heißt im Fall der Fricke Landmaschinen GmbH, dass bei Neumaschinen die Produktpalette von Claas angeboten wird, obwohl die Claas-Traktoren in der Region einen eher kleinen Marktanteil haben. Hier gab die Erntetechnik den Ausschlag für die Entscheidung, den Handel mit neuen Traktoren von Fendt dem Wettbewerb zu überlassen.

Anders liegt der Fall bei Gebrauchtmaschinen, da wird jede Marke angeboten, die Fricke ins Sortiment bekommen kann – natürlich auch der Farmer 306 von Fendt. Vor allem für Landwirte, die genau kalkulieren müssen, ist das Gebrauchtsortiment von Fricke mit bis zu tausend vorgehaltenen Maschinen sehr interessant. Aber auch Landwirte im Ausland wissen die Expertise von Fricke zu schätzen – ca. 70 % der Gebrauchtmaschinen werden exportiert. Weitere Standbeine des Unternehmens, das 1923 aus einer Dorfschmiede hervorgegangen ist, sind unter anderem die Herstellung von Geräten zur Boden- und Grünlandbearbeitung (Marke Saphir) und eine breite Palette von Komponenten und Ersatzteilen für Maschinen und Geräte aller Hersteller (Marke Granit Parts). Ein umfangreicher Servicebereich bis hin zum Erntenotdienst rundet das Angebot der Firma ab.

Beim Rundgang durch den Werkstattbereich – das gesamte Gelände hätte für einen ganzen Tag gereicht – gab es vor allem Maishäcksler mit ihren riesigen Beißwerkzeugen zu bestaunen, die hier für den anstehenden Ernteeinsatz fit gemacht wurden.

Nach dem Mittagessen ging es nach Zeven zum Deutschen Milchkontor, wo der Standortleiter des größten DMK-Werks Ulf Tabel die VDLer schon erwartete. Hier wurde diskutiert, welchen Beitrag die Bindung an den Abnehmer DMK auf der Ertragsseite zum wirtschaftlichen Erfolg der Milcherzeugung leistet. Das DMK gehört zu den größten Molkereiunternehmen in Deutschland und ist ungeachtet der Firmierung als Aktiengesellschaft fest in landwirtschaftlicher Hand. Die Erwartung, angesichts der Größe und Eigentumsverhältnisse auch einen attraktiven Milchauszahlungspreis zu erzielen, wird aktuell allerdings (noch) nicht erfüllt.

Ulf Tabel gab zum Einstieg einen Überblick über das Unternehmen: 8 Mrd. kg Milch werden jährlich von 7.000 Milcherzeugern angeliefert, davon 2,9 Mrd. kg GVO-frei. Am Standort Zeven ist der Hauptsitz des DMK mit der Verwaltung und der F&E-Abteilung angesiedelt sowie das größte der über 20 Werke, das mit 1.082 Mitarbeiter auch der größte regionale Arbeitgeber ist. Hier befindet sich die Trocknungsanlage, die täglich 150.000 kg Milch verarbeitet, außerdem werden Sauermilchprodukte, H-Milchprodukte und Kondensmilch hergestellt. 40 % der Milchmenge wird am Standort Edewecht zu Käse verarbeitet.

Mit vielen Zahlen im Kopf reichte die Zeit gerade für einen schnellen Rundgang, vorbei an der Milchanlieferung, die täglich 160 Tankwagen abfertigt, durch die Abfüllanlage für H-Milch und haltbare Milcherzeugnisse. In der Stunde können 24.000 Packungen abgefüllt werden, die überwiegend nach Asien exportiert werden. Die Lagerkapazität beträgt 50.000 Palettenstellplätze, rund 180 LKW-Abholer tummeln sich im Werksbereich, um die Produkte auf den Weg zu bringen. Positiv für den Export ist auch die Nähe zum Hamburger Hafen, der nur 76 km von Zeven entfernt ist. Milch ist ein empfindliches Produkt und die Verarbeitung enorm energieaufwendig. Der Energieverbrauch des 34 ha großen Werksgeländes in Zeven liegt in der Größenordnung einer mittleren Kleinstadt, vier eigene Brunnen gewährleisten die Wasserversorgung.

Natürlich kam auch der kürzlich erfolgte Rückruf von Milch von einem DMK-Werk in NRW zur Sprache, den Tabel als einen guten Beweis für professionelles Krisenmanagement bezeichnete. Eigenkontrollen hatten eine erhöhte Keimbelastung in einer Partie Frischmilch nachgewiesen, die nur durch ein undichtes Ventil verursacht worden sein konnte. Die Ursache war schnell gefunden und beseitigt, parallel erfolgte der Rückruf mit genauer Bezeichnung der fraglichen Etikettierung. 800.000 l Milch wurden zurückgerufen, Verbraucher brachten 600 l zum Umtausch, fünf Fälle leichter Übelkeit wurden gemeldet.

