200 Jahre gelebte Gegenseitigkeit

Dr. Rainer Langner beim Rückblick auf 200 Jahre Geschichte der VEREINIGTEN HAGEL (Vereinigten Hagelversicherung VVaG)

Unter diesem Motto stand der Festakt zum Jubiläum der Vereinigten Hagelversicherung VVaG in dieser Woche in Gießen. Rund 300 Gäste aus den Reihen der Mitglieder, des Ehrenamtes, der Versicherungs- sowie der Landwirtschaft konnte der neue Aufsichtsratsvorsitzende Jens Stechmann in der Aula der Justus-Liebig-Universität begrüßen.

Der Vorstandsvorsitzende Dr. Rainer Langner ließ in seinem Vortrag die Geschichte seit der Gründung der Leipziger Hagelversicherung – dem älteren der beiden Vorgängerunternehmen der VEREINIGTEN HAGEL – Revue passieren. 1824 hatte Dr. Wilhelm Crusius in Rüdigsdorf nahe Leipzig dieses gegründet. Die Idee einer Hagelversicherung war nicht gänzlich neu. Mehrere Anstalten dieser Art waren bereits in den Jahren zuvor gegründet worden. Aufgrund der auftretenden schweren Hagelschläge mussten diese jedoch ihre Geschäftstätigkeiten aufgeben. Die Leipziger Hagel überstand hingegen diese Zeiten, auch Kriege und Hyperinflation. Neue Herausforderungen führten 1993 schließlich zur erfolgreichen Fusion der Leipziger und der Norddeutschen Hagelversicherung zur VEREINIGTEN HAGEL. Als Erfolgsgarant sieht Langner das bereits von Crusius angewandte Prinzip der Gegenseitigkeit, das gegenüber der auf Gewinnausschüttung orientierten Konkurrenz einen Vorteil brachte. Die Rechtsform des Versicherungsvereins möge auf den ersten Blick altbacken erscheinen, sei aber die Grundlage für nachhaltigen Versicherungsschutz der Landwirte. Gelebt werde die Gegenseitigkeit auch heute durch enge Verzahnung mit dem Berufsstand und gestützt auf die breite Basis des Ehrenamtes. Mittlerweile werden rund 110.000 Landwirte in zehn europäischen Ländern in ihrem Risikomanagement unterstützt. Hagel, Starkregen, Sturm und zunehmend Spätfröste sowie Dürre seien heute und zukünftig noch mehr die Herausforderungen für die Landwirte. „Aber dafür sind wir ja da“, schloss Langner seine Ausführungen ab.

Sowohl die Präsidentin der Universität, Frau Prof. Dr. Lorenz, als auch der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, betonten in ihren Grußworten den wichtigen Beitrag der VEREINIGTEN HAGEL zur Absicherung der landwirtschaftlichen Betriebe. Rukwied brachte es auf den Punkt: „Sie ist eine 200jährige Erfolgsgeschichte der Landwirtschaft.“

„Ein bisschen Weltuntergang ist immer“

So lautete die nicht ganz ernst gemeinte Botschaft von Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Hensel, dem Präsidenten des Bundesinstituts für Risikobewertung. In seinem launischen und unterhaltsamen Festvortrag ging er auf die Diskrepanz von empirisch festgestellten Risiken und der subjektiven Risikowahrnehmung jedes Individuums ein. „Hierzulande bauen wir etliche Airbags in unsere SUVs ein, aber im Urlaub in Bangkok mieten wir uns einen Roller und nehmen ohne jegliche Knautschzone am dortigen Verkehr teil“, führte er den Zuhörern vor Augen. Im Urlaub sei die Risikowahrnehmung schon einmal anders als zu Hause. Außerdem seien drei Viertel der Autofahrer der Ansicht, sie führen sicherer und besser als der Durchschnitt. Auch die Art der Kommunikation sei entscheidend. So habe seine 91jährige Schwiegermutter Marlis bislang für ihre Leben gern Erdbeerjoghurt gegessen – bis zu dem Tag, als im Fernsehen gesagt wurde, zu viel Erdbeerjoghurt sei ungesund. Da seien auch ihm als Berater der Bundesregierung die Argumente ausgegangen. Er riet dazu, alle Meldungen kritisch zu hinterfragen und sich stets eine eigene Meinung zu bilden.

Zeit des Abschieds

Neben der Feier des 200jährigen Jubiläums stand der Festakt auch im Zeichen des Abschieds. Dr. Rainer Langner, seit 28 Jahren Vorsitzender des Vorstands, wird 31. Mai 2024 in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Aufsichtsratsvorsitzender Jens Stechmann würdigte gemeinsam mit seinem Amtsvorgänger Klaus Mugele das Wirken Langners, der insgesamt mehr als die Hälfte seines Lebens nicht bei der VEREINIGTEN HAGEL, sondern für die VEREINIGTE HAGEL gearbeitet habe. Der Erfolg des Unternehmens sei zu einem großen Teil seiner Führung, seiner Weitsicht und seinem Engagement – neben der eigentlichen Vorstandstätigkeit auch in diversen berufsständischen Ehrenämtern – zu verdanken. Dabei habe er in seiner Rolle als Vorsitzender immer ein offenes Ohr für die versicherten Landwirte gehabt und sei ihnen stets auf Augenhöhe begegnet. Die eingangs genannten Prinzipien der Gegenseitigkeit habe er verkörpert wie kaum ein anderer. Stechmann dankte zudem Langners Ehefrau Astrid, die dessen Einsatz erst möglich gemacht habe, indem sie ihm den Rücken freigehalten habe.

„Mir ist um die Zukunft nicht bange“, sagte Langner bei seinen Dankesworten. Er übergab symbolisch ein Steuerrad an das dreiköpfige Vorstandsteam, das den Versicherungsverein in Zukunft führen wird. Dem Vorstand gehören an Dr. Philipp Schönbach (Sprecher), Dr. Jan Keller und Thomas Gehrke.

VDL-Präsident Markus W. Ebel-Waldmann dankte Dr. Rainer Langner auf das Allerherzlichste für sein unermüdliches Engagement um die Belange des Berufsstandes. „Mit Dr. Rainer Langner geht eine Persönlichkeit in den wohlverdienten Ruhestand, die über fast drei Dekaden den VDL stets und maßgeblich unterstützt hat, darunter viele Jahre als Mitglied des Vorstandes des VDL Landesverbandes Hessen. Wir sind Dr. Rainer Langner zutiefst zu Dank verpflichtet. Ob im Haupt- oder im Ehrenamt: Auf Dr. Rainer Langner war stets Verlass! Wir hoffen, dass unser VDL-Mitglied Dr. Rainer Langner uns noch lange als Freund und Ratgeber aktiv begleitet“, so Ebel-Waldmann.

Text: Markus W. Ebel-Waldmann

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