Parlamentarischer Abend 2018
Der VDL-Landesverband Hessen feiert 70. Geburtstag.
Ministerin Priska Hinz gratuliert zum Geburtstag und kündigt Start der verwaltungsübergreifenden Personalqualifikation Agrar (VPQ Agrar) an.
Zum diesjährigen Parlamentarischen Abend des VDL Landesverbandes Hessen e.V. konnte dessen Landesvorsitzender und Präsident des VDL-Bundesverbandes, Markus W. Ebel-Waldmann, am 20. Juni 2018 im Ratskeller in Wiesbaden die Hessische Staatsministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Priska Hinz (Bündnis 90/Die Grünen), sowie zahlreiche Abgeordnete aller im Hessischen Landtag vertretenen Fraktionen (CDU, SPD, FDP, Bündnis 90/Die Grünen und DIE LINKE) begrüßen.
Der Parlamentarische Abend stand in diesem Jahr ganz im Zeichen des 70-jährigen Bestehens des VDL Landesverbandes Hessen. Alle Fraktionen und Ministerin Hinz würdigten in ihren Reden die erfolgreiche berufsständische Arbeit des VDL. Im Namen der Landesregierung gratulierte die Ministerin auch VDL-Präsident Markus W. Ebel-Waldmann zu seiner Wiederwahl als Bundesvorsitzender und sicherte die Fortsetzung der engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem VDL zu.
Zu Beginn der feierlichen Veranstaltung verabschiedete Markus Ebel-Waldmann den Vorstandsvorsitzenden der Vereinigten Hagelversicherung, Dr. Rainer Langner, mit erlesenen Rheingauer Weinen als Vorsitzenden der Sparte „Privatwirtschaft“ des VDL Landesverbandes Hessen. „Bei Dr. Rainer Langner war das Amt 15 Jahre in allerbesten Händen! Rainer Langner stand während dieser Zeit stets als unverzichtbarer Ratgeber zur Verfügung und unterstützte und prägte die berufsständische Arbeit ganz wesentlich. Seine fachkundige, sympathische und geradlinige Art werden wir vermissen!“ so Ebel-Waldmann, der auch Thomas Gehrke, Vorstand der Vereinigten Hagelversicherung, als Nachfolger von Dr. Langner ins Amt einführte. „Ich freue mich, dass wir mit dem VDL-Insider Thomas Gehrke auf Kontinuität setzten können, weiß die Aufgabe in besten Händen und freue mich auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit“, so Ebel-Waldmann.
In ihrer Festrede ließ Ministerin Hinz 70 Jahre erfolgreiche berufsständische Arbeit des VDL Hessen Revue passieren und unterstrich die besondere Bedeutung und Wertschätzung des Verbandes. Im fachlichen Teil ihrer Rede ging die Ministerin auf den bevorstehenden und vom VDL ersehnten Start der verwaltungsübergreifenden Personalqualifizierung Agar (VPQ Agrar) ein:
Der Fachkräftemangel wird in Zukunft auch für die Verwaltung ein Thema sein. In den nächsten 10 Jahren ist in den landwirtschaftlichen Fachbehörden mit einem Personalbedarf von jährlich 10 bis 15 Nachwuchskräften im höheren und gehobenen Dienst zu rechnen. Allerdings bringen die jungen Master- und Bachelorabsolventen/-absolventinnen nicht immer die fachlichen und methodischen Kenntnisse mit, die für die Arbeit in den Dienststellen gebraucht werden. Eine Wiederbesetzung der freiwerdenden Stellen mit Hochschulabsolventen/-absolventinnen ohne weitere Qualifikation würde daher zukünftig in vielen Bereichen der Verwaltung zu einem deutlichen Qualitäts- und Effizienzverlust in der Arbeitserledigung führen. Nachwuchskräfte für die Agrarverwaltung müssen über ein erweitertes Qualifikationsprofil verfügen, welches neben fachlichen besonders auch methodische, soziale und verwaltungsrechtliche Kompetenzen sowie verwaltungsübergreifende Erfahrungen beinhaltet.
Ziel ist es mit VPQ Agrar, auch zukünftig die fachgerechte, gesetzeskonforme und effiziente Erledigung der vielschichtigen Aufgaben in den verschiedenen landwirtschaftlichen Behörden durch kompetente und speziell qualifizierte Bedienstete sicherzustellen. Neben dem Erwerb und der Vertiefung von Fach-, Methoden- und Verwaltungskompetenz ist das verwaltungsübergreifende Verständnis für die jeweiligen Aufgaben in den verschiedenen Behörden und die Netzwerkbildung zwischen den Beschäftigten wesentliches Ausbildungsziel.
Die verschiedenen Verwaltungsreformen, u.a. mit der Auflösung der dreistufigen Verwaltung im Jahr 2000, haben zu veränderten Strukturen, Aufgaben und Zuständigkeiten geführt. Im Zuge der letzten Reform im Jahr 2005 wurden wesentliche Aufgaben erstmals den Kreisverwaltungen und dem neu gegründeten Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen übertragen. Das zuständige Fachministerium, der LLH als nachgeordnete Behörde, die kommunalisierten Ämter für den ländlichen Raum bei den Kreisverwaltungen sowie die drei Regierungspräsidien nehmen jeweils unterschiedliche Aufgaben wahr. Die genannten Behörden haben das Konzept gemeinsam erarbeitet und werden in der Ausbildung ihrer Nachwuchskräfte kooperieren. Dies betrifft die gemeinsame Durchführung von Verwaltungs-, Methodik- und Fachseminaren sowie Abordnungen und gegenseitige Hospitationen. Die Koordinierung der Ausbildung und Fortschreibung des Konzeptes liegt beim Bildungsseminar Rauischholzhausen des LLH als der für die ressortweite Fortbildung zuständigen Einrichtung.