Nach dem Rundgang erlaubte Heinz Korte, Milcherzeuger und seit drei Jahren Aufsichtsratsvorsitzender des DMK, den Besuchern einen tieferen Einblick in die täglichen Herausforderungen, die die Führung eines so großen Unternehmens mit sich bringen. Er vertritt gegenüber dem hauptamtlichen Management die Interessen von ca. 6.000 Genossenschaftsmitgliedern und knapp 8.000 Mitarbeitern. Der Aufsichtsrat setzt sich aus sechs Eigentümern und sechs Mitarbeitern zusammen und verantwortete 2018 einen Gesamtumsatz von ca. 5,6 Mrd. Euro.

Die Milcherzeuger wirtschaften mit durchschnittlich 200 Kühen, ein Viertel der Betriebe arbeitet noch mit Anbindehaltung, allerdings in den meisten Fällen kombiniert mit Weidegang. Korte stellte dazu fest, dass manche Anbindehaltungen besser organisiert sind und die Kühe einen besseren Eindruck machen als in einigen Betrieben mit Boxenlaufställen. Nicht die Haltung, sondern die Fähigkeiten des Betriebsleiters seien hier die ausschlaggebenden Faktoren.

Kritisch hinterfragt wurde die Leistungsfähigkeit des DMK, deren Auszahlungspreis in den letzten Jahren im Molkereivergleich auf den hinteren Plätzen landete. Heinz Korte gab dazu offen Auskunft und berichtete, dass infolge der Milchmarktkrise der letzten Jahre und der Folgen der Dürresommer viele Lieferanten ihre Verträge gekündigt hätten; insgesamt sei ein Liefervolumen von einer Mrd. kg verloren gegangen. Das DMK habe in den letzten Jahren große Investitionen getätigt, so dass die Spielräume für einen attraktiven Auszahlungspreis nicht gegeben waren. Er rechne aber damit, dass sich die Investitionen amortisieren und die Milchlieferanten bald mit höheren Milchrpreisen rechnen könnten.

Auf die Entwicklungsperspektiven in den nächsten Jahren angesprochen, führte Korte aus, dass die in der Vergangenheit durch den Vorgänger Nordmilch verfolgte Philosophie, durch Größe Marktmacht gegenüber dem Lebensmittelhandel aufbauen zu können, sich als nicht haltbar erwiesen habe. Der Lebensmittelhandel spiele die Molkereien konsequent gegeneinander aus, was in Grenzen nur durch eine starke Markenstrategie zu kontern sei. Da seien aber die süddeutschen Molkereien und die Privatmolkereien mit einem Markenanteil von ca. 20 % stärker als das DMK, das mit seiner Kernmarke Milram nur zehn Prozent des Milchaufkommens an den Markt bringe. Der überwiegende Teil der Produkte geht in die Industrie, in Handelsmarken oder in den Export.

Anstelle der nicht erreichbaren Marktmacht soll die Zusammenarbeit zwischen Herstellern und Handel sowie unter den Molkereien verstärkt werden. So tauschen DMK und frischli bereits Tanklieferungen untereinander aus, um die Streckenlogistik zu optimieren und mit anderen Molkereien werden Koppelprodukte wie Molkeneiweiß zu interessanten Nischenprodukten verarbeitet.

Die Frage, ob ein Landwirt im Ehrenamt eine Chance habe, bei einem Umsatz von über 5 Mrd. Euro mit einem professionell ausgebildeten hauptamtlichen Management auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten, klang im ersten Moment frech, wurde aber von Heinz Korte ausdrücklich begrüßt. Dazu führte er aus, dass die ehrenamtlichen Aufsichtsräte regelmäßige Weiterbildung auf professionellem Niveau erhalten und durch ihre Arbeit an Erfahrung gewinnen. Unabdingbar sei ein respektvoller Umgang miteinander, aber auch Sorgfalt und Konsequenz im Rekrutierungsprozess. So sei die aktuell tätige Geschäftsführung ins Amt gekommen, mit der eine vertrauensvolle Zusammenarbeit besteht.

Das Exkursionsprogramm fand eine würdige Abrundung mit einem Begegnungsabend im Scheeßeler Hof, zu dem drei Agrarexperten aus der Region eingeladen waren. Christian Intemann, 2. Vorsitzender des Kreislandvolkverbands Rotenburg-Verden, und Thomas Christeleit, Geschäftsführer des Maschinenrings Niedersachsen Mitte, gaben kurze Statements zur Landwirtschaft, zum Maschinenring und zur ehrenamtlichen Arbeit für die Landwirtschaft und beantworteten Fragen dazu ausführlich. Der ehemalige Kreislandvolkvorsitzende Gerhard Eimer gab den jungen Menschen in der Landwirtschaft mit auf den Weg, nicht zurückzublicken und sich nicht erzählen zu lassen, früher sei alles besser gewesen. Nicht romatische Verklärung der Vergangenheit, sondern Optimismus, Mut und Realitätssinn sollten die Ratgeber für ihren Weg in die Zukunft sein.

Den Abschluss eines ereignisreichen Tages bildete schließlich mit einem großen Dankeschön die Verabschiedung von Helmut Behn, der als Regionalvertreter des Verbandes über Jahrzehnte die Region Stade betreut hat und manche interessante Exkursion – wie auch diese – organisierte. Die Teilnehmer entließen ihn mit großem Applaus aus der aktiven Vorstandsarbeit in den VDL-Ruhestand und freuen sich darauf, ihm auch zukünftig auf den VDL-Veranstaltungen zu begegnen.

Autoren: Gustav Wehner, Ruth Franken

 

VDL-Rallye durch Gießen „Wie Schlammbeiser es kennen“

Zwei hochmotivierte Teams gingen am 25.10.2019 an den Start, um ihr Wissen über unsere graue Stadt ohne Meer unter Beweis zu stellen. Zu einem erfolgreichen Gelingen hat die Begleitung der Rallye durch unsere Sponsoren beigetragen. Gestartet wurde mit einer Fragerunde am schönen Zeughaus, danach mussten sie durch das Lösen eines Rätsels auf eine Personifikation Gießens in Form der Statue des Schlammbeisers stoßen. Bei der Statue wurden unsere Studis, Dank freundlicher Unterstützung der Gießener Brauerei GmbH & Co. KG, mit unserem Fachbereichs eigenen Bier: „Schlammbeiser“, einem gutem und regionalen Weggetränk, ausgestattet. Seine Geschichte als eine der Personifikationen Gießens war Thema, die in der Hänselei der Nachbarstädte bedingt durch ausbleibende Verlegung unterirdischer Kanäle gründet. Für weitere Aufgaben mussten sich die Gruppen durch den Seltersweg schlagen. Die harte Arbeit wurde belohnt. Neben Stolpersteinen finden sich in der Innenstadt die alten Vorkriegsumrisse in der Innenstadt, welche bei Nacht beleuchtet sind. Eine der Aufgaben war es, lediglich unter der Angabe der Koordinaten, die versteckte Seitengasse „Teufelslustgärtchen“ zu finden, welche nur eingefleischten Gießenern bekannt ist. Am Elefantenklo wurden sie mit dem Regionalen Likör „dem“ und „der Ekliche(n)“ in Empfang genommen!

Weiter ging es zur ehemaligen Kaserne und dem späteren Labor (jetzt Museum) des Namensgebers unserer Universität. Hier stand die nächste Fragerunde an. Welche Errungenschaft stammt von oder entstand durch die Mitwirkung Liebigs? Der Silberspiegel? Der Fünf-Kugel-Apparat? Wirkte er am Gesetz vom Minimum mit? Gehen sogar Sammelbilder auf Liebig und sein Umfeld zurück? Welche  Nobelpreisträger*innen haben in Gießen gewirkt? Wer der Gießener Studierenden weiß schon, dass in Gießen bspw. maßgeblich am Ionenantrieb gearbeitet wurde und wird? Doch auch über kulturelle Aspekte, wie den Soziolekt des Manischen und Kultur rund um Feste und Nachtleben, galt es sich auszutauschen. Solche Fragen in MC-Form rundeten mit zwei drei Sätzen den Wettkampf der beiden Gruppen ab. Natürlich wurde auch ein kleiner hessischer Grundwortschatz vermittelt. Fragen beantworten macht bekanntlich durstig. Dank der Kelterei Steden in Händen von Alumni des Fachbereich 09, konnten wir unsere Studis mit Schoppen des hessischen Nationalgetränks, dem Apfelwein, versorgen. So musste niemand durstig weiterziehen, um die restlichen Stationen zu überwinden.

Ein Teil des Vorstandes unserer Studierendengruppe nahm die zwei Gruppen, nach mehreren Aufgaben und Photoquests, wieder am Unihauptgebäude in Empfang. Die letzte Etappe war hier zu meistern. Nachdem sich alle gesammelt hatten, ließen wir den Abend in Pits Pinte mit Pizza, Getränken und Handkäse ausklingen. Abschließend erfolgte die Berechnung der erreichten Punkte und die Siegerinnen erhielten eine Flasche Gießen Dry Gin, das hochwertige Produkt mit Liebigs Fünf-Kugel-Apparat auf dem Etikett! Für alle Teilnehmenden gab es Nachlass beim Erwerb von Gießen Dry Gin, ein bei Studierenden heiß begehrtes Gutscheinbuch von Viscor Coupons und das innovative Team von Unverpackt-Gießen sagt einmalig einen Nachlass zu.