Die Teilnehmer/innen befinden sich in einem befristeten oder unbefristeten Beschäftigungsverhältnis bei den genannten Behörden. Die Qualifizierung erfolgt berufsbegleitend oder berufsvorbereitend für die Übernahme späterer Fachaufgaben. Die Qualifizierung beinhaltet die Einarbeitung in der eigenen Dienststelle, den Besuch der Seminare in den Themenblöcken Verwaltung, Methodik und Fachaufgaben der Agrarverwaltung und wird ergänzt durch Hospitationen.
Weiteres Merkmal des Konzeptes ist, dass die Qualifizierung sowohl auf die Führungs- als auch auf die Mitarbeiterebene ausgerichtet ist und zwei verschiedene Qualifikationsstufen vorsieht: VPQ-Agrar Basis als Qualifikation für alle Nachwuchskräfte und VPQ-Agrar Plus als fakultatives Angebot für einen Personenkreis, der zusätzliche Kenntnisse und Führungskompetenzen erwerben soll.
Das Konzept ist mit größtmöglicher Flexibilität ausgestattet. So ist es möglich die gesamte VPQ-Agrar Basis-Qualifikation innerhalb eines Jahres zu durchlaufen oder bei dienstlichen Erfordernissen über zwei Jahre zu strecken. VPQ-Agrar Plus setzt neben der Vertiefung in Verwaltung und Methodik z. B. Schwerpunkte in den Bereichen Führungskräfteentwicklung oder Pädagogik.
Für die Qualifikationsstufe VPQ-Agrar Basis sind mindestens zwei Hospitationen mit je mindestens einer Woche Dauer vorgesehen. Die Hospitationen dienen in erster Linie dem Kennenlernen der benachbarten Verwaltungsteile in der eigenen Dienststelle um später eine optimale Zusammenarbeit innerhalb der Behörde zu gewährleisten. In der Qualifikationsstufe VPQ-Agrar Plus sind ebenfalls mindestens zwei Hospitationen vorgesehen. Diese sollten länger andauern und in anderen Dienststellen abgeleistet werden. Ziel ist hier das Kennenlernen der Arbeit der vorgesetzten, nachgelagerten bzw. benachbarten Behörden und die Bildung von Netzwerken.
Die Teilnahme an den vorgesehenen Seminaren und Hospitationen ist verbindlich. Die Zertifikate „VPQ-Agrar Basis“ und „VPQ-Agrar Plus“ werden verliehen, wenn alle jeweiligen Bausteine der Qualifikationsstufen absolviert wurden.
Die Ministerin appellierte an die anwesenden Studentinnen und Studenten: „Nutzen Sie unser künftiges Angebot zu einer verwaltungsübergreifenden Personalqualifizierung im Agrarbereich“. Mit ihr soll sichergestellt werden, dass auch in Zukunft qualifiziertes Fachpersonal, das sowohl im wissenschaftlichen als auch im verwaltungstechnischen Bereich über hohe Kenntnisse und Fertigkeiten verfügt, zur Verfügung steht. Wir brauchen Sie, denn die Anforderungen an eine moderne Landwirtschaft und die agrarpolitischen Rahmenbedingungen sind groß“, so die Ministerin abschließend.
„Wir danken Ihnen sehr herzlich, dass mit VPQ Agrar ein wirkliches Herzensanliegen des VDL an den Start gehen wird“, so der VDL-Landesvorsitzende Ebel-Waldmann. „Mit diesem Programm wird nicht nur sichergestellt sein, dass wir wieder eine maßgeschneiderte Qualifikation für die Agrarverwaltung in Hessen haben. Das Programm wird auch dazu beitragen, dass die Attraktivität in die Landesverwaltung zu gehen für die Absolventinnen und Absolventen zunehmen wird. Auf unsere Unterstützung können Sie weiterhin zählen!“, so Ebel-Waldmann.
In seinem Referat skizzierte der Agrarökonom Prof. Dr. Dr. h.c. P. Michael Schmitz, Vorsitzender der Sparte „Hochschule und Forschung“ des VDL Landesverbandes Hessen e.V., Leitlinien für eine zukunftsfähige Agrarpolitik aus wissenschaftlicher Sicht und legte mit seinen pragmatischen Impulsen die Grundlage für angeregte Diskussionen mit den Politikern und den VDL-Mitgliedern nach einem gemeinsamen Abendessen.
Bereits am Nachmittag nutzten eine zahlreiche VDL-Mitglieder, vor allem Studierende des Fachbereichs Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement, die Gelegenheit eines Landtagsbesuchs, nahmen an einer Plenarsitzung teil und hatten die Möglichkeit der Diskussion mit Landtagsabgeordneten.