Eine ausgelassene Gruppe kennt Gießen jetzt fast so wie Schlammbeiser es kennen. Neben einer gelungenen Veranstaltung dürfen wir uns auch über zwei neue Mitglieder freuen. Eine Wiederholung wird fest ins Auge gefasst!

Ein besonderer Dank geht an unsere Sponsoren: Getränkewerk Gießen GmbH „Der Ekliche“ & „Die Ekliche“, Viscor UG „Viscor Coupons“, Steden GbR „Kelterei Steden“, Willner & Hey GbR „Unverpacktes-Gießen“ und Gießener Brauerei GmbH & Co. KG „Schlammbeiser“, Gießen Spirits GbR „Gießen Dry Gin“.

Autoren: Christopher Mosch und Lisa-Marie Paul

Ereignisreiche Tage und vielfältige Einblicke in die Agrarpolitik beim Berlin-Seminar 2019

Über ein sehr abwechslungsreiches Programm durften sich die Teilnehmenden des diesjährigen Berlin-Seminar vom 14. bis 16. Oktober 2019 freuen und drei Tage lang hinter die Kulissen der Agrar- und Ernährungspolitik schauen. Sie trafen auf hochkarätige Branchenvertreter aus Politik und Wirtschaft, erhielten Einblick in wichtige Schaltzentralen der deutschen und internationalen Agrarpolitik und erfuhren, welche Themen derzeit besonders diskutiert werden.

Am 14. Oktober startete das Programm mit dem VDL-Fachforum „Der Klimawandel und seine Folgen -Auswirkungen auf das Agri-Business und den Berufsstand“. Neben den Seminar-Teilnehmern durfte der VDL viele hochrangige Gäste im Haus der Land- und Ernährungswirtschaft begrüßen. Das sehr aktuelle Forumsthema sorgte für reichlich Gesprächsstoff und angeregte Diskussionen.

Mit Impulsvorträgen und einer interessanten Diskussionsrunde zum Thema „Arbeitsfeld Lobbyarbeit“ wurden die Teilnehmenden anschließend bereits auf die folgenden Tage eingestimmt. Neben Caroline Dangel-Vornbäumen – Stellvertretende Hauptgeschäftsführerin Deutscher Landfrauenverband e.V., sprachen Michael Schweizer- Stellvertretender Hauptgeschäftsführer der United Leaders Association (ULA) sowie Gerald Dohme – Stellvertretender Generalsekretär beim Deutschen Bauernverband. Alle drei sorgten bei den aufmerksam zuhörenden Teilnehmern für einen Interessanten Einblick in ihre Tätigkeiten. Im Anschluss wurden beim Parlamentarischen Abend des VDL und des BHGL neue Kontakte mit Vertretern von Verbänden, aus dem BMEL, der Wirtschaft sowie Abgeordneten des Bundestages geknüpft. Einen entspannten Ausklang, mit nicht minder interessanten Themen, fand der erste Tag traditionell in einem Lokal an der Spree.

Am zweiten Seminartag begrüßte VDL-Mitglied Dr. Klepatzki aus dem Referat „Natur- und Umweltschutz in der Landwirtschaft“ die Teilnehmenden im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU). Haupthemen waren die EU-Nitratrichtlinien und die Düngeverordnung sowie die Zuständigkeiten des BMU, des BMEL und deren gemeinsame Zusammenarbeit mit Vorschlägen zur Umsetzung des EuGH-Urteils zur Änderung in der Düngeverordnung. Nach einem Rundgang durch das Erdgeschoss des Gebäudes mit geschichtlichem Hintergrund und architektonisch sehr gelungenem Einbau von Teilen der Berliner Mauer ging es weiter zum Europäischen Haus in Berlin, wo Patrick Lobis, Leiter des Politischen Teams, Einblicke in die Tätigkeiten des Hauses als Kommunikations- und Ansprechstelle für Medienvertreter und Politiker gab. Auch die Aufgabenbereiche der Europäischen Kommission in Berlin wie bspw. Der Dialog mit den Bürgern und die Arbeit auf Social Media Plattformen waren Teil der Gespräche. Die Fragen nach möglichen Karrierechancen und Einstiegsmöglichkeiten bei der Europäischen Kommission wurden von Herrn Lobis ausführlich beantwortet.

Nach einer kurzen Mittagspause und Stärkung mit Berliner Currywurst stand der nächste Programmpunkt in der Hessischen Landesvertretung auf der Agenda. Ein Fachgespräch mit Felix Beutler und Sonja Starosta aus dem Referat GP7 Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sorgte für interessante Einblicke hinter die Kulissen der Länderpolitik in Berlin. Im Garten der Landesvertretung ließen sich noch die nördlichsten Weinreben Hessens bewundern, welche sogar für einige Weinflaschen jährlich sorgen.

Anschließend erwartete Herr Sebastian Lesch die Gruppe im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Als Leiter des Referats 121- Internationale Agrarpolitik, Landwirtschaft und Innovation erläuterte Herr Lesch die Arbeit r Behörde zu aktuellen Themen der internationalen Agrarpolitik. Schwerpunkte seiner Ausführungen waren die internationalen Projekte in Afrika in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).

Nachfolgend sorgte eine Stadtführung durch den historischen Teil der Berliner Innenstadt entlang der Spuren der Berliner Mauer zu verschiedenen besonderen Orten in Zeiten der deutschen Teilung, wie z.B. der berühmte Checkpoint Charlie, für Einblicke in die tiefgreifende Vergangenheit Berlins. Eine Straße entlang der Mauer, auf der eine Reihe von Ginkgo-Bäumen gepflanzt war, blieb wohl den meisten besonders im Gedächtnis, da diese aufgrund der außergewöhnlichen Langlebigkeit des Baumes symbolisch für Stärke, Widerstandskraft und Anpassungsfähigkeit stehen. Ein wunderbares Statement an einem Ort sonst so dunkler Geschichte.

 

Beim gemeinsamen Abendessen in der Berliner Republik hat die Gruppe den Tag in angeregten Gesprächen noch einmal Revue passieren lassen. Trotz eines straffen Tagesprogramms waren viele Teilnehmende noch nicht müde und erkundeten auf eigene Faust die Stadt entlang der Museumsinsel zum Berliner Dom und gemütlich auf der Straße Unter den Linden bis zum Brandenburger Tor. Grund der Unternehmungslustigkeit war das „Festival of Lights“: Jedes Jahr im Oktober wird Berlin zur Stadt der Lichtkunst. Die Lichtinszenierungen auf den weltberühmten Wahrzeichen, Monumenten, Gebäuden und Plätzen der Deutschen Hauptstadt machen das Festival of Lights zu einem der populärsten Lichtkunstfestivals der Welt, in dessen Genuss die Teilnehmenden an diesem Abend kamen.

Tag drei des Berlin-Seminars führte einen Teil der Gruppe in das Bundeskanzleramt, wo Herr Dr. Starke, Referatsleiter des Spiegelreferats des BMEL in Empfang nahm und die Funktion seines Referates erläuterte. Dieses verfolgt u.a. derzeit wichtige Themen im BMEL und wie diese zu bewerten sind. Sie informieren dann entsprechend die Bundeskanzlerin und den Chef des Bundeskanzleramtes. Die andere Gruppe war zu Gast im ARD-Hauptstadtstudio. Zunächst wurden die Teilnehmenden durch die Studios und Regiebereiche geführt, in denen tagtäglich die Produktion verschiedener ARD-Sendungen stattfinden. Das ARD-Hauptstadtstudio beschäftigt ca. 200 Mitarbeiter von denen etwa 70 Journalisten sind und welche im Rotationsprinzip von ca. fünf Jahren in diesem Studio arbeiten. Es ist das größte Korrespondentenstudio der ARD. NDR-Korrespondentin Claudia Plaß informierte die Gruppe über ihre Aufgaben mit den Schwerpunkten Agrarpolitik und Gesundheit. Sie spricht mit Ministerien, Abgeordneten von allen Fraktionen, Verbänden aber auch Universitäten und Wissenschaftlern und gab so einen guten Einblick in die Recherche für agrarpolitische Themen.

Abschließend war die Gruppe zu Gast im Jakob-Kaiser-Haus des Deutschen Bundestages. Hier wurde sie zu einem Fachgespräch zu aktuellen Fragen der Agrar- und Ernährungspolitik mit Vertretern des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft, Dr. Michael von Abercron (CDU/CSU) sowie den agrarpolitischen Sprechern Friedrich Ostendorff (Bündnis 90/Die Grünen), Dr. Kirsten Tackmann (Die Linke), Stephan Protschka (AfD), und Rainer Spiering (SPD) empfangen. Themen der Diskussionsrunde waren u.a. das Tierwohllabel, die Nitratverordnung sowie die Verwendung wissenschaftlicher Daten für die Gesetzgebung.

Ausklang fand das Berlin-Seminar bei einem geführten Fachrundgang im Tränenpalast am Bahnhof Friedrichstraße, dem Ort der deutschen Teilung. Neben Berichten von Zeitzeugen aus Ost- und Westberlin konnten hier originale Ausstellungsstücke wie Koffer, beschlagnahmte Güter, Passierscheine etc. besichtigt werden.

Damit gingen drei ereignisreiche Tage bei einem sehr gut organisierten Berlin-Seminar zu Ende. Den Teilnehmern boten sich exklusive und vielfältige Einblicke in die Politik und Verbandsarbeit im Agrar- und Ernährungssektor. Zwischen den Programmpunkten wurde die Gelegenheit zum Netzwerken und Austauschen vielfach genutzt.

Autor: Marvin Mikolajczak, Vorsitzender Bundessparte Studierende

 

 

Parlamentarischer Abend 2019: Grüne Branche entscheidender Partner im Kampf gegen den Klimawandel

Am 14. Oktober 2019 fand der 14. gemeinsame Parlamentarische Abend des VDL Bundesverbandes, Berufsverband Agrar, Ernährung, Umwelt e. V. sowie des Bundesverbandes der Hochschulabsolventen/Ingenieure Gartenbau und Landschaftsarchitektur (BHGL) in Berlin statt. Viele Abgeordnete der im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien waren der Einladung der beiden Berufsverbände gefolgt. Zudem konnten wieder zahlreiche Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung sowie der Spitzenverbände des Agribusiness im Haus der Land- und Ernährungswirtschaft begrüßt werden.

Klimaschutz ist wichtige Aufgabe des Berufsstands

„Für uns als VDL – dem größten akademischen Berufsverband im Agrar-, Ernährungs- und Umweltbereich in Deutschland – gehört es zu unseren Aufgaben, unseren Berufsstand für die Bewältigung zentraler Zukunftsaufgaben zu positionieren“, erklärte Verbandspräsident Markus W. Ebel-Waldmann in seiner Eröffnungsrede. „Neben den Herausforderungen, die die Digitalisierung mit sich bringt, zählt hierzu zweifelsfrei auch der Klimaschutz.“

Er verwies auf das VDL-Fachforum zum Thema „Der Klimawandel und seine Folgen – Auswirkungen auf das Agribusiness und den Berufsstand“, das am selben Tag in Berlin stattgefunden hatte. „Der vergangene Sommer geht nicht nur als zweitwärmster, sondern auch als zweittrockenster Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in die Geschichte ein“, erklärte Ebel-Waldmann.

Die aktuelle Situation bedinge auch eine Wandlung des Arbeitsmarktes für Agrar- und Ernährungswissenschaftler. „Die Herausforderungen, die allein hier auf uns zukommen, unterstreichen, dass der Weg des VDL, in der berufsständischen Vertretung der akademischen Berufe im Grünen Bereich und den vor- und nachgelagerten Bereichen wesentlich enger zusammenzurücken, der richtige ist“, ist sich der Verbandspräsident sicher.

Zum Abschluss betonte Ebel-Waldmann, wie gut die Chancen auf dem Arbeitsmarkt für Hochschulabsolventen der Grünen Studiengänge gerade seien: „Seit einigen Jahren schon können viele Unternehmen, aber auch die öffentliche Verwaltung ihren Bedarf an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht mehr voll – oder nur mit großen Anstrengungen – decken. Gut qualifizierte Fach- und Führungskräfte sind auch weiterhin gesucht!“

Gartenbauwissenschaften bieten Lösungsansätze

„Die Gartenbauwissenschaften sind hervorragend aufgestellt, um wichtige Lösungsansätze im Kampf gegen den Klimawandel zu erarbeiten“, betonte der Präsident des Bundesverbands der Hochschulabsolventen/Ingenieure Gartenbau und Landschaftsarchitektur (BHGL), Marc-Guido Megies. Das zeige auch das bundesweit vom BMEL ausgeschriebene erfolgreiche Verbund-Projekt HORTINOVA mit den Zukunftsthemen Gartenbau 4.0, Gartenbau als ressourcenschonende Kreislaufsysteme Schwerpunkt „Torfersatz“ 2018, Pesticide Free Horticulture, Gartenbau als Lieferant von Inhalts- und Rohstoffen und Urbaner Gartenbau.

Zur Bearbeitung der Lösungsansätze würden jedoch auch zukünftig qualifizierte Professuren benötigt. „Der  Fachkräftemangel in den Gartenbauunternehmen ist deutlich spürbar! Deshalb appelliere ich an Politik und Präsidien, Dekaninnen und Dekane sowie Studiendekane der Hochschulen und Universitäten Gartenbauprofessuren auszuschreiben und wiederzubesetzen!“, so der Verbandspäsident Megies.

Mit großer Besorgnis verfolge der BHGL im Schulterschluss mit dem Zentralverband Gartenbau e. V. (ZVG) die bekanntgewordenen Pläne des Bundesministeriums des Inneren, für Bau und Heimat (BMI), das bisherige Programm zum Stadtgrün als eigenen Titel aufzulösen und in andere Förderprogramme zu integrieren. „Insbesondere fürchten wir eine Fremdverwendung der bisherigen Mittel und unterschiedliche Umsetzung in den Bundesländern. Angesichts der jüngsten Hitzeperioden und eines wachsenden Bewusstseins zur Bedeutung des Stadtgrüns für das Stadtklima ist diese Entscheidung absolut unverständlich“, machte der Verbandspräsident deutlich.

Bewusstseinswandel in der Bevölkerung

„Es gibt keinen Zweifel, dass der Klimawandel von Menschen gemacht ist. Es ist eine globale Herausforderung, die nur gemeinsam bewältigt werden kann. Und es muss schnell gehandelt werden“, sagte der Senator für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung des Landes Berlin, Dr. Dirk Behrendt, in seinem Grußwort.

Insbesondere von Seiten der Bürgerinnen und Bürger steige der Handlungsdruck. In breiten Kreisen der Bevölkerung finde mit Blick auf den Klima- und Umweltschutz gerade ein Umdenken statt. „Dieser Bewusstseinswandel wird auf Dauer Folgen haben: für die Energiewirtschaft, die Industrie, den Verkehr, aber auch für die Land- und Ernährungswirtschaft“, so Dr. Behrendt.

Man dürfe daher nicht nur fragen, welche Auswirkungen der Klimawandel auf die Landwirtschaft, sondern auch welche Auswirkungen die Landwirtschaft auf den Klimawandel habe. „Wenn wir es mit dem Umwelt- und Klimaschutz ernst meinen, dann muss sich auch in der Landwirtschaft etwas ändern“, betonte der Senator. „Wenn wir den Klimawandel stoppen wollen, benötigen wir nicht nur die Energiewende und die Verkehrswende in Deutschland. Wenn wir den Klimawandel stoppen wollen, dann muss auch die Agrarwende kommen.“

Es gebe viele Möglichkeiten, den Bewusstseinswandel der Bevölkerung in die Tat umzusetzen. „Das bedeutet sicherlich eine Umstellung für die Land- und Ernährungswirtschaft. Aber ich bin mir sicher, dass es sich am Ende lohnen wird. Für die Landwirtinnen und Landwirte, für die Bevölkerung und eben auch für unser Klima und unsere Umwelt“, so Senator Dr. Behrendt.

Land- und Forstwirtschaft bedeutende Partner im Kampf gegen den Klimawandel

„Der VDL hat mit seinem heutigen Fachforum zum Thema Klimawandel den Nerv der Zeit getroffen“, hob Walter Dübner, Ministerialrat im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), in seinem Grußwort hervor. Er betonte, dass der Land- und Forstwirtschaft eine wichtige Rolle beim Stopp des Klimawandels zukomme. „Im Gegensatz zu allen anderen Sektoren können die Land- und Forstwirtschaft CO2 binden: in den Böden und in den Hölzern der Wälder. Beides sind effektive Treibhausgassenken“, so Dübner.

Was die Land- und Ernährungswirtschaft angehe, so lege der Schwerpunkt des Zehn-Punkte-Plans für mehr Klimaschutz des BMEL auf Maßnahmen zur Minderung von Emissionen und dem effizienteren Einsatz von Ressourcen. Exemplarisch nannte er drei Bereiche, von denen das Landwirtschaftsministerium die höchsten Einsparpotenziale erwarte: Die Senkung der Stickstoffüberschüsse, die Erhaltung bzw. Renaturierung von Moorböden sowie die Stärkung nachhaltiger Ernährungsweisen.

Zudem betonte MinR Dübner, wie wichtig Wälder in puncto Klimaschutz seien: „Die größte Bedeutung mit Blick auf Klimaschutz kommt der Erhaltung und nachhaltigen Bewirtschaftung unserer Wälder zu. Unser wissenschaftlicher Beirat für Waldpolitik hat errechnet, dass unsere Wälder sowie die nachhaltige Forstwirtschaft und die damit verbundene Holznutzung im Jahr 2014 rund 127 Mio. t CO2 gebunden bzw. durch Substitutionseffekte reduziert haben. Der Wald ist damit unser größter Trumpf beim Klimaschutz.“

Autorin: Julia Reinhardt

Gemüseperle Insel Reichenau

Baden-Württemberg hat viele besondere Naturräume – dieses Jahr hat der VDL eine Exkursion ans Schwäbische Meer durchgeführt, um den dort durch das ganzjährig milde Klima privilegierten Gemüseanbau zu studieren. Am Samstag, den 7. September 2019 traf sich eine VDL Gruppe von rund 25 Personen vor den modernen, 11ha umfassenden Gewächshäusern der Reichenau Gemüse EG bei Singen-Beuren „auf dem Festland“. Die Teilnehmenden wurden dort von VDL Mitglied Herrn Gommeringer, der das Programm gestaltet hat und Herrn Hecker dem überbetrieblichen Gemüseberater von der Unteren Landwirtschaftsbehörde in Stockach, begrüßt. Schon vor dem Betreten der imposanten Anlage erhiehlten die Teilnehmenden von Herrn Hecker wichtige Infos: Diese neue Gewächshaussiedlung wurde im Jahre 2011 von fünf Familienbetrieben der Insel Reichenau gegründet, da es auf der Insel Reichenau nur eingeschränkte Entwicklungsmöglichkeiten gibt. In der Anlage wird fast ganzjährig heimischer Paprika angebaut. Auberginen und Tomaten runden das Sortiment ab. Das im integrierten Anbau produzierte Gemüse wird exklusiv über die EDEKA Südwest vermarktet.

Endlich war es soweit: im langen Gang eines der modernsten Gewächshäuser Süddeutschlands bewunderte die Gruppe riesigen orangenen, grünen, gelben und roten Paprika, die auf einem Kokossubstrat gepflanzt werden und an ca. 4 m hohen kompostierbaren Schnüren hinaufranken. Höhenangst ist bei der Ernte nicht angesagt! Das Gewächshaus erlaubt ganzjährig die Einstellung von optimalen Wachstumsbedingungen, so dass Pilzkrankheiten so gut wie nicht vorkommen. Schädlinge werden in betroffenen Reihen gezielt mit Nützlingen bekämpft. So ist der Pflanzenschutzeinsatz so gering wie möglich. Um konstant die hohe Qualität und einen hohen Ertrag zu erreichen, kommt wöchentlich ein sehr erfahrener Spezialberater aus Holland.

Die VDL Gruppe besichtigte noch die hochmoderne Verpackungsanlage, die nur dem Markt entsprechende Paprika grammgenau in 5kg-Kisten verpackt. Auch die riesigen Blockheizkraftwerke, die u.a. die ganzjährige Heizung der Gewächshäuser ermöglichen, wurden noch besichtigt. Nach der spannenden Führung durften alle noch Paprika zum Testen mitnehmen- dabei verlockten schon allein die Farben zum Naschen.

Anschließend fuhren wir auf die Insel Reichenau zum Mittagessen. Das Restaurant SandSeele liegt direkt am See und bietet neben anderen Gerichten regionalen Fisch an.

Gestärkt besichtige die Gruppe nun das UNESCO Weltkulturerbe die Kirche St. Georg. Bei der extra für den VDL anberaumten Führung erfuhren die VDLer viel über die spannenden die Bedeutung der Insel Reichenau im Mittelalter und auch, dass die Insel Reichenau mit Ihrem Klostergarten die Wiege des Gartenbaus sein soll.

Als drittes Highlight des Tages stellte uns Herr Hecker einen familiengeführten Gemüsebaubetrieb -mit Freiland und ‚klassischen Gewächshausanbau‘-vor. Die Paprikapflanzen verbreiteten einen intensiven Geruch. In diesem herkömmlichen Gewächshaus kann Paprika nur saisonal angebaut werden, da eine Beheizung nicht möglich ist. Der Erlös unterliegt den Marktschwankungen. Da der Bau von modernen Gewächshausanlagen auf der Insel schwierig zu realisieren ist, suchen die Betriebe neue zukunftsfähige Konzepte. Der VDL ist gespannt, wie die Entwicklung auf der Insel Reichenau weitergehen wird.

Für die VDL-ler ging ein interessanter Tag mit vielen Informationen viel zu schnell vorüber. Der Dank geht sowohl an Herrn Gommeringer für die gelungene Gesamtplanung und als auch an Herrn Hecker für die exzellenten Fachführungen.

Iris Onipede

 

Erster berufsständischer Stammtisch in München

Berufsständischer Stammtisch in München ein voller Erfolg

Am 30. September 2019 trafen sich Mitglieder des VDL und BHGL zum ersten berufsständischen Stammtisch in München.

Nach einer kurzen Kennenlernrunde wurde sich über aktuelle Themen der grünen Branche ausgetauscht. Der Fokus lag jedoch vor allem auch bei den Wünschen und Erwartungen der Mitglieder für zukünftige Aktivitäten im bayrischen Raum. Man war sich schnell einig, dass zur Förderung des Austauschs zwischen Berufskolleginnen und -kollegen, ein Stammtisch fester Bestandteil der Aktivitäten sein soll. Auch der Austausch zwischen Studierenden und Berufstätigen an den einzelnen Hochschulstandorten soll zukünftig wieder verstärkt werden.

Der nächste Stammtisch findet am 2. Dezember 2019 ab 19.00 Uhr im Paulaner am Nockherberg statt. Alle Berufskolleginnen und -kollegen sind herzlich willkommen.

Für weitere Fragen können Sie sich gerne an Herrn Dr. Filter (Geschäftsführer – Kulinarisches Erbe Bayern e.V.), Herrn Eichelsbacher (Stud. Agrarsystemwissenschaften TU München) oder die Bundesgeschäftsstelle wenden.